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Belletristik
Buch Leseprobe Conquer your Love, J.C. Reed
J.C. Reed

Conquer your Love


Erobert

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Für alle, die geliebt und verloren haben: Liebe ist eine Schlacht, man muss sie anpacken und erobern. „Liebe ist zerbrechlich. Liebe kann leicht zerstört werden. Liebe ist nicht immer perfekt. Der einzige Weg, deine Liebe zurückzubekommen und zu reparieren, ist, sie zu erobern.“ CONQUER YOUR LOVE

Brooke

Liebe passiert augenblicklich. Eben noch gehört dein Herz nur dir, im nächsten Moment gehört es jemandem, dem du es nie geben wolltest. Da ist kein Übergang. Nichts, was er sich verdient hätte. Nur leichtsinniges Vertrauen und die Hoffnung auf eine Zukunft voller Glück und emotionaler Zufriedenheit. Aber so sehr wir uns alle ein „und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ wünschen, das Leben funktioniert so nicht. Liebe ist ein Miststück. Ich musste diese Lektion auf die harte Tour lernen, in Form eines grünäugigen, sexy wie die Sünde, einsneunzig großen Sexgottes. Jett Mayfield. Mein erster und einziger Ausflug in die Liebe, und der zweitgrößte Fehler meines Lebens. Prolog Jett Mayfield Realties lag im 60. Stock des Trump Towers im aufblühenden Business District von New York City. Es war kurz nach acht Uhr morgens. Jett Mayfield saß in seinem Büro und betrachtete die verkehrsreiche Straße unter ihm. Die Menschen und gelben Taxis sahen aus wie Ameisen in ständiger Bewegung. Immer in Eile, immer angespannt. Genau wie die Stadt war auch Jeff einst voller Leben gewesen – oder seine frühere Interpretation davon: lebe hart, arbeite noch härter. Bis er sie getroffen hatte. Sie hatte etwas an sich, das irgendwas in ihm verändert hatte. Es waren nicht ihre wunderschönen kastanienbraunen Augen, oder die Art, wie sie sich bewegte – selbstbewusst aber dennoch zurückhaltend. Sie hatte ihn auf einer tieferen Ebene angesprochen und etwas in ihm berührt, von dem er dachte, es sei unberührbar. Seine eigentlichen Beweggründe waren allerdings andere gewesen. Er hatte geplant, sie zu verführen, nicht durch Worte, sondern Taten und Sex – jede Menge von Letzterem – weil er etwas gewollte hatte, das sie besaß. Nicht für sich selbst, sondern für den Mann und die Firma, der er alles schuldete. Aber die Ereignisse nahmen eine Reihe von Wendungen, die er nicht erwartet hatte. Als der Plan nach hinten losging, verschwand sie. Ein Schatten, der in die Vergangenheit gehörte, aber nicht vergessen war. Seit einer Stunde starrte er auf sein Handy, was aus seiner Laune einen Wirrwarr aus Wut und Frustration machte. Und mehr Schmerz, was ihn noch mehr ärgerte. Wie dumm von ihr, einfach zu gehen und ihm nicht zuzuhören. Wie dumm von ihr, ihr Telefon abzuschalten, damit er sie nicht erreichen konnte. Und egal wie oft er anrief oder Nachrichten schickte, Jett wusste instinktiv, dass nichts von all dem sie erreichen würde, denn wenn es das tat, würde sie seine Qualen spüren. Sie würde fühlen, wie wichtig es war, zuzuhören, was er ihr zu sagen hatte. Es ging nicht um Gefühle. Scheiß auf Gefühle. Da war etwas anderes, das er ihr unbedingt sagen musste. Etwas, das ihn schlaflose Nächte gekostet hatte, sich Sorgen machend um sie, um sie beide, um alles, woran er glaubte. Und falls sein Verdacht stimmte, brauchten sie einander, so wie sie Luft zum atmen brauchten. „Mr. Mayfield … Jett?“ Emmas Kopf erschien im Türrahmen, sie riss ihn aus seinen Gedanken. Er dankte ihr mit einem Stirnrunzeln. Es war nicht seine Art, unhöflich zu sein, aber das Mädchen war nur seine Rezeptionistin, die er vorübergehend zur persönlichen Assistentin befördert hatte, bis er jemand passenderes fand. Daher war sie noch nicht mit seinen Gepflogenheiten vertraut, wie beispielsweise ihn nicht zu stören, wenn er nicht gestört werden wollte. Großäugig wie ein Reh vor einem Scheinwerfer, machte sie keine Anstalten, zur Sache zu kommen und ihn wieder seinen düsteren Gedanken zu überlassen, sowie dem seltsamen Kratzen in seinem Hals. Er seufzte ungeduldig. „Was ist los?