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> Krimi Thriller > Zu schützen und zu dienen
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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Zu schützen und zu dienen, Dania Dicken
Dania Dicken

Zu schützen und zu dienen



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Es war Owen zuvor selten so schwergefallen, sich auf einen Einsatz zu konzentrieren. Das hatte er unterschätzt. Er hatte geglaubt, dass er auch als Vater einfach losziehen und seinen Job machen würde – aber in Gedanken war er gerade die ganze Zeit bei Libby und Gracie. 


Angespannt saßen ihm die Kollegen gegenüber und lauschten. Pereira lachte und unterhielt sich angeregt mit seinen Leuten. Er sprach mit jemandem namens Marcus, wie Owen inzwischen wusste – einem Kartellmitglied mit Verbindungen nach Mexiko und Kolumbien. Für einen Moment wurde es ruhiger, weshalb José seine Chance gekommen sah. 


„Wie sieht es denn aus? Habt ihr jetzt einen Job für mich?“, fragte er. 


„Einen Job?“, fragte Pereira mit einem spöttischen Unterton. 


„Ja ... Big Jim ist doch nicht mehr da.“ 


„Nicht mehr da!“, wiederholte Pereira und grölte vor Vergnügen. „So kann man das auch nennen.“ 


Benny war gespannt wie eine Feder. „Mach jetzt keinen Fehler“, murmelte er leise. 


José machte weiter. „Ich hab ja keine Ahnung, ob an den Gerüchten was dran ist, aber ...“ 


„Welche Gerüchte?“, fragte Pereira. 


„Dass du Streit mit ihm hattest.“ 


„Ach so. Big Jim war ein dämlicher Bastard, der versucht hat, mich zu bestehlen. Er hat es geleugnet, als ich versucht habe, ihn zur Rede zu stellen. Ich hab ihm gesagt, er soll die Wahrheit sagen, sonst jage ich ihm eine Kugel in den Kopf. Und er hat die Wahrheit nicht gesagt.“ 


Benny sprang auf. „Das ist es! Das reicht doch.“ 


„Rein da“, rief Sam. Er gab den Kollegen ein Zeichen, dass es an der Zeit war, das Haus jetzt zu stürmen. Eigentlich hatte das SWAT sie begleiten sollen, war jedoch vor einer Dreiviertelstunde zu einer Schießerei mit Geiselnahme in einer Spielhalle gerufen worden. Deshalb hatten sie Verstärkung von den Streifenkollegen angefordert – insgesamt waren sie jetzt zu acht. Das musste reichen. Würde es auch. 


Owen holte tief Luft und straffte die Schultern, während er nach seiner Waffe griff. Noch entsicherte er sie nicht, sondern folgte Benny aus dem Van und rannte geduckt hinter ihm her bis zu Pereiras Haus. Die vier Streifenkollegen huschten zur Hintertür. Benny, Gerry, Sam und Owen liefen zur Vordertür und Benny hämmerte mit der Faust dagegen.


„Washington Police! Das Haus ist umstellt – wir kommen jetzt rein! Legen Sie die Waffen nieder!“ 


Drinnen wurde es laut, sie hörten Gebrüll von hinten. Sam trat die Tür ein, nachdem Benny zur Seite ausgewichen war, und sie gaben einander Rückendeckung, während sie das Haus betraten. 


Es war die reinste Drogenhöhle. Schwarze Wände, Neonlicht. In der Luft lag der unverkennbare, süßlich-erdige Geruch von Marihuana. Eine Frau kreischte schrill, Pereira stand mit erhobenen Händen von dem durchgesessenen, fleckigen Sofa auf. 


„Guten Abend, meine Herren“, sagte er scheinbar unbeeindruckt. Owen versuchte, die Situation zu erfassen. Insgesamt drei leicht bekleidete Frauen saßen auf dem Sofa, dann waren da noch Pereira, José und Marcus. Im Augenwinkel sah er, wie jemand im Halbdunkel des Raumes versuchte, in den Hausflur Richtung Treppe zu entweichen. 


