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Science Fiction
Buch Leseprobe Lumera Expedition: Survive, Jona Sheffield
Jona Sheffield

Lumera Expedition: Survive


Science Fiction Thriller

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Prolog


Juli 2042 | Erde | Julia


»Mission sofort abbrechen!« Das Kommunikationsimplantat hinter ihrem rechten Ohr übertrug die Warnung einwandfrei. »Du bist aufgeflogen, Julia. Mission sofort abbrechen.« Gerrits Stimme überschlug sich, klang aber schnell wieder gefasst. »Begib dich sofort zum vereinbarten Treffpunkt.«


Julia antwortete nicht. Panik erfasste jeden Millimeter ihres Körpers und zerrte an ihren Eingeweiden. Bis hierhin war ihre Mission erfolgreich verlaufen. Das Backdoor-Programm, das sie soeben auf dem zentralen Server von Nantech Industries installiert hatte, lief versteckt im Hintergrund. Wie geplant. Sie hatte außerdem einen BID-Remover mitgehen lassen. Der Besitz dieser Geräte war strengstens verboten. Sollte sie damit erwischt werden, hatte sie mit massiven Sanktionen, bis hin zur Todesstrafe, zu rechnen.


Der BID-Remover befand sich nun sicher in ihrem Holster, neben der kleinen Spritze mit Zyankali. Das tödliche Gift war aber nur als allerletzter Ausweg gedacht, um eventuellen Verhören zu entgehen. Sie wollte lieber sterben, als Geheimnisse preiszugeben.


Den Microchip, der die bei Nantech eingeschleuste Malware enthielt, hatte sie sicherheitshalber mit einem Feuerzeug verschmort. Wäre er Nantech in die Hände gefallen, hätte der Plan von Julia und ihren Freunden keine Chance auf Erfolg gehabt. Sie hatten vor, die Regierung daran zu hindern, Menschen über ihre BIDs zu kontrollieren und ihnen womöglich Handlungen aufzuzwingen. Der Staat hätte die volle Kontrolle über jeden Bürger, der über diese Technologie verfügte. Das wollten sie unbedingt verhindern. 


Julia hieb mit dem Ellbogen gegen den Öffner des Notausgangs. Sofort ertönte ein hochfrequent oszillierender Alarmton, doch Julia ignorierte ihn. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, lehnte sie sich verschwitzt mit dem Rücken dagegen und blickte sich um.


Sie befand sich in einem Hangar. Er bot Platz für mindestens vier große Flugzeuge. In der Nähe der Tür standen einige mit verschiedensten Gegenständen beladene Paletten herum. Alle waren mit den Worten ‚Nantech-Industries‘ beschriftet. Ansonsten herrschte hier gähnende Leere. Hier konnte sie sich unmöglich verstecken. 


Julia musste sich konzentrieren. Der Mann ihres Lebens, ihre Freunde und hunderte Millionen, wenn nicht gar Milliarden anderer Menschen, schwebten in höchster Gefahr, sollte sie jetzt scheitern.


Eine Massenüberwachung oder Schlimmeres durch die Regierung abzuwenden, das war ihr einziges Ziel. Dazu brauchte sie einen klaren Kopf, ungeachtet der in ihr aufkeimenden Panik. Julia biss die Zähne zusammen und atmete tief ein und aus. Ruhe zu bewahren und ihre Ängste zu kontrollieren war der erste Schritt zur Rettung der Menschheit.


 


Das Licht im Hangar war gedimmt, nur die Nachtbeleuchtung war aktiviert. Julia fröstelte und ihr Herz raste.


Sie hatte den gesamten Grundriss des Komplexes im Kopf gespeichert und wusste, dass sich etwa 70 Meter von ihr entfernt ein Ausgang befand. Dahinter gab es einen befestigten Pfad, der geradewegs zum Staudamm führte, der das Grundstück von Nantech abschloss. Das war ihr einziger Ausweg.


In diesem Augenblick hörte sie in der Ferne einen Ruf. Die Wachen verfolgten sie bereits. Julia rannte los, direkt zur Tür mit der hellgrün leuchtenden Fluchtwegkennzeichnung. Sie blickte über ihre Schulter und sah mehrere Gestalten in ihre Richtung stürmen.


Wieder schlug sie gegen den Riegel und erneut schrillte der Alarm. Endlich war sie draußen. Ein Scheinwerfer über der Tür ließ den feinen Sprühregen beinahe wie eine Wand erscheinen. Die winzigen Tröpfchen schwebten eigenartig synchron hin und her. Weit voraus hörte sie die donnernden Wassermassen durch die Schleusen des Dammes brechen.


Sie befand sich auf einem schmalen Pfad, der rechts und links von hohen Zäunen gegen Eindringlinge gesichert war. Alle zehn Meter erhellte ein Scheinwerfer den Weg.


