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> Ratgeber > Und glücklich sein geht doch!
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Buch Leseprobe Und glücklich sein geht doch!, Marc Sommerburg
Marc Sommerburg

Und glücklich sein geht doch!



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...Nun konnte man meinen, ich tat vielleicht nicht genug für mein Glück, aber so war es nicht. Ganz im Gegenteil! Ich kaufte mir immer wieder Bücher, von denen ich mir eine Anleitung zum glücklich werden versprach. Gott sei Dank gab es das Internet. So konnte ich mir die Peinlichkeit ersparen, mit meiner besonderen Lektüre an einer Warenhauskasse auf- zufliegen. Es war mir nämlich äußerst unangenehm, der ‚übriggebliebene Unwissende’ zu sein.

Wenn mich ansonsten jemand fragte, welche Bücher mich interessierten, gab ich vor, kein großer Leser zu sein. Ich verstaute lieber meine wichtige Lektüre ganz hinten im Schrank hinter dicken Kochbüchern und alten Reiseführern und holte sie nur heraus, wenn ich ungestört war.
Was ich schon alles ausprobiert hatte! Ich entdeckte immer neue Bücher mit vielversprechenden Anweisungen, aber trotzdem war der eine entscheidende Hinweis für mein Glück nie dabei. Wenn mir der Postbote wieder mal ein neues Buch in den Briefkasten warf, ließ ich alles stehen und liegen und begann sofort zu lesen. Aha! Achso! Na dann! Für einen Moment war mir klar, was ich vorher falsch gemacht hatte. Das Glück war mal wieder so nah! Erreicht habe ich es dann aber doch nicht.



So ging es ständig weiter. Ein Buch nach dem anderen. Eifrig übte ich mich immer wieder aufs Neue in den verschiedensten Dingen. Die Vorraussetzung für das Finden des Glücks war allerdings immer die gleiche. Ich musste mich verändern. So, wie ich von Haus aus war, konnte es anscheinend nicht klappen. Ich benötigte mehr Disziplin, um glücklich zu werden. Beharrlich musste ich mir Dinge aneignen, ohne die das Glück kaum möglich sein sollte. Ohne Training ging es nicht. Deshalb stürzte ich mich ständig in neue Aufgaben, die mir ans Herz gelegt wurden.



Zum Beispiel ging es in einem Buch um die Liebe. Die Übung bestand darin, alles aus dem Nichts heraus zu lieben. Nur um der Liebe willen. Ganz ohne Grund, einfach, weil es so schön war. Damit sollte man erreichen, seine Probleme loszuwerden. Am Anfang war das super! Ich liebte, was das Zeug hielt. Es fiel mir ganz leicht, und es machte mich total glücklich!
Allerdings nicht lange. Das ewige Lieben auf Dauer anzuwenden war dann doch irgendwie schwierig. Wenn ich wütend war, oder müde oder hungrig, dann war ich ehrlich gesagt eher wütend, müde oder hungrig und nicht mehr so richtig liebend. Ja, ich weiß, ich sollte alles gleichzeitig machen. Lieben und wütend und müde und hungrig sein. Aber es funktionierte nicht. Und irgendwann war ich so sauer darüber, dass ich das mit dem Lieben zum Teufel jagte. Dann war alles wieder wie immer.



Ein anderes Mal sollte mir Meditation dazu verhelfen, endlich mein Glück zu finden. Ich weiß bis heute nicht, ob das, was ich da tat, meditieren war. Ich war stimmungsvoll angezogen und saß in meinem weiten, schillernden Gewand am Boden. Ich hatte mir extra eine Klangschale besorgt und hielt es auch mit der passenden Dekoration des Raumes eher üppig, aber unterm Strich saß ich nur herum. Ich saß und saß und schaute und schaute. Immer mit wichtigem Gesichtsausdruck. Ich horchte mal nach innen und mal nach außen. Es fühlte sich toll an, weil ich auf solche Sachen flog. Aber danach war auch alles wie immer.



Irgendwann später las ich ein Buch, in dem es hieß, ich sollte überhaupt nichts mehr machen. Die Dinge würden sich von alleine regeln, wenn man sie nur ließe. Aber wie sollte mich das Glück finden, wenn ich mich mucksmäuschen still verhielt? Das leuchtete mir absolut nicht ein, aber natürlich probierte ich es trotzdem aus. Ich wollte mir nicht hinterher vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. Außerdem war diese Übung wunderbar vor anderen zu verbergen. ‚Nichts’ merkte kein Mensch!
Doch ich sollte Recht behalten: Ich tat nichts und das große Glück blieb aus.



