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Belletristik
Buch Leseprobe Three Night Stand , Ina Linger und Cina Bard
Ina Linger und Cina Bard

Three Night Stand


Liebe ist simpel

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1


 


 


 


Ein Kitzeln an ihrem Ohr. Das war es, was sie als allererstes wahrnahm, als sie ganz langsam aus der Welt der Träume hinüber in die Realität glitt. Warme Luft, die immer wieder an ihrem Ohrläppchen vorbei über ihren Hals blies, dort eine leichte Gänsehaut hinterlassend. Dann waren da dieser schwere, warme Druck auf ihre Taille und Geräusche… nicht fremd an sich, aber fremd in dieser Situation, störend in dieser sonst so schönen Phase des langsamen Erwachens an einem freien Tag: Das Ticken eines Weckers ganz in ihrer Nähe, Straßenlärm, der aus einem gewissen Höhenunterschied zu ihr herauftönte, ihren noch so betäubten Gehörsinn aktivierte und dabei diese leichte Irritation hervorrief, die ihr Verstand selbst schon in diesem benebelten Zustand zulassen konnte. Und dieses andere Geräusch dicht hinter ihr, welches das Kitzeln an ihrem Hals begleitete… Das klang beinahe wie das ruhige Atmen einer anderen Person.


Lisa riss gewaltsam ihre Lider auf und verfluchte sich im nächsten Augenblick schon beinahe wieder selbst dafür. Gleißend helles Licht stach ihr in die empfindlichen Augen und durch ihre Schläfen zog ein scharfer Schmerz, der sie sofort wieder die Augen zusammenkneifen ließ und sich nur Sekunden später in ein ebenso unangenehmes, schmerzhaftes Pochen verwandelte. Ganz gleich, was sie in der gestrigen Nacht alles getan hatte, eines stand schon einmal mit Sicherheit fest: Sie hatte zu tief ins Glas geguckt und musste nun dafür bezahlen – mit Kopfschmerzen und Gedächtnisverlust, wie es aussah.


Was war nur gestern geschehen? Und wo zur Hölle war sie jetzt? Karen hatte sie dazu gebracht, am späten Abend mit ihr auf die Party eines Bekannten zu gehen, um endlich mal wirklich zu ‚relaxen‘. Und das hatte sie wohl getan, mit zu viel Alkohol und… Gott-oh-Gott! Nicht damit! Bestimmt nicht damit!


Sie atmete tief durch und hob nun sehr viel vorsichtiger als zuvor die Lider, blinzelte gequält in das helle Tageslicht, das durch das geöffnete Fenster einen halben Meter von ihr entfernt in den großen Raum fiel. Helles Parkett, weiße Wände, helle, schlichte Möbel – definitiv nicht ihr Zimmer. Wie sollte das auch möglich sein? Schließlich war sie erst vor zwei Tagen in die Staaten eingereist. Doch es war auch nicht das Hotelzimmer, das sie gemietet hatte, oder das Wohnzimmer ihrer Freundin Karen, das diese ihr als Übernachtungsmöglichkeit angeboten hatte, kurz bevor sie zu der Party aufgebrochen waren.


Lisa schluckte schwer, während ihre Augen beinahe ängstlich durch das Zimmer huschten. Da lag Kleidung vor dem Bett… wenn sie sich nicht irrte, ihre eigene. Das Kleid, das sie gestern Abend angezogen hatte, ein paar Schritte weiter neben einem Herrenshirt ihr BH… ihr Slip… Ihr wurde schlecht, schlechter, als ihr ohnehin schon war. Oh Gott, hatte sie es etwa wirklich getan? Diese eine Sache, die sie sich noch nie zuvor getraut hatte zu tun? Da war dieser Kerl gewesen: groß, dunkel, mit diesem männlichen, aber doch irgendwie jungenhaften Charme. Sie konnte sich an sein Lächeln erinnern und diese vielen kleinen Fältchen um seine Augen herum, die sich immer gebildet hatten, wenn er lachte…


Sie bewegte vorsichtig den Kopf, versuchte an ihrem eigenen Körper hinabzusehen, festzustellen, ob dieser Druck auf ihre Taille tatsächlich durch das verursacht wurde, was sie mit klopfendem Herzen bereits erwartete. Ein leicht behaarter Männerarm – natürlich, was hätte es auch anderes sein sollen? Sie schloss die Augen, versuchte den Kloß, der sich augenblicklich in ihrem Hals gebildet hatte, wieder herunterzuschlucken.