 Jetzt musste sie es nur noch über den Staudamm schaffen, der sich weiter hinten in der Dunkelheit befand, denn weder rechts noch links gab es eine Fluchtmöglichkeit. Die Zäune waren einfach zu hoch. Julia sprintete los.


 Ihr Puls raste, während sie krampfhaft versuchte, nicht langsamer zu werden. Nach etwa einem Kilometer, für den sie trotz ihrer Anstrengungen eine gefühlte Ewigkeit gebraucht hatte, endete der matschige Pfad an dem Staudamm, der nur von wenigen Laternen beleuchtet war. Plötzlich spürte Julia einen stechenden Schmerz in der Seite, der sie zwang, stehenzubleiben. Auf die Knie gestützt atmete sie wie eine Marathonläuferin nach dem Zieleinlauf. Sie hatte für einen Moment einfach keine Kraft mehr. Nach einer Weile wurden ihre Atemzüge wieder langsamer. Sie machte ein paar Schritte, doch das Seitenstechen hielt unverändert an. Der Weg, auf dem sie sich befand, führte geradewegs über den leicht gekrümmten Damm. Das andere Ende dieser gewaltigen Staumauer befand sich etwa zweihundert Meter entfernt. Sie musste versuchen, dorthin zu gelangen. Dort ging der Pfad weiter.


Und dort, irgendwo in der Dunkelheit, befand sich die rettende Tür im Zaun, die auf dem Grundriss des Geländes verzeichnet gewesen war. Die Möglichkeit, Bild- und Audiodaten auf dem BID zu speichern und abzurufen, war jetzt Gold wert!


Weit hinter sich hörte sie ihre Verfolger rufen. Sie blickte kurz in deren Richtung. Die Androiden stürmten über den Pfad hinter ihr her: sieben, vielleicht acht, mit automatischen Sturmgewehren ausgestattet. Sie hatten gehörig aufgeholt, musste sie mit Entsetzen feststellen. Sie waren höchstens noch dreihundert Meter von ihr entfernt.


Julia sprintete wieder los. Hinter ihr fielen die ersten Gewehrschüsse. Wenigstens war der Regen auf ihrer Seite, denn dank ihm war sie kein leichtes Ziel. Die abgefeuerten Projektile pfiffen erschreckend nah an Julia vorbei, zwei davon schlugen direkt vor ihren Füßen in den Boden und Gesteinssplitter spritzten ihr entgegen.


»Nein …! Verdammt nochmal was soll ich denn tun?«, ächzte sie. Julia rannte um ihr Leben. Zu ihrem Unglück waren die Androiden schneller als sie. Sie holten weiter auf.


 


Als sie sich auf der Mitte des Damms befand, trennten Julia nur noch zweihundert Meter von ihren Verfolgern. Langsam schwanden ihre Kräfte. Ihre Beine wurden immer schwerer. Julia stieß einen spitzen Schrei aus, als weitere Projektile an ihr vorbei zischten.


»O Gott, hilf mir, nur ein bisschen!“, wimmerte sie. Tränen flossen ihr übers Gesicht. Sie war einfach zu langsam! Bis zu der Tür im Zaun mochte es Julia mit etwas Glück noch schaffen, aber dann noch das Schloss zu knacken? Das war doch utopisch!


Über den Zaun zu klettern war kaum eine bessere Option und der Stacheldraht bedeutete dann sowieso das Ende ihrer Flucht.


Sie aktivierte ihren BID, ließ sich innerhalb von Sekundenbruchteilen ihre Chance für eine erfolgreiche Flucht über den Zaun berechnen und auf ihre Kontaktlinsen projizieren. Sie lag bei drei Prozent.


Da meldete sich Gerrit über ihren BID, ihr Kommunikationsimplantat. »Julia, bitte kommen! Bist du am Ziel? Wir sind gleich da.«


Erschöpft quetschte Julia einige Wortfetzen aus sich heraus: »Ich ... schaffe es ... nicht zum Tor. Ich muss vom Damm springen.«


Sie hörte, wie Gerrit am anderen Ende nach Luft schnappte: »Nein, Julia! Das schaffst du nicht. Das sind vierzig Meter. Lauf weiter! Wir sind fast bei dir!«


Julia blieb in der Mitte des Staudamms stehen. Mit ihren behandschuhten Fingern strich sie sich nervös eine tropfende Haarsträhne aus dem Gesicht. Gerrits Fluchtplan war absoluter Schwachsinn. Das war ihr nun klar. Das Zyankali war ihre einzige Alternative, wollte sie nicht erschossen oder festgenommen werden. Aber sie hatte diese winzige Chance, wenn sie springen würde. Sie aktivierte die Sichtverstärkung ihrer Kontaktlinsen. Beim Blick in die Tiefe wurde ihr schwindelig. Die Chance, den Sturz zu überleben lag nun bei sieben Prozent. Julia entschied sich innerhalb einer Sekunde.


