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> Tierbücher > Die Biedermanns und ihre Pferde
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Tierbücher
Buch Leseprobe Die Biedermanns und ihre Pferde, Martina Sein
Martina Sein

Die Biedermanns und ihre Pferde


Trubel bei Sandra

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„Sandy!“, rief Kilian, als Sandra gerade am Sandplatz vorbeiging. Sie drehte sich zu ihrem Freund um, der strahlend und winkend hinter ihr lief und versuchte, sie einzuholen. Als er es geschafft hatte, verkündete er glücklich: „Franja kann endlich in euren Offenstall umziehen.“ „Ich weiß“, gab Sandra lächelnd zurück. Kilian ließ die Schultern hängen. „Das hätte ich mir ja denken können.“ „Da darfst du jetzt aber echt nicht beleidigt sein, dass das keine Überraschung ist“, entgegnete Sandra. „Als wenn ich nicht hier wohnen würde!“ Nun legte Kilian die Arme um seine Freundin. „Sorry, du hast natürlich recht. Es ist nur so: Ich warte ja schon ein Weilchen darauf, und Andrea hat mir immer wieder gesagt, dass es nur eine Übergangslösung ist, Franja bei ihr zu lassen.“ „Nur weil ich es schon weiß, heißt das ja nicht, dass ich mich nicht für dich freuen würde.“ Die paar Tage bis zum Auszug eines anderen Pferdes vergingen wie im Flug. Wenn ein neues Tier in die Herde beim Offenstall kam, wurde immer in einem Unterstand eine Absperrung eingezogen. Dasselbe galt für den Paddock und ein Stückchen Weide. So klappte es mit dem Eingewöhnen normalerweise ohne Probleme. An diesem Morgen im Advent war Kilian bereits da, als Andrea noch am Füttern war. Sie hatte einen kleinen Bereich bei den Biedermanns komplett gepachtet und hielt hier ihre Pintos. Da sie vor zweieinhalb Jahren zwei Fohlen bekommen hatte, hatte sie sich schweren Herzens entschlossen, eine ihrer Stuten zu verkaufen. Aus den zur Wahl stehenden Tieren hatte Kilian sich eben für Franja entschieden. Nun schaute Andrea von ihrer Arbeit auf. „Nanu? Du bist aber früh dran, Kilian.“ „Ich dachte mir halt, dass ich Franja am besten schon umquartiere, ehe die anderen auf die Koppel gehen“, entgegnete Kilian. Bedächtig nickte Andrea. „Ja, das wird wohl das Beste sein.“ Es fiel ihr immer schwer, wenn sie sich von einem ihrer Pferde trennen musste. Wem ging das nicht so? Obwohl Franja ihr schon seit ein paar Monaten nicht mehr gehörte und sie ja auf dem Hof bleiben würde, war es auch diesmal ein Abschied. „Lass sie noch in Ruhe mit den anderen fressen!“, schlug sie vor. Nun kamen noch zwei Personen dazu. Christiane war die Reitbeteiligung von Andrea und gleichzeitig die Mutter von Sandras bester Freundin Claudia. „Das gibt ja großen Bahnhof für den Auszug von Franja“, stellte Sandra lachend fest. Claudia erwiderte: „Wir wären heute so oder so schon um die Zeit gekommen.“ Dann wandte sie sich an eines der beiden rotweiß gescheckten Pferde. Der Zweijährige Prinz Hassan gehörte ihr. „Guten Morgen, du Rabauke. Was machen wir beide denn heute?“ Den jungen Wallach interessierte das im Moment überhaupt nicht. Nur kurz schnupperte er an seiner Besitzerin, stellte enttäuscht fest, dass sie keinen Leckerbissen für ihn hatte, und wandte sich wieder seinem Heu zu. Beim Misten halfen rasch alle zusammen. Dann legte Kilian seiner Franja das Halfter an und forderte sie auf, ihm zu folgen. „Jetzt ziehst du um. Keine Sorge, Andrea siehst du schon trotzdem noch.