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Ratgeberbücher
Buch Leseprobe Wartesaal zum Kind, Monika Monaco
Monika Monaco

Wartesaal zum Kind


Mann muss noch ein Chaos in sich haben, um ..

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• Eve bekommt in wenigen Tagen ein Baby

 


Ich ziehe gedankenverloren an der Spieluhr und spüre Eves


Vorfreude, die starke Emotionen und Erinnerungen in mir


weckt. Während die ersten Tage, in meiner eigenen Lebensgeschichte


wieder. Zeitversetzt spüre ich, meine biologische


Uhr tickt, mein Kinderwunsch, der noch in Babyschuhen liegt,


erwacht. Brahms Melodie schwingt mich in die Höhen des


Mutterglücks und lädt mich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit


ein, die zu den gedanklichen Anfängen der Existenz


meines Sohnes führt, seine Geschichte wach werden lässt.


 


 • Verschrobene Ansichten: Ein Zwiegespräch mit der


Jugendstildame – die Uhr tickt!


 


Eine Stimme wird lauter. Ich habe die Sehnsucht nach einem


Kind, die sich nicht mehr unterdrücken lässt. Ein noch zu


erledigender Pressetext über die Belle Epoque lässt mich erschöpft


vom arbeitsintensiven Tag in den Ballsaal eilen. Mein


Blick weilt auf der wunderschönen Architektur dieser Epoche.


Während ich den Stuck betrachte und die Rosetten bewundere,


blicke ich plötzlich in die Augen einer dieser Jugendstildamen.


Ist es ihre Mütterlichkeit, die mich in meiner Seele


berührt und diese Sehnsucht urplötzlich in aller Deutlichkeit


im Raum stehen lässt? Ist es die Fruchtbarkeit, die ihr anhaftet,


die mich zu mahnen scheint: Die Zeit läuft, der Beruf


ist nicht alles! Ist es ihre Selbstgefälligkeit, die mich reizt?


Warum glaube ich mich plötzlich gegen ihre überholten, verstaubten


Ansichten verteidigen zu müssen? Zornig halte ich


Zwiesprache mit diesem fordernden, anmassenden Jugendstilweib


aus längst vergangenen Zeiten.


Aus mir spricht der reine Zeitgeist: »Heute hat Frau Optionen.


Sie hat die Wahl. Warum sollte ich ein inspirierendes


und erfülltes Leben in Unabhängigkeit gegen ein unbekanntes


austauschen, um mich womöglich entnervt im Babyalltag mit


Windelwettbewerb und anderen Banalitäten wiederzufinden?


Kenne ich diesen nicht zur Genüge von Freundinnen, die


mir einst nahe standen, und mich mit ihren Themen, im


Spannungsfeld zwischen Nestbautrieb, Muttermilch und Ehefrust,


plötzlich langweilen? Deren unleidige, unersättliche


Bälger uns unserer guten Gespräche berauben. Meine Freundinnen


gleichen Süchtigen, die fremdgesteuert nur noch aus


dem Gefühl der Mütterlichkeit bestehen, deren Augen, Ohren


und Brüste lediglich eine Bestimmung haben. Mütter, die all


ihre vielseitigen Interessen mit der Geburt des Säuglings abstreifen


– ihre Persönlichkeiten sich im Fieber und Schmerz


im Zahnen des Kindes aufzulösen scheinen. Ihr einst geistreicher


Esprit und Elan fliessen mit der Muttermilch förmlich


dahin und haben andauernder Erschöpfung Platz gemacht.


Und doch strahlen sie vor Glück und Erfüllung. Kannst


du das nicht erkennen?« Ich spüre, diese Jugendstildame


ist durch nichts zu überzeugen. Ihre Augen sprechen eine


mir unbekannte Sprache und erinnern mich an die mitleidigen


Blicke, die mich von den frischgebackenen, befreundeten


Müttern treffen, während sie meine Themen, die einst


auch ihr Leben umtrieben, nicht mehr erreichen.


Ich spüre wachsenden Unmut in mir ob so viel Unverständnis


dieser verstaubten Jugendstildame. Auch etwas Eifersucht


über das verlorene Terrain der Verbundenheit, aus welchem


mich diese Schreihälse Nimmersatt meiner Freundinnen vertrieben


haben. Nein, Madame Belle Epoque, kein Bedarf. Hier


tickt lediglich eine Uhr, jene, die mich an meine Verabredung


an der Bar und nicht an Mutter Natur erinnert. Dennoch,


ich vernehme den Ruf der Natur, der einen tiefen Wunsch


nach einem Kind in mir weckt: ein leises Dilemma.


 


 •Wenn Cash Flow und Shareholder Value zum


persönlichen Return on Investment werden


 


Im Glanz der Noblesse wird im Ballsaal der Belle Epoque


eines der besten Geschäftsergebnisse in der Hotelgeschichte


mit Aktionären und anderen illustren Gästen gefeiert. Der


Champagner fliesst und ist prickelnd wie der Unternehmenserfolg,


der auch mich heute zu Höhenflügen verleitet und in


Hochstimmung versetzt. Beschwingt vor mich hin sinnierend,


wie Shareholder Value und erzielter Cash Flow für mich zu


einem ganz persönlichem Return on Investment werden und


mir Lebenssinn verleihen, trifft mich ein mahnender Blick von


Madame Belle Epoque.


