(aus der Kinderzeit, kurz nachdem sich die Augen der Hunde geöffnet haben)
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Aus einiger Entfernung ertönte plötzlich ein seltsames Geräusch. »Was is`n das für`n komisches Geklapper?«, fragte Kito etwas schläfrig, denn er war noch nicht an der Reihe, gewaschen zu werden. Die Warterei hatte ihn schläfrig werden lassen. Klack, klack - klack, klack machte es. Hinzu kam ein seltsames Schnaufen. Das Geräusch kam näher und näher und dann...... Oh Schreck, welch ein Ungeheuer! Riesengroß! Und darauf saß noch ein anderes Ungeheuer und machte »tsch, tsch, brrrr! Und dann stand es vor uns. So schnell wir konnten sausten wir unter Mamas Bauch. »Was ist das?«, fragte ich ängstlich. »Keine Angst Kinder, das ist Scheracky, ein Pferd. Es lebt zusammen mit anderen Pferden hier auf dem Moorhof. Scheracky tut euch nichts. Ihr müsst euch nur vor seinen Hufen in Acht nehmen, denn er kann kräftig treten. Sie hob die rechte Pfote und zeigte nach oben: »Und das da ist Klaus, der schon oft bei euch war, als ihr noch nichts sehen konntet.
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(die Junghunde werden von Menschen begutachtet)
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Ein unheimlich hässlicher, pickelgesichtiger Mann mit langem, ungepflegtem Haar nahm mich vom Boden hoch. Dabei hielt er mich unter den Achseln meiner Vorderpfoten und schüttelte mich. »Kleener, du siehst aber dufffte aus, mit det eene blauet Oooge und det supaaa Fell. Du bist der Richtige für mir. Dir hat mir der liebe Jott jeschickt. Du kommst mit mir uff meene Bude neben de Kölner Uni, wa? Wir beede werden een jutet Team abjeben!« »Autsch, du tust mir weh, Mann«, quengelte ich ihn an. Sein Gesicht war ganz dicht vor mir. »Mein Gott, hat der gelbe Zähne! Solche besitzt ja noch nicht einmal Scheracky. Und seine Augen! Jedes schaut in eine andere Richtung. Zu diesem Typen will ich auf keinen Fall! Wie kann ich den schnell wieder loswerden?
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(während des ersten Arztbesuchs)
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Und da stand ich nun. So mittendrin. Während ein Meerschweinchen laut quiekte: »Seid doch endlich mal ruhig! Wie soll man denn hier ein bisschen schlafen?«, hörte ich das laute Wehklagen eines Artgenossen aus dem Behandlungsraum.» Oooauauauuwaaaahh«, schrie er und kam nach eine Weile später mit seinem Frauchen aus dem Zimmer. Er klemmte seinen Schwanz zwischen die Hinterbeine, hatte so einen komischen Trichter um den Hals, aus dem seine Nase herausschaute Er schlurfte seinem Frauchen regelrecht hinterher. »What did he with you? Was hat er mit dir gemacht?«, fragte ein englischer Windhund.» Er hat mich kastriert, mir meine Männlichkeit genommen!« »My God! How could your family allow such a bad thing? Never you can have an own family! Mein Gott, wie konnten deine Leute so etwas Schlimmes erlauben? Du kannst ja niemals eine Familie gründen!« »Ich verstehe es nicht, ich weiß es nicht! Oooauauauuu, was für ein Schmerz! Ich habe doch nichts Böses gemacht. Bin ab und zu nur den schönen Mädchen hinterher gestiegen. Doch das tut mein Herrchen auch. Aber wird er dafür auch so bestraft? Nein, er nicht!« »I am so sorry for you, my dear! Es tut mir sehr Leid für dich, mein Lieber! Versuche das Beste aus deinem Leben zu machen. Wenn du dich erholt hast, sollten wir uns einmal treffen.« »Danke mein Freund, danke. Du siehst, ich muss gehen. Hoffentlich kann ich mit diesem Ding um meinen Hals in das Auto hinein springen. Oouauauf Wiedersehen, alle zusammen!«
»Mein Gott, wo bin ich hier gelandet, was wird mit mir geschehen?« Ein wenig Furcht verspürte ich nun doch.
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(in der Stadt)
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An der Ecke saß ein Mann und quetschte aus seinem Akkordeon eine Melodie heraus. Dazu sang er mehr schlecht als recht. Dafür warfen vorbei gehende Zweibeiner ihm auch noch Geld in einen auf dem Boden stehenden Blechtopf. An den Hauswänden entlang gehend, las ich die verschiedensten Botschaften, die andere Hunde dort angeschrieben hatten. »Stadthund zu sein, ist doof«, stand dort. »Zieh doch auf`s Land, dort ist es viel schöner als in der Nähe des Bayer Kreuzes«, schrieb ich daneben.»Suche neue Wohnung mit Garten und eine andere Familie. Biete zwei alte, aber noch brauchbare Knochen!« »Ich bin Arco, ein deutscher Schäferhund. Wer kann mir türkisch beibringen, damit ich mein Herrchen besser verstehen kann?« An einer Litfasssäule stand »Bessie, komm zurück zu mir. Ich brauche dich!« Ein anderer Artgenosse schien ein Witzbold zu sein, denn er schrieb »Baum, wenig benutzt, wegen Umzug abzugeben!« Auf der Wand neben dem Eingang zu McDonalds war zu lesen »Ich bin ein Chihuahua und würde gerner größer sein, damit ich unserer Katze in die Augen schauen kann. Wer kann mir helfen?«Die Anzeigen zu lesen, war wirklich interessant. Doch leider zog mein Herrchen mich weiter und so musste ich Schluss machen.
