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Kultur Bücher
Buch Leseprobe Eine Reise von Hamburg nach Sylt um, Stephan Doeve
Stephan Doeve

Eine Reise von Hamburg nach Sylt um



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″Wohl fünfzehn Jahre oder mehr mögen ins Land gegangen sein, seitdem ich zum erstenmal das Wagnis unternahm, jenes wogenumbrandete Nordseeeiland aufzusuchen, von dessen eigenartigen Reizen glaubwürdige Freunde mir in beinahe enthusiastischen Worten gesprochen hatten. Und ein Wagnis war es in der Tat, wenigstens was die Dauer und die Mühsal der Reise betraf, die ich da von Hamburg aus zurückzulegen hatte. Zwar die Eisenbahnfahrt durch das gesegnete holsteinische Marschland bot dem aufmerksamen Naturfreund der Abwechslung und der Augenweide genug. Da gab es blitzsaubere Ortschaften, denen die gemächliche Wohlhabenheit der Bewohner förmlich aus den hellen Fenstern blinkte; stattliche, breit und selbstbewußt hingelagerte Bauerngehöfte inmitten herrlicher, uralter Eichengruppen; und zwischen wogenden Kornfeldern saftige, smaragdgrüne Wiesen, auf denen der Rinder breitgestirnte glatte Scharen in schier unendlicher Fülle sich ihres beschaulichen, von keiner Nahrungssorge getrübten Daseins freuten.


Auch die schleswigschen Städte, die das mit mäßiger Geschwindigkeit dahinbrausende Dampfroß berührte, durften sich wahrlich sehen lassen. Denn so melancholisch und reizlos, wie man sich es drunten im Binnenlande vielfach einbilden mag, ist es um Deutschlands meerumspülten Norden keineswegs bestellt. Die Vereinigung von Wald und Wasser, von fruchtbarem Ackerland und blumigen Wiesen ergibt vielmehr einen beständigen , herzerfreuenden Wechsel anmutiger Landschaftsbilder, deren frische Lieblichkeit überreich ersetzt, was ihnen an Großartigkeit etwa abgehen mag.


Und es haust da oben ein kernfestes, tüchtiges Geschlecht, dem bei aller Schlichtheit ser Sitten und aller Wortkargheit der Rede die Freude am heiteren Lebensgenusse ebensowenig abgeht als der Sinn für fröhliche Schönheit und wohliges Behagen. Wer jemals die Straßen von Schleswig oder Flensburg durchwandert hat, der wird mir es ohne alle weiteren Beweise glauben. Und ich meine , eine Sommerfahrt durch Schleswig-Holstein müßte auf Herz und Gemüt nicht weniger erquicklich wirken als eine Wanderung durch Deutschlands meistgepriesene und von Touristenschwärmen überschwemmte Gebirgsgegenden.


Vom Coupefenster aus bleibt freichlich wohl das Beste ungesehen. Denn landschaftliche Stimmungen wollen mit Muße und Andacht genossen sein, wenn sie uns ihren ganzen Zauber erschließen sollen. Und man muß einen Mondscheinabend an der Flensburger Föhrde verträumt oder einen Sonnenuntergang am waldigen Meeresgestade bewundert haben, um recht im tiefsten Gemüte inne zu werden, daß auch des Reichs äußerste Nordmark reich ist an Naturschönheit für jeden, der fähig und willig ist, sie mit offenem Auge und offenem Herzen zu suchen.


Je mehr der keuchende Zug sich dem alten Friesenstädtlein Tondern näherte, desto deutlicher meinte ich den salzduftigen Odem der Nordsee zu spüren. Aber nur zu bald sollte ich erfahren, daß ich mit der Erreichung dieses Zieles erst am Anfang der eigentlichen Reisestrapazen stand. Denn von Tondern bis Hoyer-Schleuse, wo die Dampfschiffahrt über das Wattenmeer ihren Ausgang nimmt, war zu jener Zeit noch eine etwa anderthalbstündige Wagenfahrt zurückzulegen, und es waren nicht eben fürstliche Karossen, die dem Reisenden dafür zur Verfügung standen. Wenn es dem Himmel gefiel, seine Schleusen zu öffnen - und er hat an den deutschen Nordseeküsten dazu eine ganz besondere Neigung - , so gab es unter den unglücklichen Touristen sicherlich keinen, der bei der Ankunft in Hoyer noch ein trockenes Fädchen am Leibe hatte.


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