»Gerrit, ich springe«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.


»Julia, bitte…«, versuchte Gerrit es erneut, aber sie unterbrach ihn barsch. »Holt mich da unten raus, bevor die anderen das tun. Lebt alle wohl. Sag Ethan, dass ich ihn liebe.«


Julia klinkte sich kraft ihrer Gedanken aus dem Gespräch aus. Sie kletterte auf die gemauerte Brüstung des Damms. Unter sich sah sie im feinen Sprühnebel das Wasser durch die Schleusen schießen. Sie rief die Tiefe ab und ließ sie auf ihren Kontaktlinsen anzeigen: 39,3874 Meter. Eine Höhe, die normalerweise nur erfahrene Klippenspringer überleben konnten.


Sie war zwar eine gute Schwimmerin und schon öfter von hohen Klippen gesprungen, aber das hier war etwas völlig anderes. Denn neben der Höhe beängstigte sie vor allem, dass sie nicht sehen konnte, wohin sie springen würde. Durch den Regen und die aufsteigende Gischt war es für sie unmöglich, den Wasserspiegel unter sich auszumachen. 


Die Androiden waren mittlerweile auf knapp 50 Meter herangekommen. Sie hörte ihre Rufe und Drohungen. Dann knallte ein Schuss – und sie sprang.


 


 


Kapitel 1


Mai 2384 | Platon | Peter


Erschrocken schlug Peter die Augen auf. War er etwa eingeschlafen? Er musste sich kurz orientieren. Dann atmete er erleichtert auf. Er saß in seinem Penthouse in Manhattan im 34. Stock auf dem riesigen Sofa. Er stutzte kurz. Wie war er hierhergekommen? Er war ganz benebelt, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Welcher Tag war heute? Warum war er am helllichten Tag nicht im Büro? Hatte er vielleicht einen Schlaganfall erlitten? Vorsichtig stand er auf. Laufen funktionierte problemlos. Also vielleicht doch kein Schlaganfall. Peter schüttelte seinen Kopf, als könne er damit den Nebel darin vertreiben und ging in Richtung Kommode, auf der sein Smartphone lag. Er wollte seine Frau Martha anrufen und versuchen, ob er nicht doch etwas aus ihr herausbekommen könnte.


Als er nach dem Gerät griff, hörte er plötzlich das Klingeln des Aufzugs. Jemand war auf dem Weg zu ihm. Normalerweise rief der Pförtner vorher bei ihm an und schickte nicht einfach jemanden herauf. Aber vielleicht war es Martha oder eines seiner Kinder.


Gespannt schaute Peter auf die goldenen Türen des Lifts. Endlich hielt der Aufzug an, und die Türen öffneten sich mit einem leisen Pling. Heraus trat ein schlanker Mann mittleren Alters mit anmutig geschnittenen Gesichtszügen, der einen weißen Kittel trug und zielsicher auf ihn zuging. Er wusste nicht recht, wie er dem Fremden begegnen sollte und wartete vorsichtig ab. Der Unbekannte hielt Peter die manikürte Hand hin, die er mit Skepsis und wachsender Empörung über den ungebetenen Besuch ignorierte.


»Guten Tag Mr. Jennings. Sie kennen mich nicht. Mein Name ist Dr. ...«


»In der Tat«, unterbrach ihn Peter. »Ich kenne Sie nicht. Hat der Pförtner Sie einfach ohne meine Erlaubnis nach oben gelassen? Ich muss wohl ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Was haben Sie hier zu suchen?«


Der Fremde verzog keine Miene und lächelte Peter weiterhin stoisch an. Seine Hand ließ er allerdings langsam sinken.


»Ich stelle mich Ihnen gerne vor ... wenn Sie gestatten. Mein Name ist Dr. Silverman. Ich bin Arzt. Ich bin gekommen, um Ihnen ein paar Dinge zu erklären. Es wird für Sie einfacher sein, wenn wir das hier in Ihrer gewohnten Umgebung tun. So gehen wir in solchen Situationen vor.«


Peters Verwirrung wuchs. Die Aussage dieses vorgeblichen Arztes ergab keinen Sinn. Nervös fuhr er sich mit der Hand durch sein dichtes Haar. Irgendetwas war anders. Aber was? Jetzt hatte er es: Er hatte tatsächlich Haare über seiner Schläfe. Als er die Stelle das letzte Mal berührt hatte, befanden sich dort noch eine geschwollene Narbe und kurzgeschorene Haare. Was war mit seiner Krebserkrankung?