“ Emma schien sich wieder daran zu erinnern, wie man spricht, aber ihre geweiteten Augen spiegelten weiterhin Unsicherheit. So mochte er seine Angestellten. Selbst wenn sie dachten, er sei ein echtes Arschloch, arbeiteten sie härter, um ihm zu gefallen. „Es ist jemand hier, der Sie sprechen will. Ich sagte ihm, dass Sie beschäftigt sind und er einen Termin machen soll, aber er will einfach nicht gehen. Er ist schon eine halbe Stunde hier.“ Emmas Worte prasselten auf ihn ein wie ein Wasserfall. Alles was er auffing war, dass ein Kerl da war, der ihn sehen wollte, obwohl er indisponiert war. „Sagen Sie ihm, ich bin nicht zu sprechen.“ „Er sagte, es ist wichtig.“ Das taten sie alle. „Dann sagen Sie ihm, Sie haben mich extra gefragt und ich habe Ihnen ausdrücklich gesagt, dass ich keine Zeit habe.“ Emmas Augen wurden noch etwas größer, falls das überhaupt möglich war. Ihr wilder Blick glitt voller Angst über ihn. Offensichtlich wollte sie gern ihren Job behalten, aber der Besucher schien ihr mehr Angst zu machen als die Gefahr, ihren Boss zu verärgern. Er hatte zwei Optionen: Das Mädchen rausschicken und riskieren, dass sie wieder zurück kam und seine Besessenheit für Brooke zu stören, oder sich mit dem Besucher befassen. Er entschied, Option zwei war ein kleines bisschen angenehmer. „Führen Sie ihn rein.“ Emmas Ausdruck entspannte sich sofort und sie hüpfte fast aus dem Büro. Jett lehnte sich finster gestimmt im Stuhl zurück und begann, seine Schläfen zu massieren, um das stärker werdende Pulsieren dahinter zu vertreiben. Wenn er wüsste wo Brooke war, müsste er sich nicht um diesen Mist kümmern und alles und jeder sonst könnte ihn mal hintenrum heben. Aber wie die Lage war, musste er eine Fassade der Normalität bewahren, bevor die Dinge total aufgebauscht wurden. „Jett, mein Mann.“ Die bekannte Stimme, die von der Tür her kam, riss Jett zurück in die Realität. Seine Aufmerksamkeit ging sofort zu seinem lebenslangen Freund und etwas von dem Druck, der auf ihm lastete, wurde gleich leichter. Wie immer hatte Kenny jeglichen Dress-Code umgangen und sah aus, als ob er gleich eine Bar betreten wollte – oder ein Gefängnis – anstatt das Büro des Immobilien Business Hotshots des Jahres. Zerrissene Jeans, kurzärmeliges schwarzes T-Shirt, tätowierte Oberarme, gepiercte Augenbraue. Allerdings war das auch mal Jetts Stil gewesen, viele Jahre bevor er Kennys Lifestyle gegen das Geschäft seines Vaters tauschte. Er hatte immer noch die Tattoos und Narben als Beweis. Jett schloss die Tür, wobei er flüchtig mitbekam, dass seine Angestellten neugierige Blicke auf ihn und Kenny warfen. Wahrscheinlich wunderten sie sich, was ein Mann wie Kenny in einer der erfolgreichsten Immobilienfirmen tat, wo er sich mit keinem Geringeren als dem Geschäftsführer traf. Seine Angestellten kannten den echten Jett nicht. Niemand tat das. Wenn sie es täten, würden sie rennen. Bis auf Brooke. Sie hatte seine dunkle Seite gespürt und sich dennoch in ihn verliebt. „Du hast gesagt, du willst reden und es ist dringend“, begann Kenny, als Jett die Rollos herunter gelassen hatte, damit sie vor neugierigen Augen geschützt waren. „Ich habe nie gesagt hier.“ Kenny zuckte mit den Schultern und knautschte sich in Jetts Bürosessel, legte seine Füße auf den polierten Eichenschreibtisch und ignorierte meisterhaft die braune Ledergarnitur nahe der Tür, die extra für solche Gelegenheiten ausgesucht worden war. Jett verengte die Augen aber enthielt sich eines Kommentars. „Ich ging davon aus, dass du mich brauchst und weißt was du tust“, sagte Kenny. „Du hättest den Ort spezifizieren sollen. Nicht meine Schuld, wenn du unvorsichtig bist, Bro.“ Scheiß drauf. Natürlich hatte er recht, aber dieses Wissen änderte nichts an Jetts finsterer Stimmung. Um seinen Ärger zu überspielen schenkte er ihnen zwei Double Malt Whiskey von der Karaffe auf dem Kaffeetisch ein und schob einen Kenny zu. „Es ist grade mal morgens“, merkte Kenny an, während seine Finger das Glas mit bemerkenswerter Gier umklammerten. „Wen zum Geier interessiert das?“ „Schon kapiert.“ Der Whiskey schmeckte wie teurer Honig. Ein bisschen zu süß, mit rauchiger und erdiger Unternote. Er hasste ihn, aber es war das Getränk, das seine Klienten am liebsten hatten und von daher hatte er immer eine Flasche im Büro. In den fünf Jahren, die er für Mayfield Realties arbeitete, hatte er selbst den Whiskey nie angerührt – bis heute. „Du musst jemanden für mich finden, weil mein Privatdetektiv einen scheiß Job macht und du die einzige Person bist der ich traue“, sagte Jett und registrierte nur am Rande das halb volle Glas seines Freundes. Kenny zuckte mit keiner Wimper. „Wie dringend ist es?