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Tierbücher
Buch Leseprobe Reiterhotel Amperauen, Martina Sein
Martina Sein

Reiterhotel Amperauen


Alles zu seiner Zeit

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„Jungs! Aufstehen!“, rief Mama beinahe hysterisch. „Asha und Atlas sind ausgerissen. Sie sind zu uns herübergelaufen. Als ich Hufgeklapper gehört hab, hab ich die Haustür aufgemacht. Jetzt stehen die beiden bei uns im Wohnzimmer!“ So unglaublich sich diese Geschichte anhörte, für Christian und Andreas, die zweieiigen Zwillinge, die gerade noch im Traumland verweilt hatten, klang sie durchaus plausibel. Sie sprangen aus ihren Betten und rannten die Treppe hinunter. Doch hier standen keine zwei Pferde - nicht einmal eines. Nur Papa war da, und der fing nun dröhnend zu lachen an. „April, April!“, rief er und wischte sich eine Träne aus dem linken Auge. „Das ist gemein!“, schimpfte Christian. „Ihr nutzt unsere Fürsorge für die Pferde total aus.“ Seit dem vergangenen Sommer wohnte die Familie Moosleitner hier. Die Brüder verbrachten sehr viel Zeit im Stall und halfen Joe, Carlos und Danielle beim Versorgen und Bewegen der Pferde sowie im Umgang mit den reitenden Hotelgästen. Nun waren Osterferien. Das bedeutete, dass im Hotel und automatisch auch im Stall viel los sein würde. Papa war gerade erst von einem Vertretungseinsatz in Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Er sollte heute seinen eigentlichen Arbeitsplatz als Direktor wieder übernehmen. Inzwischen war Mama ihren Söhnen die Treppe hinunter gefolgt. „Ärgert euch nicht, sondern kommt lieber zum Frühstück!“, forderte sie die beiden Jungen auf. „Dass ihr das wirklich geglaubt habt!“ Papa mischte sich ein: „Ich hab dir gleich gesagt, dass das hinhauen würde. Die beiden denken doch an nichts anderes als die Pferde.“ „Das stimmt nicht!“, begehrte Christian auf. „Wir haben Goran gegen die ewigen Mobbingattacken in der Schule geholfen, und die Alpakas drüben sind uns auch sehr wichtig.“ „Das sind alles sehr lobenswerte Sachen“, meinte Papa, der sich nun am Esstisch niederließ. „Aber mir fehlt in dieser Aufzählung eindeutig die Schule.“ „Wir haben uns wieder verbessert, als du nicht da warst“, erklärte Andreas entschieden. „Du willst doch nicht noch länger auf dieser einen schlechten Mathe-Schulaufgabe herumreiten!“ „Das Thema ist wirklich vom Tisch“, unterstützte Mama die beiden. „Sie haben sich seit den Weihnachtsferien sehr angestrengt. Und das, obwohl sie sich so sehr für Goran engagiert haben.“ Goran war ein Jahr jünger als die Zwillinge. Er war Kroate. Sein Vater war ein Langzeitarbeitsloser gewesen. Daher hatte Goran nie mit den neuesten Klamotten oder einem teuren Handy aufwarten können. Leider hatte ihn dieser Umstand zu einem leichten Mobbingopfer gemacht. Das war jedoch alles Schnee von gestern. Seit Januar arbeitete Gorans Vater in einer Landsberger Schule als Hausmeister und verdiente gutes Geld. Die Mitschüler, die Goran jahrelang gemobbt hatten, waren teilweise nicht mehr an der Schule. Etwas später erhob Papa sich von seinem Platz und meinte: „So, dann werde ich mir einmal ansehen, was in meinem Büro so alles los ist. Der Klaastricht will heute eine kurze Übergabe mit mir machen. Danach packt er seinen Hut.“ „Gott sei Dank!“, rief Mama aus. „Mit dem hab ich mich dummerweise ein bisschen angelegt. Das erzähle ich dir aber später. Ich muss dich nämlich geschäftlich sprechen.“ „Lass dir von meiner Sekretärin einen Termin geben!“, bemerkte Papa von oben herab. Die ganze Familie wusste, dass das nur gespielt war. Er gab Mama einen Kuss und meinte: „Dann muss ich ja gar nicht so lange darauf warten, dich wiederzusehen. Das ist gut. Ich hatte mir über diesen Umstand schon Sorgen gemacht.