»Was geht hier vor? Ich verstehe das nicht. Ich bin doch krank oder nicht? Ich ... lebe ich noch?«


»Ganz ruhig, Mr. Jennings. Das will ich Ihnen erklären. Setzen Sie sich doch bitte erst hin.« Peter schüttelte den Kopf. In seinem Penthouse hatte nur er zu bestimmen, ob er sich setzte! Am liebsten hätte er den Kerl fortgejagt, doch dieser ... dieser Arzt könnte ihm helfen herauszufinden, was hier gespielt wurde.


»Der Hausherr zieht es vor zu stehen.« Seine Stimme klang alles andere als selbstbewusst.


Dr. Silverman zuckte mit den Schultern. »Nun gut, wie Sie wollen. Also, um vorne anzufangen: Sie scheinen sich daran zu erinnern, dass Sie im Jahr 2016 an Krebs erkrankt sind. Liege ich da richtig?«


Peter nickte verhalten.


Dr. Silverman fuhr fort: »Das könnte Sie jetzt umhauen, und Sie werden sich vielleicht wünschen, sich doch hingesetzt zu haben, aber: Sie sind an Ihrer Erkrankung im Jahr 2017 gestorben.«


Stille.


Zwar wurde Peter von diesen absurden Worten nicht von den Beinen geholt, doch er stand wie erstarrt da. Der Nebel in seinem Kopf verdichtete sich. Dr. Silverman musterte ihn aufmerksam. Sein Blick war unangenehm, irgendwie ... forschend. Peter war schließlich doch danach, sich zu setzen. Er erntete einen erleichterten Blick von Dr. Silverman, als er die Sitzgruppe mit großem, hellem Esstisch ansteuerte. Der Arzt setzte sich ihm gegenüber. Er beförderte einen kleinen schwarzen Würfel zutage und legte ihn vor sich und Peter auf den Tisch. Augenblicklich schwebte ein fast lebensgroßes Hologramm eines menschlichen Körpers darüber. Peter riss die Augen auf. Was war das denn jetzt?


»Mr. Jennings, Ihr Körper wurde unmittelbar nach Ihrem Tod im Jahre 2017 mittels Kryokonservierung eingefroren. Das heißt, dass Ihr Körper nach Ihrem Tod sofort präpariert und in flüssigem Stickstoff auf gut zweihundert Grad unter null heruntergekühlt wurde«, erklärte der angebliche Arzt nüchtern.


Über dem Würfel war nun so etwas wie eine längliche Box zu sehen. Der Körper, der noch immer über dem Würfel schwebte, wurde in eine Flüssigkeit gelegt, die sich in der Box befand. Peter kannte ähnliche Bilder bereits. Er erinnerte sich daran, sich vor seinem Tod ausführlich mit dem Prozess der Kryokonservierung auseinandergesetzt zu haben. 


»Ihr Körper konnte auf diesem Weg für eine lange Zeit unversehrt erhalten werden. So lange, bis die Technologie eine Reanimierung Ihres Körpers ohne Folgeschäden möglich machen konnte. So hatten sie es in ihrem Testament verfügt.«


»Also«, setzte Peter an, »und ich wache auf und bin in meiner Wohnung, ja? Tut mir leid, aber das glaube ich Ihnen nicht. Mir hat heute Morgen irgendjemand was in den Kaffee getan. Anders kann es nicht sein.«


»Mr. Jennings, wenn jemand in einem mentalen Zustand wie dem Ihren von uns geweckt wird, ist es unser Bestreben, die betreffende Person vorsichtig auf die Gegenwart vorzubereiten. Die Welt hat sich sehr verändert, Mr. Jennings. Technik, Kommunikation und Gesellschaft sind nun völlig anders als Sie es gewohnt sind. Deshalb erkläre ich Ihnen die Dinge hier, in vertrauter Umgebung. Hier fühlen Sie sich wohl. Das ist uns wichtig, da uns Ihr Gesundheitszustand am Herzen liegt. Kommen Sie bitte mit. Ich zeige Ihnen etwas, das Sie mit eigenen Augen sehen müssen, dann fällt es Ihnen bestimmt leichter, mir zu glauben. Aber machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst.«


Dr. Silverman ließ das Hologramm wie von Zauberhand wieder verschwinden, erhob sich und ging durch die geöffnete Tür der Fensterfront hinaus auf die bestimmt vierzig Quadratmeter große Dachterrasse des Wolkenkratzers. Peter folgte ihm zögerlich. Er war auf der Hut vor dem aalglatten Mann. Wer wusste schon, was dieser im Schilde führte. Vielleicht wollte er ihn vom Dach stoßen. Draußen angekommen blieb Peter wie angewurzelt stehen. Normalerweise war hier oben der konstante, wenn auch recht leise Geräuschpegel der geschäftigen Straßen Manhattans zu hören, aber es war still. Zu still. Er schaute nach rechts. Dort, wo sonst die oberen Stockwerke des Nachbargebäudes zu sehen waren, war nichts.


