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> Science Fiction > Homunkulus Rex
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Science Fiction
Buch Leseprobe Homunkulus Rex, S. G. Felix
S. G. Felix

Homunkulus Rex


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»Ich will, dass Sie sich im Klaren darüber sind, worauf Sie sich einlassen, Herr Mester. Ihre Entscheidung wird nämlich unumkehrbar sein.


Ich werde Ihnen am Ende unseres Gesprächs zwei Fragen stellen. Die erste Frage wird lauten, ob Sie alles verstanden haben, was ich Ihnen erklärt habe. Als Zweites werde ich Sie danach fragen, ob wir mit Ihrem Auftrag beginnen sollen. Bejahen Sie beide Fragen, werden wir mit der Produktion Ihres Klons beginnen und alle Vorbereitungen treffen, um Sie aus dem Land herauszubekommen. Ihr altes Leben wird ab diesem Zeitpunkt enden. Es gibt dann kein Zurück mehr.«


Robert Mester schluckte trocken. Sein Herz raste. Ihm war übel. Mit zittriger Hand kratzte er sich am Nacken. Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Für einen kurzen Moment fasste er den Entschluss, vom Stuhl aufzuspringen, sich für die Zeit seines Gegenübers zu bedanken und fluchtartig den dunklen Raum zu verlassen. Aber dann wischte er diesen feigen Wunsch beiseite und nickte stumm.


»Ich weiß, dass Sie aufgeregt sind. Da sind Sie wahrlich nicht der erste Kunde, dem bei diesem Vorhaben die Knie weich werden«, sagte der junge Mann, der ihm am Tisch gegenüber saß. Robert schätzte ihn auf Ende zwanzig. Der Mann sah nicht wie ein Vertreter aus, der einem auf Teufel komm raus etwas verkaufen wollte. Er war blass und hatte eine alte Jeans und ein graues Hemd an, dem ein Knopf fehlte. Er faltete die Hände und machte einen erstaunlich aufgeräumten und fachkundigen Eindruck. »Es ist aber unnötig, sich aufzuregen. Wir sind Profis. Wir wissen, was wir tun.«


»Das hört man gern. Ich zweifle nicht daran, dass Sie Ihren Job verstehen. Nicht nach allem, was Sie mir schon erklärt haben. Ich will nur nichts falsch machen.«


»Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch. Es gibt nur Entscheidungen, Herr Mester. Sie stehen hier nicht vor Gericht. Und hier kann Sie niemand heimlich abhören. Sie können offen aussprechen, was Sie denken. Und Sie müssen sich dabei nicht schuldig fühlen. Das, was Sie wollen, ist nichts Unrechtes. Das ist es nur für diejenigen, die uns glauben machen wollen, dass es Unrecht sei.


Sie wollen einen Klon von sich anfertigen lassen. Das ist laut geltendem Recht strengstens verboten und wird mit mindestens zehn Jahren Freiheitsentzug bestraft.«


»Das weiß ich.« Die Konsequenzen laut auszusprechen half Robert überhaupt nicht. Es ängstigte ihn.


»Gut. Aber wir beide wissen auch, dass die Eliten dieses Landes und nahezu jeden anderen Landes der Erde sehr wohl Klone von sich machen lassen können, und niemand von denen musste bisher deswegen ins Gefängnis. Und wissen Sie warum? Weil sie zu den Eliten gehören. Sie sind Stars, Politiker, Wirtschaftsbosse, Banker oder gehören zum einflussreichsten Bevölkerungsanteil der leistungslosen Erben, die es sich leisten können. Bei diesen Menschen sehen die Behörden gerne weg. Manchmal gegen eine großzügige Zuwendung, die es offiziell natürlich nicht gibt. Und manchmal auch ohne Bestechung.


Wir aber, Herr Mester, wir gehören nicht zur Elite. Wir sind diejenigen, die Tag und Nacht vom Staat überwacht werden, weil wir unseren Lebensunterhalt nur durch Arbeit bestreiten können.


Würden wir beide uns jetzt auf offener Straße und nicht in diesem Raum unterhalten, würde das durch die öffentlichen Überwachungskameras aufgezeichnet, und eine KI würde unser Verhalten als verdächtig einstufen, nur weil zwei Fremde ein längeres Gespräch miteinander führen. So weit ist es mittlerweile gekommen. In der real existierenden Zwei-Klassen-Gesellschaft sind wir die Entrechteten.«


Robert hatte eigentlich nicht viel übrig für gesellschaftskritische Debatten. Er wollte nur seinen Traum verwirklichen. Aber er ließ sein Gegenüber ausreden, um die Motivation der Leute, in deren Hände er sich begeben wollte, zu verstehen.


»Was Sie tun wollen, Herr Mester, ist nichts anderes als für sich das in Anspruch zu nehmen, was jedem Menschen zustehen sollte: Freiheit. Deshalb will ich, dass Sie Gedanken an Gefängnis und Strafen oder Verbote vergessen; Sie machen sich sonst nur verrückt.«


Robert kratzte sich wieder am Nacken. Eine Übersprunghandlung, die kaum gegen seine Nervosität half. »Ich verstehe. Dennoch mache ich mir über die Risiken Sorgen. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, als einen Klon von mir zu erschaffen, um das Land zu verlassen, dann würde ich sie nutzen.«


»Es gibt mit Sicherheit andere Möglichkeiten. Sie könnten versuchen, Ihren Tod vorzutäuschen. Das war bis vor einigen Jahren noch die beliebteste Methode. Heute ist dies aber de facto unmöglich. Der Staat kennt die Tricks seiner Abweichler. Die Erschaffung eines Klons, der Ihr Leben übernehmen wird, ist jetzt der sicherste Weg. Denn er ist teuer. Wir haben das nun schon einige hundert Male gemacht. Und bisher hat es immer funktioniert.«


»Das klingt gut.« Robert entspannte sich ein wenig aufgrund dieser Information.


»Ich erkläre Ihnen jetzt noch einmal zusammengefasst den Ablauf.« Der junge Mann nahm einen Schluck Wasser aus einem Glas und stellte es sorgsam wieder auf dem Tisch ab. »Nach Ihrem OK beginnen wir mit der Produktion des Klons. Das wird einige Wochen dauern. Es können aber auch bis zu drei Monate sein. Gibt es hierbei Probleme, werde ich Sie informieren.«


»Wie werden Sie mit mir in Kontakt treten?«


»So wie wir an Sie das erste Mal herangetreten sind, als wir Sie auf Ihrem Weg nach Hause von Ihrer Arbeit abgefangen haben. Unsere Treffen werden aber vielleicht nicht an diesem Ort hier stattfinden. Dieser Keller ist nur einer von vielen Orten, die wir nutzen. Wir haben mehrere Stützpunkte, die von der Überwachung des Staates verschont sind.«


»Kann ich umgekehrt auch Sie und Ihre Organisation kontaktieren?«


»Nein, das wäre zu gefährlich. Wir kommen auf Sie zu. Umgekehrt ist es nicht möglich. Da müssen Sie uns schon vertrauen.«


Robert gefiel der Gedanke nicht. »Wenn es denn nicht anders geht«, sagte er enttäuscht.


»Sicher würde es gehen, aber wir wollen kein Risiko eingehen - und Sie doch auch nicht.«


 


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