“ „Sehr.“ „Ne Verabredung deren Telefonnummer du nicht mehr findest?“ Kenny grinste. Er hatte keine Ahnung, wie nahe er der Wahrheit war. „So ähnlich“, erwiderte Jett trocken, als er einen großen braunen Umschlag aus dem Schrank nahm und ihn Kenny zu warf. „Hier drin ist alles was du über sie wissen musst. Und da ist noch was anderes, was du mir besorgen musst.“ Kennys eine Augenbraue schoss nach oben, als er durch den Umschlag blätterte und Brooks Details. Sein Blick blieb an einem Foto kleben, das Brooks schlafendes Gesicht zeigte, mit ihrem welligen Haar auf dem Kissen ausgebreitet wie ein Heiligenschein. Das Bild war mit Jetts Handy geschossen worden, in seinem Luxusapartment in Manhattan am letzten Tag, den sie zusammen verbracht hatten. Jett hatte in einem Sessel gegenüber dem Bett mit vier Pfosten gesessen, hin und her gerissen, ob er ihr sein Geheimnis erzählen sollte, weil sie sich ihm ein paar Tage vorher geöffnet hatte, indem sie ihm über ihre schmerzhafte Vergangenheit erzählte und warum sie keine Beziehung haben wollte. Er fühlte, dass er ihr die Wahrheit schuldete, aber am Ende entschied er sich dafür, den Moment nicht zu ruinieren. Es war ein Fehler, denn plötzlich hatten sie einen Streit und sie war fort. Spurlos verschwunden. Und er hatte nie die Möglichkeit, etwas zu erklären. „Hey, bist du noch da?“, fragte Kenny und beobachtete Jett, taxierte ihn. „Warum ist sie abgehauen?“ „Keine Ahnung. Frag mich was anderes!“ Jett verzog das Gesicht und schenkte ihnen Whiskey nach. Er schüttete die goldene Flüssigkeit in einem Schluck runter, während Kenny in seinen Whiskey starrte, diesmal ohne ihn anzurühren. Der Whiskey brannte in Jetts Kehle und brachte sicherlich sein Hirn durcheinander. Die Gnade des Vergessens. Falls er sie nicht finden konnte, war das der Zustand, den er anstrebte. Kenny schüttelte nur den Kopf und deutete auf den nun geschlossenen Umschlag, sein Blick frei von jeglicher Emotion. „Sie ist hübsch.“ Er war schon immer gut darin, nicht zu sagen was er dachte. Es war der Grund warum er nicht in Schwierigkeiten geriet – im Gegensatz zu Jett. „Ja.“ „Wann hast du sie zuletzt gesehen?“ „Vor vierundzwanzig Stunden.“ Kennys versuchtes Stirnrunzeln konnte kaum das sarkastische Grinsen verbergen. „Das ist ne lange Zeit.“ Jett war klar wie er klingen musste. Verzweifelt. Aber das spielte keine Rolle. „Ich meine es ernst.“ Seine Stimme war kalt. Bedrohlich sogar. Er mochte es nicht wenn Leute über ihn lachten. „Ich muss sie finden. Hast du ein Problem damit?” „Jesus, was ist denn mit dir los, Mann?“ „Ich hab das verbockt. Richtig versaut. Ich hätte dich nicht gerufen wenn es nicht wichtig wäre.“ Kenny lehnte sich zurück. Er schien sich an Jetts Ausbruch nicht im Geringsten zu stören. Sie waren Freunde geblieben, auch durch Schlimmerem als das. „Hast du irgendeine Idee wo sie sein könnte? Freunde? Familie? Ein Ex oder ein geheimer Liebhaber?” Wenn ich das wüsste, würde ich nicht hier meine Zeit mit dir vertrödeln, dachte Jett. „Ich war der geheime Liebhaber.“ Jetts Hand fuhr durch sein dunkles Haar, als er versuchte, die wütende Stimme in sich zu beruhigen. Es war nicht gut, auf die Leute um ihn loszugehen. Es war nicht deren Schuld. „Ich hab’s versucht mit ihre Mutter anrufen, die nicht besonders besorgt wirkte, aber behauptete, sie habe keine Ahnung“, sagte Jett. „Ihre Mitbewohnerin ist auch weg, also nehme ich an, sie sind auf einem Road-Trip. Der Detektiv und sein Team haben jedes Hotel im Staat New York angerufen.“ Jett runzelte die Stirn bei dem Gedanken. Er war kein Spezialist, aber sogar er wusste, dass keine Frau und ihre beste Freundin ohne Grund aus ihrem gemütlichen Apartment ausziehen und in ein Hotel gehen würde. Sie verschwendeten wertvolle Stunden … „Ich kann nur vermuten, dass sie bei der Familie ihrer besten Freundin sind“, sagte er. „Hat dein Detektiv Kreditkartenfirmen gecheckt?“ Jett nickte. „Das letzte Mal hat sie ihre Karte im Supermarkt gegenüber ihrer Wohnung benutzt.