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Ratgeberbücher
Buch Leseprobe Beziehungsweise, Thomas Peddinghaus
Thomas Peddinghaus

Beziehungsweise


Eine Spurensuche

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Der Höhenflug

Er lernte ein zauberhaftes Wesen in Form einer Frau kennen, die seine innigsten Wünsche in einer Art und Weise zu erfüllen schien, wie er es sich niemals hätte erträumen lassen. In erster Linie war es wohl das wundersame Zusammentreffen zweier sehr ähnlicher Naturelle, die mit sehr viel innerer Energie und großer Offenheit durchs Leben gehen und auch bei den wichtigen Fragen und Dingen des Lebens eine erstaunliche Übereinstimmung hatten. Neben der inspirierenden Leichtigkeit und Herzenswärme, die seine Partnerin ausstrahlte, war es vor allem ihre entschiedene Suche nach der Sinnhaftigkeit des Lebens, die ihn magisch anzog.
Sie hatte als Mutter von zwei pubertierenden Jugendlichen, eingebunden in ein stabiles lokales Netzwerk von Familie, Freundschaften und Arbeit, zwar einen ganz anderes Alltagskonzept wie er, der sich als kinderloser, beruflich Selbständiger eher als ‘freies Radikal’ durchs, von vielen Ortswechseln geprägte Leben, bewegt hatte. Diese Unterschiedlichkeit wirkte sich – zumindest anfänglich – jedoch eher belebend und anregend auf ihn aus. Er genoss es in vollen Zügen, eine Frau gefunden zu haben, die so eigenständig und fest auf dem Boden stand, dass die später erst deutlicher zutage tretenden und darin schlummernden Konfliktpotentiale erst einmal gar keine Rolle spielten. Zwar war es von Beginn an nicht ganz einfach, die zwei unterschiedlichen Lebensweisen und -umstände unter einen Hut zu bekommen, aber die unglaublich intensive Liebesenergie zwischen ihnen ließ all diese scheinbaren Unmöglichkeiten weit in den Hintergrund treten. Es gelang ihnen trotz zeitlicher und räumlicher Koordinationsprobleme immer wieder, die gemeinsam verbrachte Zeit intensiv zu nutzen und das damit verbundene Glücksgefühl voll auszukosten.
In den ersten Monaten durchzog ein silberner Faden der Innigkeit und Intensität ihre Beziehung. Auf allen Ebenen. In vielen, vielen Gesprächen loteten sie genussvoll den jeweiligen Erfahrungs- und Erkenntnisstand des anderen aus, auf Ebene der Sinnlichkeit kosteten sie ständig und unaufhörlich vom wundervollen Nektar der großen Liebe. Es war eine Zeit des Erfülltseins von der Präsenz des anderen, unabhängig davon, ob sie die Zeit gemeinsam oder getrennt voneinander verbrachten. Beide genossen diesen Schwebezustand in vollen Zügen.
Ihre direkte Umgebung profitierte ebenfalls davon: Während ihres Zusammenseins schien ein Leuchten von ihnen auszugehen, dass auf das, was sie umgab, ausstrahlte. Es ist wohl bei verliebten Paaren ein wenig wie bei kleinen Kindern: Immer, wenn jemand in der Fülle seiner selbst lebt, fühlt sich die Umgebung für einen Moment in eine positive Energie hineingezogen, die in jedem die Sehnsucht und das tief verankerte Gefühl von Harmonie und Einklang hervorruft.
So schwebte er für Monate auf Wolke sieben und konnte kaum fassen, dass es so viel Glück in einer Beziehung zwischen Mann und Frau tatsächlich gab. Noch dazu, dass er der Auserwählte war, der es in dieser Fülle erleben durfte. Er erlebte eine Partnerschaft, die für ihn das Prädikat ’bedingungslose Liebe’ verdient hatte.


Bedingungslose Liebe

Man sagt ja, es gäbe kein stärkeres Gefühl als die bedingungslose Liebe zwischen Mutter und Kind. Nachdem er weder das Mutter-, noch das Vatersein aus eigener Erfahrung kennt, kann er die Richtigkeit dieser Behauptung nicht wirklich bestätigen. Aus seiner Beobachterrolle heraus hatte er zumindest eine Ahnung davon, dass dieser Satz tatsächlich stimmen könnte. Das Gefühl jedoch, mit einem anderen erwachsenen Menschen derart auf einer Wellenlänge zu sein, dass alle Widersprüche des Lebens wie weggewischt zu sein scheinen und man den anderen bedingungslos liebt, so wie er oder sie ist, ohne Erwartung oder Wunsch nach einer Veränderung seiner oder ihrer Wesenszüge, das hat sicherlich vergleichbare Ausmaße. Liebe hat offensichtlich verschiedene Ebenen und Dimensionen. Seiner jetzigen Partnerin gegenüber hatte er jedenfalls genau dieses Gefühl der Bedingungslosigkeit.
Natürlich kann an dieser Stelle vermutet werden, dass all das sei ja ganz normal für das Anfangsstadium einer Liebesbeziehung. Schweben wie auf rosarot gefärbten Wolken, Schmetterlinge im Bauch als Dauerzustand. War es vermutlich auch. Bei aller romantischen Verklärung und dem beschwingten Gefühl des frisch Verliebtseins war er allerdings auch im Nachhinein der festen Überzeugung, dass diese Beziehung auf einer tiefgehenden Übereinstimmung im geistig-spirituellen Bereich aufbaute. Es ist eben jener Zauber, der diesem Zusammentreffen zweier Universen innewohnt, die für sich alleine nicht ganzheitlich glücklich werden können und daher die Verschmelzung zu einer neuen, höheren Einheit als Erfüllung einer schicksalhaften Fügung erleben.


