«Nein!» - Christophers Verstand drohte endgültig zu zerspringen. Er war nicht mehr fähig, auch nur einen logischen Gedanken zu fassen. Abrupt war er aufgesprungen und hatte das Spiel abgebrochen, als seine Augen Rebecca erblickten. Er musste zu ihr! Was kümmerte ihn noch diese vermaledeite Orgel, diese sinnlose Fuge? Sie mussten zu Rebecca und sie aus den Klauen dieses lebendigen, widerwärtig stinkenden Alptraums befreien! «Armand! Rebecca - wir müssen ihr helfen!» Ohne eine Reaktion abzuwarten, stürmte der Earl los. «Großer Gott! Duncan!», gellten Armands Rufe durch die Dunkelheit der Kathedrale. Verzweifelt setzte sich der Marquis noch immer gegen die Angreifer zur Wehr und rammte einem der dämonischen Wesen seinen Dolch in eines der hervorquellenden, schleimtriefenden Augen. Das Ritual! Sie mussten es zu Ende führen! Noch waren nicht alle Vorbereitungen- Weitere kreischende Ungetüme krochen heran. Armand trat der ersten Kreatur in die entstellte Fratze und stach bereits nach der zweiten Spottgeburt, als er spürte, wie irgendetwas nach seinem Geist griff. Es waren die Hurentöchter. Sie wollten ihn und die beiden anderen aufhalten, damit sie das Ritual nicht beenden konnten, während in der Zwischenzeit die Toten Götter wiedererweckt wurden. Das war Ronovés Werk! Mit seinen Fingern vollführte Armand blitzschnell bizarre, uralte Gesten, hauchte seinen Atem in das unsichtbare Gespinst vor ihm in der Luft und rief ein fremdartiges Wort. Augenblicklich verwandelte sich die Luft, die die Hurentöchter atmeten, in loderndes Feuer! Dann warf er sich herum und schrie: «Duncan! Gütiger Himmel - so tu doch etwas!»
Clairebournes starrer Blick hatte sich voller Entsetzen auf die grotesken Spottgeburten geheftet, die eine andere Welt, ein obszöner, schauriger Spalt, vor ihnen ausgespien hatte.
Verwachsene, missgestaltete Entitäten, deren Äußeres ein Konglomerat verschiedenster Lebensformen umfasste: Skorpionstacheln, die neben menschlich anmutenden Gliedmaßen hervorwuchsen; insektenartige Facettenaugen, die überproportional vergrößert aus Leibern blickten, die wirkten, als seien drei oder vier menschliche Oberkörper umeinander geschlungen worden und inmitten dieses spinnenbeinigen Schreckens schnappten zischende Mandibeln gierig nach Opfern, um sie den auf widerwärtige Weise nach außen gestülpten Verdauungsorganen zuzuführen. Verständnislos erblickten die Männer Münder und Augen, die man offensichtlich zugenäht hatte - schwingenbewehrte Engel des Schreckens mit schwarzvioletten, gespaltenen Schlangenzungen. Sie alle folgten dem Ruf ihrer Königin, die ihnen den Weg in die Welt der Sterblichen geebnet hatte. Lebende Gesichter, die aus dem zerschmelzendes Gestein des Kathedralengewölbes hervortraten. Nicht-irdische Körper, die sich lasziv aus diesen steinernen Gebärmüttern schälten, sich wie menschliche Insekten an wächsernen, spinnenartigen Fäden von der Decke abseilten. Blutrünstige, mordlüsterne Erinnyen, Seelenverschlinger, Rachegöttinnen, die nur ein einziges Ziel kannten ... Dann sah er Christopher. Der Anblick dieses schreienden, rennenden Bündels Angst riss Clairebourne endlich aus seiner Lethargie. Mit einem Satz warf er sich auf ihn und versetzte ihm eine harte Ohrfeige. «Die Fuge! Ihr müsst sie spielen, verdammt! Was glaubt ihr, was Ihr hier tut?» «Rebecca! Ich muss zu ihr! Dieses Ding-» «Zurück an die verdammte Orgel! Oder wollt Ihr uns alle umbringen?» «Aber Rebecca!» «Wraithe! Ich bedaure es sehr, aber Ihr zwingt mich dazu!» Duncan zog seine doppelläufige Pistole und richtete die gähnenden Mündungen auf Christophers bleiches, vor Sorge und Furcht entstelltes Gesicht. Dann spannte er mit grimmiger Miene beide Abzugshähne.
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Es ist ein blutiger Wettlauf gegen die Zeit:
Duncan Clairebourne bleiben nur wenige Tage, um das Unsagbare zu verhindern, bevor die Sonnenfinsternis anbricht, von der in den kabbalistischen Schriften seines Vaters die Rede ist.
Denn im Licht der schwarzen Sonne werden die Mächte des Bösen auf dem Höhepunkt ihrer Macht sein - und genau zu dieser Stunde wird die Hurentochter Ronové ein diabolisches Ritual zelebrieren, um die jenseitigen Kerker zu sprengen und ihre beiden satanischen Schwestern zu neuem, mordlüsternem Leben zu erwecken!
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Ascan von Bargen Ascan von Bargen
geboren 1976 in Lüdenscheid,
studierte Anglistik und Romanistik in Bochum.
Bereits in jungen Jahren entwickelte er eine glühende Leidenschaft für die Musik und das Schreiben.
2004 erschien sein erstes Mystery-Hörspiel, Annwyn - Die Tore der
Anderwelt, und wurde auf Anhieb in zwei Kategorien ("Bestes
Einzelhörspiel für Erwachsene" "Bestes Cover") für den HÖRSPIEL-AWARD nominiert. Zahlreiche weitere Hörspielproduktionen folgten. 2006 erschien sein erstes Buch, Die Legenden des Abendsterns, 2007 folgte der Roman Lilienblut und die Veröffentlichung des Albums lovesindeath der Band RIOTS, für die er die Gitarren einspielte.
Ascan von Bargen lebt nicht weit von Lüdenscheid entfernt, ist auch nicht verheiratet, arbeitet jedoch an neuen Romanen, Drehbüchern und begeistert seine Nachbarschaft mit lauten E-Gitarren-Riffs.
Ascan von Bargen wird vertreten durch "Schmidt & Abrahams, Literaturagentur für Fantasy, Science Fiction und Historische Romane".
Veröffentlichungen:
Besuch aus der Schattenwelt (Bastei) Das Blut der Engel (Bastei) Das Tor zur anderen Welt (Bastei) Die Legenden des Abendsterns (UBooks) Lilienblut (UBooks) Annwyn - Die Tore der Anderwelt (Maritim) Annwyn - Die Tore der Anderwelt II (Maritim) Requiem I - Nacht des Schreckens (Maritim)
als Co-Autor: Faith - the van Helsing chronicles No. 1 - No. 14
In Vorbereitung:
Requiem II - Margots Blutfest (Maritim), Dark Trace - Spuren des Verbrechens 1: Das zweite Gesicht (Maritim) Mary W. Shelley's Frankenstein (Maritim)
Weitere Bücher des Autors | |
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ISBN13-Nummer: |
9783937536958 | Ausstattung: |
330 Seiten, Broschiert | Preis: |
12,95 € | Mehr Infos zum Buch: |
Website | Verlag: |
Ubooks Verlag |
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