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regionale Bücher
Buch Leseprobe Gut Runst, Frank Stübner
Frank Stübner

Gut Runst


Was der Rennsteig vom Leben erzählt

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Gegenüber ist noch ein Schild, welches vom Bergbau in dieser Gegend um Stedtfeld erzählt. Die Historie geht etwa 500 Jahre zurück.
Zum letzten Mal sehe ich die zwei jungen Männer vor mir. Rechter Hand sieht man in der Ferne den berühmten Kaliberg des Kalisalzabbaugebietes. Abraum, der über Jahrzehnte aufgeschüttet wurde. Ich frage mich immer, ob das so bleiben soll.
Gegen 10:45 Uhr erreiche ich Clausberg, den ersten Ort, der direkt am Rennsteig liegt. Der Weg geht im Ort in die Hauptstraße über.
Ich komme unter anderem an einer Art Scheune vorbei. Drinnen sind Schafe, kleine und große. Ob sie wohl wissen, dass sie direkt am berühmten Rennsteig leben? Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen, alles ist landwirtschaftlich geprägt. Einzig eine Gutsvilla linker Hand ist erwähnenswert, aber es ist nicht klar zu erkennen, inwieweit sie genutzt wird. Am Ortsende wird der Vachaer Stein als nächstes erwähnenswertes Ziel angekündigt. Gegen 11 Uhr erreiche ich ihn. Er liegt an einer alten Passstraße, die schon von Napoleons Truppen nutzt wurde, um den Thüringer Wald zu überqueren. Ich gehe über
die Straße, lese das Schild, das am angrenzenden Parkplatz über die
Historie berichtet und laufe weiter.
Ab jetzt beginnt der Wald. Hauptsächlich Laubbäume umgeben mich, vor allem Buchen. Die Buche ist ja der eigentlich ursprüngliche Baum dieser Gegend und ich habe das Gefühl, dass Buchen mit der Trockenheit ganz gut klarkommen. Ab und zu treffe ich Leute und auch erste Radfahrer, aber es sind wenige Menschen unterwegs.
Mich persönlich stört das nicht, aber ich denke an die Nutzung des Rennsteiges und überlege, dass nur wenige Leute überhaupt noch in die Natur gehen. Schließlich sind Ferien. Wenn überhaupt, sieht man eher Angehörige der reiferen Generation, zu der ich mittlerweile auch gehöre. Ab und zu sind erste Wanderhütten zu sehen und gelegentlich werden sie auch genutzt. Ich bin bis jetzt positiv überrascht über die Beschilderung, den Zustand der Pausenplätze und ihre Menge. Auch Informationstafeln sind immer wieder vorhanden und sie sind nicht vollgeschmiert oder beschädigt von irgendwelchen Dummköpfen. Mag sein, dass ich konservativ bin, aber ich finde den allgemeinen Werteverfall im Umgang mit öffentlichen Einrichtungen erschreckend. Vor allem habe ich das Gefühl, dass sich alle damit abgefunden haben. Schade, dass man solchen Leuten nicht besser das Handwerk legen kann. Allerdings: Ob schärfere Gesetze der richtige Weg sind, weiß ich nicht, ich persönlich bezweifle das. Aber der Mensch braucht Regeln, keiner kann machen, was er will. Für mich hat das Rowdytum nichts mit Freiheit zu tun, sondern mit Dummheit, Überflussgesellschaft – die Menschen sind am Ende angekommen. Der Sinn des Lebens ist für viele verloren gegangen.
Dabei ist alles ganz einfach: Bildung ist der Schlüssel! Es ist erschütternd, dass eines der reichsten Länder der Welt mittlerweile nicht mehr in der Lage ist, flächendeckend die Mindestanforderungen zu erfüllen. Schulen verfallen, Lehrer fehlen und auf den bereits seit Jahren angemahnten Grundfehler in Deutschland, dass gute Bildung von einem gut gefüllten Geldbeutel abhängt, reagiert kaum jemand.
Stattdessen wird herumgejammert, dass Fachkräfte fehlen. Wie kann man nur so viel Potenzial verschenken? Die Anzahl der Schilder hat weiter zugenommen. Für Fahrradfahrer werden erste Alternativwege zum Rennsteig angezeigt. Des Weiteren ist der Lutherweg ausgeschildert und der ökumenische Pilgerweg, der im Zusammenhang mit der alten Handelsstraße Via Regia erwähnt wird. Schließlich kommt noch der Pummpälzweg dazu.
