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Belletristik
Buch Leseprobe Die Pferdefreunde vom Bärensee, Martina Sein
Martina Sein

Die Pferdefreunde vom Bärensee


In der Not frisst der Teufel trocken Brot

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Wiedersehen mit Fynn „Jetzt fahren wir Fynn und Oberschlau besuchen, mein Bub“, sagte Tine zärtlich zu ihrem Haflinger Saturn. Sie hatte sich Papas Auto geliehen. An diesem befand sich der Anhänger von David und Viola, die den Offenstall hier betrieben. Seit einigen Jahren lebte Saturn außerhalb der Ferien in jenem. Die Schulzeit hatte er bisher immer im Internat Die Pferdefreunde vom Bärensee verbracht. Tine hatte allerdings am Ende des Schuljahres ihr Abitur gemacht. Auf ihrer Abschlussfahrt hatte es zwischen ihr und ihrem Klassenkameraden Fynn gefunkt. Sie hatten vereinbart, dass Tine während der Ferien zu Besuch kommen sollte. Die ersten Wochen war sie jedoch weiterhin in der Schule geblieben, um im Stall zu helfen, damit andere Urlaub machen konnten. Saturn war es gewöhnt, im Hänger zu fahren. Er marschierte auf einen Wink seitens Tine inzwischen ganz alleine hinein und wartete darauf, dass es losging. Auch heute stürzte er sich sofort auf das Heunetz, das auf Höhe seiner Nase befestigt war. Ihm wäre im Traum nicht eingefallen, nun noch einmal auszusteigen. Tine hängte hinten die Stange ein und schloss die Klappe. Viola hatte vom Putzplatz aus zugesehen. Nun kam sie heran. „Du fährst vorsichtig, hörst du? Es ist immerhin das erste Mal, dass du ganz alleine mit dem Gespann losziehst und auch noch so eine Strecke vor dir hast.“ „Du weißt, dass Saturn mir mehr als alles andere bedeutet. Ich würde nie etwas tun, das ihn gefährdet“, gab Tine zurück. „Das weiß ich schon, aber die Vorfreude auf Fynn könnte dich doch ein wenig antreiben, meine ich“, konterte Viola. Tine nahm die Mutter ihrer Freundin Malu in den Arm. „Mach dir bitte keine Sorgen! Ich schicke eine WhatsApp, sobald ich angekommen bin. Das verspreche ich dir. In fünf Tagen bringe ich euch euren Hänger wohlbehalten zurück.“ „Ich weiß ja, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wolfgang macht sich aber bestimmt auch Sorgen, wenn du auf der Strecke bist“, meinte Viola. „Du kannst mir glauben, dass Papa mir viele gute Ratschläge für die Fahrt gegeben hat“, erwiderte Tine lachend. „Ihr bekommt beide sofort Bescheid, aber jetzt möchte ich gern los. Saturn muss nicht unnötig lange da drinnen stehen.“ „Da hast du recht. Passt auf euch auf!“, verabschiedete Viola sich. Tine stieg ein und startete den Motor. Langsam fuhr sie den Grasweg entlang, über den man den Offenstall erreichte. Hier hatte sie immer Angst, ein Pferd könnte sich verletzen, weil es stark holperte. Sie erreichte die schmale Straße, die zur nächsten Ortschaft führte. Auf der hatte eigentlich nur ein Auto Platz. Kam wirklich einmal Gegenverkehr, mussten beide Fahrzeuge mit einem Reifen neben den Rand ausweichen. Nur mit dem Auto hätte jetzt eine etwa anderthalbstündige Fahrt vor Tine gelegen. Mit dem Hänger würde es bestimmt länger dauern. Unterwegs gönnte Tine sich eine kleine Pause, in der sie an einer Tankstelle eine Cola und eine Tafel Schokolade kaufte. Sie warf durch die kleine Türe vorne im Hänger einen Blick zu Saturn hinein. Der machte einen zufriedenen Eindruck. „Wir fahren gleich weiter, mein Bub“, sagte sie. „Über die Hälfte der Strecke haben wir eh geschafft. Weit ist es also nicht mehr. Ich bin schon so gespannt auf den Stall, in dem Fynn seinen Oberschlau stehen hat. Du sollst dort auch ein schönes Plätzchen kriegen, hat er gesagt.