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Tierbücher
Buch Leseprobe Die Pferdefreunde vom Bärensee, Martina Sein
Martina Sein

Die Pferdefreunde vom Bärensee


Spaß im Schnee

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Heiliger Abend


 


″Frohe Weihnachten, mein Schatz″, murmelte Oma zärtlich, während sie Tine liebevoll umarmte. Sie saßen gemeinsam mit Papa im Wohnzimmer vor dem Christbaum, unter dem die Geschenke lagen und darauf warteten, ausgepackt zu werden. ″Dir auch frohe Weihnachten, Oma″, gab Tine - ebenfalls leise - zurück. Nun kam auch Papa an die Reihe. Und dann ging es den Geschenken an die Verpackung. Tine setzte sich direkt vor den Baum auf den Teppichboden. Binnen weniger Minuten war sie umgeben von einem Meer zerrissenen Geschenkpapiers und bunter Schleifen. Tine förderte eine neue Winterreithose zutage und passend dazu einen warmen Mantel. Papa erklärte: ″Der ist extra für Reiter gedacht. Schau!″ Er zeigte Tine, wie sich der Reisverschluss auch von unten öffnen ließ. Auf diese Weise schränkte der Mantel, der Tine bis über die Knie reichte, nicht in der Bewegungsfreiheit ein. Dennoch würde er den Oberschenkel, die auf dem Pferderücken der Kälte immer besonders ausgesetzt waren, zusätzlichen Schutz bieten. ″Hammer! Das ist genau das, was ich am Bärensee brauchen werde! Sam, Judith, Stefanie und ich werden bestimmt ganz viele Ausritte machen, wenn es geschneit hat″, rief Tine begeistert aus. Papa teilte diese Freude noch nicht so ganz. ″Hoffentlich kriegt ihr dann auch wirklich schönen Schnee und nicht nur Matsch.″ ″Wird schon″, erwiderte Tine zuversichtlich. Wozu ging sie im Allgäu in die Schule? War die Gegend nicht für viel Schnee bekannt? Tine wandte sich weiter ihren Geschenken zu. Es war ein E-Book-Reader dabei. Oma meinte lächelnd: ″Damit du in Zukunft nicht deine Bücher mit in die Schule schleppen musst. Jetzt kannst du elektronisch lesen.″ ″Das ist super! Vor allem, weil der auch beleuchtet ist. Wenn ich mal nicht schlafen kann, brauche ich Sam nicht zu stören, indem ich Licht anmache.″ Sam war Tines Zimmerkameradin. Die beiden Mädchen hatten sich zwar erst zu Beginn dieses Schuljahres kennengelernt, waren jedoch sofort dicke Freundinnen geworden. Sie tickten einfach gleich, wie Sam immer sagte. Zu Tines großer Freude waren auch schon einige Bücher heruntergeladen. Pferdebücher natürlich! Pferde waren Tines große Leidenschaft. Und daher besuchte sie nicht nur irgendein Internat. Die Schule, auf die sie ging, war ein Reiterinternat. Und Tine würde in zwei Wochen auch nicht allein dorthin fahren. Sie besaß einen Haflinger, der Saturn hieß und sie begleiten würde. Er war nach den Sommerferien zusammen mit seiner Besitzerin bei den Pferdefreunden vom Bärensee eingezogen, wie das Internat sich selbst nannte. Und lustigerweise verstand er sich gerade mit Flipflop am besten, dem Norweger, der Sam gehörte. Rasch hatte Tine alle Geschenke ausgepackt. Oma bemerkte: ″Wie immer, die reinste Schlacht! Wirst du denn gar nicht vernünftiger, Florentine?″ So nannte sie sonst niemand, außer Marie-Christin, die ebenfalls das Internat besuchte. Doch mit der verstand Tine sich nicht so besonders gut. ″Kommt nicht in die Tüte, Oma!″, antwortete Tine breit grinsend. ″An Weihnachten bleibe ich für immer ein Kind. Das macht viel zu viel Spaß, um etwas daran zu ändern!″ Papa musste lachen. ″So gefällt mir meine Kleine. Aber allmählich bekomme ich Hunger. Wie sieht das bei euch aus?″ Tine krähte sofort: ″Ich brauch nichts zu essen. Das wäre nur Zeitverschwendung. Ich will mich gleich so richtig mit meinen Sachen beschäftigen können.″ ″Wenn das so ist, können Papa und ich ja allein Fondue essen″, stellte Oma fest. Natürlich bekam Tine gewaltigen Hunger, als der Tisch reich gedeckt war. ″Kann ich auch drei Spieße haben?″, fragte sie. ″Das habe ich gern″, meinte Oma kopfschüttelnd. ″Erst verkünden, dass man nichts essen will und dann nicht genug kriegen können.