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> Krimi Thriller > Der Tod, den niemand sehen kann
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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Der Tod, den niemand sehen kann, Dania Dicken
Dania Dicken

Der Tod, den niemand sehen kann



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Prolog


 


Er versuchte, seine Todesangst zu ignorieren. Er durfte sie nicht zulassen. Wenn er jetzt den Kopf verlor, würde das übel ausgehen – nicht nur für ihn, sondern auch für Katrina. 


Mit Herzrasen versuchte er, sich auf den Verkehr zu konzentrieren und den Mann mit der Waffe auf dem Beifahrersitz neben sich zu ignorieren. Einfach nicht dran denken. Er würde tun, was man ihm befahl, und dann würden sie ihn und Katrina schon laufen lassen. Das hatten sie gesagt – und er wollte es gern glauben. Er musste einfach. 


Angespannt hatte er die Hände ums Lenkrad gelegt, klammerte sich regelrecht daran fest. Seine Hände waren eiskalt und schweißnass. Nervös starrte er auf die rote Ampel. 


„Tu einfach, was wir gesagt haben. Du gehst da gleich rein und holst das Zeug. Nichts weiter. Du gibst es mir und dann war es das auch schon – und du und deine Freundin könnt weiterleben.“ 


Neil schluckte und starrte weiter auf die Ampel. Angst schnürte ihm die Kehle zu. 


„Hast du verstanden?“ 


Jetzt nickte Neil hastig. Ja, er hatte verstanden. Er würde es einfach tun. Das war er Katrina schuldig. 


Katrina ... Er versuchte, nicht daran zu denken, wie sie ihn angesehen hatte. Flehend, voller Furcht. Sie hatte etwas sagen wollen, es aber nicht gekonnt. 


Dieses Bild würde er niemals wieder vergessen – seine Freundin an einen Stuhl gefesselt, geknebelt und in Tränen aufgelöst. Sie hatte ängstlich gewimmert, aber das konnte er verstehen. Schließlich hatte dieser andere Typ ihr die ganze Zeit über eine Waffe an den Kopf gehalten. 


Er hätte einfach die Tür nicht öffnen dürfen. Warum hatte er das getan? 


Die Ampel sprang auf Grün und er bog ab auf den Parkplatz des Krankenhauses. Dort hielt er unweit des Seiteneingangs und atmete tief durch. 


„Alles klar? Nicht vergessen – du holst es und verschwindest wieder. Und du verrätst niemandem ein Sterbenswort, sonst ...“ Mit der linken Hand hob der Mann sein Handy, um ihm zu verdeutlichen, dass er dann seinen Partner anrufen würde, der noch bei Katrina war. Neil glaubte ihm und nickte hastig. Sein Blick fror auf der Waffe fest, die der Mann in der rechten Hand hielt. 


„Bin gleich wieder da“, sagte Neil und stieg aus. Zu Hause hatte er schon seine Arbeitskleidung angezogen, um hier nicht weiter aufzufallen, und betrat das Krankenhaus. Er ging am Empfang der Notaufnahme vorüber, grüßte die Kolleginnen mit einem Nicken und versuchte, keine zu hastigen Schritte zu machen. Er öffnete eine Brandschutztür, folgte einem langen Gang und bog zur radiologischen Abteilung ab. Blieb jetzt bloß zu hoffen, dass der Sicherheitscode des Materialraumes zwischenzeitlich wirklich nicht geändert worden war ... 


In der Radiologie war um diese Zeit kein Betrieb, nicht einmal der Empfang war besetzt. Ein Schild über einem Klingelknopf besagte, dass man ihn drücken sollte, wenn man Hilfe benötigte. Neil ging daran vorüber und öffnete die Tür zum nächsten Gang. Unruhig schaute er sich noch einmal um, aber er war allein. Niemand zu sehen. Einzig die Kamera über der Tür nahm ihn auf, aber damit musste er jetzt leben. Vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. 


Er zog seine Karte durch das Lesegerät neben der Tür und gab anschließend den Sicherheitscode ein. Bitte, Gott, lass ihn noch stimmen ... 


Ein Piepen verriet, dass die Tür entriegelt wurde. Neil öffnete sie und betrat den Materialraum. Hier lagerten mehrere Bleibehälter, die mit Warnhinweisen versehen waren: radioaktives Material – Lebensgefahr. Seine Hände zitterten wie Espenlaub, als er vor dem Regal stand und die Bleikapseln zögerlich ansah. Er sollte eine nehmen, hatten die Männer gesagt. Eine von weiter hinten, damit das Fehlen nicht gleich so auffiel. 


Die Warnhinweise ließen ihn nervös werden. Er wusste, in den Bleikapseln war das radioaktive Material sicher verwahrt – aber er würde gleich einem Mann mit einer Schusswaffe eine dieser Kapseln aushändigen. Aushändigen müssen. 