“ Fünfzig Minuten später verkündete Tines Handy: „Ihr Ziel liegt auf der rechten Seite.“ Tatsächlich erhob sich hier ein großes Gebäude, in dem man auch ohne die Tiere auf den Koppeln ringsherum einen Pferdestall hätte vermuten können. Da kam auch schon Fynn auf das Gespann zugelaufen. Er sprang auf den Beifahrersitz und deutete nach vorn: „Fahr noch ein Stück! Da vorn haben wir extra Platz für Hänger.“ Tine gehorchte und stellte ihr Gespann zweihundert Meter weiter ab. Nun war eine herzliche Begrüßung fällig. „Ich hatte bis vor zwei Minuten Angst, du würdest vielleicht doch nicht kommen“, gestand Fynn. „Du hast vielleicht Ideen!“, gab Tine zurück. „Ich freue mich doch schon die ganzen Ferien auf diese Zeit. Den Urlaub auf Mallorca konnte ich deshalb gar nicht richtig genießen.“ Papa hatte nämlich beschlossen, dass es Zeit für den ersten richtigen Familienurlaub war. Mit seiner zweiten Frau Ulla, deren Tochter Anita, dem gemeinsamen Kind Linda und Tine war es für eine Woche auf die balearische Insel gegangen. Fynn lachte: „Wer braucht auch Meer und Strand, wenn man viel lieber reiten möchte. Komm! Wir laden Saturn aus. Er kommt in eine Paddockbox mit Ponys.“ „Sehr schön. Dann kann er wenigstens raus, wenn er möchte. Er ist es ja gar nicht mehr gewöhnt, in einer geschlossenen Box zu stehen“, entgegnete Tine. So gelassen wie Saturn in den Hänger gegangen war, stieg er nun auch wieder aus. Dann sah er sich verwundert um. Bestimmt hatte er damit gerechnet, zu den Pferdefreunden gebracht zu werden. Das sah hier aber ganz anders aus. Die Gerüche waren ebenfalls fremd. So hob er den Kopf, spitzte die Ohren und stieß ein lautes Wiehern aus. „Hoffentlich gibt es keinen Stress mit den Ponys“, meinte Tine. „Zur Not müssen wir halt doch die eine Box zumachen. Wo er mit rein soll, das sind zwei große Abteile, die sich einen Paddock teilen“, beschrieb Fynn und legte den Arm um Tines Schultern. So marschierten sie los. Ansonsten immer sehr gelassen, war Saturn in dieser Situation doch ein wenig aufgeregt. Als sie sich dem besagten Paddock näherten, kamen drei Ponys aus ihren Unterständen. Sie betrachteten das fremde Pferd neugierig. Fynn erklärte: „Ich hab mit den Besitzern abgesprochen, dass wir die Bande zuerst auf eine größere Koppel schmeißen. Da können sie sich besser aus dem Weg gehen, während sie sich kennenlernen. Ich nehme den Schecken gleich mit. Danach holen wir die anderen beiden.“ Sobald alle vier Pferde auf der Weide waren, gab es eine kleine Jagd, welche die Tiere drei Mal um das Gelände führte. Hier und da wurden einmal Ohren angelegt und ein Auskeilen angedroht, doch dann kehrte Ruhe ein. „Ich glaube, die können wir allein lassen“, meinte Fynn. „Hängen wir also ab. Dann fahren wir zu mir. Reiten können wir am Nachmittag noch genug. Meine Mutter wartet nämlich mit dem Essen.“ „Was echt Fränkisches?