″ ″Okay, Geschenkeauspacken macht doch hungrig″, gestand Tine und schob gleich zwei Stück Putenfleisch auf einen Spieß. Sobald sie diesen in der heißen Brühe versenkt hatte, häufte sie einen großen Berg Kartoffelsalat auf ihren Teller und nahm sich zwei Stück Baguette. ″Was wollen wir eigentlich die Ferien über machen?″, erkundigte Tine sich nun. ″In der ersten Woche sollten wir unbedingt etwas unternehmen″, erklärte Papa. ″Ich muss leider gleich im neuen Jahr wieder in die Arbeit.″ ″Das ist ja doof″, fand Tine. ″Aber Oma, du hast doch dann Zeit für mich, oder?″ ″Als wenn ich groß gefragt wäre!″, stieß Oma aus. ″Du bist doch eh den ganzen Tag bei Saturn oder verkriechst dich zum Lesen in dein Zimmer.″ ″Das stimmt so nicht″, protestierte Tine. ″Ich will auch mal was mit Sam ausmachen. Die wohnt ganz in der Nähe vom Pasinger Bahnhof, hat ihre Mama gesagt. Und, dass ich ihnen herzlich willkommen bin.″ ″Dann bin ich ja noch mehr überflüssig″, konterte Oma. ″Außer natürlich, du hast keine Lust, mit der Tram zum Bahnhof zu fahren und brauchst mich als Taxi.″ ″Vielleicht mag ja Sam auch zu mir kommen?″, überlegte Tine. ″Und Oma, dann bist du absolut unverzichtbar. Wer soll uns denn verköstigen, wenn wir durchgefroren vom Stall kommen. Den muss ich Sam nämlich dann unbedingt zeigen.″ ″Ja, ja, für heiße Schokolade und einen selbst gebackenen Kuchen bin ich dann wieder gut genug″, schmollte Oma künstlich. Dabei freute sie sich so sehr, dass es Tine im Internat gefiel und sie dort Freunde gefunden hatte. Seit dem Tod von Tines Mutter hatte sie immer Angst, ihrer Enkelin könnte etwas fehlen, ganz egal, wie viel Mühe sie und Papa sich gaben. Aber der musste schließlich arbeiten. Und Oma selbst? Die war körperlich einfach nicht mehr in der Lage, große Radtouren mit Tine zu machen oder andere Unternehmungen anzustrengen, die dem Bewegungsdrang einer Dreizehnjährigen gerecht wurden. ″Da kannst du gleich morgen anfangen″, entgegnete Tine und zwinkerte Oma verschwörerisch zu. ″Ich will die neuen Sachen nämlich ausprobieren. Aber kalt wird es trotzdem werden.″ Kurz nach acht Uhr klingelte das Telefon. Wie der Blitz schnappte Tine sich das Handteil. ″Münchner Nummer″, verkündete sie. ″Hoffentlich ist das Sam.″ ″Jetzt?″, fragte Oma leicht entsetzt. Tine nahm das Gespräch an. ″War das Christkind schon bei dir?″, schrie tatsächlich Sams Stimme aus dem Hörer. ″Ja klar! Und bei dir?″, gab Tine zurück. ″Auch″, antwortete Sam. Man hörte ihrer Stimme an, dass sie mit dem Ergebnis zufrieden war. ″Erzähl!″, forderte Tine ihre Freundin auf. ″Was hast du alles gekriegt?″ Und Sam legte los. Dann war auch Tine an der Reihe mit ihrem Bericht. Als sie von den neuen Winterreitsachen erzählte, rief Sam: ″Das ist spitze! Am Bärensee kann es nämlich echt tierisch kalt werden. Nach einem Ausritt muss man sich dann immer um das große Bad knüppeln.″ Im Internat war es zwar so geregelt, dass jedes Schlafzimmer auch ein eigenes Bad hatte, das jedoch nur mit einer kleinen Dusche versehen war. Auf jedem Stockwerk stand zusätzlich ein großer Raum zur Verfügung, der mit einer komfortablen Badewanne ausgestattet war. Den durfte jeder benutzen, er musste nur frei sein. ″Kann ich mir vorstellen, dass dann alle sich im heißen Wasser aufwärmen wollen″, gab Tine lachend zurück. Sie vermisste Sam jetzt schon. Und dabei waren die beiden doch erst gestern Nachmittag abgeholt worden! Davor hatten sie sich mit ihren Kleinpferden noch einen richtigen Spaß in der großzügigen Reithalle gemacht. ″Weißt du schon, wann du zu mir kommen magst?″, fragte da Sam. Ihr schien es genauso zu gehen. ″Eher in der zweiten Ferienwoche″, gab Tine zurück. ″Papa hat da keinen Urlaub mehr.″ ″Schade! Ich hatte gehofft, dass wir uns ganz gleich wiedersehen könnten″, gab Sam zurück. ″Willst du nichts mit deiner Mama unternehmen?