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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Seelenverkäufer, Roland Zingerle
Roland Zingerle

Seelenverkäufer



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Der 79 Jahre alte DAF-Diesel hämmerte mit der Kraft von 135 Pferden einen gleichmäßigen Takt in die Wellen des Wörthersees. Draußen war es dunkel geworden. Der Rauch der Zigarren, die Bert Evans spendiert hatte, lag schwer unter der Kirschholzdecke und die schummrige Beleuchtung schien die Zeit wiederauferstehen zu lassen, in der die „Seelenverkäufer“ noch jung gewesen war.Die Anwesenden waren satt und zufrieden. Sie hatten herrlich gespeist, die ruhige Fahrt genossen und über dies und jenes geredet. Dann war einer nach dem anderen verstummt und es war still geworden. Die vier Männer lauschten dem Takt des Schiffsdiesels und dem rhythmischen Rauschen des Wörtherseewassers am Rumpf des Schiffes. Sie sahen dem Zigarrenrauch an der Decke über ihnen zu, wie er im Schneckentempo geisterhafte Wellen schlug, und beobachteten das sachte Hin- und Herwiegen des Deckenlusters im kaum wahrnehmbaren Schlingern des Schiffes. Es war Fred Schulz, der das Schweigen brach, sich räusperte und zu sprechen begann:„Ich … ich denke, ich bin euch noch meine Geschichte schuldig. Ich bin als letzter an Bord gekommen und ihr wollt sicher wissen, warum ich hier bin.“
Toni Rosenzopf senkte seinen Blick von der Decke und sah Fred Schulz wissbegierig an. Bert Evans’ Gedanken waren in seinem Whisky-Schwenker versunken gewesen, er sah nun halb auf, die rauchende Zigarre in den Mundwinkel geklemmt. Ludwig Melischnig hatte heute Schleppe-Bier mitgebracht, er war also selig – und auch ein bisschen neugierig.

Kapitän Klaus Hammermann war nicht im Salon, er stand auf der Brücke und steuerte das Schiff; Toni Rosenzopf hatte ihm vorhin eine Portion Grillgut nach vorne gebracht. Fred Schulz räusperte sich erneut. Er mochte Mitte oder Ende dreißig sein, hatte kurz geschnittene blonde Haare und einen ebenso blonden Schnauzbart. Seine Herkunft konnte er nicht verleugnen, denn sowie er den Mund aufmachte, wusste sogar ein Ausländer, dass er aus dem Lavanttal stammte.„Ich bin hier in Kärnten aufgewachsen“, begann Schulz seine Geschichte. „Wie jeder junge Mann wollte ich in die Welt hinaus, um mich selbst zu beweisen. Gemeinsam mit einem Freund heuerte ich auf einer Bohrinsel im Maracaibo-See an, in Venezuela.“Indem er versuchte, nach der Schrift zu reden, klang sein Vortrag wie ein auswendig gelernter Lebenslauf.„Bei einem Landgang in die Stadt Maracaibo lernte ich in einer Bar ein unglaublich süßes Mädchen kennen. Carmen war ihr Name. Sie stammte aus Argentinien und war gerade auf Besuch bei ihrer Schwester, die nach Maracaibo geheiratet hatte. Es war so, wie man es aus den Fernseh-Schnulzen kennt: Wir sahen uns an und wir wussten, dass wir zusammen gehörten.Ich kündigte der Ölgesellschaft und siedelte mich mit Carmen bei ihr zuhause in Argentinien an. Wir bauten eine Kaninchenfarm auf, in über 2.000 Metern Seehöhe. Die ging sehr gut, wir ernteten bald riesige Profite. Wir waren so glücklich miteinander.“Fred Schulz hielt inne und drückte seine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. So verharrte er für einige Sekunden.Die anderen warteten und schwiegen – eine stille Gemeinschaft von Männern, die wussten, was Schulz gerade durchmachte. Es war nicht leicht, über Dinge zu reden, die einen dazu veranlasst hatten, dem Leben den Rücken zu kehren.„Und dann“, begann er schließlich wieder, „dann … in einer Nacht in den Anden …“Seine Stimme versagte und er vergrub sein Gesicht in seinen Händen.„Ja?“ Melischnig war ganz zappelig vor Ungeduld. „Und dann?“
Toni legte ihm die Hand auf den Unterarm und schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Frauengeschichten zu den Dingen gehörten, die ein Mann mit sich selbst bereinigen musste. Wenn die Zeit dazu gekommen war, dann würde Fred Schulz seine Geschichte zu Ende erzählen, doch nicht heute Nacht.

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