‚Keine Panik!‘ sprach sie sich selbst zu. ‚Einfach ganz ruhig und cool bleiben. Du hast mit einem dir völlig fremden Mann geschlafen – na und?! Ein netter One-Night-Stand hat noch niemandem geschadet… Und da dir auch die Erinnerung daran fehlt – was soll’s?‘


Seine Lippen auf den ihren, sein heißer Atem auf ihrer Haut, sein tiefes Stöhnen dicht an ihrem Ohr. Nackte Haut auf nackter Haut… Wie wundervoll sich das anfühlte… Ihre Finger krallten sich fest in die Muskulatur seines…


Lisa riss entsetzt die Augen auf, konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, nach Luft zu schnappen. Ganz so erinnerungslos war sie dann wohl doch nicht. Großer Gott – wenn sie sich nicht irrte, hatte sie sich so gehen lassen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Wie peinlich! Sie war doch sonst nicht so. Und sie konnte diesem Mann jetzt unmöglich in die Augen sehen, geschweige denn mit ihm sprechen – jedenfalls nicht, ohne dabei vor Scham im Erdboden zu versinken. Was bedeutete, dass sie irgendwie aus dem Bett herauskommen musste, ohne ihn zu wecken. Bloß wie?


‚Erst einmal tief durchatmen und dann weiter sehen, Lisa‘, sprach sie sich selbst zu. ‚Du kannst das. Konzentrier dich einfach besser. Vielleicht täuschen dich ja auch deine Erinnerungsfetzen und du hast gar nicht mit diesem Mann geschlafen. Immerhin wart ihr sehr betrunken. Vielleicht seid ihr nur ins Bett gefallen und dann gleich eingeschlafen… nackt – gut – aber auch das muss ja nicht gleich zum Letzten geführt haben.‘


Lisa atmete tief ein und aus, bewegte sich ein wenig, testete an, was ihre Bewegung bei dem Mann hinter ihr auslöste. Seine Atmung veränderte sich und sein Arm zuckte kurz, dann lag er wieder still. Vielleicht konnte sie ihn ja dazu anregen, seinen Arm von ihrem Körper zu nehmen, wenn sie ein wenig herumruckelte – vorsichtig natürlich, damit er bloß nicht aufwachte.


Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie sich wieder bewegte, ein wenig ihre Hüfte anhob. Der Mann hinter ihr gab nun ein leises Grummeln von sich und schien sich auf den Rücken zu drehen. Zumindest glitt sein Arm von ihrem Körper und landete stattdessen schwer auf der Matratze. Lisa schloss erleichtert die Augen. Das war doch schon die halbe Miete. Nun galt es nur noch aus dem Bett herauszukommen, ohne dieses dabei zu sehr wackeln zu lassen oder Geräusche zu verursachen, die ihre Kurzbekanntschaft vielleicht doch noch wecken würden. Sie hob die Lider wieder und schob vorsichtig ein Bein über den Bettrand, tastete mit den Zehenspitzen nach dem Fußboden. Da war er, glatt und kühl, nicht allzu tief unter ihr. Sie zog die dünne Bettdecke, die ihren Körper bedeckte, noch ein wenig höher über ihren Brustansatz, spannte ihren Körper an und setzte sich auf – ein wenig zu schnell, denn der Raum begann sich sofort unangenehm um sie zu drehen. Glücklicherweise hielt der Schwindel nicht lange an und sie konnte einen vorsichtigen Blick auf den Mann in ihrem Bett werfen.


Sie hob überrascht die Brauen. Er hatte zwar seinen Kopf auf die andere Seite gedreht, sodass sie sein Gesicht nicht so richtig sehen konnte, doch wahrscheinlich hätte sie dafür eh keine Augen gehabt – bei diesem Körper! Das Betttuch war ihm bis zu den schmalen Hüften hinuntergerutscht und entblößte somit nicht nur seine muskulöse, leicht behaarte Brust, sondern auch den straffen Bauch und diese feine Linie dunkler Haare, die bis hinunter zu der stattlichen, sich deutlich unter dem Laken abzeichnenden Erhebung zu führen schien. Lisa wurde heiß und kalt zur selben Zeit und sie kämpfte mit aller Macht gegen die beschämenden Erinnerungen an, die sofort wieder in ihr hochkommen wollten. Sie musste hier weg – ganz schnell!


Ihr Versuch aufzustehen geriet durch ihr wachsendes Schamgefühl etwas zu hektisch und unkoordiniert und ließ sie völlig vergessen, dass man dazu eigentlich zwei Beine brauchte. Dass eines davon sich in der Decke ihres Liebhabers verfangen hatte, hatte sie zuvor gar nicht wahrgenommen – nun war es zu spät. Ihre Vorwärts-Aufwärts-Bewegung wurde so ruckartig gestoppt, dass sie das Gleichgewicht verlor, sich einmal um sich selbst drehte, mit wild um sich rudernden Armen zwei hilflose Hopser nach hinten machte, bevor sie ihr Bein aus der Decke ziehen konnte, und dann mit einem lauten Poltern zu Boden ging.