″, fragte Tine verwundert. Sam erklärte: ″Mama ist selbstständig. Und dieses Jahr sind die Geschäfte so schlecht gegangen, dass sie es sich nicht leisten kann, jetzt dann nichts zu machen. Die hat ja selbst für morgen einen Termin ausgemacht.″ ″Das ist aber doof für dich″, stellte Tine fest. ″Du, warte mal kurz!″ Tine sprang von der Bank hoch, auf der sie gesessen hatte, um in Ruhe telefonieren zu können, und flitzte in die Küche, wo Papa und Oma immer noch zusammensaßen. Schnell brachte sie ihre Idee hervor: ″Hättet ihr was dagegen, wenn Sam schon an den Feiertagen zu uns kommen würde? Ihre Mama muss sogar da arbeiten. Und wir machen doch immer so ein schönes Essen.″ Papa und Oma sahen einander fragend an. Doch dann stimmten sie zu. Tine machte es sich wieder auf ihrer Bank bequem und weihte Sam ein: ″Wenn du magst, kann du gleich morgen zu uns kommen. Meine Oma kocht immer superlecker am ersten Feiertag. Und danach können wir Saturn besuchen.″ ″Machst du Witze?″, schrie Sam zurück. ″Ich frag sofort meine Mama.″ Kurze Zeit später war sie wieder am Telefon. ″Ich darf. Ich muss nur zusehen, wie ich zu dir komme.″ Tine versprach: ″Ich hol dich am Hauptbahnhof ab, du musst mir nur sagen, wann dein Zug ankommt.″ Somit war das beschlossene Sache. Wieder in der Küche, meinte Oma: ″Dann kann ich morgen wenigstens in Ruhe kochen, ohne dass du ständig fragst, wann das Essen fertig ist.″ ″Und ich gehe dir auch aus dem Weg″, verkündete Papa. ″Tine muss doch wirklich nicht an Weihnachten mit der Straßenbahn durch die Gegend tingeln, um ihre Freundin abzuholen. Ich fahre sie.″ ″Papa, du bist der Beste!″, schrie Tine und fiel ihm um den Hals. ″Dafür fängst du jetzt aber schon mit dem Abräumen an, während ich Oma heimfahre, auch wenn Heiliger Abend ist″, bot sich Papa aus. Das war ein kleiner Preis für den morgigen Tag, fand Tine. Sie verabschiedete sich von Oma, die nun in ihre kleine Wohnung zurückkehren wollte. Während die beiden unterwegs waren, räumte Tine die Spülmaschine ein und wusch die Sachen von Hand ab, die nicht dafür geeignet waren. Schon war Papa wieder da. ″In Ordnung, meine Große″, meinte er. ″Den Rest übernehme ich.″ ″Dann lese ich ein bisschen″, gab Tine zurück. ″Mach das″, stimmte Papa zu. Tine schnappte sich ihren neuen E-Book-Reader und ging damit in ihr Zimmer. Auf ihrem Bett legte sie sich auf den Bauch und las die Beschreibungen der Bücher durch, die bereits vorhanden waren. Als sie sich entschieden hatte, öffnete sie die entsprechende Datei und fing an. Schnell war sie in der Welt dieser Geschichte verschwunden und bekam nichts mehr um sich herum mit. Plötzlich wachte Tine auf. Sie lag immer noch auf ihrem Bett, das kleine Gerät in der Hand. Scheinbar hatte sie so lange gelesen, bis ihr einfach die Augen zugefallen waren. Das war bei Tine keine Seltenheit. Ein Blick auf den Wecker neben dem Bett verriet Tine, dass es bereits kurz vor Mitternacht war. Leise ging sie ins Bad und machte sich für die Nacht fertig. Im Haus war es still. Scheinbar war Papa auch bereits ins Bett gegangen. Noch einmal sah Tine ins Wohnzimmer. Da stand der Baum, die Lichterkette war ausgesteckt. Am liebsten hätte Tine weitergelesen. Doch wahrscheinlich wäre sie schnell wieder eingeschlafen. Daher machte sie ihre Nachttischlampe aus und dachte noch ein wenig an Saturn. Ihr geliebter Wallach war seit gestern wieder in seinem Stall. Ob er wohl die große Laufbox vermisste, die er im Internat bewohnte? Dort waren jeweils fünf Pferde zusammen über Nacht. Tagsüber konnten sie mindestens auf den großzügigen befestigen Auslauf, wenn nicht sogar auf die Weide, die wirklich gigantische Ausmaße hatte. Nicht selten dauerte es zwanzig Minuten, ehe Tine ihr Pferd gefunden und zurück zum Stall gebracht hatte, wenn sie reiten wollte. Saturn, sie liebte den Haflinger über alles. Morgen würde sie ihn zusammen mit Sam besuchen. Sie freute sich ungeheuer darauf. Schon machte sie Pläne für den kommenden Tag. Und dabei schlief sie endgültig ein.


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