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> Politik, Gesellschaft > Talking Bullshit
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Politik, Gesellschaftskritik
Buch Leseprobe Talking Bullshit, Heike Burmester
Heike Burmester

Talking Bullshit


Der alltägliche Wahnsinn

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Ich selbst kann mich leider nicht mehr daran erinnern, mit welchen Bekenntnissen, Gestiken und Figuren ich das Licht der Welt erblickte. Habe ich, um durch die engen Kanäle nach draussen zu gelangen, die linke Hand zur Faust geballt oder den rechten Arm als Richtungsweiser und/oder Hilfestellung ausgestreckt, habe ich den Kopf bereits dann schon eingezogen oder habe ich der Welt als erstes meinen Hintern gezeigt? Meine Mutter hat mir diese Frage auch nicht so genau beantworten können, denn sie hatte alle Organe voll zu tun, diesem Land unter schwersten Anstrengungen einen neuen Steuerzahler zu gebähren. Das Ganze natürlich würdevoll, im Bewusstsein ihrer Pflichten für das Vaterland, wenn auch bereits 1967, in einer Zeit, in der Widerstand und Revulotion auf dem Tagesprogramm standen. Vielleicht hat sie damals schon gewusst, was auch mir werden würde und hat mich auch deshalb bekommen...? Dem Wunsche "unserer" heutigen Familienministerin, Frau von der Leyen, hätte sie mit dieser Aktion wahrscheinlich nicht entsprochen. Diese Dame hätte mich aller Wahrscheinlichkeit nach wieder zurück geschoben und ich wäre qualvoll erstickt. Danke Mama! (....)

Die Hauptsache ist, unsere Kinder werden vermeintlich geschützt, indem wir sie durch Medien und Kommerz verblöden lassen und sie bestenfalls unter dem Decknamen "Globalisierung" funktionsfähig machen, wenn sie nicht gerade Mädchen sind und sich dann später um ihre Familien zu kümmern haben, weil Bildung sowieso Mangelware ist. Laut Frau von der Leyen, "unserer" derzeitigen Familieministerin, ist das "Managen" einer Familie allerdings ein Kinderspiel. Man benötigt dafür lediglich einen Mann, 7 Kinder, einen kotzenden Hund, ein Familienhandy und Gottes Willen (...). Zur Geschichte: - Frau von der Leyen war irgendwo unterwegs, der Hund war krank und kotzte, die Kinder machten sich Sorgen und weinten ganz schrecklich. Frau von der Leyen managte die Genesung des Hundes über das Familienhandy, dem Hund ging es wieder gut und die Kinder brauchten nicht mehr traurig zu sein. - Klasse, Frau von der Leyen. Welch Hochleistung.Wir neigen demütig unsere Häupter. Gut, dass wir Sie haben. Ohne diese Glanzleistung hätten wir nicht gewusst, dass man einen Tierarzt auch über ein Handy anrufen kann. Vielen, vielen Dank. Und wenn Sie uns jetzt noch Ihre Haushälterin, die sich die wenigsten von uns leisten können, zur Verfügung stellen, dann hätten auch wir alle ein perfekt funktionierendes Familienmanagement. Auch wäre es sehr schön, wenn Sie uns Freibeträge für Handyrechnungen zur Verfügung stellen würden. Allein in meiner Familie wären acht Handys von Nöten, zuzüglich der Pinkelnotfallknöpfe für unsere zwei Katzen und den Hund. Ich verlasse mich auf Sie. - Die verarscht uns - (....)

