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Reiseberichte
Buch Leseprobe Fahrendes Volk, Ulli Eike
Ulli Eike

Fahrendes Volk


Mit dem Wohnmobil um die Iberische Halbinsel

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Dienstag, 31. Oktober
Albarracín – Burgos – Covanera
(475 km)


Sieben Uhr. Ich spähe aus dem Alkovenfenster. Auf der gegenüber liegenden Seite des Platzes parken etliche PKW und ein Vito mit aufgestellter Dachluke. Vom Markttreiben ist nichts zu sehen. Ich ziehe die Decke über meine Ohren und drehe mich nochmal um.


Acht Uhr. Ein wohlbekanntes Geräusch lässt mich auffahren und ein weiteres Mal aus dem schmalen Fenster am Kopfende unserer Schlafkoje linsen. Ein LKW dieselt gemächlich auf uns zu. Eine Dame in den besten Jahren lächelt mich vom Beifahrersitz freundlich an. Markttag. Ich krabbele ohne Hast aus dem Alkoven, während die Marktleute neben uns ebenso bedächtig ihren Stand aufbauen. Nur keine Hektik, erst lüfte ich mal den Hund. Fürs erste muss Whisky eine Runde um den Parkplatz reichen. Dann schlendere ich betont lässig auf die Marktleute zu.
»Ist heute Markt?«
»Nein, Mittwochs…«, erklärt mir die nette Dame.
»Na eben«, antworte ich erleichtert und deute wissend auf die Schilder.
»… aber«, fährt sie fort, »Mittwoch ist Feiertag und deshalb findet der Markt schon heute statt.«
Ich erbleiche und erbiete mich, den Platz zu räumen.
»No vale la pena«, grinst ihr Gemahl, während er Kisten randvoll mit Äpfeln neben mir auf den Boden knallen lässt. »Die Mühe lohnt nicht. Da kommen heute höchstens noch zwei oder drei andere Händler. Hier ist Platz genug.«
Trotzdem verlege ich Pünktchen in den hinteren Bereich, bevor wir um neun Uhr zu einer Dorfbesichtigung aufbrechen. Schließlich wollen wir nachher nicht durch eine Wagenburg an der Abfahrt gehindert werden.


Um es kurz zu machen: Die dreißig Kilometer Umweg haben sich gelohnt. Albarracín, ein eng an den Berghang geschmiegtes Städtchen mit den ältesten Teilen aus dem elften bis vierzehnten Jahrhundert, präsentiert sich dem Besucher auf Schritt und Tritt so, als ob ein halbes Jahrtausend spurlos vorübergegangen wäre. Steile Gässchen, gesäumt von windschiefen Steinhäusern zaubern eine einzigartige Atmosphäre. Die Kehrseite: alles ist Artesania, das ganze Dorf lebt vom und für den Tourismus. Uns ist das egal, eine kleine Bar lockt mit Desayuno und für insgesamt vier Euro gibt es zwei erstklassige Café con Leche im Glas und zwei große geröstete Baguettekanten mit Butter und Marmelade.


Nach dem Frühstück geht es schnell zurück in Richtung Teruel und dann auf der N 234 weiter nach Norden. Kurz hinter Calatayud beginnt Pünktchen plötzlich stark zu vibrieren - bergauf bei Last und sobald ich über achtzig fahre. Mal abwarten, wie sich das entwickelt ... Für den Abend haben wir uns Baguette und Käse vorgestellt Außerdem brauchen wir noch ein paar Vorräte und morgen ist ja Feiertag. Deshalb steuern wir in Soria ein nagelneues Einkaufszentrum am Ortsausgang an. Der Supermarkt wurde allerdings noch gar nicht eröffnet, so neu ist hier alles.


Die nächsten hundertdreißig Kilometer sind bestimmt von der (vergeblichen) Suche nach einem geöffneten Supermercado und der Frage, wo wir übernachten. Gabi, Spezialistin für suburbane Grünzonen, macht im Reiseführer unter »Burgos« die Fuentes Blancas aus, ein städtisches Naherholungsgebiet, Campingplatz inbegriffen.