“ Vertrauensvoll, weil sie ja noch nie schlechte Erfahrungen gemacht hatte – und auch jetzt nicht machen würde – folgte Franja ihrem Besitzer. Der brachte sie durch einen Seiteneingang direkt auf den Paddock. Er führte sie zügig durch das Reich der anderen Pferde. Sandra half ihm dabei, indem sie jeweils auf- und zumachte. Dann waren sie im Eingewöhnungsbereich angekommen. Hier nahm Kilian seiner Stute das Halfter wieder ab. „So, da wären wir. Ein bisschen Heu ist auch noch da.“ Schon drängten die ersten anderen Pferde an die Absperrung. Sie waren neugierig, wer denn hier eingezogen war, und streckten ihre Köpfe über die Litzen, um an der neuen Mitbewohnerin schnuppern zu können. Da wurde mal kurz gequietscht und ein Satz auf die Seite gemacht, doch mehr passierte nicht. In ein paar Tagen würde man die Tiere zusammenlassen können. Helga, die Pferdepflegerin, welche sich meistens um diesen Bereich kümmerte, kam heran. „Da haben wir ja unseren Neuzugang. Hallo Franja. Gewöhn dich schnell ein! Dann bekommst du eine riesige Weide. Das kannst du gar nicht mit dem vergleichen, was dir bisher zur Verfügung gestanden hat.“ Sandra lachte. „Wir sind schon ein lustiger Haufen. Wenn uns einer zuhört, könnte man meinen, es würde sich bei unseren Schützlingen um Menschen handeln, die jedes Wort verstehen könnten.“ „Da hast du recht“, pflichtete Helga ihr bei. „Ich bin einfach schon so lange bei euch, dass ihr voll auf mich abgefärbt habt.“ Die restliche Familie hatte bereits gefrühstückt. Eigentlich war das beinahe so eine Art Pflichtveranstaltung. Heute hatten Mama und Papa jedoch Verständnis dafür gehabt, dass Sandra nicht dabei sein würde. Sie und Kilian gingen erst in die Wohnung über dem Pferdestall, als sie sich vergewissert hatten, dass bei Franja alles in Ordnung war. „Herrlich!“, seufzte Sandra, als sie sah, was vom Frühstück der anderen noch übrig war. Da stand ein Korb mit frischen Semmeln und bereits aufgeschnittenem Brot. Die Kaffeemaschine war heiß, sodass man sich direkt eine Tasse herauslassen konnte, und auch ansonsten blieb kaum ein Wunsch offen. Sandra goss sich erst einmal eine Tasse Milch ein und stellte diese in die Mikrowelle. Sie wollte sich einen Kakao machen. Dass Kilian gerne Kaffee trank, wusste sie. Daher setzte sie sofort den Vollautomaten in Gang. „Ihr lasst es euch schon immer ziemlich gut gehen“, stellte Kilian fest, nachdem er sich eine Scheibe Brot mit Käse belegt hatte. „Warum auch nicht?“, gab Sandra zurück und zuckte mit den Schultern. „Wir arbeiten ja schließlich auch hart genug den ganzen Tag. Da braucht man eine ordentliche Grundlage.“ Nach dem Frühstück schauten die beiden noch einmal bei Franja vorbei. Die hatte inzwischen Unterstand, Paddock und Koppel inspiziert, stand auf halbem Wege zum Stall direkt an der Absperrung und ließ den Kopf hängen. Sie schien zu dösen. Auf der anderen Seite stand eine braune Stute in derselben Haltung. „Die beiden scheinen sich schon ein bisschen angefreundet zu haben“, stellte Sandra fest. „Das ist gut, wenn Franja gleich eine Bezugsperson, ich meine natürlich ein Bezugspferd hat.