“ „Was kannst du mir über ihre Freundin sagen?“ Jett schüttelte grimmig den Kopf, um zu signalisieren, dass das eine Sackgasse war. „Ich weiß nichts über sie. Nur, dass ihr Telefon auch abgestellt ist.“ Kenny nickte und für einen Moment folgte Stille. Jetts Herz begann zu rasen und er konnte nicht sagen, ob wegen der Menge an Alkohol, der durch sein Blut zirkulierte, oder wegen des Ernstes der Situation. Schließlich nahm Kenny die Konversation wieder auf. „Vielleicht hat sie das Land verlassen.“ Jett hatte auch darüber nachgedacht, diese Option aber schnell fallen gelassen. „Wie sollte sie dafür bezahlt haben, ohne ihre Kreditkarte zu benutzen? Du musst tiefer graben als das.“ Er sah auf Kenny runter, der still blieb, dem man aber seinen Unmut an der Falte auf der Stirn ansah. „Ich bin raus aus dem Geschäft, Jett. Das weißt du“, sagte er schließlich. „Ich würde nicht fragen wenn es nicht wichtig wäre“, sagte Jett leise. „Du bist mein bester Freund und ich würde alles für dich tun, Bro. Aber letztes Mal bin ich fast nicht davongekommen. Ich habe geschworen, mich nicht mehr in Schwierigkeiten zu bringen.“ Kennys Zögern war in seinen dunklen Augen zu sehen und für einen Moment war Jett sicher, sein Freund ließ ihn hängen. Und dann trafen sich ihre Blicke und Jett wusste, er hatte gewonnen. „Du magst sie, oder?“, fragte Kenny. „Mehr als ich zugeben möchte.” Es war die Wahrheit. „Dann mach ich es. Aber versprich, mir Rückendeckung zu geben, falls die falschen Leute kommen und an meine Tür klopfen.“ Jett lächelte und zum ersten Mal seit dem Streit mit Brooke fühlte er sich fast enthusiastisch. Hoffnungsvoll. Weil Kenny immer wusste was zu tun war. Er war nicht ohne Grund einer der gefürchtetsten Hacker. „Danke Mann, das bedeutet mir echt was.“ „Ich melde mich wenn ich eine Spur habe.“ Kenny stand auf und Jett brachte ihn zur Tür. Um 11:45 Uhr erwachte das Handy brummend zum Leben durch einen unbekannten Anrufer. Jett hatte für die letzten zwei Stunden in einem Meeting festgesteckt, kaum aufmerksam dem endlosen Gerede seines Vaters über ein paar neue Akquisitionen und die daraus resultierenden Profite für die Firma zugehört. Jett entschuldigte sich und schoss aus dem Raum, das Handy ans Ohr gepresst, aber ohne zu sprechen, bis er in der Herrentoilette angekommen war. Der verblasste Duft von Rosen wehte an Jett vorbei, als er in jede Toilettenkabine sah, um sicherzugehen, dass sie alle leer waren. „Sie ist an Bord einer Maschine nach Europa“, sagte Kenny als Einleitung. Hatte der Detektiv die Kreditkartenbelastung übersehen? „Warte bis du das hier gehört hast. Bist du sicher, dass du der einzige geheime Lover bist? Weil es aussieht, als ob jemand anderes für die Tickets bezahlt hat.“ Brooke war nicht so. Aber kannte er sie wirklich? „Wer?“ Seine Stimme war eisig. „Jake Clarkson. Er ist ein Anwalt aus London. Besitzt eine erfolgreiche Kanzlei. Nicht verheiratet.” Wozu zur Hölle musste er den letzten Part wissen? Sollte er sich besser fühlen aufgrund der Tatsache, dass sich Brooke mit einem unverheirateten Kerl traf? Wann trafen sie sich, und warum traute sie ihm genug, sich von einem Fremden in den Urlaub mitnehmen zu lassen? Könnte das ein Ex sein? „Jett?“ Kennys Stimme klang angestrengt. Sicherlich nicht vor Sorge. Eher vor Humor. „Gib mir ne Sekunde.“ Bei dem Gedanken an Brooke in den Armen eines anderen Mannes, der für sich beanspruchte, was Jett gehören sollte, wurde der Druck hinter seinen Augen intensiver. Er hielt seine Hand unter den Kaltwasserhahn und fuhr dann über sein fieberheißes Genick. Die kühle Feuchtigkeit bot genügend Ablenkung und half ihm, durch den Nebel in seinem Gehirn seine Gedanken zu sammeln. Und das war der Punkt, an dem er eins und eins zusammenzählte. Ein Anwalt. Bezahlte Tickets. Europa. „Wo genau in Europa?“ „Lass mich das checken.“ Das Geräusch von durchgeblättertem Papier kam durch die Leitung eine Sekunde bevor Kenny sagte: „Ein Ort namens Bellagio. Nie gehört.“ Er hatte sie gefunden – in Ballagio, Italien. Fuck! Das war nicht gut. Auf einer Skala von eins bis zehn war das eine hundert. Ein Desaster. „Wann?“ „Letzte Nacht“, sagte Kenny. „Sie landete heute Morgen.