Auszug aus „Der Liebestrank"
Aus dem Kessel stieg grünlicher Dampf auf.
Die Hexe nickte zufrieden. Ja, so war es richtig. Nun mussten nur noch die Pilze eine Minute kochen, genau eine Minute, nicht länger. Sonst war alle Mühe vergeblich gewesen.
Mit einem langen, hölzernen Löffel fischte sie die Pilze aus dem Kessel.
Nun war der Sud fertig.
Leider schmeckte er abscheulich, und die Farbe war schmutzig-braun, aber da ließ sich nichts machen, schließlich war die Wirkung wichtig.
Was wollte die Hexe mit diesem Gebräu?
Heiraten wollte sie.
Seit 300 Jahren war sie nun erwachsen, aber kein Mann hatte ihr je einen Heiratsantrag gemacht, denn sie war boshaft, geizig und kein bisschen hübsch.
Viele Jahre hatte sie versucht einen Schönheitstrank zu brauen, aber alle Versuche waren kläglich misslungen.
Und ihre Fehlversuche hatten ihr eine Menge Ärger eingetragen.
Das erste Mal hatte sie wie eine Trauerweide ausgesehen, beim zweiten Versuch bestenfalls wie ein Troll. Dann war ihre Nase gewachsen statt zu schrumpfen, und jedes Mal hatte es Monate gedauert bis sie zumindest ihr altes Aussehen wiederbekommen hatte.
Schließlich hatte sie aufgegeben und eine andere Möglichkeit gesucht doch noch einen Mann zu finden.
Sie braute einen Liebestrank! Und der war ihr vorzüglich gelungen, na ja, fast gelungen, aber mit sorgfältiger Planung konnte man seine Mängel ausgleichen. ........