“ Mama, Andreas und Christian räumten gemeinsam rasch den Frühstückstisch ab. Dann verließen sie zusammen das Haus. Mama wandte sich dem Vordereingang des Hotels zu, während die Zwillinge die Straße entlanggingen und diese nach hundert Metern überquerten. Hier befand sich die prächtige Reitanlage, auf der die Jungen sich so gerne aufhielten. Das große Tor stand offen. Joe hatte scheinbar bereits mit dem Füttern begonnen. Sie war für den Stall mit den Hotel- sowie den Pensionspferden verantwortlich, versorgte diese und kümmerte sich darum, dass die Tiere rechtzeitig fertig waren, wenn die Gäste zum Reiten kamen. Zusätzlich gab sie Reitunterricht. Vor allem außerhalb der Ferienzeiten kamen regelmäßig Schüler. „Guten Morgen, ihr beiden“, begrüßte Joe die Zwillinge. „Wer von euch hat Lust, mir nachher zu helfen? Heute Nacht scheinen Wildschweine über unsere Koppeln gejagt zu sein. Die ganzen Zäune sind dem Erdboden gleichgemacht. Bis wir die Pferde rauslassen können, wird es eine Weile dauern.“ „Was?“, rief Christian entsetzt aus. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Schon rannte er los, seinen Bruder im Schlepptau. Allerdings fanden sie die Koppelzäune ganz genauso vor, wie sie am Abend zuvor auch bereits gestanden hatten. „Nicht schon wieder!“, rief Andreas aus. „Wenn das so weitergeht, sperre ich mich spätestens mittags in meinem Zimmer ein.“ Ganz offensichtlich waren sie auch auf einen Aprilscherz von Joe hereingefallen. Die grinste, als die Buben zurück zum Stall kamen. Andreas meinte: „Und du glaubst, dass wir dir jetzt noch bei der Stallarbeit helfen?“ „Ihr helft ja nicht nur mir“, gab Joe zurück. „In erster Linie tut ihr den Pferden etwas Gutes.“ „Und die schicken uns bestimmt nicht in den April“, ergänzte Christian. „Da wäre ich mir heute nicht so sicher“, brummte Andreas. „Irgendwie scheint es jeder auf uns abgesehen zu haben.“ Als die Pferde versorgt waren, kam auch Meike in den Stall. Joe begrüßte sie: „Na, heute ist der große Tag. Wann kommt euer Taxi denn?“ „Ella meinte, sie würde um acht bei sich den Stall machen und dann mit ihrem Mann zusammen frühstücken. Danach wollte sie herkommen. Kann also noch ein bisschen dauern. Ich muss ja eh erst alles für Garfield zusammenpacken. Hoffentlich vergesse ich nichts.“ „Wenn du versprichst, uns nicht in den April zu schicken, dann helfen wir dir beim Packen“, bot Andreas an. Meike grinste: „Soll das heißen, dass euch das heute schon passiert ist?“ „Zwei Mal“, gab Andreas kleinlaut zu. „Keine Sorge, mir auch“, gestand Meike. „Mama hatte das Telefon in der Hand, als ich aufgestanden bin. Sie hat so getan, als würde sie auflegen und dann mit toternster Miene gesagt, wir müssten Garfield verkaufen. Ella hätte angerufen, dass es mit dem Platz jetzt doch nichts wird. Länger könnte Mama die Miete hier für Garfield nicht bezahlen.“ „Wie gemein!“, entrüstete Christian sich und gab zum Besten, was Mama eingefallen war. „Da hätte man aber draufkommen können“, meinte Meike. „Das hätte ich bei dir sehen wollen, wenn du noch geschlafen hättest“, rechtfertigte Christian sich. „Einen wunderschönen guten Morgen“, rief Carlos, der gerade den Stall betrat. Er kümmerte sich um die Pferde im anderen Gebäude. Dort waren ein paar Zuchtstuten zusammen mit Jungpferden und welchen, die Carlos für ihre Besitzer ausbilden sollte, untergebracht. Seit er jedoch Vater geworden war, unterstützte Danielle ihn hierbei. Schließlich musste er auch noch Reitunterricht geben und die Ausritte der Hotelgäste begleiten. In aller Ruhe wurden nun die Pferde auf die Koppeln gebracht. Anschließend mussten die Boxen von der Nacht gemistet werden. Im Fall der Hotelpferde handelte es sich um drei große Laufställe. Die Privatpferde hatten geräumige Einzelboxen. Meike begann in dieser Zeit bereits mit dem Packen. Andreas und Christian gesellten sich nach getaner Arbeit zu ihr. „Um elf geht eine Gruppe ausreiten“, rief Joe. „Da brauchen wir Dornröschen, Pascal, Kasper, Hotdog, Lady Godiva, Atlas und Silvio.“ „Wir kontrollieren, dass Meike wirklich alles für Garfield hat, dann helfen wir dir beim Putzen“, versprach Christian. Dass Joe nicht mehr mit dem Herrichten von so vielen Pferden allein dastand, hatte sich schnell eingebürgert, als die Zwillinge ihre Pferdeleidenschaft entdeckt hatten. „Hallo?“, fragte da jemand vom Stalltor her. „Ella! Du bist ja schon da“, rief Meike aus. „Komm ruhig her! Wir haben Garfield noch mit den anderen hinausgelassen.