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Reiseberichte
Buch Leseprobe Alaska Highway, Jean Ufniarz
Jean Ufniarz

Alaska Highway


In 72 Tagen von Dawson Creek nach Fairbanks/A

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Eine Schlechtwetterfront zieht auf. Wieso auch nicht? Ich nehme dies zu Anfang jedoch nicht so ernst, denn mein Leistungsdrang will mich heute bis auf Kilometer 590 bringen. Innerhalb von zwei Minuten ist der Canyon jedoch zugezogen, es regnet Bindfäden und fängt an zu stürmen. Was ich auf die leichte Schulter genommen habe, wird wirklich ungemütlich. Da die Bäume durch ihren kümmerlichen Wuchs nicht gerade guten Schutz bieten und keine andere Möglichkeit besteht, schnellstmöglich unterzuziehen, entscheide ich mich, dass Zelt aufzubauen. Leider ist dies nicht gerade einfach, wenn man sich mitten in einem Sturm befindet. Mit der einen Hand halte ich das Zelt, damit es nicht fortweht, mit der anderen versuche ich, das Gepäck hinein zu werfen, damit es durch das Gewicht am Boden bleibt. Klatschnass sitze ich jetzt im Zelt. Bloß schnell raus aus den Sachen und warm einpacken. Ich befinde mich bei Kilometer 587 in einem Tal. Gerade an so einem Platz wollte ich eigentlich nicht übernachten. Hier ist die Tierwelt wasser- und nahrungsbedingt wohl aktiver. Was soll man machen? Da klart es plötzlich wieder auf und die Sonne brät wieder herunter. Der Smiley in mir lässt jetzt wirklich die Mundwinkel hängen. Nächstes mal ziehe ich für die ersten Minuten unter eine Plane und warte ab. Werde dafür morgen eine an Blue befestigen, die sich in so einem Fall schnell über mich und mein Transportgerät werfen lässt. Egal, klatschnasse Sachen, heute geht es nicht weiter, auch wenn es nur noch 13 Kilometer bis zum eigentlichen


Tagesziel auf dem Gipfel sind.


Es ist wahrlich nicht viel, was man zum Leben braucht, aber schon nach ein paar Tagen Entbehrung vermisst man Unnötiges. Bei mir sind es überwiegend Süßigkeiten, damit könnte ich mich gerade so richtig vollstopfen. Aber auch Quellwasser wäre nicht schlecht, immer der geschmolzene Schnee mit Elektrolyten nervt. Dafür zieht eine zweite Schlechtwetterfront auf. Gut entschieden zu haben, vor Ort zu bleiben. Schnee, Wind und dann Regen – Natur pur, Leben live. Zum Glück hat mich das nicht auf dem Berg erwischt. Am Ende sitze ich hier noch einige Tage fest. Vorteil bei diesem Wetter ist, die Feuchtigkeit gefriert am Zelt und lässt sich morgens einfach abklopfen, somit verringert sich die Trockenzeit. Nachteil, der Schnee bleibt liegen, und ein Laufen in Sandalen, damit die Risse am linken Fuß abheilen können, ist nicht möglich. Aber es kommt sowieso immer anders als man denkt, deshalb abwarten und Blessuren beheben. Den die Planmässige Tagesleistung von 30 Kilometer habe ich geschafft.


 


Jetzt sitze ich im Zelt mitten im kanadischen Busch. Draußen heult und stürmt es, das Zelt reißt es hin und her (hoffentlich hält es). Ich komme mir vor wie im Hochgebirge. Während der Sturm mit dem Zelt spielt und der Regen draufklatscht, als würde jemand mit einem C-Schlauch draufhalten, fängt es schon an, von innen zu gefrieren. Ich liege jetzt im Schlafsack, der Atem kondensiert und nebelt das ganze Zelt ein. Meine Finger werden immer steifer und gegessen habe ich kalt - war nicht anders möglich. Ich komme jetzt natürlich schlecht auf Körpertemperatur, aber, wenn ich bedenke: Jetzt daheim, den Alltagsstress, morgens raus ins Geschäft, abends Heim, das Rennen nach dem Geld, nach immer mehr, Rechnungen bezahlen, Dinge kaufen – Stress. Ich möchte jetzt an keinem anderen Ort sein. Zu Leben heißt, es zu spüren, zu riechen, zu fühlen, zu sehen und zu schmecken. Scheint, momentan bin ich mittendrin, denn ich empfinde es hier nicht als Stress. Ein Stress der anderen Art? Langsam vergisst man die Welt, die man hinter sich gelassen hat. Es zieht einen zur Gefahr, zu dem wartenden Abenteuer, die einem mit zunehmender Dauer den Kopf frei vom Vergangenen macht und für Neues öffnet. Um nicht unterzugehen, muss man sich auf Neues einstellen und Gegebenes hinnehmen.


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