Suchbuch.de

Leseproben online - Schmökern in Büchern


Kategorien
> Politik, Gesellschaft > Vom Schatten ins Licht.
Belletristik
Bücher Erotik
Esoterik Bücher
Fantasy Bücher
Kinderbücher
Krimis & Thriller
Kultur Bücher
Lyrikbücher
Magazine
Politik, Gesellschaftskritik
Ratgeberbücher
regionale Bücher
Reiseberichte
Bücher Satire
Science Fiction
Technikbücher
Tierbücher
Wirtschaftbücher
Bücher Zeitzeugen

Login
Login

Newsletter
Name
eMail

Politik, Gesellschaftskritik
Buch Leseprobe Vom Schatten ins Licht., Marcel Bohnert
Marcel Bohnert

Vom Schatten ins Licht.


Zeitenwende in der deutschen Veteranenkultur.

Bewertung:
(18)Gefällt mir
Kommentare ansehen und verfassen

Aufrufe:
3157
Dieses Buch jetzt kaufen bei:

oder bei:
allen Buchhändlern
Drucken Empfehlen

In den Reihen der angetretenen Soldatinnen und Soldaten fallen aber auch einige Personen in ziviler Kleidung auf. Zum Beispiel der Vater von Hauptmann Markus Matthes. Sein Sohn wurde 2011 auf einer Patrouille in Kunduz von einer Sprengfalle zerfetzt. Oder Karin, die Mutter von Oberfeldwebel Florian Pauli. Ihr Sohn starb in der afghani-schen Provinz Baghlan, als sich 2010 ein Selbstmordattentä-ter an einem Außenposten in die Luft sprengte. Auch die Eltern des Oberstabsgefreiten Christoph Sauter sind vor Ort. Ihr Sohn war im Jahr 2022 in einem Militärkonvoi unterwegs zu einem Truppenübungsplatz in Brandenburg. Ein ziviler LKW drängte sein Fahrzeug ab und ließ es gegen einen Betonpfeiler prallen. Er und ein weiterer Soldat star-ben. Die Hinterbliebenen haben inmitten der Antreteformation ihren Platz gefunden. Man merkt ihnen trotz ihrer schmerz-lichen Verluste an, dass sie sich im Kreise der Marschteil-nehmenden aufgehoben fühlen. Sie gehören dazu. Die Solidarität ist groß an diesem Tag. Zwischen den Solda-ten und den Angehörigen der Verstorbenen und Gefalle-nen. Sie war auch während der vorangegangenen Marschta-ge groß: Die Bevölkerung hatte meist neugierig und interes-siert auf die Truppe reagiert. Freundliche Worte, fröhliches Winken. Und immer wieder applaudie¬rende Passantinnen und Passanten – häufiger und be¬geisterter als in den Jahren zuvor. Und sie wird auch später an diesem Tag noch groß sein: Vorbei am Brandenburger Tor marschiert die Truppe zu einer Gedenkminute am Holocaust-Mahnmal und schließlich zu einem Abschlussappell, einer Trauerfeier und einem Empfang in das Bundesministerium der Verteidi-gung. Die Bundeswehr bereitet den Ankömmlingen ein würdiges Willkommen. Einige offizielle Worte, eine Trauerzeremonie am Ehrenmal der Bundeswehr, ein kleiner Empfang. In diesem Jahr gab es auch erstmals eine weitreichende media-le Berichterstattung zum Marsch. Während in den Vorjah-ren zumeist nur ein paar Lokal- und Vereinsmedien berichteten, schaffte es die Formation 2024 immerhin in die Abendnachrichten des ZDF.


 


Ansonsten blieb man aber auch dieses Mal weitgehend unter sich. Wer sich umfangreiche politische Repräsentanz erhofft hatte, wurde mal wieder enttäuscht. Immerhin: Die Parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller richtete vor dem Bundestag einige Worte an die Teilnehmenden und begleitete sie, eingereiht in die Formation, bis ins Ver-teidigungsministerium. Dort warteten der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marcus Faber sowie der Stellver-treter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General-leutnant Andreas Hoppe. Auch wenn der Empfang noch weitaus größer hätte ausfal-len können – er erinnert zumindest nicht mehr an die ersten Marschjahre, in denen sich die Marschierenden teils vollends vergessen und ignoriert fühlten. Das Bild ihrer Ankunft glich da noch der trostlosen Afghanistan-Heimkehr am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf. Im Juni 2021 verließ dort eine in Wüstentarn gekleidete Truppe ohne die Anwesenheit von Politikerinnen oder Politikern ihren Transportflieger und ließ so den zwanzigjährigen Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch enden. Die Entrüstung über dieses unwürdige Bild entlud sich seinerzeit in den Sozialen Medien, wo sich Veteranen und ihre Unterstützer in ungewöhnlicher Schärfe empörten. Es ging hier eben nicht nur um die gerade gelandeten 264 Soldatinnen und Soldaten, sondern um ein Symbol für 20 Jahre militärischen Engagements in Afghanistan mit all seinen Strapazen und Entbehrungen. Mit all seinen Gefalle-nen, Verwundeten und Traumatisierten. Aus der Verteidigungspolitik wurde sich mehrfach für diese unsägliche Rückkehr entschuldigt. Parallel lief bereits die dramatische Rückeroberung des Landes durch die Taliban. Knappe zwei Monate später, als die afghanische Hauptstadt Kabul schließlich überrannt wurde und deutsche Soldatinnen und Soldaten nach der Evakuierung von über 5.000 Menschen erneut heim¬kehrten, machte Politik vieles richtig: Flughafenempfang, späterer Appell und ein Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude.


Für den Inhalt dieser Seite ist der jeweilige Inserent verantwortlich! Missbrauch melden



© 2008 - 2025 suchbuch.de - Leseproben online kostenlos!


ExecutionTime: 1 secs