“ Jetts Herz begann, etwas schneller zu schlagen. Wenn er jetzt in einen Flieger stieg, wäre er in acht Stunden dort. Die eigentliche Arbeit würde jetzt beginnen, aber darüber machte er sich keine Sorgen. Er hatte sich nie davor gefürchtet, sein Bestes zu geben – sei es bei der Arbeit oder eine Frau zu erobern. Was ihm Sorgen machte war, dass er zu spät sein könnte. Er musste zu ihr, schnell. „Brauchst du mich, um mehr über den Anwalt herauszufinden?“, fragte Kenny. „Ich brauche was anderes.“ Jett machte eine Pause und sah sich um, um sicherzugehen, dass ihn niemand hören konnte. Die Toilette war immer noch leer, aber er sprach trotzdem leiser, um auf der sicheren Seite zu sein. „Finde mir einen Waffenhändler in Bellagio.“ Eine Pause, dann: „Du hast nicht vor, sie umzubringen, was? Oder den Anwalt?“ Er konnte Kennys Zweifel spüren. Was zur Hölle? Jett hatte eine Menge dummer Dinge in seinem Leben getan, aber er hatte niemals auch nur annähernd dazu tendiert, einer Frau wehzutun. Er nahm einen tiefen Atemzug, um die Wellen von Ärger zu beruhigen, die durch ihn durch rasten. „Finde mir einfach nur den richtigen Typen, Kenny.“ „Ich wollte ja nur …“ „Nicht“, sagte Jett. Er hatte keine Zeit für Fragen. Es wurde spät und er musste den Firmenjet klarmachen. „Mach einfach was ich sagte.“ Das Meeting seines Vaters lief immer noch auf Hochtouren als Jett in den Konferenzraum zurückkehrte. Er war nicht scharf drauf noch mehr Zeit zu vergeuden, aber als CEO konnte er nicht einfach gehen ohne Ankündigung oder ohne, dass es bemerkt wurde. Das wäre nicht gut für seinen Ruf. Als Jett zurück auf seinen Stuhl schlüpfte, fiel Robert Mayfields Blick auf ihn und dessen Augenbrauen schnellten in die Höhe. Der alte Mann mochte die Vorstellung nicht in Betracht ziehen, dass irgendwas anderes wichtiger sein könnte. Jett kritzelte „Business Meeting in Europa – entscheidend“ auf eins der Notepads mit dem Firmenlogo und schob es über den Tisch zu seinem Vater. Er signalisierte Emma zu ihm zu kommen und instruierte sie, seine Sachen zu packen, den Firmenpiloten ans Telefon zu holen, und seine Termine für diese Woche abzusagen. Er fuhr nach Hause, um sich umzuziehen und seinen Pass zu holen, dann direkt zum Flughafen, wo der Firmenjet ihn zu dem Ort bringen würde, den er vor nicht allzu langer Zeit besucht hatte. Mit ihr. Kapitel 1 Brooke Liebe passiert augenblicklich. Eben noch gehört dein Herz nur dir, im nächsten Moment gehört es jemandem, dem du es nie geben wolltest. Da ist kein Übergang. Nichts, was er sich verdient hätte. Nur leichtsinniges Vertrauen und die Hoffnung auf eine Zukunft voller Glück und emotionaler Zufriedenheit. Aber so sehr wir uns alle ein „und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ wünschen, das Leben funktioniert so nicht. Liebe ist ein Miststück. Ich musste diese Lektion auf die harte Tour lernen, in Form eines grünäugigen, sexy wie die Sünde, einsneunzig großen Sexgottes. Jett. Mein erster und einziger Ausflug in die Liebe, und der zweitgrößte Fehler meines Lebens. Ich schmunzelte, während ich meine Sonnenbrille zurechtrückte, damit meine beste Freundin Sylvie die verräterischen Zeichen von Betrug nicht in meinen Augen sah. Gott wusste, dass ich bereits genug Tränen vergossen hatte wegen Jett. Man sollte meinen, sie seien inzwischen aufgebraucht. Aber keine Chance. Sah so aus, als hatte ich noch ein paar übrig, ob ich wollte oder nicht. Ich stellte nicht nur fest, dass Liebe in Abwesenheit der geliebten Person noch wächst, sondern auch der Schmerz eines gebrochenen Herzens. Echt witzig, denn ich konnte beim besten Willen nicht herausfinden wieso ich überhaupt angefangen hatte ihn zu lieben. War es sein gutes Aussehen? Oder wie er mich fühlen ließ? Der Sex? Auf jeden Fall verdiente er es nicht. Es war grade mal 10:00 Uhr, aber die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte das Malpensa Flughafengebäude in ein glühendes Licht. Ich konnte jetzt schon sagen, dass es ein heißer Tag werden würde, was nicht überraschend war, denn schließlich befanden wir uns in einem der schönsten und teuersten Ferienorte Italiens. „Lass mich dir helfen“, sagte Sylvie entschieden und nahm mir den Koffer aus der Hand bevor ich Einspruch erheben konnte. Ich sah ihr schweigend zu, wie sie