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> Tierbücher > Die Biedermanns und ihre Pferde
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Tierbücher
Buch Leseprobe Die Biedermanns und ihre Pferde, Martina Sein
Martina Sein

Die Biedermanns und ihre Pferde


Die Jugend und was dazugehört

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„Heute kommt ein neues Pferd“, erklärte Mama beim Frühstück. Papa hob den Kopf. „Einsteller, Ausbildung oder Korrektur?“ „Sowohl als auch. Also, es handelt sich um ein vierzehnjähriges Mädchen mit ihrer Stute. Die beiden gehen eigentlich Dressur, hatten allerdings einen Unfall in der Halle. Seitdem kriegt das Pferd die Krise, wenn ihm beim Reiten ein anderes zu nahe kommt. Kannst du natürlich auf einem Abreiteplatz vergessen. Jetzt soll ich das gute Tier wieder hinbiegen und danach mit beiden trainieren.“ „Das ist doch mal eine Kombination, die wir noch nicht hatten. Wenn die Kleine am Ende bei uns bleiben soll, von welchem Stall kommt sie denn?“ „Nicht aus der Gegend“, berichtete Mama weiter. „Der Vater hat mir erzählt, dass er alleinerziehend ist, das aber eh kaum mit der Arbeit unter einen Hut bekommt. Dafür wohnt die Oma wohl hier irgendwo. Deshalb zieht das Mädel jetzt zu ihr, und das Pferd kommt zu uns. Praktischerweise ist die gute Frau gerade in Rente gegangen. Drum konnten sie das auch vorher nicht schon machen. Die ist wohl froh, wenn sie jetzt gleich eine neue Aufgabe hat.“ „Sag mal, hat der dir gleich seine ganze Lebensgeschichte erzählt?“, hakte Papa nach. „So ungefähr“, gestand Mama und lachte. „Brauche ich dir ja nicht alles weiterzugeben. Sandy, ich glaube, für dich wird es Zeit, oder?“ Erschrocken schaute Sandra auf die Uhr. Tatsächlich, sie musste los, wenn sie den Bus nicht verpassen wollte. Sie war dem Gespräch so interessiert gefolgt, dass sie überhaupt nicht mehr auf die Zeit geachtet hatte. Rasch packte sie ihre Brotzeitbox ein, warf sich ihren Rucksack über den Rücken und zog sich ihre Sandalen an. Irgendwie fühlte sich das an den Füßen im Sommer immer komisch an. Meistens steckten die nämlich in Reitstiefeln oder zumindest Stiefeletten. So luftig war Sandra selten unterwegs, denn im Umgang mit Pferden wäre derartiges Schuhwerk ziemlich unpraktisch gewesen. An der Bushaltestelle warteten Sandras Cousine Yvonne und ihre beste Freunde Claudia. „Wo bleibst du denn?“, drängte Claudia. „Wir haben schon gedacht, du kommst heute gar nicht mehr.“ Da rollte auch schon der Bus heran. So musste Sandra warten, bis sie Sitzplätze gefunden hatten, ehe sie den beiden erzählen konnte, was sie gerade am Frühstückstisch erfahren hatte. Claudia meinte: „Hm, die ist also nur ein bisschen jünger als wir. Wenn sie aber eigentlich Dressurturniere geht, ist sie vielleicht ein bisschen eingebildet.“ „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, rief Sandra empört aus. „Meine Mutter war nie eingebildet, meine Tante und mein Bruder auch nicht.“ „Ihr seid ja auch keine normale Turnierreiterfamilie“, erklärte Claudia entschieden. „Sieht man doch schon an der Pferdehaltung.