Peter trat zum gläsernen Geländer der Dachterrasse. Alles war weg. Manhattan war nicht mehr da. Die gesamte Umgebung war in blassblaues Licht getaucht, das sich scheinbar in der Unendlichkeit verlor. Nur sein Balkon, seine Wohnung, der fremde Mann und er selbst waren existent. Peter schnappte panisch nach Luft, stieß sich vom Geländer ab und fiel hin. Seine Beine versagten ihm den Dienst.


»Langsam, langsam; ich weiß, das ist schwer zu fassen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, sagte der Arzt. Mit kleinen Schritten führte ihn Dr. Silverman wieder ins Haus. Hier fühlte sich Peter sicherer.


Nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte, sagte er: »Okay, sagen wir mal, ich glaube Ihnen. Wo bin ich hier, wenn das nicht Manhattan ist?«


»Sie befinden sich in einer virtuellen Realität. Wir haben sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Sohn Jason und anhand von Fotos erschaffen. Tatsächlich befindet sich Ihr Körper noch im Koma. Wir haben Ihr Bewusstsein hierher transferiert, damit ich Ihnen alles erklären und Sie auf die für Sie neue Realität vorbereiten kann. Glauben Sie mir, das ist die beste Methode. Sie müssen sich ja einer ganz neuen Wirklichkeit stellen.«


Wieder hatte Dr. Silverman den Würfel aktiviert. Das Hologramm, das Peter nun zu sehen bekam, raubte ihm fast den Atem. Er sah sich selbst in einem Krankenhausbett liegen. Um das Bett herum standen Apparaturen. Er sah große Monitore, und ein Schlauch ragte aus seinem Mund. Peter schüttelte nur ungläubig den Kopf.


»Und was würden Sie mir als nächstes erzählen, wenn ich Ihnen glaubte?«


»Sie haben 367 Jahre im Kryoschlaf verbracht. Wir schreiben jetzt das Jahr 2384. In den letzten paar Jahren hat die Wissenschaft den Durchbruch in der Kryotechnologie geschafft. Sie ist gegenwärtig so unproblematisch wie eine Blinddarm-OP. Deshalb können wir Sie nun ohne jedes Risiko wieder ins Leben zurückholen.«


»Waaas?« Peter lief völlig aufgelöst im Raum umher und knetete seine Hände. Er fühlte sich unendlich verloren. Zuletzt hatte er dieses Gefühl verspürt, als er die Diagnose erhielt, dass er sterben werde. 


»Wie ist das möglich? Wie haben Sie das geschafft? Und Manhattan gibt es noch? Ich meine, ich kann da einfach so weiterleben?«, fragte Peter, während er zur antiken Kommode ging und sich einen Whiskey einschenkte. Er leerte das Glas in einem Zug. Jetzt stellte er zudem fest, dass nicht alles in der Wohnung so war, wie er es kannte. Das Muster an der Kommode war falsch, einige Bilder hingen am falschen Platz oder zeigten ihm fremde Motive. Die Badezimmertür befand sich viel zu weit rechts. Schnell schenkte er sich einen zweiten Whiskey ein. Dr. Silverman sprach aber bereits weiter und lenkte Peter davon ab, nach weiteren Auffälligkeiten zu suchen.


Es erschien abermals ein menschliches Hologramm über dem Würfel. Daneben sah Peter so etwas wie einen Miniroboter. Was sollte das werden?


»Dass Sie heute wieder leben können, verdanken wir der mittlerweile gängigen Nanotechnologie. Zunächst einmal ist es mit der heutigen Technik problemlos möglich, Sie wieder, sagen wir mal, ›aufzutauen‹, ohne dabei Ihre Organe zu beschädigen.


Und mit Nanotechnologie meine ich Miniroboter auf Molekülgröße – also unvorstellbar klein –, die wir in Ihren Körper eingeschleust haben«, erklärte der Arzt und zeigte auf den holografischen Roboter, der Peter unangenehm an eine Spinne erinnerte. Die holographische Illustration zeigte, wie die winzigen Nanobots in großer Zahl mit einer Spritze in einen Menschen injiziert wurden. Peter kam sich vor wie ein Schuljunge, dem man die grundlegendsten Naturgesetze anhand von Bildern erklären musste.