das Gepäck ins Taxi hievte und die vorsichtigen Versuche des Fahrers ihr zu helfen ignorierte. Sie hatte sich beschützend und kümmernd benommen, seit die Sache mit Jett in die Hose gegangen war. Sie hatte sich ein Bein ausgerissen, nur um mir zu helfen, den tobenden Sturm in meinem Herzen zu ‚überleben‘. In den letzten achtundvierzig Stunden wurde ich bedient und massiert, mein Haar wurde gebürstet, meine Koffer gepackt und mein Make-up von ihr aufgetragen. Bei von ihr gefüttert und getragen zu werden zog ich innerlich die Grenze. Sylvie war schon immer eine gute Freundin gewesen, aber fürsorglich zu sein fiel ihr nicht leicht. Daher war die plötzliche Aufmerksamkeit beängstigend. Ich wusste nicht, ob ich flüchten oder sie umarmen sollte. „Hey, Brooke?“ Sylvie klopfte mir auf die Schulter, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich drehte mich um und sah sie an, bemerkte, dass ich abgedriftet war. Schon wieder. Momentan schaltete sich mein Hirn oft einfach auf Standby und musste wieder in den Arbeitsmodus geklickt werden. Das war nicht normal für eine Dreiundzwanzigjährige. Ich wusste das. Sie wusste das. Wahrscheinlich wusste das die ganze Welt. Ich wünschte, ich könnte machen, dass das aufhörte. Mein altes Leben zurückbekommen, wo ich einfach Brooke war, eine überarbeitete, unterbezahlte College-Absolventin, naiv genug, um an ihren Träumen festzuhalten. Vergiss es einfach. Wenn ich das doch nur könnte. „Steig ein“, sagte Sylvie und hielt mir die Taxi-Tür auf. Ich bedankte mich nickend und stieg hinten ein. Sylvie setzte sich neben mich, nahm meine Hand und drückte sie fest, während ihr Lächeln alles sagte, was zu sagen war. Meine beste Freundin war hier, um mich zu unterstützen. Sie würde sich um mich kümmern, bis mein Herz geheilt war und die Bruchstücke meiner Welt wieder zusammengesetzt waren. „Du bist wunderbar, weißt du das?“, flüsterte ich ihr zu. „Dafür sind Freunde da.“ Sie befeuchtete ihre Lippen und ihr Ausdruck verdüsterte sich, als ob sie noch etwas sagen wollte, sich aber dagegen entschied. Ich blickte über ihr makelloses Gesicht und das lange blonde Haar. Ihre äußerliche, sanfte Schönheit verriet nichts von der harten Schale um ihr Herz. Genau wie ich war sie verbogen und zerbrochen worden von Männern, aber anders als ich hatte Sylvie nie die Liebe aufgegeben. Sie sprang weiterhin in die nächste Beziehung, nur um wieder das Herz gebrochen zu bekommen. Dahingehend waren wir verschieden. Ich würde ganz sicher denselben Fehler nicht zwei Mal machen. „Hat Clarkson gesagt, wann du den alten Mann treffen wirst?“, fragte Sylvie und änderte das Thema. Ich schüttelte den Kopf und dachte an den englischen Anwalt, den ich in New York getroffen hatte. „Er sagte er ruft an, wenn wir gelandet sind.“ Ich spielte gedankenverloren mit dem Metallverschluss meiner Handtasche – ein Geburtstagsgeschenk von Sylvie – und fuhr mit den Fingern über das weiche Textilleder. Damals hatte ich es nur zögerlich angenommen, weil es so verdammt teuer und ich keinen Luxus gewöhnt war. Daran zu denken, dass ich soeben ein Multimillionen Dollar Anwesen von einem Verwandten, den ich nicht mal kannte, geerbt hatte, sprengte meine Vorstellungskraft. Und daran zu denken, dass Jett versucht hatte, mich auszutricksen, damit ich das Anwesen verkaufe und er Luxusapartments am See für die Reichen und Berühmten bauen konnte, sprengte sie noch mehr – und zwar nicht auf gute Weise. Ich grinste zynisch und lehnte mich zurück gegen den glatten Ledersitz. „Was nun?“, fragte Sylvie. „Erst zeigt er mir das Anwesen, dann geht’s zum nächsten Schritt.“ Sie nickte langsam. „Welcher ist, sich die Buchhaltung anzusehen, um sicherzugehen, dass der alte Mann dir keine Schulden vererbt.“ „Das weiß ich.“ „Nur als Erinnerung, Brooke, falls du es vergisst.“ Ich warf einen bösen Blick zu ihr rüber und sie grinste zurück. Ich vergaß niemals etwas und Sylvie wusste das. Es war ihre Art, mir zu sagen, dass ich hier in einer komplett anderen Liga spielte. Das ging praktisch weit über meinen Kopf, während sie diejenige war, die alles über die High Society wusste und entschlossen war, die Rolle des Mentors zu übernehmen. Nicht, dass ich sie je um Hilfe gebeten hätte. Oder dass ich einen Mentor brauchte. Aber ich ließ sie schalten und walten wie sie wollte, denn ab und zu traf Sylvies Rat mitten ins Schwarze. