Suchbuch.de

Leseproben online - Schmökern in Büchern


Kategorien
> Zeitzeugen > Schrei nach Liebe
Belletristik
Bücher Erotik
Esoterik Bücher
Fantasy Bücher
Kinderbücher
Krimis & Thriller
Kultur Bücher
Lyrikbücher
Magazine
Politik, Gesellschaftskritik
Ratgeberbücher
regionale Bücher
Reiseberichte
Bücher Satire
Science Fiction
Technikbücher
Tierbücher
Wirtschaftbücher
Bücher Zeitzeugen

Login
Login

Newsletter
Name
eMail

Bücher Zeitzeugen
Buch Leseprobe Schrei nach Liebe, Karl Hauser
Karl Hauser

Schrei nach Liebe


Eine Episode aus dem Leben des KurtWunderlich

Bewertung:
(407)Gefällt mir
Kommentare ansehen und verfassen

Aufrufe:
5133
Dieses Buch jetzt kaufen bei:

oder bei:
www.k-und-w-buecher.de
Drucken Empfehlen

Meine Kindheit in meinem Elternhaus, in der Kirche, in der Schule und in meinem sozialen Milieu war streng katholisch und auch militärisch geprägt. In ihr regierten die Furcht, vor allem auch die Gottesfurcht und die Furcht vor der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit. Auch die damals puritanisch negative Einstellung zur Sexualität muss als katastrophal und krankhaft bezeichnet werden. „Furcht hütet den Wald“ war ein gebräuchliches Erziehungsmotto. „Zuckerbrot und Peitsche“ waren die üblichen Erziehungsmethoden. Es herrschte ein fast tödlicher Mangel an Liebe, der sich auch darin äußerte, dass viele Kinder bis zu ihrer Pubertät Bettnässer waren. Auch spielte die „Satansfurcht“ eine bestimmende Rolle. Aus meiner heute aufgeklärten Sicht ist Satan ein pathologisches Hirngespinst, das die Gottesfurcht gebiert. Die Gottesfurcht und die Satansfurcht wurden den Zöglingen eingeprügelt. Der Teufel existiert nicht in der Gottesliebe, welche den Hinduismus und die Mystik prägt. Das Böse, die Spaltung in „heilig und teuflisch“ folgte der Furcht des Kindes vor dem nicht existierenden strengen, strafenden Richtergott und dessen ebenfalls nicht existenten Widersacher Satan. Das Böse, die Spaltung folgte der Angst des Kindes vor den strengen, strafenden Autoritäten des geistlichen und weltlichen Bereichs. Wo Liebe ist, gibt es keine Furcht. Wenn Kinder keine Angst mehr vor pseudoreligiösen und weltlichen Autoritäten zu haben bräuchten, würden wir bald eine bessere Welt haben, die der jenseitigen spirituellen Welt immer ähnlicher werden würde. Der Ort ohne Furcht ist die spirituelle Welt. In ihr fehlen nur die Furcht und ihre Folgen. Es gibt in ihr Individualität und Vielfalt. Sie könnte auch hier und heute sein. Der Umgang mit den Kindern ist der Schlüssel für eine bessere Welt. Guter Umgang mit den Kindern heißt, sie wirklich zu lieben als die kleinen Seelen, die sie sind. Das Erwachen der seelischen Liebe ist der Beginn des göttlichen Lebens auf Erden. Ich grüße das seelische und göttliche Wesen in allen Kindern, in allen Menschen, in allen Lebewesen und in allem. Die folgende Erzählung beruht weder auf autobiografischen noch auf biografischen wahren Geschehnissen, sondern ist eine frei erfundene Geschichte, die jedoch auch tatsächlich wahr gewesen sein könnte. Konzentriert mitzudenken, um Zeitsprünge verstehen und mit vollziehen zu können, wird vom Leser/von der Leserin erwartet.

Kapitel 1 Kurt Wunderlichs Buch bestand aus 49 Kapiteln und wies insgesamt 326 Seiten auf. Das letzte, das 49. Kapitel, hatte Ina Maurer mit nach Hause genommen, um es noch einmal durchzulesen. Kurt Wunderlich hatte ihm eine Überschrift gegeben, die lautete: Kurze Zusammenfassung meiner Lebensgeschichte. Als Frau Maurer heimgekommen war, hatte sie sich zuerst in ihren Lieblingssessel fallen gelassen, den sie von ihrer geliebten Großmutter geerbt hatte. Sie blieb eine halbe Stunde sitzen, um sich zu entspannen und zu meditieren, was für sie bedeutete, dass sie ihren überspannten Geist wieder in einen Zustand der Ausgeglichenheit und der Loslösung von seinen Inhalten zu bringen versuchte. Dabei kam ihr auch wieder die Erinnerung an ihren Besuch in der Kirche und an ihre erfreuliche Begegnung mit Mitgliedern der Hare Krischna-Bewegung auf dem St. Johanner Markt in Saarbrücken. Als sie sich wieder erhoben hatte, ging sie zu ihrer Handtasche, die sie in der Küche auf eine Ablage gestellt hatte, und nahm das Buch, das sie erworben hatte, heraus. „Christus, Krischto, Krischna“, da scheint mir mehr dran zu sein, als man im Allgemeinen annehmen würde. Mit dieser Schrift will ich mich morgen einmal gründlich auseinandersetzen“, murmelte sie, in sich gekehrt, vor sich hin. Dann kochte sie sich eine Gemüsepfanne mit Reis. Sie war bereits seit sieben Jahren Vegetarierin. Sie ernährte sich lacto-vegetabil, was heißt, dass sie außer pflanzlicher Kost auch Milch und alle Milchprodukte zu sich nahm. Nach dem Essen spülte sie das Geschirr und legte sich dann eine Musik-CD auf, die ihr ein junger Mann einmal vor dem Einkaufsmarkt für ein paar Euro verkauft, und die sie bisher noch nicht geöffnet hatte. „Spirituell Skyliner“ hieß die Band, welche die Musik aufgenommen hatte. Schon nach den ersten Takten und Rhythmen spürte sie, dass es dieselben Leute waren, die heute auf dem St. Johanner Markt musiziert, gesungen und getanzt hatten. Und da erklang auch schon wieder dieses geheimnisvolle Mantra: Hare Krischna Hare Krischna Krischna Krischna Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare. Die Musik und den Gesang empfand sie als wunderschön und so, als käme das Ganze aus dem innersten Zentrum ihrer eigenen Seele. Sie wusste nun auch, dass sie mit Kurt Wunderlich eine Seelenverwandtschaft verband. Und um dessen Werk einen passenden Titel geben zu können, las sie nun das letzte Kapitel seines Hauptmanuskriptes noch einmal:

