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> Krimi Thriller > SACER SANGUIS III - Thors Hammer
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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe SACER SANGUIS III - Thors Hammer, Albert Knorr
Albert Knorr

SACER SANGUIS III - Thors Hammer


Heiliges Blut 3

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Rom, 768 n. Chr.: Eine weitere dunkle, kühle Nacht legte sich über die Stadt. Die Straßen, die bei Tag noch voller Leben gewesen waren, wirkten jetzt trostlos und leer. Eine von höchster Stelle angeordnete Ausgangssperre verfehlte ihre Wirkung nicht. An den steinernen Stadtmauern waren in großen Abständen rostige Metallringe als Halterungen für Fackeln befestigt. Der Nieselregen der vergangenen Stunden hatte fast alle ihre Flammen ausgelöscht. Vereinzelt huschten fliegende Schatten auf ihrer Jagd nach Insekten durch den tanzenden Lichtschein und so schnell, wie die Silhouetten aus der Finsternis auftauchten, wurden sie auch wieder von ihr verschluckt. Ort und Zeitpunkt waren perfekt gewählt, um sich einen der größten Feinde des neuen Papstes vom Hals zu schaffen. Die Ereignisse der vergangenen Monate sollten keine Erwähnung in den Chroniken finden. Diese geschichtsträchtige Nacht würde beenden, was aus Sicht künftiger Historiker nie begonnen hatte. Nur eine Handvoll Zuschauer erhielt das Privileg, dem grausamen Schauspiel beizuwohnen. Papst Stephan III. hatte seine engsten Verbündeten aus den Reihen der Langobarden, allen voran deren König Desiderius, in das modrige Kellerverlies geladen. Desiderius war es zu verdanken, dass Stephan III. den Platz seines Widersachers überhaupt hatte einnehmen können. Nahezu desinteressiert verfolgten die Anwesenden das Verlesen der Anklage. Das Urteil überraschte ohnedies keinen von ihnen, am wenigsten den Scharfrichter, der mit einer Eisenstange im knisternden Feuer herumstocherte. Seine ausgestreckte Hand mit dem rot glühenden Eisen war der letzte Anblick all jener, an denen er die Urteile vollstreckte. Jahrelange Erfahrung hatte ihm nicht nur diesen lukrativen Auftrag eingebracht, sondern auch seine Ohren für das Geschrei und Gebettel seiner Opfer taub gemacht. Selbst die stärksten Kerle, deren Netzhäute die Gluthitze zu spüren bekamen, brüllten vor Schmerz wie Vieh beim Abstechen. Ein ausdrucksloses Augenpaar starrte durch die Schlitze der schwarzen Kapuze auf den gefesselten Verurteilten. Er wird schreien wie die anderen, dachte der Vollstrecker, als er das hellrote Eisen aus dem Feuer zog. Ein geübter Blick prüfte die Temperatur anhand des Farbtons der glühenden Spitze. Er wird am lautesten von allen schreien, war der Kapuzenträger sich seiner Sache sicher, um die Blendung echt aussehen zu lassen. Wenn seine Vorstellung die anderen nicht überzeugt, sind wir beide des Todes. „Hat unser scheidender Pontifex noch einen Wunsch, bevor wir beginnen?“, fragte der rechtmäßige Papst spöttisch in Richtung seines an eine Holzbank gefesselten Erzfeindes. Der verurteilte Gegenpapst Konstantin II. sagte kein Wort. „Er will die Stimme wohl für seinen großen Auftritt schonen“, grollte Desiderius’ Lachen durch das Verlies. Konstantin II. starrte seine Peiniger mit einem letzten verächtlichen Blick an. Niemals würde er diesen Anblick vergessen. „Fang an!“, gab Stephan III. das Kommando. Der Verurteilte zuckte zusammen. Mit zwei schweren Schritten trat der Vollstrecker an sein Opfer heran. Kurz bevor die stählerne Hitze sein Gesicht erreichte, flüsterte Konstantin II. mit brüchiger Stimme: „Ihr hättet mich besser gleich getötet!“ „Nichts liegt uns ferner, als Euch in den Rang eines Märtyrers zu erheben“, rief Stephan III. seinem Gegenspieler zu. „Ihr werdet spurlos aus dem Lauf der Geschichte verschwinden.