Burgos zeigt uns Kathedrale und Co bereits von weitem, als wir am Spätnachmittag über die vierspurige N I in den Stadtbereich einfliegen. Trotzdem orientieren wir uns (schon) Richtung Santander, denn auch heute steht uns der Sinn nicht nach abendlichem Stadtverkehr. Wie nicht anders zu erwarten erwischt mich der Wegweiser zu den Fuentes Blancas (rechts), als ich mich auf der Spur Richtung Santander (links) eingeordnet habe. Also geht es erst mal um den nächsten Kreisverkehr zurück in die Richtung, aus der wir kommen und dann hinab in die Grünzone. Nach ein paar Minuten finden wir tatsächlich einen Campingplatz und – vor allem – eine kilometerlange Wiese für den Hund. Nachdem Whisky und ich uns erst einmal die Beine vertreten haben, frage ich an der Rezeption des Campingplatzes nach den Tarifen. Vierzehn Euro (siebzehn mit Strom) erscheinen uns recht teuer. Außerdem haben wir immer noch nicht unser Einkaufsproblem gelöst. Also genehmige ich mir zur Stärkung ein Fläschchen San Miguel aus dem eigenen Kühlschrank und bringe Pünktchen wieder auf Touren. Burgos wird uns sicher wieder sehen, aber heute zieht es uns erst einmal schnell zur Nordküste.


Auf der Ausfallstraße Richtung Santander ist uns das Glück scheinbar hold. Über eine lange Baustellen-Umleitung quält sich die Autoschlange nicht nur Richtung Santander, sondern auch an einem Centro Commercial vorbei. Ich steuere den Carrefour an, und tatsächlich gelingt es uns gegen achtzehn Uhr, unsere Vorräte aufzustocken und alle unsere kulinarischen Wünsche zu erfüllen. Allerdings gibt es vom Einkaufszentrum nur eine Ausfahrt, und die führt wieder zurück in Richtung Burgos. Also müssen wir uns – inzwischen ist es bereits stockduster – wieder dreispurig in die Stadt hinein und über die vertrackte Baustellenumleitung wieder heraus quälen. Als wir endlich ein zweites Mal an der Abfahrt zum Centro Commercial vorbeikommen, testet Gabi meine Stresstoleranz mit einem lässig dahin geworfenen: »Ich hab noch was vergessen, fahr doch noch mal runter«.


In jedem Wohnmobil-Handbuch steht, dass man Übernachtungsplätze vorzugsweise bei Tageslicht sucht. Dieser Leitsatz hat ganz sicher seine Berechtigung, das weiß jeder spätestens dann, wenn er ihn einmal ignoriert hat. Im Dunkeln sieht man einfach nichts – gar nichts. Während man tagsüber lauschige Plätzchen auf einen Blick von Mülldeponien unterscheiden kann, ist das nachts schlichtweg unmöglich. Die N 623 Richtung Santander ist stockfinster, Ortschaften wirken verschlossen und unfreundlich, und Parkplätze am Straßenrand sind entweder unheimlich düster oder so nahe an der Straße, dass man sich scheut, sie zu nutzen.


Glücklicherweise ist es noch nicht wirklich spät und ich tröste uns damit, dass ich notfalls problemlos bis zur Küste durchfahren kann. Aber endlich findet sich um halb acht dann doch noch am Ortseingang von Covanera – etwa auf halbem Weg zwischen Burgos und Santander – ein etwas größerer Parkplatz direkt an der Straße. An seinem hinteren Ende, direkt über einem kleinen Fluss parken wir Pünktchen und lassen uns Käse, Baguettes und Rotwein schmecken. Obwohl Gabi der Ort nicht recht geheuer ist, beharre ich darauf, dass wir hier eine ruhige Nacht verbringen werden. Diese Meinung teile ich offenbar mit zwei weiteren Wohnmobilisten, die sich gegen zweiundzwanzig Uhr zu uns gesellen.


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