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Science Fiction
Buch Leseprobe LOST GOD, Gregor Spörri
Gregor Spörri

LOST GOD


Das Jüngste Gericht

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11. Mai, Nelson Street, Coonabarabran, New South Wales, Australien


Mitternacht ist längst vorüber und Ned Kelly hockt noch immer vor seinem Computer. Der gewölbte Panoramamonitor ist mit leuchtenden Sternen übersät. Was er sieht, sind zwei zeitversetzt aufgenommene Teleskopbilder derselben Himmelskoordinaten im Sternbild Skorpion.


Gemeinsam mit anderen jungen Forschern aus aller Welt, testet der 25-jährige Australier für das Spacewatch-Projekt der Universität von Arizona eine Betaversion des sogenannten AsteroFinder. Dabei stellt er seine eigenen, manuell durchgeführten Bildvergleiche den Resultaten der neuen Software zur vollautomatischen Asteroiden-Detektion gegenüber. Der promovierende Jungastronom gibt einen Such-Code in den Rechner ein, nimmt die John-Lennon-Brille von der Nase, reibt seine müden Augen und hievt sich aus dem Sessel. Da es um diese Uhrzeit noch empfindlich kühl ist draußen, zieht er sich eine Steppweste über, dann tritt er mit einer Zigarette im Mundwinkel, vors Haus. Die Schockfotos auf der Packung halten ihn nicht davon ab, ab und an eine zu rauchen.


Kunstvolle Kringel in die Nacht hauchend, striegelt er mit den Fingern seine Locken aus dem Gesicht, dann schaut er empor in den wolkenlosen Himmel. Die Vorstellung, wie er auf dieser Gesteinskugel namens Erde stehend, mit einhunderttausend Kilometern pro Stunde durch die unendliche Schwärze des Alls dahin rast, erfüllt ihn mit Schaudern.


Unser sichtbares Universum ist mit einhundert Sextillionen Sternen bevölkert. Und jeder dieser Sterne besitzt einen oder mehrere Planeten. Bei einer grob geschätzten Wahrscheinlichkeit für mögliches extraterrestrisches Leben von nur eins zu einer Quintillion, könnte folglich auf einhundert Millionen Planeten, irgendwelches Leben existieren. Doch aufgrund von Kollapsen, Explosionen oder Zusammenstößen mit anderen Himmelskörpern, verschwinden jeden Tag über einhunderttausend Sterne und mit ihnen wohl auch bewohnte Welten, spurlos vom Firmament. Der scheinbar so friedlich glitzernde Sternenhimmel ist in Wahrheit eine nukleare Hölle, die dereinst auch die Erde auslöschen wird. Doch zum Glück muss mich das nicht kümmern!


Ned nimmt einen letzten tiefen Zug, dann versenkt er den Zigarettenstummel mit einem gezielten Wurf in der Konservendose neben dem Hauseingang und schließt leise die Tür. Er will Pete, mit dem er den Anbau des elterlichen Bungalows bewohnt, nicht aufwecken, denn sein älterer Bruder – Ranger im nah gelegenen Nationalpark – muss sehr viel früher aus den Federn als er. Ein kurzer Gang zum Kühlschrank, dann kehrt er mit einer Dose eiskaltem Red Bull Lime an den Lippen, zurück in sein Zimmer. Zwei Meter vor dem Schreibtisch bleibt er ruckartig stehen. Seine über die Brillengläser hinweg auf den Bildschirm starrenden Pupillen verengen sich auf die Größe eines Nadelstichs. Steif wie ein Roboter, macht er einen Schritt auf den Tisch zu. Die Finger um die Aludose verkrampfen sich. Es knackt und der klebrige Saft spritzt …


Noch immer glotzt Ned auf den Monitor, auf dem nach der Eingabe des Such-Codes, inzwischen ein weiteres Teleskopbild prangt. Es ist das zwanzigste Foto aus einer Serie von insgesamt vierundzwanzig hochauflösenden Bildern, aufgenommen von der Kamera des 1,8-Meter Spacewatch-Teleskops des Nationalobservatoriums auf dem zweitausend Meter hohen Berggipfel des Kitt-Peak in Arizona.


Das Foto, versehen mit Datum und Uhrzeit der Aufnahme, einem Zuordnungscode sowie der Seriennummer 020, ist, wie die neunzehn anderen, die er heute Nacht bereits gesichtet und ausgewertet hat, mit zahllosen Sternen übersät. Doch mit dem Bild hier stimmt etwas nicht, denn am linken Rand werden die Sterne von einer kreisrunden, etwa fingernagelgroßen Scheibe verdeckt. Dazu blinkt mitten auf dem Bildschirm ein rotes Ausrufezeichen. Es ist der Asteroiden-Alarm. Er wird ausgelöst, sobald der AsteroFinder Veränderungen innerhalb einer Bilderserie registriert. Schon die Alpha-Version der Software hatte tadellos funktioniert und einige bekannte Erdbahnkreuzer aufgespürt, markiert und abgespeichert. Bislang wurden weit über eine Million Asteroiden erfasst und jeden Monat kommen neue hinzu. Es gibt die Gesteinsbrocken in allen möglichen Größen und Formen, doch keiner ist so gleichmäßig rund wie dieses seltsame Ding auf dem Foto.


Ned überlegt, ob ein Zwergplanet oder Mond für den seltsamem Effekt in Frage käme, verwirft die Idee aber sofort wieder. Planeten und Monde kurven nicht durchs Weltall. Noch im Stehen beginnt er das Bild stufenweise zu vergrößern, doch so sehr er seine Augen auch quält, er kann weder einen Pixelfehler, noch eine Display-, Kamera- oder Sensorstörung ausmachen. Er schüttelt ratlos den Kopf und murmelt: »Was verdammt, bist du nur?« 


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