Am Kilometer zwölf komme ich an die „Wilde Sau“, einem Stein aus dem Jahr 1483, der älteste erhaltene Stein, der am Rennsteig noch steht. Er erzählt die Sage von der Wilden Sau, einem Jagdunfall oder einem Mord, der sich hier ereignet hat.
Dort treffe ich einige Leute und in der Ferne sehe ich durch eine Schneise auch wieder die Wartburg. In der Wirrung der vielen Schilder und der Vorfreude, dass ich bald an der Hohen Sonne bin, um Mittagspause zu machen, marschiere ich weiter drauf los. Nach einer Weile weist ein Schild auf die Sängerwiese hin, aber das weiße „R“, das den Rennsteig markiert, habe ich seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Ich werde stutzig. Aber wie Männer so sind, irgendwie werde ich schon richtig sein, denke ich. Nach einiger Zeit merke ich aber doch, dass etwas faul sein muss. Ich werde unruhig, weil ich so schnell wie möglich wieder auf dem Rennsteig sein will. Nachdem ich noch eine Weile gelaufen bin, stehe ich nach einer halben Stunde wieder an der Wilden Sau. Eine schöne Pleite, aber auch gut, da ich nichts vom Originalweg verpasst habe.
Ich sehe mir noch einmal genau die Schilder an und erkenne den Fehler. Ich war auf dem Alternativradweg gelandet und habe dann wahrscheinlich die Sängerwiese angepeilt, obwohl diese mit dem Rennsteig nichts mehr zu tun hat. Auf jeden Fall habe ich jetzt gelernt, dass ich genau hingucken muss. Die verlorene Zeit ist natürlich ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Schließlich bin ich gegen 13 Uhr an der Hohen Sonne und muss feststellen, dass am Montag leider alles dicht ist. Trotzdem mache ich Pause, trinke von meinem Wasser und esse die ersten Müsliriegel, die ich eigentlich für den Notfall eingesteckt habe. Ich beobachte das Treiben auf dem Parkplatz und die Leute, die von der Drachenschlucht aus kommen. Es laufen etwa 20 Menschen umher, und alle müssen feststellen, dass nichts geöffnet hat. Na ja, denke ich, das nächste Ziel ist das Hubertushaus, da werde ich sicher etwas bekommen.
Ich packe zusammen, überquerte die Straße und setzte meinen Weg fort. Auf der anderen Seite fällt mir ein Gedenkstein ins Auge, der mit dem Rennsteiglauf zu tun hat: „Startort Hohe Sonne seit 1973“. Hier startete der erste Rennsteiglauf vor 46 Jahren. Mittlerweile ist der Rennsteiglauf Europas größter und schönster Crosslauf und da ich selbst schon oft dabei war, bin ich stolz, zu dieser sportlichen Familie zu gehören. Es ist übrigens der einzige sportliche Wettkampf, den ich noch betreibe bzw. den ich möglichst nicht verpassen will und der meinen Rhythmus bestimmt. Zwar laufe ich mittlerweile das ganze Jahr, aber im Frühjahr, wenn der Winter vergangen ist, ist die Haupttrainingszeit. Danach lasse ich es ruhiger angehen und nehme die erarbeitete Fitness mit in den Sommer. Im Herbst laufe ich wieder regelmäßig, aber ganz locker, und im Winter nur, wenn das Wetter es zulässt.
Mit den sogenannten Geradeaussportarten wie Rennen, Wandern, Skilanglauf, Fahrrad fahren und Schwimmen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich betreibe diese Sportarten volkssportmäßig, das ganze Jahr lang und bin dabei vor allem an der frischen Luft. Sobald ich damit aufhöre, fühle ich mich unwohl. Ich merke, dass mein Körper die Belastung braucht und ich kann nicht verstehen, dass es Leute gibt, die in ihrer Freizeit nur abhängen wollen. Mit diesen Voraussetzungen, denke ich, sollte es für mich bei der „Runst“ keine Probleme geben. Spätestens im Alter rächt sich das Nichtstun und da ich noch lange leben will, bin ich froh, dass ich mich entschieden habe, so aktiv zu sein. Ich merke immer öfter, dass Menschen in meinem Alter schon Gebrechen haben, obwohl das natürlich manchmal auch einfach Pech sein kann, weil Krankheiten zugeschlagen haben. Aktive Erholung kann ich aber nur weiterempfehlen.


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