“ Sein Satz wurde vom ersten einer langen Reihe von markerschütternden Schreien überlagert, die das Ende des Pontifikats von Konstantin II. besiegelten. *** Zwei harte Winter in Folge hatte Rom seit der Absetzung von Konstantin II. bewältigen müssen. Nur eine knappe Reitstunde östlich der päpstlichen Residenz lag ein altes Kloster, in dem ein Mönch ein Schreiben aufsetzte. Zwei Finger seiner linken Hand fehlten. Die drei verbliebenen umklammerten einen angespitzten Federkiel. Es kostete ihn viel Anstrengung, die Buchstaben klar und leserlich zu Papier zu bringen. Der dunkle Holztisch bot kaum Platz für das gelbliche Stück Pergament, eine Trinkschale, ein kleines Tintenfass und eine etwa zur Hälfte heruntergebrannte Kerze. Die Bewegungen der Schreibfeder erzeugten ein unangenehmes Geräusch, sobald nicht genügend Tinte auf die dünne Tierhaut gelangte. Das gleichmäßige Kratzen wurde nur sporadisch vom Gurren einer Taube unterbrochen. Ihr winziger Käfig stand in einer Wandnische, gleich neben jenem Brett, das die einzige Fensteröffnung in der Wand verschlossen hielt. Zwei Sätze hatte der Linkshänder bereits auf das Pergament geschrieben: Ehrwürdiger Pontifex, ich habe, wie von Euch angeordnet, einen letzten Eintrag im Buch der Gog und Magog verfasst. Die darin enthaltenen Hinweise zeigen den Weg zu Eurem vierten Vermächtnis für die Nachwelt. Seine Hand tauchte die schwarze Feder tief in das Tintenfass und streifte sie vorsichtig ab, ehe er die Schriftzeichen an zwei Stellen nachbesserte. Sein geschultes Auge wanderte noch einmal über die geschriebenen Zeilen und ein kurzes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, bevor er die nächste Zeile in Angriff nahm. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr es mein altes Herz erfreut zu hören, dass... Der Mönch stutzte. Die Konzentration auf ein Stimmengewirr unterbrach für einen Moment seine Arbeit. Es klang wie der Widerhall eines entfernt stattfindenden Streitgesprächs. Noch bevor er Zeit fand, es zu deuten, waren die Stimmen auch schon wieder verstummt. ...Ihr die gerechte Sache mit solchem Erfolg vorantreibt. „Nein!“, rief er besorgt aus und zog das Pergament zu sich, als der Rand der Kerze an einer Stelle nachgab und sich das flüssige Wachs über eine Ecke seines Schreibens ergoss. Er blies das Blatt vorsichtig an und entfernte dann mit seinem Fingernagel die noch weiche Masse von dem Brief. Sein nächster Seufzer galt weniger dem Zustand des Schriftstücks als der Besorgnis, mit der er die nächsten Zeilen niederschrieb. Leider muss ich Euch davon in Kenntnis setzen, dass die Dinge hier einen höchst beunruhigenden Verlauf nehmen. Jener treu ergebene Gefolgsmann, der Eure Blendung vorgetäuscht hatte, wurde gestern verhaftet. Es steht zu befürchten,... Erneut ließen ihn Stimmen aufhorchen, die nun lauter klangen als noch wenige Zeilen zuvor. Beunruhigt drehte er sich zu der Eichentür um. Seine Hand begann nervös zu zittern, während er seinen Satz zu Ende brachte. ...dass er sein Wissen über Eure gelungene Flucht aus dem Verlies unter der Folter preisgibt. Deutlich waren jetzt Schritte zu vernehmen, die sich rasch seiner Kammer näherten. Jeder Zweifel war ausgeschlossen – der lange Gang endete genau an der Stelle, an der auch die Schritte stoppten - vor jener Eichentür, die der einzige Zugang zur Schreibstube war. Unentschlossen blickte der Mönch zunächst zur Taube, dann zum flackernden Kerzenfeuer. Ihm blieb nicht viel Zeit für eine Entscheidung. Eine Faust klopfte dumpf gegen die Tür. Er zuckte erschrocken zusammen und wandte sich hastig wieder dem Brief zu. Seine Finger verkrampften sich, so fest hielt er den Federkiel bei seinem letzten Satz. Ich habe meine Abreise noch für diese Nacht vorbereitet... Eine bösartig klingende Stimme rief seinen Namen und die Faust schlug erneut gegen die Tür. ...und werde mich Euch am vereinbarten Treffpunkt anschließen. Die Worte waren so verschmiert, dass er sie wohl selbst nicht mehr hätte lesen können. Doch mehr war ihm nicht möglich, wenn seine Nachricht den Empfänger noch erreichen sollte. Mit beiden Händen rollte er das Pergament zusammen, während vor der Tür immer lauter Einlass gefordert wurde. „Im Namen seiner Heiligkeit Stephan III.: Öffnet die Tür oder wir brechen sie auf!“ Das Pergament hatte die richtige Größe erreicht, um in dem kleinen Lederröhrchen Platz zu finden, welches für den Fuß der Brieftaube bestimmt war. „Geht zur Seite“, wies der Anführer der Eindringlinge zwei seiner Gefolgsleute an, um vier weiteren Männern Platz zu machen. Sie brachten einen kaum zwei Meter langen Baumstamm, an dessen Seiten entrindete Äste wie Griffe abstanden. „Brecht sie auf!