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Politik, Gesellschaftskritik
Buch Leseprobe Weltwirtschaft am Abgrund , Daniel Daub
Daniel Daub

Weltwirtschaft am Abgrund



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1. Vorwort


 


In ihrem Buch »The Fourth Turning« legen die Autoren William Strauss und Neil Howe dar, dass die Geschichte der westlichen Welt genau wie ein Kalenderjahr durch vier Jahreszeiten geprägt ist. Diesem Zyklus sind unsere westlichen Volkswirtschaften unterworfen, egal welche Parteien gerade regieren.[i] Jede Jahreszeit dauert etwa fünfzehn bis zwanzig Jahre, somit dauert ein gesamter Zyklus ungefähr sechzig bis achtzig Jahre. Ein neuer Zyklus beginnt in der Regel nach Kriegen, Revolutionen oder sonstigen tiefgreifenden Einschnitten in die Gesellschaft. Der aktuell laufende Zyklus hat mit dem Ende des zweiten Weltkrieges eingesetzt.


 


Der Frühling (1950er/60er Jahre) ist stets gekennzeichnet von wirtschaftlichem Aufschwung und Aufbruchsmentalität, es werden viele Kinder geboren und es herrscht ein starker Fokus auf die Familie, Fleiß wird belohnt, und es existiert eine breite und starke Mittelschicht mit wenig Streuung von Wohlstand und Armut nach oben oder unten. Es herrscht wenig Arbeitslosigkeit und die Wirtschaft erzielt hohe Wachstumsraten.


 


Im Sommer (Ende 1960er bis Mitte 1980er Jahre) kommt es zu einer wirtschaftlichen Hochphase. Wohlstand und Sicherheit gelten als selbstverständlich, alte Werte werden immer mehr in Frage gestellt (z.B. 68er Bewegung).


 


Danach setzt die Phase des Herbstes (Mitte der 1980er bis ca. 2005) ein. Man blickt auf eine Vielzahl sozialer und zivilisatorischer Errungenschaften zurück. Die Menschen entwickeln jedoch mehr und mehr die Neigung für materielle Dinge. Die Ich-Gesellschaft entwickelt sich.


 


Der Winter (ab ca. 2005 bis ca. 2025) lässt in der breiten Gesellschaft das Gefühl einer Krise aufkommen, meist ausgelöst durch ein tatsächliches Ereignis. Es entstehen neue Dynamiken in der Gesellschaft und der Wirtschaft. Gesetze werden verabschiedet, die vorher noch undenkbar waren. Es kommt vermehrt zu Krisen, an deren Ende ein dicker Knall steht. Ab dann beginnen die Menschen sich wieder auf traditionelle Werte zu besinnen. Es folgt eine Neuordnung und ein neuer Zyklus beginnt.


 


Im Rahmen dieser Analogie wären wir somit im Winter angekommen. Neben einer Reihe militärischer Konflikte zeigen sich zur Zeit vermehrt Wirtschaftskrisen, Staatsschuldenkrisen und Währungskrisen rund um den Globus, welche sich in den nächsten Jahren höchst wahrscheinlich noch verschärfen werden. Als markanten Wendepunkt für den Beginn des Winters kann der September des Jahres 2008 herangezogen werden, als der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes, die Lehmann-Pleite und der Börsencrash stattfanden. Wahrscheinlich wäre die Krise, welche erst ab 2008 richtig ins Bewusstsein der Menschen drang, noch früher hereingebrochen, doch konnte man in den 1990er Jahren durch Basisinnovationen in der Informationstechnik (Internet etc.) eine Weile noch reales Wachstum erzielen, bis die Technologieblase, auch »Dotcom-Blase« genannt, im März 2000 platzte, mit jedoch recht wenig Auswirkung auf die Realwirtschaft, außer dass etliche Kleinanleger »geschoren« wurden.


 


Im Rahmen des oben beschriebenen gedanklichen Rahmens der vier Jahreszeiten kann man davon ausgehen, dass die Krise sich etwa Mitte bis Ende der 20er Jahre noch ausleben wird. Am Ende des Zyklus wird ein traumatisierendes Ereignis stehen, bevor es zu einem Neuanfang kommt.


 


Falls das skizzierte Gedankenexperiment ungefähr stimmt, wie im weiteren Verlauf des Buches noch zu zeigen sein wird, stellt sich als nächstes die Frage: Wie kann es eigentlich zu einem solchen (Todes-) Zyklus kommen, gegen den keine politische Partei oder Ideologie etwas auszurichten vermag? Ist er naturgegeben oder von Menschen gemacht? Um es vorweg zu nehmen: In diesem Fall ist eindeutig der Mensch dafür verantwortlich. Grundfragen solcherart, von denen eine mächtiger als die andere ist, werden im Verlauf dieses Buches erhellt.


 


Zu Anfang sollen einige theoretische Grundlagen erörtert werden, die für das weitere Verständnis notwendig sind, danach soll die Genese der nun seit Jahren andauernden Wirtschaftskrise diskutiert werden. Mit diesem Hintergrund wird sich der »Zukunftsschau« gewidmet, und in kühner Weise versucht, aus den gewonnen Erkenntnissen Aussagen über das mit Schlagseite dahindümpelnde Finanzsystem – und somit über die Zukunft der Menschheit – zu machen. Die letzten Kapitel enthalten Lösungsvorschläge für ein weniger störanfälliges Wirtschaftssystem und wie solch eine Transformation gelingen kann.