Pass auf, diesem Rausch könnte schon bald Ernüchterung


folgen und einer Katerstimmung Platz machen. Deine


biologische Uhr tickt, während du dich den falschen Werten


verschreibst.Ich schlage ihre Warnung mit Leichtigkeit in


den Wind. Heute lasse ich mir durch nichts und niemanden


die Stimmung verderben. Glück ist erfülltes Tun, Madame


Belle Epoque!


 


 • Die Sehnsucht nach Glück nimmt Formen an


 


Im Verkaufsbüro liegt der ausgearbeitete Kaufvertrag der letzten


Luxus-Wohnresidenz vor mir, während im Zauber der


Vergänglichkeit wieder ein spannendes Arbeitsprojekt seinen


Abschluss findet. Ich sehe mich als Marketingverantwortliche


unverhofft, wie die Jungfrau zum Kind, zum Immobilienbusiness


kommend. Schwanger mit dieser neuen beruflichen


Herausforderung, macht sich beseelt vom Ehrgeiz anfangs


Unwohlsein breit. Mein Know-how, meine Kompetenz und


Inspiration wachsen mit dem Fortschritt des Immobilienprojekts.


Während ich als Mitglied der Baukommission Architekturpläne


und Baubeschrieb studiere, erfahre ich Erfüllung


darin, mich mit den unterschiedlichen Anforderungen von


Menschen an eine Ferienresidenz auseinanderzusetzen. Suchende,


die sich mit ihrem Besitzanspruch innerhalb eines


Luxus Resorts vermeintlich ein kleines Stück Glück zu sichern


vermögen. Ihre Augen leuchten, die Vision nimmt mit dem


Ausbau der Residenz Formen an. Während ich Teil dieses


Entstehungsprozesses werde und ihre Lebensgewohnheiten


erfahre, berührt mich ihre Geschichte. Ich begegne glücklichen,


sich im Einklang befindenden Paaren und auch solchen,


die befürchten lassen, dass ihre Beziehung, ob ihrer


Differenzen zur Auswahl des Lavabos, noch vor Fertigstellung


der Wohnresidenz zum Scheitern verurteilt ist. Pubertierende


Kinder und deren anmassende Ansprüche, die mich erstaunen


lassen, dass Eltern noch gewillt sind, diesen überhaupt Raum


zu verleihen.


Das Kind ist mit Herzblut geboren, das Projekt vollendet. Die


Euphorie über den Verkaufserfolg löst sich zeitgleich mit jener


der Residenzbesitzer über die Neuanschaffung eines weiteren


Luxusguts auf. Was bleibt, ist der luftleere Raum der Ernüchterung


und die wiederkehrende brennende Frage nach dem


Glück. Zwar kurzfristig beflügelt von der Leistung, mit neuen


Kompetenzen versehen und in jeder Hinsicht bereichert, ziehe


ich trotz dem Stolz über den erwirtschafteten Unternehmensgewinn


persönlich bittere Bilanz. War es diese Erkenntnis,


vor der mich Madame Belle Epoque zu warnen versuchte?


Werte wie Erfolg, Prestige und Besitz machen nur kurzfristig


glücklich. Mein Selbstbewusstsein ist neu genährt, das Ego


gestreichelt von der Wertschätzung der Käufer und des Verwaltungsrates.


Dennoch macht sich Katerstimmung breit.


 


 •Wenn alles bleibt, wie es ist, wird nichts mehr sein,


wie es war – im Wartesaal des Lebens


 


Ich lasse den Workshop Revue passieren und denke an die


Worte des Referenten, die sich tief in mein Bewusstsein einprägen:


Vergeuden Sie nicht Ihre Zeit im Wartesaal des


Lebens, love it or leave it! Der aktuelle Geschäftsbericht liegt


vor mir. Ich verweile in Gedanken in der langjährigen Hotelgeschichte,


deren Geburtsstunde in der Belle Epoque liegt.


Über Generationen zeigten die Verantwortlichen Pioniergeist


und trotzten den Krisen im schwierigen Umfeld, getragen von


einer gemeinsamen Vision, die sich der Zukunft verspricht.


Das einzig Beständige ist die Veränderung. Ein neues Direktionsehepaar


tritt an und schnell wird klar: Ihre berufliche


Gedankenwelt geht nicht in Resonanz mit meinen Idealen.


Unsere definierten Werte sind nicht konform, während ihre


Vision mich nicht erreicht. Mein Arbeitsfeld, früher Spielwiese


der Selbstentfaltung, kann nicht mehr energetisiert werden,


es kommt einem Minenfeld gleich. Zeit, das Feld zu räumen,


wäre nicht endlich der richtige Zeitpunkt für die natürlichste


Sache der Welt gekommen. I leave it. Ich habe mich


bereits einer anderen Zukunft versprochen.


Das einstige Dilemma zwischen dem Wunsch nach beruflicher


Erfüllung und der tiefen Sehnsucht nach einem Kind hat ein


Ende und weicht einer tiefen Gewissheit: Hier ist nicht Mutter


Natur, die ihre Tribute fordert – triebhaften Reproduktionsanspruch


stellt. Dieser über Jahre gewachsene und tief analysierte


Kinderwunsch ist keine Kopfgeburt, sondern Herzenswunsch.


Der Bauchentscheid für das Kind gibt den Startschuss


für das neue Projekt, die Lebensumstände und der Zeitpunkt


sind ideal.


 


 


 



 


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