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Reiseberichte
Buch Leseprobe Gastgeschenke, Hilfestellungen und andere Merkwürdigkeiten, Wolfgang Richter
Wolfgang Richter

Gastgeschenke, Hilfestellungen und andere Merkwürdigkeiten


55 Begegnungen auf abenteuerlichen Fernreisen

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Am Nachmittag lädt uns eine russische Großfamilie zum Essen und Trinken ein. Sie sind mit Kind und Kegel hierher gekommen, um das Wochenende zu genießen. Sie grillen Fische, trinken Wodka und teilen alles mit uns. Eier, Wurst, Käse, in der Glut des Lagerfeuers gebackene Kartoffeln, rohen und gegrillten Fisch, Tee mit viel Milch und zwischendurch natürlich immer wieder Wodka. Es ist ein wüstes Gelage. Es wird gelacht und gescherzt, und wir mittendrin. Sie haben eine Engelsgeduld mit uns, weil wir das Meiste, was sie sagen, doch nicht verstehen. Manchmal habe ich aber doch einen lichten Moment und ein paar alte Russischvokabeln tauchen in meinem Hirn wieder auf, was bei unseren Gastgebern Begeisterung hervorruft. Sascha, das Familienoberhaupt, bringt dann einen Trinkspruch aus, den ich recht gut verstehe und der uns sehr gut gefällt. «Lasst uns trinken auf den Frieden und dass wir uns alle miteinander gut verstehen. Na sdarowje!«


Irgendwie hat Sascha mich ins Herz geschlossen, warum auch immer. Wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern, umarmen uns und trinken auf unsere Freundschaft. Als er mir seine Hand reicht, zucke ich zusammen, denn sie ist eiskalt. Ich frage ihn, wieso seine Hand bei dem warmen Wetter so kalt ist. Er lässt mich seine linke Hand fühlen, und ich spüre normale Körpertemperatur. Dann schiebt er den kurzen Ärmel seines blau-weiß gestreiften T-Shirts, das wohl jeder zweite Russe trägt, nach oben. Es ist sicher mehr Scham als Stolz, als er eine riesige, tiefe Narbe an seiner rechten Schulter zeigt. Ich erschrecke zum zweiten Mal. Ernst erklärt er mir, dass er als Soldat im Afghanistankrieg schwer verwundet worden war und seitdem unter dieser eiskalten Hand leidet.


Mir hat es regelrecht die Sprache verschlagen. Der Anblick dieser fürchterlichen Narbe und seine Schilderung machen mich sehr betroffen. Nachrichten von irgendwelchen Kriegen im Fernsehen zu sehen, ist schon schlimm. So etwas passiert jedoch immer weit entfernt von uns und man hat persönlich nichts damit zu tun. Dann aber neben einem Mann zu sitzen, der die Schrecken eines Krieges am eigenen Leib erlebt und erlitten hat, ist dann doch etwas ganz anderes.


Am nächsten Tag verabschiedet sich die Großfamilie herzlich von uns und schenkt uns noch vier gegrillte Omule. Sascha umarmt mich lange und fest mit Tränen in den Augen. Auch mir fällt der Abschied schwer. Was kann es sein, das nach einem so kurzen Zusammensein solche Empfindungen sowohl bei ihm, als auch bei mir auslöst? Es ist so bewegend, als wären wir schon lange Zeit befreundet. So etwas kann man mit Worten kaum beschreiben, man muss es einfach selbst erleben.


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