Für einen langen Augenblick blieb sie einfach nur liegen, kniff die Augen zusammen und wünschte sich, dass die Erde sich auftat und sie verschluckte. Nackt auf dem Boden vor dem Bett eines ihr wildfremden Mannes zu liegen und diesem zur Begrüßung am Morgen gleich den blanken Allerwertesten entgegen zu recken, weil man einfach die ungeschickteste Person auf der ganzen Welt war, war etwas, was vom Grad der Peinlichkeit und des Schamgefühls kaum noch überboten werden konnte. Und sie war so laut gewesen, das der Fremde in dem Bett davon ganz bestimmt aufgewacht war.


Sie lauschte mit klopfendem Herzen und glühend heißen Wangen in die Stille hinein, doch da war nichts außer weiterhin recht regelmäßig klingenden Atemzügen. Sie hob ein wenig den Kopf, sah über ihre Schulter hinüber zum Bett. Er lag noch genauso da wie zuvor, schlief tief und fest. Konnte sie wirklich so viel Glück haben?


Sie stütze sich mit den Händen ab und richtete sich auf, griff rasch nach dem Laken, das zumindest noch um eines ihrer Beine geschlungen war, und versuchte es rasch um ihren Körper zu wickeln. Irgendetwas war an ihrer Hand kleben geblieben und störte dabei nun ungemein. Sie drehte ihre Handfläche zu sich und ihr Magen vollführte erneut einen Salto Mortale. Die Plastikverpackung eines Kondoms – na, wundervoll! Mehr Beweise brauchte sie nun nicht mehr dafür, dass sie Sex gehabt hatte. Sie zupfte die Verpackung von ihrer Hand und erhob sich dann, den Mann auf dem Bett dabei angespannt im Auge behaltend. Doch er regte sich nicht, schlief selig weiter, auch als sie rasch ihre Sachen zusammensammelte und dann aus dem Zimmer in den Flur eilte.


Bad… wo war hier ein Bad? Da! Sie stürzte in den hell gekachelten Raum, als würde Michael Myers persönlich hinter ihr her sein, schloss die Tür lautlos hinter sich und verriegelte sie sofort. Erst dann wagte sie es, erleichtert durchzuatmen und einen Teil ihrer Anspannung gehen zu lassen.


„Ganz ruhig bleiben“, sprach sie sich selbst leise zu. „Du hast kein Verbrechen begangen, dir nur eine Menge Spaß gegönnt. Und der Kerl schläft wie ein Stein. Also, kein Grund zur Panik. Jetzt ziehst du dich an, Lisa, packst deine Sachen zusammen und verschwindest, so schnell du kannst – so, wie man das halt nach einem One-Night-Stand macht.“


Sie stimmte ihren eigenen Worten mit einem entschlossenen Nicken zu und runzelte dann die Stirn. Irgendetwas kitzelte sie an ihrem Po. Sie griff rasch danach, fühlte, dass etwas an ihrer Pobacke klebte, und hob erstaunt die Brauen. Es ließ sich schnell ablösen und als Lisa es vor ihre Augen hielt, konnte sie diese nur noch in Resignation verdrehen. Natürlich! Eine weitere Kondomhülle. Ganz wunderbar! Dann war das wohl auch noch ein One-Night-Stand über mehrere Runden gewesen. Sie war eine Nymphomanin – eindeutig!


Lisa stieß ein leises Seufzen aus und begann dann endlich, ihren Plan in die Tat umzusetzen, weiterhin bemüht darum, sich bloß nicht an die Details von gestern Nacht zu erinnern. Das würde sie nur nervös machen. Unterwäsche an, Kleid überstülpen… Oh Gott! War sie tatsächlich so auf diese Party gegangen?


Ihr Blick glitt über die Gestalt, die da in dem großen Spiegel vor ihr über dem Waschbecken zu sehen war und sich am Abend zuvor in dieses eng anliegende, dunkelblaue, unglaublich kurze Kleid ihrer Freundin gezwängt hatte. Es betonte ihre Kurven in einer äußerst provokanten Weise und dieser Ausschnitt… Es gab wohl keinen Menschen, der nicht sofort dorthin starren würde, wenn er ihr begegnete – egal ob Mann oder Frau!


„Wenn du damit heute keinen Kerl abschleppst, fress’ ich ‘nen Besen“, hatte Karen gesagt, als sie sich zusammen für die Party fertig gemacht hatten. „Das ist der Hingucker!“


Sie hatte wohl Recht gehabt – in beiderlei Hinsicht. Eigentlich war Karen daran schuld, dass das alles passiert war. Sie hatte schon vor ihrem Aufbrechen gemeinsam mit Lisa einen kleinen Cocktail ‚gekippt‘ – nur zur Auflockerung. Und die ganze Zeit hatte sie auf sie eingeredet: dass sie das endlich mal bräuchte nach dieser langen Zeit als Single; dass es ihr gut tun, sie lockerer machen würde; dass es sie von ihrer Anspannung bezüglich des auf sie zukommenden Kampfes um ihr Buch befreien würde und sie danach sehr viel besser und gelassener in die Verhandlungen und die anstehenden Treffen gehen würde. Irgendwann – nach ein paar Cocktails mehr auf der Party – hatte Lisa ihr geglaubt. Dann war ihr auch tatsächlich schon dieser Kerl über den Weg gelaufen, der wohl genau dasselbe wie sie gesucht und ungefähr dieselbe Menge Alkohol intus gehabt hatte.