Dr. Silverman sprach unterdessen weiter: »Die Nanobots konnten Ihre Krebszellen zerstören, und wir konnten auch die alten Zellstrukturen zur Gänze wiederherstellen. Für diesen Prozess haben wir Sie jetzt noch etwas in einem künstlichen Koma schlafen lassen, damit Ihr Körper ausreichend Zeit zur Erholung hatte. Sie sind jetzt gesund.«


»Großer Gott, ich weiß nicht, was ich sagen soll ... ich kann es noch immer nicht glauben.«


»Nun, sie werden wieder ein normales Leben führen können. Alles andere kann später noch ausgiebig besprochen werden.«


Peter verschluckte sich fast an seinem Whiskey, während er Dr. Silverman anstarrte. Ihm kam die ganze Situation unwirklich vor. »Und was genau passiert jetzt?«  


Dr. Silverman lächelte. »Die Healthbots befinden sich nach wie vor in Ihrem Körper und leisten dort ihre Arbeit. Sie selbst haben dadurch keine Nachteile. Ganz im Gegenteil: Die Bots halten Sie gesund und helfen Ihrem Körper bei der Zellteilung. Und das führt neben Ihrer Wiederauferstehung zum zweiten Wunder: Sie werden künftig nicht mehr altern. Sie bleiben, zumindest körperlich gesehen, von nun an 35 Jahre alt. So alt wie Sie waren, als Sie verstarben. Auch der Krebs wird nicht zurückkehren. Sie sind jetzt kerngesund und bleiben es auch.«


 


»Ähm, Dr. Silverman, wie lange muss ich hier in der virtuellen Realität bleiben? Und was ist mit meiner Familie? Wo sind sie alle?«


Silvermans Blick wanderte zu dem Bild über der Kommode. Schließlich blickte er wieder zu Peter und sagte: »Mr. Jennings, ich werde Sie gleich verlassen. Dann werden wir Sie zurück ins Leben holen, ins echte Leben. Ich muss Sie allerdings vorwarnen: Sie werden noch sehr schwach sein, und Ihr Hals wird ihnen noch Schmerzen bereiten, weil wir Sie lange über einen Tubus beatmen mussten. Aber das wird alles schnell vorübergehen. Bleiben Sie einfach ganz ruhig, wenn wir Sie wecken. Wir werden Sie unverzüglich mit Schmerzmitteln versorgen, sollte das nötig sein.«


Wich ihm Dr. Silverman etwa aus?


»Meine Familie?«, bohrte Peter weiter nach.


»Ihr Sohn wird zu Ihnen stoßen, sobald Sie wieder ansprechbar sind. Er ist jetzt dank der Healthbots 37 Jahre alt. Zumindest physisch. Als Sie starben, war er ja noch ein Kind von zehn Jahren. Aber ich denke, Sie werden ihn erkennen. Ihr Sohn wird Ihnen alles Weitere erklären. Meine Zeit hier ist leider auch sehr begrenzt. Ich habe noch mehr Patienten. Aber ich werde Sie gleich wiedersehen, wenn wir Sie geweckt haben. In Ordnung?«


Dr. Silverman erhob sich im selben Moment wie Peter. Er folgte dem Arzt zum Aufzug. Tausend Fragen brannten ihm noch auf der Zunge, aber er schwieg darüber. Dafür war später noch genügend Zeit.


Der dunkelhaarige Mann mit dem ebenso dunklen Teint trat in den Aufzug. Sogleich schlossen sich die Türen hinter ihm, und Peter war wieder alleine. Noch immer verwirrt über diesen Auftritt und die Flut an Informationen ging Peter zurück zum Tisch. Jetzt konnte er nur abwarten.


Doch er kam nicht mehr dazu, sich zu setzen. Auf einmal war alles um ihn herum in ein grelles Licht getaucht, als raste eine gleißend helle Sonne auf ihn zu. Oder war die Sonne in seinem Kopf? Peter schrie vor Schmerzen laut auf. Ihm war, als explodierte sein Kopf.


* * *


Peter hatte Mühe, seine Augen zu öffnen. Selbst seine Augenlider konnten das Licht nicht gänzlich abschirmen, sondern lediglich in ein helles Rot tauchen. Er fand es seltsam, gerade jetzt daran zu denken, wie gut seine Augenlider durchblutet waren. Er wollte seine Augen vor dem gleißenden Licht schützen. Gleichzeitig wollte er etwas sagen. Aber beides war ihm nicht möglich. Da bemerkte er, dass er die Luft anhielt. Hastig atmete er ein. Seine Lungen brannten, als söge er heißen Rauch ein. Was zur Hölle? Er stöhnte auf und öffnete nun doch die Augen. Eine Lampe blendete ihn.


»Mr. Jennings, bleiben Sie ganz ruhig. Sie sind hier in Sicherheit. Wir leuchten Ihnen in die Augen, um Ihre Pupillenreflexe zu überprüfen. Seien Sie geduldig mit sich selbst. Wir haben alle Zeit der Welt; werden Sie erstmal wach.«


Peter wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte.


»Ganz ruhig. Atmen Sie tief ein und aus. Alles ist in Ordnung. Ich bin es, Dr. Silverman. Sie haben mich ja bereits kennengelernt. Mein Team und ich kümmern uns um Sie. Sie befinden sich hier auf der Krankenstation.«


 Peter wollte wieder zurück in die virtuelle Realität. Dort hatte er sich eindeutig besser gefühlt. Aber er spürte, dass er mit jedem Atemzug ruhiger wurde und dass das Atmen immer weniger schmerzte. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht. 