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit einer Villa mit Tausenden von Hektar Land tun sollte, einer eigenen Firma auf meiner Kurzwahl, und einem Bankdirektor, der mich persönlich treffen wollte, um unsere geschäftliche Beziehung aufzunehmen. Die kommenden Tage würden schwer, und ich war dankbar, jemanden wie Sylvie an meiner Seite zu haben. „Du wirst das schaffen, Chica“, sagte Sylvie, die mein Schweigen missinterpretierte. „Ich zweifle keine Sekunde an dir.“ Ich lächelte. Es war einfacher, sie glauben zu lassen, ich sei nervös wegen meines ersten Treffens mit Alessandro Lucazzone. Ich konnte ihr nicht sagen, dass mein Herz flatterte wie ein zarter Schmetterling, der sich gegen sein Gefängnis warf, weil die einstündige Fahrt zum Comer See mehr Schmerz verursachte, als ich zuzugeben bereit war. Und nun waren meine Dämonen ganz offiziell aus dem Käfig und ich musste mich ihnen stellen. „Letztendlich wird er hier auftauchen. Du weißt das, oder?“, sagte ich leise. „Ich weiß“, sagte sie. „Aber das spielt keine Rolle. Du musst nicht mit ihm sprechen wenn du nicht willst. Du musst ihn nie mehr wiedersehen. Er ist Teil deiner Vergangenheit und wird das auch bleiben.“ Ich atmete tief durch, lehnte meinen Kopf gegen das Fenster und starrte auf das atemberaubende Bild von glitzerndem blauen Wasser und Bergspitzen, während ich überlegte, ob ich mich wirklich fernhalten konnte von dem einen Mann, der mir das Herz gebrochen hatte. Kapitel 2 Winzige Kieselsteine knirschten unter den Reifen, als das Taxi nach der Kurve zum Stehen kam und ordentlich auf der weitläufigen Auffahrt des Lucazzone Anwesens parkte. Ich bezahlte den Fahrer und stieg aus dem Wagen, wobei ich kaum darauf achtete, wie er mit dem Gepäck half. Dann fuhr er davon, die unbefestigte private Straße entlang, welche die einzige Möglichkeit zu sein schien, die Lucazzone Villa zu erreichen, es sei denn man störte sich nicht an einer holprigen Bootsfahrt über den See auf der anderen Seite des Anwesens. Beides abgeschieden gelegene Bereiche. Ich wusste, ich sollte nicht dämlich gaffen, aber ich konnte es nicht verhindern. Von vorn sah das prunkvolle Gebäude, über drei Stockwerke in den Himmel ragend, wie eine Miniatur eines venezianischen Palasts aus, hängengeblieben mitten im Ländlichen. Die große dreitürige Loggia mit Säulen, und Taubenschlägen auf dem Dach erinnerte an die Festungen ähnlicher Villen aus dem frühen 15. Jahrhundert, aber das Ganze hatte ein persönliches Flair. Eine Schönheit, die Ort und Zeit überwand. Eine Wärme, die mich sofort zu Hause fühlen ließ, und gleichzeitig war da ein Schauder, der mir den Rücken herunter lief, als ich realisierte, dass all das hier bald mir gehören würde. „Es ist so wunderschön.“ Mit ausgestreckten Armen widerstand ich dem Impuls, mich im Kreis zu drehen. Stattdessen inhalierte ich die duftende Luft. Sie war nicht nur gut, sie war eindringlich, hypnotisierend. So still, dass ich die Vögel tschilpen hörte und die Blätter im Wind rascheln. Sylvie antwortete nicht. Ich warf ihr einen Seitenblick zu und sah hochgezogene Augenbrauen. Ich hielt mich nicht damit auf, denn alte Häuser und Natur waren nicht gerade Sylvies Ding. Eine Margarita im Nachtclub war mehr ihre Welt. „Lass uns klingeln“, sagte ich, griff ihren Arm und zog sie die Treppe rauf zur Eingangstür. „Sollte der Anwalt uns nicht erwarten?“, fragte Sylvie. „Er ist bestimmt drinnen und hat das Taxi nicht gehört. Das ist ein großes Haus.“ Sylvie murmelte etwas, das klang wie: „Kann sein.“ Ich achtete nicht auf sie, als ich die Klingel drückte. Einen Moment später öffnete sich die Tür und Clarksons hochgewachsene Figur blockierte den Blick nach innen. „Miss Stewart.