“ Damit hatte sie natürlich absolut recht. Im Gegensatz zu vielen Turnierställen durften die Pferde der Biedermanns in einer großen Herde täglich auf die Koppel. Die eigenen lebten sogar in geräumigen Laufboxen, wenn sie gerade nicht draußen sein konnten. Mama hatte von Anfang an großen Wert darauf gelegt. Dennoch wollte Sandra nicht alle anderen über einen Kamm scheren. Sicher gab es welche, die dachten, sie wären etwas Besseres, nur weil sie Wettkämpfe bestritten, aber die mussten nicht die Mehrheit ausmachen. „Selbst wenn, dann erzieh‘n wir die ganz schnell“, meinte sie daher zuversichtlich. „Bei Mama lernt sie auf jeden Fall als Erstes, dass das Pferd vor dem Reiter kommt.“ „Aber hallo!“, rief Yvonne aus. Inzwischen war auch Marie, Yvonnes beste Freundin zugestiegen. Sie hatte dem Gespräch bisher nur gelauscht. Nun meinte sie: „Vielleicht ist sie ganz verschüchtert, weil sie ja hier außer ihrer Oma niemanden kennt. Wie so jemand sich dann verhält, kann man ja gar nicht vorhersagen.“ „Wir werden es wohl abwarten müssen“, stellte Claudia fest. „Aber gespannt bin ich ja schon auf die. Wie heißt sie denn? Und ihr Pferd?“ Sandra zuckte mit den Schultern. „Das hat Mama nicht gesagt.“ Nach der Schule nahm Sandra ausnahmsweise nicht den direkten Weg nach Hause, sondern begleitete zuerst Yvonne zum Bungalow, in dem die mit ihrer Familie lebte. Dann ging Sandra alleine weiter. Sie hatte kaum ein paar Schritte auf dem Gehweg gemacht, als ein Kleinlaster von hinten kam und auf ihrer Höhe hielt. Das Fenster wurde heruntergelassen. In der Öffnung erschien ein dunkelbrauner Lockenkopf mit einem lustigen Gesicht. „Sorry, wir suchen die Keltenschanze. Da muss es hier irgendwo reingehen“, rief das Mädchen. Neben dem Mädchen saß ein Jagdhund, der seinen Kopf nun ebenfalls zu dem geöffneten Fenster gedreht hatte und Sandra mindestens genauso gespannt ansah, wie umgekehrt. Sandra wandte den Kopf nach hinten und erkannte schnell, dass es sich um einen Pferdetransporter handelte. Als dann auch noch ein Wiehern erklang, war Sandra sich sicher. „Du bist die neue Einstellerin mit dem Pferd, das keine anderen beim Reiten mag?“ „Ja, Miriam Geistler – Miri“, antwortete das Mädchen. „Kennst du etwa den Reitstall Trautberg?“ „Ich wohne da“, gab Sandra lachend zurück. „Also, ihr fahrt einfach geradeaus weiter und die nächste rechts rein. Dann kommt die alte Reithalle mit einem Parkplatz davor.“ „Cool, danke. Dann sehen wir uns ja gleich, oder?“ „Ich bin auf dem Heimweg von der Schule“, bestätigte Sandra. „Bis gleich.“ Der Fahrer hatte bereits wieder Gas gegeben, während Miriam aus dem Fenster winkte. Sie machte Sandra im ersten Moment weder einen eingebildeten noch einen schüchternen Eindruck. Überhaupt hatte sie sich das Mädchen ganz anders vorgestellt. Sandra hatte eher das Gefühl, Miriam könnte ziemlich Schwung in den Stall bringen, so, wie sie gerade eben aufgetreten war. Da Sandras Neugierde jetzt erst recht geweckt war, rannte sie das letzte Stück nach Hause. Sie kam nicht lange nach dem Lkw an. Gerade waren Miriam, der Fahrer und der Hund ausgestiegen. Miriam entdeckte Sandra und winkte. „Cool, dass du auch schon da bist. Dann kannst du mir doch sicher sagen, wo wir hinmüssen?“ „Bestimmt hat Mama euch in einer Außenbox untergebracht. Ich glaube, im Stall selber ist eh gerade nichts frei. Wie heißt dein Pferd denn? Mama hat gesagt, es ist eine Stute.“ „Ja, meine Mirabella“, antwortete Miriam. „Ist doch witzig, oder? Wir sind Mira und Miri.“ „Mira haben wir auch schon eine“, erzählte Sandra. „Sie spielt die Aufpasserin bei den Absetzern.