Vor seinem Bett standen fünf Personen in weißen Kunststoffkitteln. Mehr Menschen hätten in das kleine Krankenzimmer auch nicht gepasst. Zwei von ihnen blickten teilnahmslos ins Nichts, die anderen fanden ihn offensichtlich interessant und beobachteten ihn aufmerksam. Dr. Silverman, den Peter sofort wiedererkannte, beugte sich über ihn, nestelte an seinem Arm herum. Peter sah hinter dem Ohr des Arztes einen kleinen silbernen Knopf. Das war ihm vorhin gar nicht aufgefallen. War das etwa ein Implantat?


Die Mimik der beiden Starrenden war nicht gänzlich teilnahmslos, sie schienen sich über irgendetwas Gedanken zu machen, wirkten dabei aber seltsam abwesend. Was war hier los? Peter hätte diese Fragen gerne gestellt, aber er konnte die dazu nötigen Worte nicht formen. Seine Stimmbänder versagten noch immer.


Dr. Silverman bemerkte Peters Sprechversuche und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Die Schwester hat Ihnen etwas gegeben, um Ihre Genesung zu beschleunigen, und auch etwas, damit Sie etwas ruhiger werden. Deshalb fühlen Sie sich vielleicht noch ein bisschen wie in Watte gepackt.«


Peter versuchte zu flüstern: »Haben ... Sie ... einen Spiegel?«


Dr. Silverman verstand offensichtlich. Er wusste schließlich, wie Peter gestorben war, und er hatte bestimmt auch dessen Akte gelesen. In den Wochen kurz vor seinem Tod war Peter mit Morphium und Kortison vollgepumpt worden, was ihn stark aufgeschwemmt hatte. Peter brannte darauf zu sehen, ob er sich äußerlich sichtbar verändert hatte. Außerdem interessierte ihn die Narbe an seinem Kopf.


Der Arzt ging kurz in einen kleinen Raum, der sich dem Zimmer anschloss – wahrscheinlich ein Badezimmer – und kam mit einem kleinen Kosmetikspiegel zurück. Er positionierte den Spiegel so, dass Peter sich darin betrachten konnte.


Er sah in ein müdes Gesicht, das er ganz eindeutig als sein eigenes erkannte. Von der Krebserkrankung war nichts mehr zu sehen. Vor seinem Tod war seine Haut grau gewesen, und er hatte dicke Augenränder gehabt. Nun sah er wieder aus wie ein gesunder junger Mann. Seine blauen Augen strahlten ihn an und er brachte sogar ein Lächeln zustande.


Seine Gefühle überwältigten ihn. Er versuchte, seinen Arm zu heben. Es war schwieriger als gedacht und ging nur sehr langsam, aber es klappte. Peter betastete sein Gesicht. Er tastete nach seinen Bartstoppeln und fasste sich in seine wirren, Haare – und stutzte. Irgendetwas Flaches und Hartes ertastete er hinter seinem Ohr. Er drehte vorsichtig den Kopf, um es im Spiegel zu erkennen, aber es war ihm nicht möglich, so sehr er sich auch den Hals verrenkte. Aber er vermutete, dass es der gleiche Gegenstand war, den er bereits bei allen hier Anwesenden gesehen hatte. Es fühlte sich wie ein Knopf an und ließ sich nicht bewegen. Erschöpft legte er die Hände wieder auf das Bett.


Dr. Silverman beantwortete Peters fragenden Blick prompt: »Der Knopf hinter Ihrem Ohr ist ein BID. Das ist ein Chip, der mit dem Gehirn verbunden ist. Darauf befinden sich alle Ihre persönlichen Daten, die sich damals auf Ihrem Personalausweis befanden. Neben den Stammdaten aber zusätzlich auch Ihre gesamte Krankenakte. Sogar Ihre Erinnerungen werden auf dem BID gespeichert. BID steht übrigens für Brain Interaction Device. Der BID enthält außerdem alle Erinnerungen, die Sie angesammelt haben, seit Ihnen der Chip eingesetzt worden ist. Der BID ist jetzt Ihre ID. Die meisten Menschen besitzen heutzutage so einen Chip.«


Ungläubig riss Peter die Augen auf und fasste wieder mit der Hand hinter sein Ohr. Die Bewegung kostete ihn noch immer viel Kraft.


»Ganz ruhig Mr. Jennings. Es kann nichts passieren. Die Implantation ist ein Routineeingriff und dauert nur wenige Sekunden. Der BID interagiert mit den Brainbots, die wir in Ihrem Gehirn angesiedelt haben. Dadurch ist Ihre Gehirnkapazität nahezu unendlich groß. Der BID ist quasi die Schnittstelle, die benötigt wird, um die Brainbots nutzen zu können. Sie können mithilfe des BIDs mit anderen Personen gedanklich kommunizieren und technische Geräte steuern.«


»Ich …«, versuchte es Peter, aber die Worte blieben stimmlos. Wie sollte er all diese Neuigkeiten in seinem Kopf behalten?