Gott-oh-gott, so etwas hatte sie eigentlich nie tun wollen. Alkohol und dumme Ideen – das führte höchst selten zu etwas Positivem. Wie sie nur aussah! Wie eine krude Mischung aus Gothic-Anhängerin und Punk. Ihre Augen waren von der verwischten Schminke schwarz umrandet und ihr blondes Haar stand nach allen Seiten ab, wirkte an ihrem Hinterkopf etwas antoupiert und Lisa wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, woher das wohl kam. Sie zog ein Kleenex aus der Packung, die auf einem kleinen Glastisch neben dem Waschbecken stand, befeuchtete es mit Wasser und versuchte sich wenigstens wieder so herzurichten, dass niemand schreiend vor ihr davonrennen würde, wenn sie aus dem Haus trat. Als sie gerade dabei war, ihr Haar mit den Fingern zu durchkämmen und auf diese Weise wenigstens einigermaßen zu glätten, fiel ihr Blick auf den Wecker, der in einem schmalen Regal stand, und sie gefror auf der Stelle zur Salzsäule. Zwölf Uhr dreißig?! Großer Gott, wie lange hatte sie geschlafen?! Sie musste doch um fünfzehn Uhr in dem Restaurant sein, diesem Restaurant… dessen Name ihr schon wieder nicht einfallen wollte – verflucht nochmal!!


Handy. Wo war ihr Handy? Sie musste Karen anrufen! Die konnte sich bestimmt noch daran erinnern. Ihr Blick flog gehetzt durch den Raum. Dann schüttelte sie den Kopf über sich selbst und eilte hinüber zur Tür. Ihre Handtasche konnte nicht hier sein. Sie hatte sie schließlich nicht mitgenommen, als sie Hals über Kopf ins Bad geflohen war.


Sie steckte vorsichtig den Kopf aus der Badezimmertür hinaus und lauschte in die anhaltende Stille. Wenn sie sich nicht irrte, schlief ihr One-Night-Stand immer noch – welch ein Glück! Sie straffte entschlossen die Schultern und schlich dann auf Zehenspitzen durch den Flur zurück in das Schlafzimmer. Der Kerl lag nicht mehr ganz so da wie zuvor, hatte sich noch ein wenig mehr auf die Seite gedreht, doch er schien zu ihrer Beruhigung noch zu schlafen. So konnte sie sich in Ruhe umsehen. Tasche… Tasche… TASCHE! Da war sie. Direkt neben dem Bett, leider auf der Seite, zu der sich der Mann umgedreht hatte.


‚Er schläft – keine Angst‘, sprach sie sich innerlich erneut zu, als sie sich ganz vorsichtig an das Bett heranpirschte. ‚Sei einfach ganz leise.‘


Zwei weitere Schritte und sie hatte die Tasche erreicht, streckte ihre Hand danach aus und hob sie hoch. Natürlich musste irgendetwas darin verrutschen und ein leises Klappern erzeugen. Lisa erstarrte in ihrer Bewegung. Ihre Augen huschten ängstlich hinüber zu dem Gesicht des Mannes und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie gesehen zu haben, dass sich seine Lider bewegt hatten – so, als ob er sie gerade rasch geschlossen hätte. Aber das konnte ja nicht sein. Er schlief ja noch. Ganz bestimmt. Warum sollte ein erwachsener, tatsächlich unglaublich gut aussehender Mann – meine Güte, wie konnte ein Kerl nur so lange Wimpern haben?! – nur so tun, als ob er schlief? Das war doch lächerlich!


Sie schüttelte den Kopf über diesen absurden Gedanken, nahm ihre Tasche nun sehr viel vorsichtiger und leiser als zuvor an sich, hob auch gleich ihre Schuhe auf und huschte dann so schnell wie möglich hinaus aus dem Raum.


Nur Sekunden später stand sie vor der Tür des Apartments und schloss diese mit einem erleichterten Aufatmen hinter sich. One-Night-Stand abgeschlossen. Den Kerl würde sie nie wiedersehen. Schade eigentlich. Sie hatte bei der Auswahl dieser Kurzbekanntschaft selbst unter Alkoholeinfluss einen ziemlich guten Geschmack bewiesen.


Sie schüttelte den Gedanken schnell wieder ab, schlüpfte rasch in ihre Schuhe und schulterte ihre Tasche. Es gab jetzt wichtigere Dinge, um die sie sich dringend kümmern musste, und die Zeit rannte ihr davon. Also marschierte sie schnurstracks den langen Flur hinunter, in dem sie sich nun befand, in der Hoffnung irgendwann auf eine Treppe oder einen Fahrstuhl zu stoßen. Die vielen benummerten Türen, an denen sie dabei vorbeilief, ließen sie zu dem Schluss kommen, dass sie sich in einem kleinen, schlichten Hotel befand, und als ihr ein Zimmermädchen mit einem Wagen voller Putzutensilien entgegenkam, erhärtete sich ihr Verdacht.