“ Er streckte seine Hand aus und die Fältchen unter seinen Augen knitterten ein wenig, als ob er sich aufrichtig freute, mich zu sehen. Ich schüttelte kurz seine Hand und trat dann zur Seite, um Sylvie vorzustellen. „Sie sind die Lady, die den Umschlag nicht öffnen wollte“, sagte Clarkson gutmütig. „Sie sind der Gentleman, der nicht aufgehört hat, mich deswegen zu bedrängen“, gab Sylvie zurück. Ich lachte, denn sie beide brachten es auf den Punkt. Ich war in Italien gewesen, als Clarkson das erste Mal anrief, um mich zu informieren, dass ich das Lucazzone Anwesen erben würde. Natürlich hatte er diese Information nicht Sylvie gegeben, aber seine Sekretärin sandte einen formellen Brief, und Sylvie war zu feige gewesen, ihn zu öffnen. „Es ist reizend, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Clarkson. Ich sah ihm an, dass er total hin und weg war von ihr. Seine Blicke verweilten auf ihr, saugten jedes Detail ihres Designer bekleideten Körpers auf. Er schien ein netter Kerl zu sein – aufrichtig, gute Manieren, und dem Fehlen eines Eheringes oder einer weißen Linie am gebräunten Finger nach zu urteilen, definitiv nicht verheiratet. Allerdings war er zu alt für sie. Mindestens zwanzig Jahre. Und das beruhigte mich, denn ich würde es nicht gut finden, wenn meine beste Freundin meinen Anwalt datet. „Danke für die Einladung“, sagte ich und zog damit seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Ein Funke von Enttäuschung glomm in seinen Augen auf und verschwand genauso schnell wieder. „Es war Mr. Lucazzones Wunsch, seinen Erben zu treffen bevor …“ Er stirbt, füllte ich mental die Lücke. Clarkson räusperte sich. „Wie auch immer, er ist noch im Krankenhaus und kann nicht bei uns sein, für weitere ein bis zwei Tage, bis seine Tests abgeschlossen sind. Aber er hat mich instruiert, Ihnen Ihre Räume zu zeigen und Ihren Aufenthalt zu einem angenehmen zu machen.“ Clarkson half mit dem Gepäck, als wir ihm durch den Flur folgten, die Treppe hoch, vorbei an einigen geschlossenen Türen, bis in einen Raum, der aussah wie ein Zeichen-Zimmer. Er versuchte eine leichte Konversation aufrecht zu erhalten, fragte nach unserem Flug und der Fahrt hierher. Ich überließ das Sylvie und ließ das Haus auf mich wirken. Draußen hatte ich es als wunderschön beschrieben, aber das Wort wurde ihm nicht gerecht. Es war prächtig und riesig, mit cremefarbenen Marmorböden, teure Gemälde schmückten die Wände, und eine enorme Treppe führte zu den zweiten und dritten Stock Geländern. Passend zum mediterranen Stil befanden sich einige Vasen mit Blumen in den Ecken, die den minimalistischen Look etwas aufhellten. Es war genau mein Stil. Kein Krusch, alles sauber und ordentlich, genau wie ich mein Leben mochte. „Das ist der West-Flügel. Er gehört ganz Ihnen. Sie werden sehen, dass alle Räume die spektakuläre Aussicht auf den See und die Berge dahinter haben“, sagte Clarkson und fuhr fort mit dem Smalltalk. „Ich lasse Sie sich erst mal eingewöhnen. Über die Finanzberichte können wir noch die nächsten paar Tage gehen.“ „Klingt perfekt.“ Er nickte und seine Augen funkelten wieder. Ich dachte mir, eine Menge Leute würden zumindest ein bisschen Neid empfinden für meinen unerwarteten Reichtum, aber nicht Clarkson. Er schien aufrichtig erfreut für mich. „Absolut“, sagte er. „Alle Mitglieder des Personals werden sich später heute Nachmittag versammeln, um sich vorzustellen. Sie kommen und gehen so wie sie gebraucht werden, also werden Sie das Haus für sich haben bis Mr. Lucazzone wieder zurück ist. Sollten Sie etwas brauchen, bitte zögern Sie nicht, anzurufen. Ich bleibe im Bellagio, das nur einen Steinwurf entfernt ist.“ „Danke für alles“, sagte ich und meinte jedes Wort ernst. „Gern Geschehen“, sagte er und öffnete die erste Tür. „Ich hoffe, die Damen haben einen schönen Aufenthalt.“ Sein Blick ging von mir zu Sylvie und verweilte dort ein bisschen zu lange, als er mir etwas gab, das aussah wie ein kleines Lederetui, an dem ein silberner Ring baumelte. Ich vermutete es handelte sich um die Schlüssel für dieses Haus. Ich nickte mein Danke und Clarkson streckte seine Hand aus, um meine zu schütteln. Dann war er gegangen und das Haus war still. Für ein paar Sekunden fühlte ich mich desorientiert – surreal. Wir waren in Italien. Allein. In einem riesigen Haus, das bald mir gehören würde. „Du hast immer noch Zeit zum Flüchten“, flüsterte Sylvie. Ich lächelte über ihren schwachen Versuch, mit Humor meine Nerven zu beruhigen. „Ich glaube, ich werde bleiben.“ Ich grinste und deutete zu der offenen Tür. „Jetzt such dir was aus, bevor ich es mir anders überlege.“


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