“, fragte Tine hoffnungsvoll. „Gestern hat der Metzger geschlachtet. Das sind die frischesten Bratwürst‘, die du nur bekommen kannst“, erklärte Fynn. „Dann ist es ja gut“, meinte Tine. Sie hatte selbst fränkische Wurzeln. Papa war oft einfach so für einen Tag zum Baden oder manchmal auch eine Woche in eine Ferienwohnung mit ihr hierher gekommen. Der Ort lag ganz in der Nähe. Sie war zuvor schon daran vorbeigefahren. Fynns Mutter sprach den typisch fränkischen Dialekt. Sie hieß Tine herzlich willkommen und stellte sich als Selma vor. „Setz dich, Kind, setz dich!“, forderte sie Tine auf. „Hast ja eine lange Fahrt hinter dir. Ist denn alles gut gegangen?“ „Ja danke“, antwortete Tine. „Papa und Viola wissen schon Bescheid, dass wir gut angekommen sind. Die waren vielleicht erleichtert.“ „Das kann ich mir vorstellen“, meinte Selma. „Du hast doch bestimmt einen guten Hunger nach der Fahrt.“ „Auf fränkische Bratwürst‘ immer“, gab Tine zurück. Fynn stellte in Aussicht: „Mama macht während deines Besuchs auch einmal Schäufele.“ „Klasse!“, freute Tine sich. „Wenn ich das Papa erzähle, will er das nächste Mal sicher mit. Das ist für ihn immer der Höhepunkt, wenn wir zum Baden herkommen, dass er am Kiosk Schäufele essen geht.“ Selma freute sich über Tines Appetit. Sie versprach, ehe Tine abreiste, noch einmal Bratwürste zu besorgen, damit sie auch Papa welche mitbringen konnte. Am Nachmittag fuhren Tine und Fynn zurück zum Stall. Sie fanden Saturn zufrieden grasend auf der Weide vor. Die Ponys und er standen alle im hinteren Bereich, wo das Gras höher war. Es schien keine Probleme zu geben. „Vielleicht können wir sie ja ganz hier draußen lassen“, mutmaßte Fynn. „Viele Pferde bleiben auch ohne Unterstände auf den Koppeln, solange keine schweren Gewitter angesagt sind. Bis jetzt haben sie nichts dergleichen gemeldet.“ „Das wäre Saturn vermutlich am liebsten“, gab Tine zurück. „Aber jetzt wäre es schön, wenn er herkommen würde.“ Sie rief nach ihrem Pferd. Das tat ihr auch den Gefallen, sich zum Eingang der Weide zu bewegen. „Na mein Bub, wie gefällt es dir hier? Wir gehen jetzt Oberschlau hallo sagen und eine Runde drehen. Was meinst du?“ Saturn rieb seinen Kopf an Tines Arm und versuchte zu erschnuppern, ob sie in der Tasche ihrer Reithose etwas für ihn versteckt hatte. Oberschlau bewohnte eine Box, war aber auch viel Zeit auf der Weide. Nun holte Fynn ihn in den Stall. Sie banden die Pferde nebeneinander an und begannen, sie zu putzen. „Ich hab mir schon eine schöne Strecke überlegt, die wir reiten können“, stellte Fynn in Aussicht. „Vor allem, da du ja immer so von Ornau und Gern schwärmst, dachte ich, wir gehen in diese Richtung.“ „Spitze!“, freute Tine sich. „Ich hab da schon oft davon geträumt, einmal auf diesen Wegen reiten zu können. Dass das jetzt wirklich klappt und dann auch noch mit meinem Bub, hätte ich nicht gedacht.“ Ganz gemütlich im Schritt machten die beiden sich auf den Weg. Das Badeufer von Gern war leider tabu. Dort lagen nun jede Menge Leute, die in Ruhe schwimmen oder einfach den schönen Tag genießen wollten. Fynn kannte eine Möglichkeit, wie sie um den Ort und über die Altmühl kamen. Vor ihnen erstreckten sich nun die Wege, von denen Tine zuvor erst geschwärmt hatte. „Darf ich die junge Dame und ihr Pferdchen zu einem Galopp einladen?