49. Kapitel Kurze Zusammenfassung meiner Lebensgeschichte Vorbemerkung In Kurt Wunderlichs „gut katholischer“ Heimat kümmerten sich die Menschen in rührender und intensivster Weise umeinander, jedoch leider nicht im positiven, sondern im negativen Sinn. Im alltäglichen Klatsch spielte er eine besondere und führende Rolle und er erhielt dabei auch eine Sonderbehandlung, ebenfalls natürlich im negativen statt im positiven Sinn. Man verstand unter „Nächstenliebe“ eben diese Art des „Sich umeinander Kümmerns“. Da niemand etwas Genaues über seinen Werdegang wusste, außer, dass er noch nie „geschafft“ hatte, spekulierte man munter drauflos. Es wurde beispielsweise erzählt, er wäre als Kind in die Sonderschule für geistig Behinderte gegangen, hätte deshalb nie einen Beruf erlernen können, hätte demzufolge noch nie „geschafft“, wäre dann in der „Psy“ gewesen, wo man ihm wegen Schwachsinns die „Beklopptenrente“ zuerkannt hätte, wovon er jetzt so gut lebte wie niemand sonst. „Wenn wir so viel Geld hätten wie der, könnten wir Federn in die Luft blasen“, wurde zum Beispiel wortwörtlich gesagt. Dies ist jedoch nur ein kleiner Bruchteil der unwahren und haarsträubenden Geschichten, die über ihn die Runde machten. Aus diesem Grund setzte sich Kurt Wunderlich eines Tages in seinem Zimmer an den Tisch, legte sich Musik auf, nahm Papier und einen Schreiber und begann, seinen schulischen und beruflichen Werdegang einschließlich seiner persönlichen Erlebensweise und eingebettet in die Geschehnisse und Verhältnisse seiner Kindheit und Jugend wie folgt wahrheitsgemäß niederzuschreiben. In der Zeit, in der meine Mutter mich unter ihrem Herzen trug, erlitt sie zwei schwere psychische Schocks. Ich wurde unehelich gezeugt, als sie erst 18 Jahre jung war. Mein Vater war damals knapp 22 Jahre jung. Zu der Zeit musste ein Paar, das „aufgefallen war“, sofort heiraten. Der Vater meiner Mutter, mein Opa, regte sich darüber maßlos und sehr lautstark auf. Das war der erste Schock, von dem ich erzählt bekam. Ihren zweiten erlitt sie etwas später, als mein Vater einen schweren Verkehrsunfall hatte, bei dem er sich einen Schädelbruch zugezogen hatte, und von einem Arzt bereits für tot erklärt worden war. Das war am Barbaratag 1956, sieben Wochen vor meiner Geburt. Im Januar 1957 wurde ich in dem kleinen Ort Reinheim geboren. Mein Vater war Bergmann, und meine Mutter führte den Haushalt. Beide arbeiteten zudem in der nebenerwerblich betriebenen Landwirtschaft. Wir wohnten zusammen mit meinen Großeltern und zwei Brüdern meiner Mutter im Elternhaus meiner Großmutter, das in den frühen fünfziger Jahren gebaut worden war. Ich bekam noch drei Geschwister: Einen Bruder, der nur 11 Monate jünger ist als ich, und zwei Schwestern. In unserer Kindheit spielten mein Bruder und ich mit den Freunden aus unserem Dorf in den umliegenden Wiesen, Feldern und Wäldern. Es gab damals keinen Kindergarten bei uns und in den nahe gelegenen Ortschaften. Daher hatten wir wahrscheinlich eine fröhlichere frühe Kindheit als die Mädchen und Jungen von heute, die schon mit drei Jahren vielen Zwängen unterworfen und für ein erfolgreiches Leben in unserer Gesellschaft getrimmt werden. Den Erwachsenen unseres Dorfes spielten wir viele Streiche, halfen aber auch schon früh bei der Arbeit in der Landwirtschaft.


Für den Inhalt dieser Seite ist der jeweilige Inserent verantwortlich! Missbrauch melden



© 2008 - 2024 suchbuch.de - Leseproben online kostenlos!


ExecutionTime: 2 secs