“ An diesem Tag wollte Kilian Franja nicht reiten. Sie sollte erst einmal in Ruhe in ihrem neuen Domizil ankommen. Daher fuhr er am Vormittag zurück in seine Wohnung, die dringend einem Großputz bedurfte, wie er zähneknirschend zugab. Erst vor kurzem war er bei seinen Eltern ausgezogen, weil es wegen Franja zu Meinungsverschiedenheiten gekommen war. Dass er seinen Haushalt noch nicht unbedingt im Griff hatte, wusste Sandra. Daher lächelte sie bei der Ankündigung. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Kilian nun wirklich Staubsauger und Putzlappen schwingen würde. Vielmehr würde er mit guten Vorsätzen nach Hause fahren, sich nur für einen Moment mit seiner Spielekonsole beschäftigen wollen und darüber den geplanten Großputz schnell vergessen. Sandra selbst hatte mehr als genug zu tun. Da waren ihre eigenen Pferde Gina und Momo, die sie bewegen musste. Außerdem hatte sie versprochen, am Nachmittag gemeinsam mit ihrer Cousine Yvonne mit den Fohlen zu arbeiten. Sie fing jedoch schon alleine mit den Jüngsten an. Auf diese Weise flog der Vormittag nur so dahin. Schon war es Zeit für das Mittagessen. Um das hatte sich Mika gekümmert. Er hatte eigentlich nur ein Jahr als Au-pair bei den Biedermanns verbringen wollen. Dann hatte er sich jedoch an der Hauswirtschaftsschule angemeldet und war mit seiner inzwischen fast vierjährigen Tochter Janni geblieben; sehr zu deren wie auch Paulinas Freude. Sandras jüngste Schwester und die kleine Finnin waren längst wie Geschwister. Sie wieder zu trennen, war für alle Beteiligten undenkbar. Als alle am Tisch saßen, räusperte Mama sich. „Ich muss euch etwas erzählen.“ „Schieß los!“, forderte Sandra ihre Mutter auf. Mama schien zu überlegen, wie sie mit ihren Neuigkeiten am besten herausrücken sollte. Schließlich übernahm Papa das für sie: „Ina hat ein Angebot von einem Fernsehsender bekommen. Die wollen eine Doku über ihre Arbeit mit den Problempferden drehen.“ „Das ist ja cool!“, rief Sandra aus. „Wärst du nicht eh schon die erfolgreichste Dressurreiterin, würde ich sagen, vielleicht wirst du ja noch berühmt.“ Sie musste lachen, wobei die anderen am Tisch alle mit einfielen. Mika meinte: „Jetzt bin ich auch noch mit einem TV-Star bekannt.“ Sandra wollte wissen: „Und wie genau soll das aussehen?“ „Das Ganze soll wohl so neunzig Minuten lang werden“, begann Mama zu erzählen. „Zuerst wollen sie hier auf dem Hof ein bisschen drehen. Da muss ich noch mit den Besitzern der Pferde reden, die ich gerade hier habe. Wäre toll, wenn sich der eine oder andere von denen auch vor die Kamera trauen würde. Dann ist auch mindestens ein Termin geplant, bei dem ich in einem Reitstall vor Ort arbeite.“ Mama hatte immer wieder Anfragen, ob sie nicht einen Tag oder gar über ein Wochenende auf fremde Anlagen kommen wollte. Dort konnten sich die Besitzer dann von ihr Tipps geben lassen. Das reichte von einer einfach Reitstunde, bei der man seine Dressurtechnik verfeinern konnte, bis hin zu Lösungsvorschlägen, wenn ein Pferd beim Reiten oder gar schon im täglichen Umgang Probleme machte. Sandra hatte ihre Mutter schon zu derartigen Terminen begleitet. Das konnte mitunter sehr interessant sein. „Hast du Opa schon davon erzählt?“, wollte Sandra wissen. Mama schüttelte den Kopf. „Ich hatte ihn zum Essen eingeladen, aber er war leider schon verabredet. Wenn er wieder da ist, will ich es ihm sagen.“ „Darf ich bitte dabei sein? Ich möchte zu gern das Gesicht sehen.“ Mama lachte. „Na klar doch.