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


2. Exponentielles Wachstum


 


Die meisten Menschen neigen zu linearem Denken, das heißt, sie gehen intuitiv davon aus, dass alle Prozesse der Realität mehr oder weniger geradlinig und mit gleicher Geschwindigkeit ablaufen. Man extrapoliert Erfahrungswerte oder Vergangenes linear in die Zukunft, nach dem Leitsatz: Wenn eine Entwicklung in der Vergangenheit so lange gebraucht hat, dann braucht sie in der Zukunft genauso lange. Jedoch die Systeme der Wirklichkeit sind oft viel dynamischer. Abstrakt gesprochen, bedeutet dies, dass Bestandsgrößen in den unterschiedlichsten Systemen nicht immer linear wachsen, sondern im Zeitverlauf auch exponentiell wachsen oder zerfallen können. Beim exponentiellen Wachstum wächst die Bestandsgröße im Zeitverlauf immer mit demselben Faktor.


 


Bevor wir uns an dieser Stelle in mathematischen Funktionen verlieren, soll die Problematik des exponentiellen Wachstums an einem griffigen Beispiel veranschaulicht werden.


 


Exponentielles Wachstum entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft. Kann man ein DIN-A4-Blatt vierzigmal in der Mitte falten? Spontan sagt man »Ja«. Falten wir das Blatt einmal, dann liegt es doppelt, faltet man es erneut, liegt es 4-fach, beim dritten Falten 8-fach, beim vierten Falten 16-fach, beim fünften Falten 32-fach usw. Geht man davon aus, dass ein handelsübliches DIN-A4-Blatt 0,1 Millimeter dick ist, dann ergibt sich beim vierzigsten Falten ein Papierberg von rund 55.000 Kilometern, der bis ins Weltall reichen würde. Wir würden also auf atomarer Ebene falten. Das geht natürlich nicht in Wirklichkeit, aber es zeigt die Dynamik eines Systems, das exponentiell wächst.


 


Ein anderes Beispiel: Vor etwa 6.000 Jahren, die erdgeschichtlich nur ein Wimpernschlag sind, lebten etwa 20 Millionen Menschen auf der Erde. Um die Bevölkerungszahl auf 40 Millionen zu verdoppeln wurden weitere 2.000 Jahre benötigt. Wiederum zweitausend Jahre später, etwa um Christi Geburt herum, waren es dann immerhin schon 160 Millionen Menschen. Es dauerte dann bis zum Jahr 1000 bis die nächste Verdopplung auf 360 Millionen vollzogen war. Die erste Milliarde (1.000 Millionen) erreichte man schließlich um das Jahr 1800. Die nächste Verdopplung auf 2 Milliarde Bewohner (2.000 Millionen) fand dann schon um 1930 statt – gerade mal 130 Jahre später. Dann wurde Fahrt aufgenommen: Es mussten dann wiederum nur 45 Jahre vergehen, bis die nächste Verdopplung auf 4 Milliarde (4.000 Millionen) vollzogen wurde.[ii] Ende des Jahres 2013 lebten 7,2 Milliarde (7.200 Millionen) Menschen auf der Erde. Die nächste Verdopplung auf 8 Milliarden Erdbewohner lässt somit nicht mehr lange auf sich warten, da augenblicklich jedes Jahr 80 Millionen Menschen dazu kommen werden.[iii]


 


Es ist davon auszugehen, dass die nächste Verdopplung von 8 auf 16 Milliarden nur noch wenige Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, sofern dieser Wachstumstrend weiterläuft. Was dies dann für die Nahrungs- und Güterproduktion oder die Umwelt bedeutet, soll im Rahmen dieses Buches nicht erörtert werden. Jedoch verdeutlicht dieses Beispiel, dass beim exponentiellen Wachstum für die gleiche Zuwachsrate immer kürzere Zeiträume benötigt werden. Würde sich das Wachstum der Erdbevölkerung diesem Trend folgend fortsetzen, wäre im Jahr 3.500 das Gesamtgewicht aller Menschen so hoch wie das Gesamtgewicht des Planeten Erde – ein Kommentar hierzu ist überflüssig. Oder einmal zynisch gesprochen: Der tägliche Abwurf einer Hiroshima-Bombe würde etwa 90.000 Tote bewirken, die Bevölkerungsexplosion aber kaum eindämmen, da am gleichen Tage 250.000 Neugeborene dazu kämen.[iv]


 


Zeichnet man die genannten Daten im Zeitverlauf der Menschheitsgeschichte in ein Diagramm, dann erhält man eine Kurve, die erst flach beginnt und dann im Zeitverlauf immer steiler nach oben verläuft. Dies ist dann ein exponentieller Verlauf.


 




[i] Müller Jürgen: Generation Gold, Kopp, Rottenburg, 2004, 209-211


[ii] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:World-pop-hist-de-2.png vom 02.05.2014


[iii] http://www.welt.de/wissenschaft/article123328269/Die-Erde-hat-nun-7-2-Milliarden-Bewohner.html vom 02.05.2014


[iv] Farkas, Viktor: Geheimsache Zukunft – Von Atlantis zur hohlen Erde, Michaels, Peking, 2004, 15-17


 


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