„Stehenbleiben!“, rief er. Gerry setzte dem Mann bereits hinterher und auch Owen nahm die Verfolgung auf. Mit der kugelsicheren Weste fühlte er sich beweglich wie eine Schildkröte, aber er nahm zwei Stufen auf einmal und blieb Gerry und dem Verdächtigen auf den Fersen. Er hatte keine Ahnung, wer der Mann war, er hatte nur gesehen, dass es ein junger Schwarzer zu sein schien. 


„Hinlegen und die Hände auf den Rücken!“, brüllte einer der Kollegen hinter ihm. Owen verschwendete keinen Gedanken darauf. Er verfolgte Gerry und den Verdächtigen und sah, wie der Flüchtige durch eine offene Tür floh. Gerry stürmte hinterher und als Owen im Türrahmen erschien, sah er, wie Gerry den Mann von hinten gepackt hatte und von einem offenstehenden Fenster wegzerrte. Der Verdächtige zeigte jedoch keinerlei Angst, sondern brüllte vor Wut und machte einen Satz in die Luft, um zu versuchen, Gerry rücklings umzuwerfen. Gerry geriet ins Straucheln, hielt sich am Duschvorhang fest und riss ihn im Fallen ab. Owen wollte ihm schon zu Hilfe kommen, aber das Bad war winzig. Gerry landete unter dem Verdächtigen auf dem Boden, der junge Mann richtete sich auf und verpasste Gerry einen Tritt gegen den Kopf. 


„Hände hoch und keine Bewegung!“, rief Owen nachdrücklich. Der Mann fuhr herum, brüllte wie ein Stier und ging auf Owen los, der noch versuchte, den Mann abzuwehren. Auf ihn schießen wollte er nicht, zumal der Mann unbewaffnet war, und so blockte er ihn mit dem Unterarm und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. 


Der Mann brüllte vor Wut. Inzwischen war Gerry wieder hochgekommen und packte ihn von hinten, indem er ihn in den Würgegriff nahm. 


„Auf die Knie und Schluss mit dem Unfug!“, brüllte er, während er erneut nach seiner Waffe griff und sie dem Mann gegen den Hinterkopf drückte. Er hielt ihn noch immer am T-Shirt gepackt. Keuchend stand Owen da und beobachtete die Szene, als Benny dazustieß und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. 


„Auf die Knie!“, wiederholte Gerry und verpasste dem Verdächtigen einen Tritt in die Kniekehlen, als der sich nicht bewegte. Der Mann ging auf die Knie, drehte sich um und versuchte, Gerry wegzustoßen, der ihm einen Fausthieb ins Gesicht verpasste und ihm schließlich einen Tritt gegen die Brust versetzte. Der Mann schlug mit dem Hinterkopf an den Heizkörper und ging benommen zu Boden, doch Gerry hatte noch nicht genug. Er blutete aus der Nase und setzte sich auf den Oberkörper des Verdächtigen, der sich beschwerte und mit den Armen nach Gerry schlug. 


„Stillhalten!“, brüllte Gerry ihn an und versuchte, rücklings nach seinen Handschellen zu tasten. 


„Was ist hier los?“, fragte Sam, der sich mit schnellen Schritten näherte und hinter Benny und Owen stehenblieb. 


„Alles unter Kontrolle“, sagte Benny, während Gerry versuchte, dem Verdächtigen Handschellen anzulegen. 


„Runter von mir!“, brüllte der Mann, der sich wie wild gebärdete und Gerry von sich herunterstoßen wollte. Er fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und versuchte, nach Gerrys Waffe zu greifen. Gerry richtete sich auf, packte eins der Handgelenke des Mannes und drückte ihm die Mündung seiner Waffe gegen die Stirn. 


„Keine verdammte Bewegung, ist das klar?“, zischte er. 


„Geh runter von mir!“ Der junge Schwarze gestikulierte wie wild und versuchte, sich von Gerry zu befreien. Als es knallte, zuckte Owen zusammen und stand wie versteinert da. 