Verkaufte er hier gerade seine Seele? 


Er griff seitlich in das Regal und nahm eine der Kapseln heraus. Auch diese trug einen Aufkleber mit dem Warnzeichen und außerdem die Bezeichnung 137CS für Cäsium-137. Hoch radioaktiv. Beta- und Gammastrahler mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren und einer Aktivität von über drei Milliarden Becquerel. 


Bitte, lieber Gott, hilf mir. 


Neil nahm die Kapsel mit beiden Händen und steckte sie in den mitgebrachten Rucksack. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus. Niemand zu sehen. Er straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zum Ausgang, den Rucksack über eine Schulter gehängt. 


Sollte er wirklich nicht die Polizei verständigen? 


Doch er hatte die Männer gehört. Wenn er nicht wiederkam und sie das Gefühl hatten, dass etwas schief lief, würde Katrina sterben – und das konnte er nicht zulassen. Das ging einfach nicht. Sie hatte doch nichts damit zu tun – und er liebte sie so sehr ... 


Ungehindert verließ er mit dem Rucksack das Krankenhaus und kehrte zu dem Auto zurück, in dem der Mann mit der Waffe auf ihn wartete. Neils Schritte verlangsamten sich, als er sich dem Auto näherte, doch schließlich öffnete er die Fahrertür und stieg ein. Sofort riss der Mann ihm den Rucksack aus den Händen und schaute hinein. Beim Anblick des Bleibehälters stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. 


„Gab es Schwierigkeiten?“ 


„Nein, gar nicht“, erwiderte Neil tonlos und räusperte sich. „Bitte, rufen Sie Ihren Partner an und sagen ihm, dass er meine Freundin gehen lassen soll.“ 


„Augenblick. Immer mit der Ruhe. Runter vom Parkplatz. Fahr los.“ 


Neil resignierte innerlich, aber er tat es. Er startete den Motor und fuhr los. Im Augenwinkel sah er, wie der Mann nach seinem Handy griff und eine Nachricht schrieb, aber Genaueres konnte er nicht erkennen. 


„Fahren wir zum Treffpunkt“, sagte er. „Ich habe meinem Partner Bescheid gesagt, dass er mit deiner Freundin herkommen soll.“ 


„Okay“, erwiderte Neil leise. „Wohin?“ 


„Da vorne links.“ 


Neil bog ab und folgte dem Straßenverlauf auf den Highway 1. Sein Beifahrer sagte nichts. Neil hatte Herzrasen, denn noch war die Gefahr nicht gebannt. 


„Gleich rechts auf die Saratoga Avenue“, sagte der Mann nach einer Weile. Neil setzte den Blinker, bog ab und fuhr auf Anweisung auch an der nächsten Kreuzung rechts. Sie durchquerten ein Industriegebiet, zu ihrer Linken erhob sich ein Baumarkt. Neil fuhr einfach weiter, vorbei an einem riesigen Depot des United States Postal Service, als der Mann plötzlich sagte: „Hier links.“ 


Sie bogen ab und folgten dem Straßenverlauf um eine scharfe Kurve. Jetzt war die Straße nur noch einspurig und verlief parallel zu Bahngleisen. Sie näherten sich einer Brücke, als der Mann sagte: „Hier anhalten.“ 


Neil bremste und blieb vor der Brücke stehen, die sich über die Straße und die Gleise spannte. Oranges Licht von der Straßenbeleuchtung in der Nähe hüllte die Unterführung in eine gespenstische Atmosphäre. 


„Wo sind sie denn?“, murmelte der Mann und stieg aus. „Komm.“ 


Neil wunderte sich zwar, aber er war froh, dass auch er aussteigen durfte. Hoffentlich kam dieser Kerl mit Katrina bald ... Er hatte ja seinen Teil erfüllt und ihnen das Cäsium gebracht. 


Der Mann schaute sich um, immer noch die Waffe in der Hand. Neil verschränkte fröstelnd die Arme vor der Brust. In der Nähe kreischten die Schienen, als ein Zug vorüber fuhr. Ansonsten war es still. 


„Auf die Knie, Hände hinter den Kopf“, befahl plötzlich die Stimme des Mannes. Neil konnte ihn nur im Augenwinkel sehen und erstarrte. 


„Was soll das? Was haben Sie vor?“ 


„Hast du ernsthaft geglaubt, wir lassen Zeugen am Leben?“, fragte der Mann. „Auf die Knie!“ 


Neil konnte sich nicht rühren. Er wollte schon etwas sagen, wollte um sein Leben flehen, um Katrinas – doch er hörte, wie die Waffe entsichert wurde. Der Mann trat vor ihn und baute sich hünenhaft vor ihm auf. Tränen brannten in Neils Augen, Panik wallte in ihm auf. Sein letzter Gedanke, bevor es knallte und alles schwarz wurde, galt Katrina. 


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