Was sie allerdings die Stirn runzeln ließ, war das verschmitzte Grinsen, mit dem ihr die junge Frau begegnete, als sie sie mit einem freundlichen Nicken grüßte. Lisa versuchte sich nicht weiter darum zu kümmern, stieg einfach rasch in den Aufzug, den sie nun endlich gefunden hatte, und fuhr mit diesem nach unten.


Als sich die Türen wieder öffneten, offenbarte sich ihr eine kleine, schicke Vorhalle mit einer Rezeption, an der ein junger Mann saß. Ganz dunkel konnte sich Lisa daran erinnern, dass er auch in der Nacht dort gesessen und ihr und ihrer Bekanntschaft den Schlüssel für das Zimmer ausgehändigt hatte.


Sie hielt ein wenig unschlüssig inne, weil sie nicht genau wusste, was sie tun sollte. Das Hotel einfach verlassen oder erklären, dass der Schlüssel noch oben bei… bei ihrer Kurzbekanntschaft war? Wie war noch gleich sein Name gewesen? Sie kniff angestrengt nachgrübelnd die Augen zusammen, während sie sich langsam auf die Rezeption zu bewegte. Rick? Dick? Sie verkniff sich ein albernes Kichern. Wohl kaum! Mick?... Nick! Das war es. Nick… und wie weiter? Hatte er ihr überhaupt seinen Nachnamen gesagt? Bestimmt nicht. Wahrscheinlich stimmte noch nicht einmal sein Vorname, schließlich hatte sie ihm ja auch nicht ihren richtigen Namen genannt… oder doch?


Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als der Rezeptionist von seiner Schreibarbeit, die er gerade noch erledigt hatte, aufsah, sie kurz musterte und plötzlich ebenfalls von einem Ohr zum anderen grinste. Lisa schoss augenblicklich die Hitze ins Gesicht, weil sie sich sofort daran erinnerte, warum der Kerl so grinste. Sie und dieser Nick hatten sich gestern so auffällig verhalten, dass wohl jeder, der ihnen begegnet war, sofort gewusst hatte, was sie da oben in dem Hotelzimmer tun würden. Wie peinlich!


„Guten Morgen, Mrs. Perry“, begrüßte der junge Mann sie nun mit amüsiert funkelnden Augen und diesem ‚Na – war’s gut?‘-Blick, den sie überhaupt nicht ausstehen konnte und der ihr nur noch weiter die Schamesröte ins Gesicht trieb. „Wollen Sie uns schon verlassen?“


Wenigstens waren sie so schlau gewesen, sich auch in dem Hotel unter falschem Namen einzuschreiben. Sie musste sich räuspern, um überhaupt sprechen zu können. „Ja… ähm… ich… muss arbeiten…“ Sie rang sich zu einem flüchtigen Lächeln durch und ärgerte sich gleichzeitig über ihr peinliches Rumgestammel.


„Und der werte Gatte bleibt noch ein wenig?“ Allein, wie er das Wort ‚Gatte‘ aussprach, zeigte schon überdeutlich, dass er ganz genau wusste, dass sie nicht miteinander verheiratet waren.


„Ja“, gab sie schnell zurück. „Er hat auch den Schlüssel und wird diesen dann bei Ihnen abgeben.“


Der junge Mann nickte schmunzelnd. „War denn alles zu ihrer Zufriedenheit?“ fragte er und hob fragend die Brauen.


„Ja, ja – ganz wundervoll“, beeilte sie sich zu sagen und fragte sich, ob vielleicht bereits Dampf von ihren Wangen aufstieg, so wie diese glühten. „Ich muss dann aber jetzt los… Danke nochmal für alles.“


Sie wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern eilte schnell auf den Ausgang zu und noch viel schneller durch die Tür. Draußen angekommen griff sie sofort in ihre Handtasche, zerrte ihr Handy heraus und rief Karen an. Es war bereits zwölf Uhr fünfzig und sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Das war gar nicht gut.


„Lisa?!“ dröhnte die aufgeregte Stimme ihrer Freundin nur Sekunden später durch das Handy.


„Ja, wer würde sonst mit meinem Handy anrufen?“ fragte sie verständnislos zurück.


„Gott sei Dank!“ stieß Karen erleichtert aus. „Ich hab’ mir schon Sorgen gemacht, weil du nicht da warst, als ich gerade nach Hause kam! Es sah aus, als wärst du gar nicht hier gewesen!“


Lisa schloss die Augen. Es brachte nichts, darum herumzureden. „Das war ich ja auch nicht.“


Stille.