Der Verdächtige rührte sich nicht mehr. Gerry saß keuchend auf seiner Brust und starrte ihn an, während er die Waffe wegnahm. In der Stirn des Mannes klaffte ein kleines Loch, seine Augen starrten glasig an die Decke. 


„Fuck“, murmelte Benny. 


Für einen Augenblick war es still. Owen glaubte, das Blut in seinen Ohren rauschen zu hören, sein Herz pochte wie verrückt, unter der Kevlarweste bekam er kaum Luft. 


„Schon gut“, brach Sam das Schweigen. „Wegen uns musst du dir keine Sorgen machen, Gerry.“ 


Owen fuhr herum. Er hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen, und starrte seinen Kollegen ungläubig an. Hatte Sam nicht dasselbe gesehen?


„Lass mich mal durch“, sagte Sam. Benny trat zur Seite und Sam quetschte sich an Owen vorbei durch die Tür, bevor er sich neben Gerry kniete und nach dem Puls des Verdächtigen tastete. 


„Der ist tot“, stellte er überflüssigerweise fest. Gerry sagte nichts. Sprachlos beobachtete Owen, wie Benny zwei Schritte den Flur hinab machte und ihm den Rücken zudrehte. Er stand wie versteinert da, während Gerry aufstand, die Waffe sicherte und wegsteckte. 


„Das war mir zu gefährlich“, sagte er. „Ich habe mich bedroht gefühlt.“ 


„Hätte ich auch“, stimmte Sam ihm zu. Owen starrte sie immer noch an. 


Das war falsch. Vollkommen falsch. Gerry hatte einen unbewaffneten Mann erschossen. Vielleicht war der Tote auf einem Drogentrip gewesen – vielleicht auch nicht. Das war auch unerheblich, denn er hatte keine Gefahr für Gerry dargestellt. 


Sam und Gerry schienen sich jedoch einig zu sein. Sie redeten leise miteinander und blickten auf den Toten, bevor Sam zum Funkgerät griff und Meldung machte. 


„Wir haben hier einen Toten“, sagte er. „Er war handgreiflich und hat Detective Brogan bedroht. Mein Kollege musste schießen.“


„Sollen wir einen Krankenwagen schicken?“ 


„Schickt einen Coroner“, erwiderte Sam nüchtern. „Ich habe alles gesehen, genau wie Morgan und Young.“ 


Owen spürte, wie ihm kalt wurde. Ja, er hatte alles gesehen. Aber er bewertete die Situation völlig anders. 


Er trat auf den Flur und stellte zu seiner Überraschung fest, dass Benny fort war. Er hatte ihn nicht gehen hören. Ohne noch einen Gedanken an die Kollegen zu verschwenden, rannte er die Treppe hinunter und beobachtete, wie die Streifenkollegen die letzten Verdächtigen in Handschellen ins Auto brachten. 


Er verließ das Haus durch die Vordertür, wo Benny im Vorgarten stand und ihm den Rücken zudrehte. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und fuhr herum, als Owen ihn ansprach. 


„Der Schuss war nicht gerechtfertigt“, sagte Owen und ließ die Aussage einfach so stehen. 


„Nein, war er nicht. Aber was willst du jetzt machen? Dem Kollegen in den Rücken fallen?“ 


Owen wusste nicht, was er erwidern sollte. „Er durfte das nicht.“ 


„Ja, na und? Du hast den Typen gesehen. Der hat sich doch aufgeführt wie ein Wilder.“ 


„Und was, wenn er stoned war?“ 


„Gerry hat sich bedroht gefühlt. Das reicht doch.“ 


„Nein, das reicht nicht. Der Mann war unbewaffnet.“ 


„Ja, weil Gerry seine Waffe noch hatte. Er hätte sie Gerry fast weggenommen.“ 


Owen schluckte. „Benny ...“ 


„Was? Willst du Brogan in den Rücken fallen? Sorry, das mache ich nicht.“ 


Fassungslos starrte Owen ihn an.


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