Da kam es mir gelegen, dass in einem anderen Buch ein neuer Vorschlag für Ablenkung sorgte. Ich sollte mein Mitgefühl stärken. Geben, geben, geben. Ich gab wirklich mein Bestes. Ich setzte mich ein und half, wo ich konnte. Hingebungsvoll opferte ich meine Zeit. Das Glück der anderen sollte dann wie ein Bumerang zu mir zurückkommen. Vielleich habe ich mich in dem Moment geduckt und das Glück flog über meinen Kopf hinweg… Ich weiß es nicht.


 


 


Ego & Co.



Meine heimliche Lektüre wurde über die Jahre immer heimlicher. Ich las immer verrücktere Sachen. Wo ich am Anfang nur gezielt nach dem Glück suchte, stolperte ich inzwischen über die abgefahrensten Bücher. Dort ging es zwar auch um das Glück, aber doch irgendwie anders. Es schien etwas zu geben, das jenseits des Glücks war. Auch jenseits von Gut und Böse. Man sollte etwas erreichen können, das besser war als das, was man im Normalfall hier auf Erden bekam. Ein bisschen unheimlich war mir das schon, und die Beschreibungen darüber verwirrten mich komplett.



Ich sage nur: Erleuchtung!



Wow! Offensichtlich gab es die Möglichkeit, ‚erleuchtet’ zu werden. Das machte sehr großen Eindruck auf mich. Es hatte so etwas Heiliges an sich. Etwas Übermächtiges. Die Vorstellung so zu werden war großartig. So wie Jungen Astronaut und Mädchen Prinzessin werden wollten, malte ich mir nun aus, erleuchtet zu werden. Ich stellte mir vor, lächelnd über den Dingen zu stehen. Der gesamten Menschheit wollte ich mit riesigem Mitgefühl und weltumfassender Liebe begegnen. Ich fühlte mich königlich und war bereit, die aus dem Universum fließende Weisheit dankbar anzunehmen.



…Gelassenheit, Frieden, Sanftmut...



 Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung von meiner Erleuchtung!



Doch für den Alltag, fand ich, war das nichts. Ich glaube, ich hätte sie sowieso niemals erreicht. Was man alles verstehen musste! Es ging schon damit los, dass ich angeblich die Realität mit der Traumwelt verwechselte. Ich schlief! Ich verbrachte sehr viel Zeit damit, das zu verstehen. Aber ich verstrickte mich darin, dass alles Nichts war, und gleichzeitig alles wahr war, und am Ende doch nichts real sei. Es war zum Verzweifeln. Ich habe es einfach nicht kapiert. Zum Glück machte das nichts. Zumindest nicht, wenn man erleuchtet werden wollte. Denn ich, der das nicht verstand, war gar nicht ich. Was für eine Erkenntnis! Aber wer war ich? Die Antwort war der Grund, warum ich dann doch nicht mehr erleuchtet werden konnte.



Ich war mein Ego! Das allein hätte ich ja noch verschmerzt. Aber ich sollte, um meinen königlichen Wunschzustand zu erreichen, mein Ego vernichten! Da war ich raus. Das wollte ich auf keinen Fall. Anscheinend hing ich sehr an meinem Ego. Hing ich? Sicher. Sonst hätte es wohl mit der Erleuchtung geklappt.
Ich war frustrierter denn je. Mein Ego auflösen wollte ich nicht, aber Erleuchtung schon. Ich dachte mir, vielleicht gab es einen Mittelweg. Wenn ich versuchte, mein Ego nur abzuschwächen, musste ich es nicht ganz hergeben. Vielleicht bekam ich dann im Gegenzug die kleine Erleuchtung, die in meinen Büchern als ‚Erwachen’ beschrieben war. Damit wäre ich schon zufrieden gewesen. Genau nach Anweisung beobachtete ich meine Gedanken, immer in der Hoffnung, dass sie verschwinden würden. Ich musste unbedingt vom Denken ins vielgepriesene Nicht-Denken gelangen. Wenn ich das geschafft hätte, wäre mein Ego zumindest schon mal ins Straucheln gekommen.
Aber denkste! Auch das hat nicht funktioniert. Immer wenn ich dachte, ich denke nicht mehr, war das schon wieder ein Gedanke. Mein Ego blieb stur, es ließ sich nicht verkleinern und schon gar nicht ganz verscheuchen.



Himmel! Ich machte mir mein Ego dermaßen madig, dass ich es nicht mehr leiden konnte. Ego! Das war aber auch schwammig erklärt. Wenn ich ehrlich war, war ich immer noch nicht sicher, was genau an mir mein Ego überhaupt war, und trotzdem fand ich es schon zum Kotzen. Da war es nur ein schwacher Trost, dass ich angeblich in Wirklichkeit nicht existierte, sondern allein das Ego dachte, dass es denkt und somit nicht ich, sondern nur mein Ego nach dem Glück suchte. Super. Dann war ja alles in Ordnung...


 


 


Geliebter Schweinehund



Und weil eben doch nicht alles in Ordnung war...


 


 


 


 


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