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(im Gespräch mit anderen Tieren)
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»Hey Porky«, sagte ich, wobei ich diesen Namen ausdrücklich betonte, um ihn zu ärgern. Warum blafft er mich auch so von der Seite an. »Was bist du ein unfreundliches, schlechtlauniges Pferd. Ich habe nur eurem Gespräch zugehört und fand das Gesagte ziemlich blöde. Wie kann man so negativ einer Arbeit gegenüberstehen, die getan werden muss? Ist euch nicht bewusst, dass euer tägliches Futter nur durch euren Einsatz sichergestellt ist? Wenn eure Kutsche nicht mehr von Touristen benutzt wird, nur weil ihr keine Lust habt, sie zu ziehen, geht eurer hübschen Wagenlenkerin bald das Geld aus. Dann ist nichts mehr mit Hafer. Dann steht ihr irgendwo auf der Weide, rupft spärliches Gras und schaut dumm über den Zaun. So und nun werde ich Herrchen fühlen lassen, dass wir in eure Kutsche einsteigen sollten. Und lauft ja vernünftig durch die Straßen. Es wird meine erste Kutschfahrt sein, und die möchte ich sicher überstehen.« Porky murmelte noch etwas wie: »Geht dich gar nichts an, wie ich zur Arbeit stehe. Auch unter den Menschen gibt es viele, die keine Lust haben, zu arbeiten. Und Geld für Futter haben`se trotzdem. Vielleicht`n bisschen weniger, aber sie haben`s. Kriegen`se vom Amt umsonst; hab` ich `mal gehört. Warum sollen sie dann arbeiten? Am Besten, du verdrückst dich jetzt mit deinem Anhang. Zisch ab!«
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(auf Reise)
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Kurze Zeit später erblicken wir das etwas erhöht über Taormina stehende »Teatro Greco«, welches aus griechisch-römischer Zeit stammt. Von ihm soll schon der berühmte Dichter Wolfgang von Goethe während seiner Italienreise gesagt haben, es sei das schönste Theater der Welt. Ein Schild huschte vorbei. »Uscita Giardini, 12 Km« war dort zu lesen. Bald würden wir unser Ziel erreicht haben. Die Ausfahrt kam, wir verließen die Autostraße und ... booooaaaaahhh ... was für ein Anblick! Vor uns, in seiner ganzen Pracht, lag der über Dreitausend Meter hohe Monte Etna, der Ätna. Vor ihm war ein lang gestrecktes Tal zu sehen, welches mit dem dunklen Grün der Zitronen- und Orangenhaine und einem Teppich verschiedenfarbig blühender Blumen gefüllt zu sein schien. Darüber leuchtete das Grün der Weinreben und das Weiß und Rosa blühender Apfel- und Birnbäume. Dazwischen liegende dunkle Korkeichen- und Edelkastanienwälder boten dazu einen besonderen Kontrast. Von weiter oben leuchtete gelber Ginster weit in das Land hinein. Wiesen dehnten sich bergan bis hin zu den schwarzen Lavafeldern. Hoch auf dem Gipfel lag das majestätische Weiß der gewaltigen Schneehaube, die der letzte Winter dort oben hinterlassen hatte. Und darüber stand eine sich im Wind kräuselnde gelblich-braune Wolke; Rauch der sich aus der Tiefe des Vulkans bis zum Himmel hinauf bewegte. Diesen Anblick würde ich niemals vergessen. Der »Mongibello«, Berg der Berge, wie ihn die Sizilianer gleichermaßen respekt- und liebevoll nennen, sollte in den kommenden Tagen unser ständiger Begleiter werden.
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(aus Liebe und Eifersucht)
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Und da sah ich sie! »Wie sie heute aussieht, ganz verändert; viel heller!« Der Schmutz von Gestern war verschwunden. Fast weiß leuchtete ihr Fell in der Mittagssonne. Ein paar karamellfarbene Flecken auf dem Rücken und die ebenso gefärbten Ohren gaben ihrem Aussehen eine ganz besondere Note. Doch das Tollste waren ihre tiefbraunen Augen, deren Wirkung noch von weißen Wimpern verstärkt wurde. Ich fand, dass sie trotz ihres abgemagerten Körpers sehr schön aussah. Sie kam mir mit dem Schwanz wedelnd und mit schwingenden Hüften entgegen. Ihre langen, schlanken Beine schienen über den Boden zu
schweben. Mein Blick traf den ihren, drang in die unergründliche Tiefe ihrer Augen ein, und da war es um mich geschehen. Ich hatte mich mit diesem ersten Blick in sie verliebt. Noch wenige Schritte und sie würde mich erreicht haben. Verflixte Leine, an der ich hing. Wäre sie nicht, könnte ich ihr schneller entgegenlaufen. Endlich, sie war mir nahe und .... ging an mir vorbei, würdigte mich keines weiteren Blickes. Zeigte mir ihre Verachtung für mein gestriges Benehmen. Sie lief direkt auf Herrchen zu, freute sich über das Wiedersehen. Schniefte, fiepste vor Freude. Warf sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen. Streckte alle Pfoten hoch in die Luft. »Und meine Beiden! Natürlich! Fallen auf dieses Theater herein; liegen fast neben ihr auf dem Boden.« »Da bist du ja! Wo warst du denn?«, der eine. »Du bist aber hübsch! Komm mal her! Ach nein ist die lieb!«, die andere. »Widerlich! Ich glaube, ich bin im falschen Film. Was ist das hier? Wer redet von mir? Die kennt keiner und trotzdem so ein Quark. Ist ja voll krass, so ein Benehmen. Und sie? Ich schmachte sie an, aber sie übersieht mich einfach. Bin ich etwa Luft? Oder so wenig ansehnlich? Das kriegt sie zurück!