„Du hast es getan?!“


Lisa atmete tief ein. „Hör zu, Karen, ich stecke hier in ganz schönen…“


„Oh, mein Gott!“ quietschte ihre Freundin begeistert und brachte damit Lisas Ohren zum Summen und die Kopfschmerzen, die sie bisher so schön hatte ausblenden können, in ihr Bewusstsein zurück.


„Mit dieser Sahneschnitte, mit der du auf der Party rumgemacht hast?“


Rumgemacht? Schon auf der Party? Vor allen anderen Gästen? Sie? Großer Gott…


Karen wartete erst gar nicht auf eine Antwort. „Endlich! Ich hoffe, er hat dir mal so richtig die Seele aus dem Leib gevögelt!“


Lisa verzog peinlich berührt das Gesicht, doch leider konnte Karen das nicht sehen und fuhr von daher weiter munter fort: „Du wirst sehen, jetzt kannst du alles viel lockerer und entspannter angehen. Also, wenn ich unter Stress stehe und mir vor Angst fast in die Hose scheiße, suche ich mir auch immer einen Kerl, der es mir so richtig…“


„Karen!“ gelang es Lisa nun endlich, den Redefluss ihrer Freundin zu unterbrechen. „Ich brauche deine Hilfe!“


Karen verstummte tatsächlich für einen Moment. Dann räusperte sie sich hörbar. „Sag jetzt nicht, du hast dich verliebt, willst ihn wiedersehen und herausfinden, wie er wirklich heißt und wo er wohnt…“


„Nein!“ Lisa verdrehte entnervt die Augen. „Ich weiß nicht, wo ich bin und wie ich von hier so schnell wie möglich zu dir komme – oder besser wäre es wahrscheinlich, gleich zum The Palm in West Hollywood zu fahren.“ Gott sei Dank! Der Name des Restaurants war wieder da!


„Was willst du denn beim The Palm?“


„Der Termin mit dem Drehbuchautoren, mit dem ich demnächst zusammenarbeiten soll – du erinnerst dich?“


„Oh, fuck – ja !“ Endlich verstand Karen, worum es ging. „Wo bist du denn?“


„Das weiß ich ja eben nicht!“


Lisa konnte beinahe hören, wie ihre Freundin am anderen Ende der Leitung nachdachte. „Hast du genug Geld für ein Taxi dabei?“


Lisa kramte ihre Geldbörse aus der Tasche und warf einen Blick hinein. „Ja.“


„Okay. Ich denke nicht, dass du dich am anderen Ende der Stadt befindest, denn zu weit dürftet ihr zwei nicht gekommen sein, so wie ihr euch aneinander festgesaugt habt…“


Gott, Erdboden tu dich auf!


„Du lässt dich jetzt erst einmal zum Beverly Center fahren und kaufst dir da ein paar ordentliche Sachen für das Treffen. Die nehmen da auch Kreditkarten. Und dann sagst du dem Taxifahrer, dass du ins The Palm willst. Der weiß garantiert, wo das ist, und wird dich noch rechtzeitig hinbringen. Also, keine Panik!“


„Ich bin nicht in Panik“, erwiderte Lisa. Das war sie jedenfalls nicht mehr.


„Okay, dann mach dich auf die Socken und sieh zu, dass du nach dem Treffen mit Mr. Drehbuchautor deinen Hintern so schnell wie möglich hierher bewegst. Ich will über alles bis ins Detail informiert werden!“


„So interessant wird das Gespräch mit dem Mann bestimmt nicht werden“, stellte sich Lisa bewusst naiv, doch ihre Freundin fiel nicht darauf rein.


„Du weißt genau, wovon ich spreche!“


Lisa grinste breit. „Bis später, Karen“, sagte sie und legte dann einfach auf. Karens Plan war gut – jetzt ging es nur noch darum, ihn erfolgreich umzusetzen.


 


Genau zwei Stunden und fünfzig Minuten später stand Lisa, frisch in neue, sehr anständige Sachen gehüllt, vor dem The Palm in West Hollywood. Der Laden machte von außen einen netten, für Hollywood-Verhältnisse recht schlichten Eindruck und der Duft von leckerem Essen, der ihr entgegenströmte, ließ ihren Magen knurren.


Dennoch konnte sich Lisa nicht sofort überwinden hineinzugehen. Die Aufregung war wieder da und ließ ihre Beine schwer wie Blei werden – die Aufregung, die sie schon mit sich herumtrug, seit sie in Los Angeles gelandet war. Eigentlich war sie nun sogar noch größer als jemals zuvor, denn ihr war nur allzu deutlich bewusst, dass dieses erste Treffen sich durchaus schon zu dem ersten der vielen Kämpfe entwickeln konnte, die sie in den nächsten Wochen mit Sicherheit auszustehen hatte.


