In kurzen Sätzen erzählte Alana die ganze Geschichte um Swingards Schmuck und wie sie Schmuckstück um Schmuckstück gefunden hatte. Ebenso erzählte sie auch, wie der Fluch des Seelensammlers bereits von ihr Besitz ergriffen hatte.
„Ich weiß, das klingt vielleicht im ersten Moment alles wie ein erfundenes Märchen. Aber ich kann beweisen, dass alles, was ich dir erzählt habe, der Wahrheit entspricht.“ Alana griff in Andvaris Lederbeutel und holte die Lichtalbe Alva hervor. Augenblicklich tauchte das Leuchten der Albe das gesamte Sprechgitter in goldenes Sonnenlicht.
Das Gesicht eines jungen Mädchens erschien am Fenster. Ein blasses und längliches Gesicht mit wasserblauen Augen, einer spitzen Nase und sehr schmalen Lippen, komplett umrahmt von einer schwarzen Haube mit weißem Schleier.
„Tut das Licht wieder weg, bevor es noch andere sehen“, forderte die Nonne Alana ängstlich auf.
Alana tat wie geheißen und steckte Alva wieder in den Beutel zurück.
„Ich glaube Euch. Auch ohne das Licht. Ich habe Euch bereits erwartet, denn ich habe Euch in meinen Visionen gesehen. Gott, der HERR, hat mir Euer Bild gezeigt“.
Alana ergriff einen der Gitterstäbe am Fenster. „Dann weißt du, weshalb ich hier bin. Gib mir dein Amulett, damit ich den Schmuck in Schwarzelbenheim zerstören kann und von dem Fluch erlöst werde.“
Schwester Dolorosa schüttelte traurig den Kopf. „Mit Verlaub, das kann ich nicht.“
Alana glaubte, sich verhört zu haben. „Was? Was kannst du nicht?“
„Euch das Amulett geben.“
„Wie bitte? Aber wieso denn nicht?“
„Ich brauche das Amulett. Es ist mein Geheimnis. Meine Verbindung zu Gott. Er spricht durch das Amulett zu mir.“
„Aber ich brauche das Amulett auch!“
„Ich kann es nicht hergeben. Selbst Bischöfe kommen zu mir und wollen meine Visionen hören. Wie soll ich es erklären, wenn Gott mir plötzlich keine Bilder mehr schickt? Sie werden denken, ich wäre eine Hexe!“
Alana stiegen Tränen in die Augen. „Aber ohne Perthnir werde ich sterben. Und zwar bald! Ich brauche das Amulett dringend!“