“ „Zufälle gibt’s“, rief Miriam aus. Dann deutete sie auf ihren Hund. „Und das ist Rika.“ Dann öffnete sie die Klappe, und Sandra starrte nicht – wie erwartet – auf ein großes Pferd, sondern auch noch auf ein Pony. „Wer ist das denn?“ „Das ist Glanna. Ich bin zwar leider zu groß für sie geworden, aber trennen mochte ich mich deshalb noch lange nicht von ihr. Das würden die beiden auch nicht verstehen, weil sie sich so gern haben und schon eine ganze Weile immer beisammen sind. Meinem Vater wurde gesagt, die Boxen wären hier schön groß. Da können die beiden zusammen rein.“ „Da bin ich ja mal gespannt, was Mama dazu sagt“, brummte Sandra. Ganz selbstverständlich band sie jedoch Glanna los, nachdem Miriam ihre Mirabella aus dem Transporter führte. So schnell konnte Sandra dann allerdings gar nicht reagieren, wie die kleine Stute sie zu dem Rasenstück zog, das auf der anderen Seite der Zufahrt lag. Miriam lachte. „Sorry, vielleicht hätte ich dich vorwarnen sollen. Glanna ist leider total unerzogen, seit ich sie nicht mehr reite. Die scheint sich zu denken, dass sie jetzt alles darf, wo sie keine Pflichten mehr hat.“ „Das sollten wir ihr ganz schnell wieder abgewöhnen“, stellte Sandra fest. Mit sanftem Zupfen am Halfter kam sie bei Glanna kein Stück weiter. Die Stute fraß einfach, als wäre nichts, und ignorierte sie. Also änderte Sandra ihre Taktik. Sie nahm das Ende des Führstricks und begann, dieses so zu schwingen, dass sie das kleine Pferd bei jeder Umdrehung kurz berührte. Das tat nicht weh, wurde aber auf Dauer nervig. Genau an dem Punkt hob Glanna dann von selbst ihren Kopf. Sofort hörte Sandra auf und forderte das kleine Pferd auf, ihr zu folgen. Glanna hatte jedoch andere Pläne. Sie ging zwei Schritte und hatte die Nase bereits wieder im saftigen Grün versenkt. Also begann Sandra von vorne. Diesmal reagierte Glanna schon schneller. Nach zwei weiteren Versuchen seitens der Stute, sich eine extra Mahlzeit zu gönnen, ließ sie sich endlich zum Hof führen. Miriam meinte anerkennend: „Cool! Ich habe noch nie gesehen, dass jemand Glanna so schnell vom Gras wegbekommen hat. Normalerweise würde ich eine halbe Stunde brauchen, um das Stück hier entlang mit ihr zu gehen.“ „Ist nicht dein Ernst!“, rief Sandra entsetzt aus. Daraufhin zuckte Miriam nur mit den Schultern. Zum Glück entdeckte Sandra gleich Andy, der kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Pferdepfleger stand. „Weißt du, in welche Box Mirabella kommt?“ „Ja, die haben wir fürs Erste in der Eckbox drinnen.“ „Stimmt ja!“ Sandra schlug sich mit der freien Hand gegen die Stirn. „Da ist ja noch was frei.“ Nun fiel Andys Blick auf Glanna. „Wer ist das denn?“ „So etwas Ähnliches wie Schlappi zu Gina.“ Sofort meldete sich Miriam wieder zu Wort: „Wer sind Schlappi und Gina?“ „Mein Beagle und mein eigenes Pferd. Die waren absolut unzertrennlich. Gina haben wir auf einem Pferdemarkt entdeckt. Sie sollte eigentlich zum Schlachter, weil sie als unreitbar gegolten hat. Der Händler wollte Schlappi dann auch gleich einschläfern lassen. Zwei junge, gesunde Tiere! Das musst du dir einmal vorstellen. Jedenfalls hab ich meine Eltern rumgekriegt, dass sie Gina gekauft haben, und Schlappi ist dann gleich mitgekommen. Die erste Zeit hat Schlappi sogar in einer Hundehütte im Offenstall mit Katzentoilette gewohnt. Vor ein paar Monaten musste sie dann operiert werden. Da ging es nicht mehr anders, als dass sie mit in die Wohnung gekommen ist. Seitdem ist sie nicht mehr so abhängig von Gina.