Was unserer Hausmeister natürlich nicht bedenkt ist, dass die Überschrift "Lebenslauf" schon das erste Argument für seine Ablehnung darstellen kann. Statt "Lebenslauf" hat heutzutage "Curriculum Vitae" (lat.: der Lauf des Lebens) im oberen Drittel zu stehen. Hausmeister Irgendwer hätte also zunächst einmal das kleine Latinum ablegen müssen, bevor er die Frechheit besitzt, sich ohne derartige Kenntnisse überhaupt zu bewerben. Wenn einem Bewerber kein Vermittlungsgutschein des Jobcenters für eine der hoch bezahlten privaten Arbeitsvermittlungsagenturen vorliegt und er sich aus seiner Eigeninitiative heraus für eine Arbeitsstelle bewirbt ist es heute unerlässlich, dass er sich im Vorfeld seiner Bewerbung mit den neusten Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt bezüglich einer Bewerbung beschäftigen muss. Besondere Formulierungen, ob sinnvoll oder nicht, ob verständlich oder nicht, ob ehrlich oder nicht, es ist egal. Hauptsache, es hört sich gut an. Mit jeder "antiquarisch" geschriebenen Bewerbung besteht die Gefahr, dass entweder Teile derselben oder die Bewerbung als Ganze nicht verstanden wird, wahren Bewerber nicht die Form und Titulierungen, wie sie heute von jungen, dynamischen, fremdsprachlich mehr oder weniger verbildeten Personalchefs und ihrem Gefolge gefordert werden. "Hiermit bewerbe ich mich als Hausmeister in ihrem Betrieb...." ist eher als unangemessene Äußerung bezüglich der immer wichtiger werdenden, korrekten Formulierung in Bewerbungsschreiben anzusehen. Stattdessen muss es heißen, "Nach intensivem Studium ihres hervorragend geführten Betriebes, der in seiner Einzigartigkeit durch die Wichtigkeit seines Bestehens der Menschheit dient, bewerbe ich mich hiermit in ihrem Hause als Facility-Manager." Erst, wenn unser Hausmeister begriffen hat, dass seine veraltete Berufsbezeichnung nicht mehr "in" ist, erst wenn er verstanden hat, dass ein Lebenslauf kein Lebenslauf, sondern eine "Vita" ist, erst wenn er einsieht, dass eine Bewerbung einer Auszeichnungsurkunde gleichen muss und er endlich begreift, dass das Engagieren von Starfotografen nun einmal zu einer anständigen Bewerbung gehört bekommt er die Chance, dass seine Bewerbung eventuell nicht sofort im Mülleimer landet, sondern dass sich die Mitarbeiter von Jungunternehmen wenigstens darüber amüsieren. Denn, unser Hausmeister ist immerhin schon 48 Jahre alt und das allein ist schon Grund genug anzunehmen, dass er der inzwischen vorherrschenden Umgangsprache im Business (Geschäftsleben) nicht mächtig ist. (....)

Auch ich gehöre inzwischen zu den nicht wenigen Menschen in dieser Gesellschaft, welche sich zu einer Parallelgesellschaft bezüglich der herkömmlichen und bisher nicht falschen (Umgangs-) Sprache entwickelt hat. "Einen Kaffee zum Mitnehmen bitte." ist inzwischen zu einer dümmlich wirkenden Bitte geworden, betritt man lediglich mit Kaffeedurst in der Psyche ein so genanntes Stehcafé: Es gibt sie nicht mehr, die nette, etwas dicklich erscheinende Bäckereifachverkäuferin, die uns freundlich anlächelt und noch einmal nachfragt, ob sie sonst noch etwas für uns tun könne, ob wir vielleicht ein Stück von dem gerade frisch aus dem Ofen geholten Kuchen haben möchten. Nein, wir stehen vor arroganten studentischen Aushilfskräften, die uns mit jeder ihrer Gesten zeigen, dass sie eigentlich etwas anderes und vor allem wichtigeres zu tun hätten als uns zu bedienen und hören uns ihre hämisch und provozierend ungeduldig wirkenden, jedoch gelangweilt gestellten Nachfragen bezüglich unserer Kaffeebestellung an, ohne, dass wir von ihnen eines Blickes gewürdigt werden. "Coffee to go, with Caramel-, Vanilla- oder Bananasirup, milk, sugar or natural (engl., ausgespr.: "nätschurel"), Browie, Muffin, Donut?" Also ich für meinen Teil wollte lediglich einen Kaffee mit Milch und ein Stück Schokoladenkuchen. (....) Warum dieser kleine Schokoladenkuchen mit Nüssen nun "Brownie" heißt und nicht einfach "kleiner Schokoladenkuchen mit Nüssen" liegt an der "Am Art" (Amerikanische Ausdrucksweise), die sich überflüssiger Weise ja inzwischen in sämtliche unserer Lebensbereiche geschlichen hat. Nennen wir, um im "Trend" zu bleiben, unseren Apfelkuchen also künftig "Äppli". Wäre nur schön, wenn die übrig gebliebene Bäckereifachverkäuferin dann auch sofort weiß, was wir meinen. (....)