“, fragte Fynn schelmisch. „Pferdchen?“, begehrte Tine auf. „Ich werde dir gleich zeigen, wie schnell dieses Pferdchen ist. Los Saturn! Das lassen wir uns nicht gefallen.“ Schon sprang der Haflinger an und legte einen Blitzstart hin. Er konnte für sein Gewicht unglaublich beschleunigen. Da kam der großrahmige Oberschlau nicht mit. Dafür hatte er lange Beine und setzte dem kleineren Kollegen in riesigen Sprüngen hinterher. So sehr Saturn die Frequenz seiner Galoppsprünge auch versuchte zu steigern, irgendwann musste er sich dem großen Warmblut doch geschlagen geben. „Gar nicht schlecht für ein Endmaßpony“, stellte Fynn fest. „Sag mal, willst du mich hier ärgern?“, fragte Tine. „Ich kann auch jederzeit wieder fahren, wenn du es darauf anlegst.“ „Sicher nicht, ehe meine Mama die Bratwürst‘ für dich besorgt hat“, stichelte Fynn weiter. „Erwischt“, gab Tine zu. „Fragt sich nur, wie viel du dann von meinem Besuch haben wirst, wenn du so weitermachst.“ Sie trabte Saturn bereits wieder an. Er hatte sich in den Jahren bei den Pferdefreunden eine unglaubliche Kondition zugelegt. So machte es ihm gar nichts aus, weiter recht flott zu laufen. Die Kabbelei war nur von kurzer Dauer. Bald ritten Tine und Fynn Hand in Hand im Schritt nebeneinander her. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend noch zum Badeufer fahren?“, fragte Fynn. „Wenn die meisten Leute schon nach Hause gegangen sind, wird es da erst richtig schön.“ „Da bin ich sofort dabei. Als ich noch kleiner war, haben wir manchmal in einer Ferienwohnung Urlaub gemacht, die nur fünf Minuten zu Fuß entfernt war. Da sind wir oft nach dem Essen noch einmal zum Schwimmen gegangen. Andere haben ihre ersten Sandburgen am Meer gebaut, ich hier.“ „Ich doch ganz genauso“, pflichtete Fynn ihr bei. „Das ist das Schöne an unserer Umgebung hier. Wir haben einen unglaublich sandigen Boden. Da können sich so manche andere Badeseen mit ihrem Kiesufer verstecken.“ „Stimmt“, lachte Tine. Zurück im Stall wurden die Pferde versorgt. Jedes kam wieder auf seine Koppel. Eigentlich fand Tine es schade, dass Saturn nicht zu Oberschlau konnte. Fynn erklärte ihr, dass sein Pferd zusammen mit einem anderen Wallach und einer ziemlich streitsüchtigen Stute stand. Die hatte bis jetzt noch jedes andere Pferd gebissen außer diesen beiden. „Macht nichts“, meinte Tine. „Saturn scheint ja mit den Ponys ganz zufrieden zu sein.“ Wieder verköstigte Selma Fynn und Tine vorzüglich. Bei dieser Gelegenheit lernte Tine auch Fynns Vater Gerald kennen. Fynns Bruder war bereits einmal bei den Pferdefreunden gewesen. Fynn hielt sein Versprechen und lud Tine ein, auf seinem Motorroller hinter ihm Platz zu nehmen. Damit fuhr er zu dem kleinen Sandstrand, den Tine so kannte und liebte. Wie der Blitz war sie ausgezogen und ins Wasser gelaufen. Sie stürzte sich hinein und tauchte unter. Fynn folgte ihr auf dem Fuße. Die beiden spritzten sich gegenseitig nass und tauchten sich, ehe sie gemeinsam um die kleine Insel schwammen. Später lagen sie auf dem Rücken im Gras, ließen sich von den letzten Sonnenstrahlen trocknen und schauten in den Himmel.


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