Alles hing davon ab, ob der neue Drehbuchautor, der mit ihr an ihrem ‚Baby‘ arbeiten sollte, tatsächlich kompetenter und vor allen Dingen umgänglicher war als sein Vorgänger. Sie hatte keine Lust sich ein weiteres Mal mit jemandem auseinandersetzen zu müssen, dem das Wort Klischee-Schreiber aus jeder Pore seines Körpers triefte. Und eigentlich musste sie das ja auch nicht. Mit ihrem neuesten Roman auf Platz drei der weltweiten Bestsellerliste und den Angeboten mehrerer anderen Film-Produktionsfirmen saß sie nun endlich am längeren Hebel, konnte Bedingungen stellen und Einspruch erheben, wenn ihr etwas nicht passte. Und das würde sie! Von daher war es von allergrößter Wichtigkeit, dass sie heute streng, souverän und äußerst professionell auftrat. Sie musste es von Anfang an vermeiden, Nähe zuzulassen, mit dem Mann auf einer persönlichen Ebene zu reden und zu arbeiten. Nur so konnte sie an ihren Wünschen und Zielen festhalten und sich gegen die Aasgeier um sie herum durchsetzen.


Lisa straffte die Schultern und setzte sich wieder in Bewegung, trat entschlossen durch die Tür des Restaurants und hielt dann auf den erstbesten Ober zu.


„Hallo“, sagte sie mit ihrem strahlendsten Lächeln und der Mann blieb sofort stehen und grüßte sie freundlich zurück.


„Ich bin hier mit jemandem verabredet“, fuhr sie in dem besten Englisch, das sie bei ihrer Aufregung zustande brachte, fort. „Einem Mr. Jordan…“


Der Ober dachte einen Moment nach, dann nickte er. „Sie sind Miss George?“


„Ja, die bin ich“, gab sie sofort zurück. Er war also schon da und hatte nach ihr gefragt. Ganz automatisch ließ sie ihren Blick über die vielen Menschen gleiten, die hier an den runden, hübsch dekorierten Tischen saßen. Leider hatte sie keine Ahnung, wie er aussah, kannte nur seinen Namen.


„Kommen Sie, ich bringe Sie zu dem Herrn“, sagte der Ober freundlich und ging ihr voran. Sie folgte ihm sofort und ihre ihr angeborene Neugierde veranlasste sie dazu, ab und an vorsichtig an dem Mann vorbei zu spähen, um festzustellen, auf wen genau er da zusteuerte.


Eine etwas abgelegenere Ecke… Die beiden älteren Damen dort konnten es ja nicht sein. Auch nicht die so spießig aussehende Familie am anderen Tisch. Aber der Mann, der dort hinten allein saß und gerade in die Speisekarte blickte, das konnte er durchaus…


Lisa blieb stehen – schockgefroren. Der Mann hatte aufgesehen und sah sich nun um und Lisa brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um ihn zu erkennen. Solch ein Gesicht prägte sich ein – vor allen Dingen, wenn man es in der Nacht so oft, so dicht vor sich gehabt und erst vor wenigen Stunden zum letzten Mal gesehen hatte!


Der Ober hatte gemerkt, dass er sie verloren hatte, blieb stehen und sah sich nach ihr um. „Miss?“


‚Beweg dich, Lisa!‘ fuhr sie sich selbst innerlich an und lief nun mit deutlich weicheren Beinen weiter. ‚Das wird er nicht sein. Das kann er nicht sein! Der Ober wird dich zu einem anderen Tisch führen. So unfair ist das Leben nicht!‘


Doch anscheinend war das Leben so unfair, denn der Ober hielt eindeutig auf ihre flüchtige Nacht-Bekanntschaft zu, die sie nun auch wahrgenommen hatte und genauso erstarrte wie sie selbst zuvor – mit diesem Ausdruck ungläubigem Entsetzens auf dem Gesicht.


Nicolas. Nicolas Jordan. Das war der voller Name des Drehbuchautors. In Kurzform Nick. Natürlich. Ihr Nick. Der One-Night-Stand, den sie gehofft hatte nie wiederzusehen. Ihr wurde schlecht und ihr schoss augenblicklich das Blut ins Gesicht.


‚Tief durchatmen, Lisa! Sei stark! Sei professionell und souverän!‘


Sie würde das schon schaffen. Sie war eine erwachsene Frau, eine erfolgreiche Autorin, eine selbstbewusste Geschäftsfrau. Sie konnte das! Einfach gerade weiter auf ihn zuhalten und cool lächeln. Und wenn sie den Tisch erreicht hatte, würde sie einen lässigen Witz über das alles machen, mit dem sie dann die Geschichte von gestern Nacht einfach hinter sich lassen konnten. Ja, genau. Das war ein guter Plan.


Doch es haperte schon bei dem ‚gerade auf ihn zuhalten‘, denn Lisa touchierte mit der Hüfte einen unbesetzten Stuhl und brachte diesen so arg ins Wanken, dass sie rasch zugreifen musste, damit dieser nicht laut polternd umfiel. Stattdessen stellte sie ihn (leider nicht sehr viel leiser) zurück auf seine Beine.