“ Es kam selten vor, dass Opa den Hof verließ. Heute war er jedoch gemeinsam mit seiner zweiten Frau Karin mit einem befreundeten Pärchen zum Mittagessen verabredet gewesen. Kurzerhand fuhren sie vom Restaurant aus noch mit zu den Bekannten und verbrachten dort bei Kaffee und Kuchen einen vergnüglichen Nachmittag. So war es beinahe Zeit für die Abendfütterung, als Opa wieder auftauchte. Er ging auf dem Weg zu seiner Wohnung, die über dem Zuchttrakt lag, durch den Stall und begrüßte alle, die er traf. So nutzte Mama gleich die Gelegenheit, Opa um ein Gespräch zu bitten. „Magst du vielleicht zum Abendessen zu uns rüberkommen?“ „Ist was passiert, Ina?“, bohrte Opa sogleich. „Erst sollte ich schon mittags bei euch sein, jetzt unbedingt abends.“ „Passiert ist nichts, aber ich habe was mit dir zu bereden.“ „Sei mir nicht böse, Ina, aber ich bin noch immer so pappsatt, dass das Abendessen wohl eher ausfallen wird. Komm doch einfach zu uns rüber, wenn es bei dir zeitlich passt“, schlug Opa vor. Mika übernahm das Aufräumen der Küche, als alle gegessen hatten. Da die Kleinen friedlich im Spielzimmer beschäftigt waren, machten Mama und Sandra sich auf den Weg zu Opa. Sie konnten über ein paar Speicherräume dessen Wohnung erreichen. Gerade kochte Karin Tee und bot den beiden einen Platz am Küchentisch an. Als jeder eine Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit vor sich stehen hatte, fragte Opa: „Also, was gibt es denn, Ina?“ Mama berichtete von dem geplanten Fernsehdreh über ihre Arbeit. „Das ist eine gute Sache“, stimmte Opa sofort zu. „Je mehr Leute sehen, wie du mit Pferden arbeitest, desto besser. Das ist eine tolle Plattform für dich, weiter auf die Haltungsbedingungen und die Ausbildung der Pferde einzugehen.“ Ja, das war Mama schon immer wichtig gewesen. Selbst zu den Zeiten, als sie erfolgreich auf der ganzen Welt Turniere geritten war, hatte sie ihre Pferde in einer Herde auf die Koppel gelassen und im Stall sogar in Laufboxen gehalten. Dass die Tiere wie bei anderen in einzelnen Abteilen ohne Sozialkontakt leben mussten und nur zur Arbeit herausgeholt wurden, war für sie nie infrage gekommen. „Das habe ich mir auch gedacht“, stimmte Mama Opa zu. „Das heißt aber auch, dass wir eine ganze Weile das Kamerateam hier auf dem Hof haben werden. Außerdem werde ich mehr unterwegs sein, bis das ganze Material im Kasten ist.“ „Na und?“ „Was ist mit der anderen Arbeit hier? Du wirst nicht jünger.“ Opa machte ein beleidigtes Gesicht. „Vielen Dank auch. Ist aber egal. Du hast doch eine tolle Truppe! Zur Not stellst du noch jemanden ein. So ein Dreh wird doch normalerweise gut bezahlt, oder?“ „Über die Gage kann ich nicht klagen“, gestand Mama. „Klar wäre da zur Not noch eine zusätzliche Kraft drin.“ „Schade, dass Jos fremdgeht“, warf Sandra ein. Ihr älterer Bruder befand sich in Warendorf, wo er im Rahmen der Sportfördergruppe bei der Bundeswehr ritt und gleichzeitig studierte. Natürlich war der Vorwurf nicht ernstgemeint. Sie wusste, wie wichtig es ihrem Bruder war, dass er auch einmal ohne den Rückhalt seiner Familie zurechtkommen musste. „Dann bist du also einverstanden?“, hakte Mama noch einmal an Opa gerichtet nach. „Ina, als wenn du da jemals Zweifel hättest haben müssen.“ Opa lächelte.


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