“ „Was für eine schöne Story. Ich steh auf so was“, gestand Miriam. Sandra ging nun voran und führte Glanna in die Eckbox. „Bring Mirabella auch hier rein!“, erklärte sie. „Oh, und dann muss ich dringend zum Essen hoch.“ „Kein Problem. Der Fahrer bringt mich gleich noch zu Oma, dass ich mein Zeug bei ihr ausladen kann. Danach schlage ich wieder hier auf. Bist du bis dahin fertig?“ „Viele Hausaufgaben haben wir heute nicht gekriegt. Ich denke, dann treffen wir uns wieder im Stall. Nur eine Frage noch: Was ist Glanna eigentlich für eine Rasse? Wenn sie nicht so klein wäre, würde ich auf Isländer tippen.“ Stolz strahlte Miriam. „Volltreffer! Glanna bedeutet so viel wie die Rasante. Passt auch zu ihr. Als ich sie noch regelmäßig geritten habe, war sie echt brav, aber wenn es jetzt jemand versucht, dann erlebt der sein blaues Wunder. Wir haben zwei Versuche mit einer Reitbeteiligung gemacht, aber die sind beide nur zum Probereiten gekommen und haben sich nie wieder gemeldet.“ „Alles klar. Dann bis später.“ Sandra lief nun schnell die Außentreppe hoch, die zu der Wohnung über dem Pferdestall führte. Tatsächlich saßen Mama, Papa, Sandras kleine Schwester Paulina, der ehemalige Au-pair Mika und dessen Tochter Janni bereits am Tisch. „Wo bleibst du denn heute?“, fragte Mama mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. „Das glaubt ihr mir fast nicht!“, rief Sandra aus. „Auf dem Weg von Yvonne hierher hab ich dein neuestes Sorgenkind getroffen. Die haben nicht hergefunden. Jetzt habe ich beim Ausladen geholfen und so.“ „Was sollen wir dir daran denn nicht glauben?“, hakte Papa nach. „Zum einen ist es nicht ein Pferd, es sind zwei, die da heute bei uns eingezogen sind. Miriam hat auch ihren zu klein geratenen Isländer Glanna mitgebracht. So etwas Unerzogenes habe ich noch nicht erlebt. Die hat mich zum Gras geschleift, als wäre ich nicht da. Keine Sorge, ich habe ihr schon die Meinung gesagt. Am Ende hat sie sich von mir führen lassen. Und dann erst Miri selbst! Das ist eine Nudel, sage ich euch. Ihr werdet sie nachher gleich kennenlernen. Sie will nur ihre Sachen zu ihrer Oma bringen und dann gleich wieder herkommen.“ „Jetzt bin ich gespannt“, meinte Papa. Mama nickte zustimmend. „Der Vater hatte schon so etwas erwähnt, dass er mit Miriams Temperament nicht immer so ganz Schritt halten kann. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er übertreibt.“ „So, wie ich Miri gerade kennengelernt habe, hat er eher untertrieben“, erklärte Sandra. „Dass Glanna so aufmüpfig ist, ist echt schade. Die hätte genau die richtige Größe für Connie.“ Yvonne hatte noch eine Schwester. Genau genommen hatten ihre Eltern ein Pflegekind aus Südamerika bei sich aufgenommen. Conchita war schon ganz mit dem Pferdevirus angesteckt, wie Mama das nannte. Sie ritt meistens auf Daisy, dem Welsh Cob von Sandras älterem Bruder Josef. Der hatte den Hof allerdings für sein Studium verlassen. Daisy stand ansonsten Yvonne uneingeschränkt zur Verfügung. „Vielleicht haben wir ja dann beide jetzt eine Aufgabe“, meinte Mama. „Ich übernehme das Großpferd und du das kleine.“


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