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Reiseberichte
Buch Leseprobe Licht aus – Hose an!, Simon Krebs
Simon Krebs

Licht aus – Hose an!



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 Tegel Economy mit Django


 


Min Jeong hat mir gerade ihren Kugelschreiber geliehen und mir ganz lieb gesagt:


„But Sir, I really need it back.”


Wenn mir eine Stewardess mit einem echten Lächeln sagt, dass sie ihr Stiftchen wieder braucht und das auch noch so angenehm akzentfrei, dann achte ich doch gerne darauf.


Ihr Service ist absolut professionell, manchmal knipst sie ein Kundenlächeln an oder einstudierte Gestik, sie performt auch noch echte Momente. Ich habe keine Einwände, tolle Stewardess.


Ihre Kollegin Daniela macht die Business Class. Sie wirkt wie eine Halbrussin, Halbitalienerin.


Auf der einen Seite wirkt sie etwas fertig und verlebt, eine Ausreizerin, die weitersäuft, wenn sie schon stramm ist und noch eine Schachtel kommen lässt, wenn sie schon auffallend hustet. Sie hat aber auch diese frauliche Natürlichkeit und eine feine erotische Ausstrahlung.


Bei manchen Fluggästen haben sie es heute wirklich nicht leicht.


Es ist der Flug von Berlin-Tegel nach Doha mit der Quatar. Diese ganzen Middle-East-Flieger sind super. Wenn man clever bucht, kommt man für 600 Ohren nach Asien und die Qualität der Airlines ist ausgezeichnet. Günstige Flugpreise bescheren Dir natürlich auch raue, etwas zu bürgerliche Spezial-Berliner in die Economy:


„Hello, se seat, I can´t put back.“


Ach, die alte Eule. Sie hat den Platz vor der Notausgangstür erwischt.


Da ist das nun mal so.


Min Jeong erklärt ihr das freundlichst in langsamem Geduldsenglisch, extra für das Berliner Reihenhausmuttchen.


Mutter hört aber mit ihrer Schwachmaten-Argumentation nicht auf:


„My husband has se long leg.“


Er ergänzt und nickt:


„I am one-eight-five.Very long legs.“


Das mitreisende Ehepaar mischt sich nun aus der hinteren Reihe ein:


„Dett is bestimmt dett, wejen der Last Minute, wo wa jetzt de Plätze ham.“


Selbstverständlich berlinert, ganz klar, dass Min Jeong das jetzt natürlich gut verstehen kann.


Oh Herr. Fremdschämen.


Was soll das? Der Flieger ist voll. Jetzt einen hohlen Versuch starten, um in die Business Class versetzt zu werden?


Eine halbe Stunde später versagt ihr im Vordersitz eingebautes Entertainmentsystem:


„The Movie now is black,“ berlinert sie wieder.


Aaaaah ... ich fühle mit dem Personal. Min Jeong erklärt nun ganz ruhig und freundlich, dass das schon mal passieren kann, so wie bei einem Smartphone, Laptop oder Tablet ... man müsse das System kurz neu starten ... ein Reset und es ist womöglich gelöst.


Die Berliner mit ihrem kleinbürgerlichen Sandkastendenken fangen nun schon wieder die Debatte an, sie wären benachteiligt, da sie ja Last Minute gebucht hätten.


Jetzt eilt Erotik-Daniela aus der Business Class zum Geschehen, um ein Verhätschelprogramm für die ranzigen Hauptstädter zu beginnen. Den Kundentyp richtig einschätzend, bietet sie nun Sonderalkoholika und Illustrierte, die es nur „vorne“ gibt, an, damit sie endlich die Schnauze halten. Das Ganze wirkt bei diesen „Flughirnis“ auch noch. Den Spiegel und die Bunte erschnorrt und zwei Weinchen, früher als die anderen Passagiere.


Hauptsache Stunk machen!


Ich-will-auch-mal-Recht-haben-mäßig.


Nach kurzer Zeit funktioniert das System wieder und die Alte kann endlich wieder den langweiligen gefühlten fünfzigsten mittelmäßigen Ben Stiller-Film gucken. Ich warte insgeheim auch noch auf ihre Beschwerde, dass es zu wenig Filme in Deutsch gibt.


Als ob Min Jeong und Daniela spüren, dass ich mit ihnen fühle, bringen sie mir ungefragt ab und zu mal ein Heineken vorbei. „Heineken-Free-Flow“ am Fensterplatz kann nur heißen, dass ich die beiden Typen neben mir gleich mal wecken muss.


Die moderne Airline hat sogar Wi-Fi. Das hat der Vogel am Gang mit seinem „Against all Authority“- T-Shirt auch genutzt, denn meine neugierigen Kapitel-Fertigstellungs-Augen haben gelesen, wie er seiner „Maus“ schrieb, wie angepisst er doch vom Babygeschrei neben uns sei und er deswegen gar nicht einschlafen könne.


Ja, das Baby nervt ja ..., aber mit so einem T-Shirt bin ich doch ein ganz Harter!


Da können zehn Babies schreien. Depp.


Direkt neben mir pennt so ein kleiner Tauchzwerg. Er sieht einfach aus wie ein Taucher. Und er hört auf seinem Entertainment-Center den Django Unchained-Soundtrack. Das passt auch wieder. Zwerge sehen besonders gerne Filmhelden wie Django.


Christoph Waltz, der weltbeste Roy Black-Imitator und auch kleinwüchsig - glaube ich - hat sich ja auch darin vertieft. Kleine wollen immer groß sein und sind oft ehrgeiziger. Das erzählt man sich so, ob es stimmt? Django fliegt bestimmt auch wegen der Mädels nach Thailand. Dahin geht der Weiterflug. Django ist in Thailand auch als kleiner Mann ganz groß. Django kann sich für einen Zehner eine Go-Go-Thai freikaufen. Die ist dann sofort seine Freundin und läuft mit ihm Hand in Hand an fünf Millionen Souvenirständen vorbei. Da muss Django erst noch ein Kleidchen für sie kaufen, oder sowas. Und dann ist sie auf einmal sogar noch mehr seine Freundin. Naja, Django könnte noch für die armen Verwandten im Issan spenden oder das kranke Kind, das bei den Eltern bleiben musste.


Ach was. Es ist bestimmt Liebe ... beziehungsweise, es ist bestimmt ein Vorurteil meinerseits.


Am besten höre ich das Rattern jetzt mal auf, wecke den antiautoritären Michel von Lönneberga, der übrigens auch noch ganz, ganz harte Metal-Songs auf dem Tablet hat und den lieben Taucher-Django.


Ich muss jetzt wirklich mal pinkeln. Das muss ich ausnutzen.


Noch geht das gut mit 33.



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