Dr. Silverman verstand offenbar.


»Mr. Jennings, das war jetzt etwas zu viel des Guten. Jetzt lassen wir die Healthbots ihre Arbeit verrichten, dann sind Sie schnell wieder auf den Beinen. Ich muss jetzt weiter, aber wir sprechen uns später wieder. Schwester Meyer wird aber hier sein und sich um Sie kümmern.«


Bevor Peter noch etwas flüstern konnte, verschwand der Arzt mit seinen Kollegen durch die automatische Tür.


Schwester Meyer, eine drahtige Frau mittleren Alters mit wuscheligen, fast grauen Haaren und überdimensionalen Ohrringen machte sich an den Infusionen zu schaffen. Peter lehnte sich in sein Kissen zurück und schloss für einen Moment die Augen.


»Mr. Jennings, ich gebe Ihnen noch ein Beruhigungsmittel, das Ihre Gedanken zur Ruhe kommen lässt, sich aber nicht auf Ihren körperlichen Zustand auswirkt. Der ist auch so noch geschwächt genug. Ihr Sohn ist übrigens schon auf dem Weg zu Ihnen.«


Bevor Peter protestieren konnte, setzte Schwester Meyer bereits eine Art Stift an seinen Arm. Er spürte den Stich einer Nadel. Aber noch bevor er sich über ihre forsche Art ärgern konnte, entspannten sich bereits seine Muskeln, und auch seine Gedanken wurden langsamer. Er ließ sich in sein Kissen fallen. Schließlich sackte er ganz in sich zusammen und fiel in einen tiefen Schlaf.


* * *


 Wieder von dem durchdringenden kühlen Licht erfasst, öffnete Peter die Augen zu schmalen Schlitzen. Er blinzelte benommen. Auch wenn es ihm so vorkam, als hätte er Stunden geschlafen, fühlte er sich noch immer kraftlos und kein bisschen erholt. Wieder war Schwester Meyer bei ihm. 


»Mr. Jennings, es wird noch dauern, bis Sie wieder bei Kräften sind. Akzeptieren Sie das und bleiben Sie ruhig. Ich komme später nochmal zu Ihnen. Dann schauen wir, ob Sie schon Nahrung zu sich nehmen können.«


Schwester Meyer nickte einem jungen Mann zu, der neben seinem Bett stand und verließ das Zimmer.


»Hallo Dad«, sagte der Fremde zögerlich. Er trat ans Bett, nahm Peters Hand und drückte sie sanft. Er war mittelgroß, schlank, hatte blondes kurzes Haar und hohe Wangenknochen in einem glatt rasierten, jugendlichen Gesicht. Der Mann wirkte unsicher und angespannt und irgendwie auch hilflos. Fast tat er Peter ein wenig leid. Seine Hände waren ganz kalt und zitterten. Peter war das Gesicht des Mannes vertraut. Dann wurde ihm schlagartig klar, wer das sein musste, und er ärgerte sich über seine trägen Gedanken. »Jason? Mein Gott, bist du das? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich ... Wie kann das sein? Du warst doch gestern erst zehn Jahre alt. Was ...?«


Eine Flut an Emotionen brach über Peter herein. Da stand tatsächlich sein Sohn vor seinem Bett. Und wirklich, es war unverkennbar, dass dieser Mann zu seiner Familie gehören musste. Er hatte die Augen seiner Mutter, eindeutig! Peter war zu Tränen gerührt. »Komm her!«, sagte Peter und breitete die Arme aus.


»Dad, ich ...« Jason stockte.


Mit trockenem Mund starrte Peter den jungen Mann an, seine Arme noch immer geöffnet. Endlich beugte sich Jason zu seinem Vater hinunter, und die beiden Männer lagen sich schließlich in den Armen.


Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, fand Jason als erster seine Sprache wieder: »Dad, ich freue mich so sehr, dich wiederzusehen.«


»Woran erinnerst du dich noch, Dad?«


»Ich erinnere mich inzwischen wieder an alles, was vor meinem Tod geschehen ist. Ich habe ... hatte Krebs und bin daran gestorben. In den letzten Wochen vor dem Ende hatte ich eine Sedierung verlangt, weshalb mir dann Morphium verabreicht wurde. Die Schmerzen waren unerträglich. Aber ich habe meinen Tod trotzdem sehr konkret mitbekommen. Es war so schrecklich.«


Jason rang ganz offensichtlich um Fassung. »Ja, Dad, du warst tot. Ich war dabei und Mum und Julia auch. Doch nun lebst du wieder.«


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