Der Absturz

Leider hielt dieser Schwebezustand nicht dauerhaft an. Um genau zu sein, gelang es ihnen zwar immerhin, das – statistisch gesehen – maximal mögliche Zeitfenster von eieinhalb Jahren für das Stadium des unsterblichen Verliebtseins auszuschöpfen (es gibt tatsächlich Untersuchungen, die belegen, dass dieses Stadium in fast allen Fällen spätestens nach eineinhalb Jahren endet!). Sie hatten auch einige Monate nach dem Überschreiten dieser magischen Zeitgrenze noch die Hoffnung, dass sie die Statistik widerlegen könnten und ihre Liebe als wahrhaft große Liebe in die Geschichte eingehen würde. Tat sie dann auch, allerdings auf andere Art und Weise, wie sie es erhofft hatten. Sie wurde selbst Teil der Geschichte, sprich der Vergänglichkeit: Sie trennten sich nach insgesamt 2 Jahren, überlebten also die Phase der anhaltenden Verliebtheit gerade ’mal um einige Monate. Wie er später in Erfahrung brachte, gab es auch hierüber statistische Daten, die genau diese Zwei-Jahres-Frist als kritische Phase für den weiteren Fortgang einer Partnerschaft  betrachten (gefolgt von mehreren weiteren kritischen Phasen, wie zum Beispiel nach sieben Jahren, 14 Jahren, 21 Jahren,  usw. usf.).  
Dem zuvor einher gegangen war eine Phase der aufbrechenden Konflikte, die sich in erster Linie um die Zukunftsperspektive für ihre Beziehung drehten. Da war sie wieder, die Gretchenfrage nach der gemeinsamen Ausrichtung. Irgendwie schafften sie es denn doch nicht, ihre sehr verschiedenen Lebensumstände so weit unter einen Hut zu bekommen, dass alle Seiten mit einem guten Gefühl in die Zukunft blicken konnten. Schließlich waren an diesem Prozess nicht nur sie beide, sondern auch ihre Kinder beteiligt. Wobei diese – zumindest nach seiner Einschätzung – noch die geringsten Probleme mit der Gesamtsituation zu haben schienen. Es war eine Fernbeziehung, in der der Faktor Zeit eine immer entscheidender Rolle einzunehmen begann. So wie sie anfangs schon befürchtet hatte, war in ihrem eng gestrickten und getakteten Leben eigentlich kein Platz für einen Mann. Es sei denn, dieser Mann wäre bereit, seinen eigenen Lebensrhythmus mit dem der Familie in Einklang zu bringen, sprich seine eigenen Prioritäten dem unterzuordnen.
Nachdem mehrere Anläufe aus unterschiedlichen Gründen scheiterten, aus zwei Haushalten einen und damit aus der Fern- eine Nahbeziehung zu machen, spitzte sich die Lage in relativ kurzer Zeit dramatisch zu. Zwei Sichtweisen und damit die erwähnten zwei Universen prallten immer wieder aufeinander, so dass die Trennung, zumindest von ihrer Seite aus, als das geringere Übel und allgemeine Erleichterung erschien. Er selbst hatte nicht damit gerechnet, dass der Durchhaltewillen und die Suche nach weiteren konstruktiven Lösungen so schnell und abrupt zum Erliegen kommen würde. Er hatte wohl das tatsächliche Ausmaß der unterschiedlichen Lebenskonzepte reichlich unterschätzt. Auf der einen Seite die Suche und Sehnsucht nach Verlässlichkeit und Entlastung, auf der anderen Seite der ausgeprägte Hang zur Unabhängigkeit. Aus seiner Sicht wäre er sehr wohl bereit gewesen, mehr Verantwortung für mehrere Familienangehörige zu übernehmen, hatte dazu jedoch seiner Ansicht nach zu wenig Gelegenheit und vor allen Dingen zu wenig Zeit zum Üben zugestanden bekommen.


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