Wir, das Volk, haben ein "Recht auf den gesetzlichen Richter", der laut Art. 101, Abs. 2, Satz 2 GG in folgender "Verfassung" zu sein hat: "(...) Der Richter muss in der Lage sein, alle Aufgabe zu erfüllen, zu deren Wahrnehmung er verfahrensrechtlich berufen ist. Dazu benötigt er die Fähigkeit, die in der Hauptverhandlung ablaufenden Vorgänge aufzunehmen. Diese Fähigkeit besitzt ein taubstummer Richter nicht. Im Strafverfahren ist hierzu auch ein blinder Richter nicht in der Lage, weil hier auch visuelle Eindrücke von maßgebender Bedeutung sind. Beide Richter sind daher nicht gesetzliche Richter. (BGH, NJW 1988, 1333)." Aha, aber geisteskrank darf er sein, oder was? Ein gesetzlicher Richter ist also ein Richter, bei dem rein anatomisch und physiologisch keine Defekte bezüglich der wahrnehmenden und äußeren Organe wie Augen, Ohren und Stimmapparat nachzuweisen sind. Ich, eine Fußvolkangehörige, bin ja so froh, dass wenigstens diese körperlichen Verfassungen von Richtern durch das Grundgesetz geregelt sind. Allerdings hätte ich einen Vorschlag zur Regelung der psychischen Verfassungen von Staatsanwälten und Richtern, die ja immerhin, ob mit oder ohne psychiatrische Störungen, ob suchtkrank oder nicht (laut WHO ist die Sucht eine Geistesktankheit), u.ä. berufen sind, über das Leben andere Menschen zu urteilen und somit darüber zu entscheiden. (....)

In aller Dankbarkeit für unser kleines wirtschaftlich ersetzbares Leben geben wir uns mit dem Gedanken "Hauptsache, wir haben Arbeit." zufrieden und schüren somit die Gewissheit der politischen und wirtschaftlichen Obrigkeit über die Korrektheit ihres Handelns, indem es durch unser Untertanenverhalten für uns offensichtlich gar kein Problem darstellt, wenn der Kündigungsschutz aufgehoben wird, wenn Tarifverträge nicht eingehalten oder gar aufgehoben werden, wenn Gewerkschaftsbosse, wie Herr Bsirske, sich heimlich, still und leise mit dem derzeit amtierenden Regierenden Bürgermeister von Berlin, Herr Wowereit, hinter verschlossenen Türen auf eine Tarifänderung einigte und die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes in Berlin urplötzlich und unvorbereitet auf 10% ihres Gehaltes zu verzichten hatten. Wir nehmen dieses "Bata!" wohlwollend auf, denn "Hauptsache, wir haben Arbeit." (....)

"Diese Rede war Balsam auf der sozialdemokratischen Seele.", so ein zuhörendes und sich vor die Pressekameras schiebendes, unbekanntes Mitglied dieser SpontanPopulistischen Dümmlichkeit, nach der Propaganderede des Kurt Beck, den nun viel, viel mehr Menschen kennen, ihn nun auch danz doll lieb haben, weil er absolut volksnah seine Ablehnung gegen soziale Ungerechtigkeit kundtat und sich somit auch gleich einmal als künftigen Kanzlerkandidaten handeln lässt. Er hat es geschafft. Er, und nur er, hat seine Parteifreunde zur Besinnung gerufen, die geschundene sozialdemokratische Seele gepudert, alle Ungerechtigekietn, die einst durch ihn und seine Kumpel beschlossen wurden, ganz allein bewertet und angeklagt. (....)

Talking Bullshit - Demencia continua germanica

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