‚Nicht weiter schlimm, Lisa‘, sprach sie sich selbst zu. ‚Das kann jedem passieren. Geh einfach weiter, gerade auf ihn…‘


„AAAAAAH!“


Der spitze Schrei zu ihrer anderen Seite hin ging ihr durch Mark und Bein und ließ sie augenblicklich verharren. Und das war auch besser so, denn der Reißverschluss ihrer Tasche hatte irgendwie eine Strähne des langen blonden Haares der Frau zu ihrer Rechten erfasst, die nun mit schmerzverzerrtem Gesicht in ihre Richtung gekippt war.


„Oh, Gott – es tut mir leid!“ entfuhr es Lisa mit hochrotem Gesicht. „Warten Sie – ich mach’ das schon!“ Sie versuchte rasch das verknotete Haar zu lösen, doch die Frau zog zu sehr daran, kreischte hysterisch: „Vorsicht, das sind Extensions!“ und zog damit so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass Lisa sich nur noch wünschte, in irgendein Loch kriechen zu können und sich dort für ein paar Tage zu verstecken. So viel zum souveränen Auftritt.


„Ich hab’ das gleich“, stammelte sie und knüpperte verbissen an dem so fest mit ihrem Reißverschluss verknoten Haar herum.


„Kann ich helfen?“ hörte sie eine ihr leider nicht mehr so unbekannte, tiefe Stimme neben sich fragen und ihre Augen flogen ganz automatisch zu dem großen, dunkelhaarigen Mann hinauf, der da auf einmal neben ihr stand.


Sie blickte in ein Paar blaue, amüsiert funkelnde Augen und schüttelte sofort den Kopf.


„Nein, danke“, krächzte sie und konzentrierte sich wieder auf das, was sie tat – mit Erfolg. Der Knoten löste sich endlich und die Frau war befreit, betrachte sofort empört ihre Haarsträhne und wandte sich dann mit einem letzten missbilligenden Blick auf Lisa von ihr ab.


Lisa schluckte schwer. Auch wenn sie es nicht wollte – sie musste Nick jetzt wieder ansehen, musste sich diesem Albtraum stellen. Natürlich spielte um seine Lippen bereits ein kleines Lächeln, als sie den Blick wieder hob, doch da war etwas in seinen Augen, das ihr verriet, dass auch er sich nicht so wohl mit der ganzen Situation fühlte.


„Ähm…“ Er wandte sich ein wenig zu dem Tisch um, an dem er noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. „Wollen wir vielleicht…“


„Ja – unbedingt“, sagte sie rasch und brachte es sogar zustande, sich an ihm vorbeizuschieben und den Plan sofort in die Tat umzusetzen. Nur nicht weiter dumm in der Gegend herumstehen. Am Tisch angekommen blieb sie jedoch sofort wieder stehen. Und jetzt? Hinsetzen konnte sie sich schlecht, wenn sie sich nicht einmal vorgestellt hatten. Aber was sollte sie auch sagen? Hi, ich bin die Nymphomanin von gestern Nacht, aber daran erinnerst du dich ja sicherlich noch?


Nick hatte nun ebenfalls den Tisch erreicht und blieb ebenso hilflos stehen wie sie selbst.


„Ähm…“, begann er wieder. „Wie machen wir es…“ Er hielt inne und stieß zeitgleich mit ihr ein peinlich berührtes Lachen aus. „Ich meine… das…“ Er hob eine Hand und kratzte sich verlegen an der Schläfe, während sie die Schultern hob und betete, dass sie nicht so rot war, wie es sich anfühlte. Sie hatte das Gefühl, dass man bald auf ihren Wangen Spiegeleier schön knusprig braten könnte.


„Am besten vergessen wir alles, was gestern Nacht war“, schlug sie rasch vor.


„… und das, was ganz früh am Morgen war“, setzte er nickend hinzu.


„… und fangen einfach ganz von vorne an“, stimmte sie ihm zu und beide lachten wieder etwas verlegen.


Einen Moment sahen sie einander unschlüssig an, dann streckte Nick ihr die Hand entgegen, dieses Lächeln auf den Lippen, das sie gestern Nacht ganz schwach gemacht hatte. Doch dieses Mal nicht – dieses Mal war sie gegen seinen Charme immun, war sie die toughe Geschäftsfrau, die gerade den Mann kennenlernte, mit dem sie in den sechs kommenden Wochen wahrscheinlich sehr viel Zeit verbringen würde.


„Nicolas Jordan“, sagte er nun und sie ergriff seine Hand, drückte sie fest.


„Lisa George“


„Es freut mich, dich kennenzulernen“, setzte er hinzu und aus seinem Lächeln wurde ein kleines Schmunzeln, das Lisa instinktiv erwiderte.


„Ebenso“, gab sie zurück und war sich bewusst, dass sie beide dabei alles andere als ehrlich waren.



 


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