“ „Kein Problem. Dann laden wir doch zuerst seine Sachen ein. Er kann ja solange noch auf der Koppel bleiben“, entgegnete Ella. Zu viert war der Spind schnell leergeräumt. Auch Sattel und Zaumzeug wanderten in den Pferdeanhänger, den Ella an ihrem Auto hatte. Zum guten Schluss kam Garfield selbst an die Reihe. Eigentlich hatte Meike ihn noch putzen wollen. Dazu war nun keine Zeit mehr geblieben. Wie es sich für einen Schimmel gehört, hatte er sich kräftig im Dreck gewälzt. Allerdings war davon mehr seine Decke als das Fell betroffen. Im Winter hatte der Knabstrupper es auf der Blase gehabt, daher deckte Meike ihn lieber zu oft als zu selten ein. Gerade heute Morgen war es draußen wirklich noch sehr frisch gewesen. „Das ist also Garfield“, stellte Ella fest. „Ich bin ja schon gespannt, wie er sich mit meinen beiden verträgt. Zur Sicherheit ist Fritzi im Stall. Dann sind wir genügend Leute, um sie zu trennen, wenn es wirklich Schwierigkeiten geben sollte. Das glaube ich aber nicht. Wir haben eine Koppel noch komplett offen. So können sie sich schon aus dem Weg gehen.“ Meike verlud Garfield in den Anhänger. Dass er in seiner Eigenschaft als ehemaliges Reitschuldpferd schon viel gefahren war, kam ihr hier zugute. Ohne zu zögern stieg der Schimmel ein. Meike verabschiedete sich von Joe und den Zwillingen und bedankte sich für alles. „Sagt Lisa auch noch einmal herzliche Grüße von mir.“ Lisa war Joes Freundin. Sie arbeitete bei der alternativen Tierärztin Lorelei und hatte Meike viel geholfen, um mit ihrem Pferd, das von der Reitschule verdorben gewesen war, zusammenzuwachsen. „Machen wir auf jeden Fall, wenn sie heute Abend kommt“, versprach Joe. „Passt gut auf euch auf, du und dein Garfield.“ Die Zwillinge kümmerten sich um die Ferienreiter und gingen später zurück in die Wohnung. Mama war heute am Empfang des Hotels eingespannt. Aus diesem Grund durften Andreas und Christian sich etwas zu Essen aus der Hotelküche holen. Die dort beschäftigte Köchin Erna versorgte sie immer sehr reichlich. Da kam eine Nachricht in der WhatsApp-Gruppe an, die die Zwillinge mit ihren engsten Freunden angelegt hatten. Sie stammte von Meike: „Garfield ist gut in seinem neuen Zuhause angekommen. Ihr hättet sehen sollen, wie aufgeregt er plötzlich war, als wir ihn aus dem Hänger geholt haben. Die anderen beiden, Tantra und Freddie, sind natürlich auch sofort gekommen und wollten ihn begrüßen. Unglaublich, aber wahr, Garfield ist schon nicht mehr das rangniedrigste Tier. Es hat Freddie einmal angegiftelt und ihm die Zähne gezeigt. Dann ist der gegangen, und Garfield hat seinen Platz beansprucht. So einfach geht es mit Tantra nicht. Sie ist die unangefochtene Chefin. Das hat Garfield aber schnell gemerkt. Ella hat gesagt, dass Freddie sich immer unterordnen würde. Sie war deshalb nicht besonders überrascht, dass es so gelaufen ist. Nachdem Garfield da war, hat Ella den Pferden einen Streifen Gras auf der Koppel vorgesteckt. Jetzt stehen sie draußen und fressen alle drei. Ich glaube, das müsste ganz gut klappen. Leider haben wir nur eine sehr kleine Sattelkammer, aber zusammen haben wir die ganzen Decken und so von Garfield schon untergebracht. Fritzi freut sich, dass ich jetzt erst einmal Ferien habe. Wir wollen gleich morgen zusammen ausreiten. Der Platz ist im Moment eh nicht gut. So, ich schwöre da war nirgends ein Aprilscherz versteckt. Hoffe, es hat keinen von euch mehr erwischt. LG Meike.“ „Klingt gut“, stellte Christian fest. Andreas nickte. „So, wie ich den Stall, Ella und Fritzi kennengelernt hab, hatte ich da auch nie Zweifel dran. Die werden sich bestimmt gut miteinander verstehen.“ „Hast du heute eigentlich noch Reitstunde?“, wollte Andreas wissen. Zunächst hatte Joe den Zwillingen das Reiten beigebracht. Nun jedoch hatte Danielle den Unterricht von Christian übernommen. Die beiden waren sich nämlich darüber einig, dass er richtig Talent dafür hatte. Nun kümmerte die ehemalige Dressurreiterin sich um ihn. Bald sollte Christian auch bei Carlos mit dem Springen beginnen. Darauf freute er sich schon sehr. „Ja, um zwei haben wir ausgemacht“, antwortete Christian. „Ich weiß noch gar nicht, wen ich da reiten soll.“


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