“, brüllte eine entschlossene Stimme, deren Echo in dem verzweigten Gemäuer noch nicht verhallt war, als das Türholz auch schon unter dem schweren Schlag erzitterte. Dem wiederholten Einzählen ihres Anführers folgte martialisches Krachen des gegen die Tür geschlagenen Baumstamms. Die massive Eichentür ächzte unter der Wucht des Anpralls und die ersten Querstreben begannen zu splittern. Gänzlich unerwartet für die Eindringlinge war es nicht die Tür, die zuerst nachgab, sondern das umgebende Mauerwerk, in dem sie verankert war. In einem Stück wurde sie samt den Aufhängungen aus der Wand gerissen und landete auf dem kleinen Holztisch, der ihrem Gewicht nichts entgegenzusetzen hatte. „Haltet ihn auf!“ Der Befehl erstickte ungehört in dem ohrenbetäubenden Lärm, den Tür, Mauer und Tischteile beim Aufschlag auf den Steinboden machten. „Haltet ihn auf!“, wiederholte der Anführer sein Kommando. Der Mönch hatte seinen Angreifern den Rücken zugewandt und verdeckte ihnen die Sicht auf das Fenster. Er wollte sich gerade umdrehen, da traf das Schwert eines der Männer sein Ziel bereits. Ein glatter Hieb trennte, was ein Leben lang verbunden war. Das von der Klinge verspritzte Blut verteilte sich um das Loch in der Mauer. Nur wenige Tropfen erreichten noch die ausgestreckten Flügel einer Taube, deren weite Reise gerade erst begonnen hatte. *** Ungefähr 1240 Jahre später ging ein langer, harter Arbeitstag in einem bescheiden eingerichteten Krankenhaus zu Ende. „Schlafen Sie gut, Sylvia“, flüsterte eine freundliche Stimme in Richtung Bett. Doch Sylvias Müdigkeit war den Worten ihres behandelnden Arztes bereits zuvorgekommen. Vorsichtig öffnete der Mediziner die hellgraue Tür von Zimmer 36 und stahl sich aus dem Raum. Nahezu lautlos rastete das Schloss ein. Noch immer hielt er den Kugelschreiber in seiner Hand, mit dem er Sylvias Fortschritte in ihrer Krankenakte vermerkt hatte. Genau genommen hätte ich mir die Arbeit auch sparen können. Er ließ den Stift in die Brusttasche seines Arztmantels rutschen. Er kannte jeden Eintrag in Sylvias Akte auswendig und würde keinen einzigen jemals vergessen. In einem anderen, westlicheren Land wäre das, was er an Sylvias Körper vollbracht hatte, zu einer medizinischen Sensation hochstilisiert worden. Vermutlich würde er darüber längst Vorträge auf internationalen Kongressen halten. Die gestoppte Gehirnblutung, die Ausheilung ihrer verätzten Schnittwunden, der aus dem Gehirn entfernte Knochensplitter - jedes Detail ihrer Genesung war schon ein kleines Wunder für sich. Wunder, für die eine kleingewachsene Krankenschwester jeden Abend an Sylvias Bett gebetet hatte. Schwester Candida muss wirklich einen guten Draht zu dem da oben haben... Gedankenversunken ging der Arzt in Richtung Treppenhaus. Ob uns Sylvia wirklich ihren richtigen Namen... Fast wäre er mit der dunkelhäutigen Frau zusammengestoßen, die um die Ecke gelaufen kam. Sein erster Blick streifte das heftig um ihren Hals baumelnde Holzkreuz. „Schwester Candida!“, rief er überrascht aus. „Entschuldigen Sie bitte“, keuchte die grauhaarige Frau, die es in ihrem Alter nicht mehr gewohnt war, durch die Gänge zu laufen. Dann tauschte sie ihr verlegenes Lächeln gegen einen Ausdruck ernster Besorgnis. „Zwei Männer haben sich nach einer jungen Frau erkundigt.“ Sie holte tief Luft. „Und...“, der Doktor wollte Candidas Atempause für eine Frage nutzen, da fiel sie ihm ins Wort: „Die Beschreibung passt auf Sylvia.“ Er zögerte kurz. „Was waren das für Männer?“ „Sie wissen schon“, sagte Candida abfällig. „Ich verstehe.“ Seine Stimme klang betroffen. „Haben Sie ihnen von Sylvia...“ „Nein! Nein, natürlich nicht“, unterbrach sie ihn. „Ich habe sie weggeschickt und gesagt, dass bei uns niemand aufgetaucht ist, auf den ihre Beschreibung passt.“ „Und?“, forderte er die Krankenschwester auf, ihm ihre Einschätzung zu geben. Candida verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich überzeugend war. Vielleicht kommen sie wieder.“ Er nickte. „Holen Sie mich, falls wieder jemand nach ihr fragt.“ „Danke.“ Mit einer gewissen Erleichterung nahm sie seine Antwort auf. „Wie geht es ihr?“ „Sie ist eingeschlafen.“ „Hat sie Ihnen heute etwas erzählt?“, fragte Candida neugierig. „Letzte Nacht hat sie wohl wieder etwas geträumt. Erinnern kann sie sich aber nur an wenig. Sie sprach von Bildern: eine Glastür, grünes Licht... ein Labor.“ „Ein Labor?“ Er winkte ab. „Ihr Gedächtnis weist noch große Lücken auf. Wir müssen Geduld mit ihr haben.“ Candida lächelte. „Ja“, sagte sie. „Ich weiß.“ *** Etwa zur selben Zeit verlor irgendwo am Horizont ein schwarzer fliegender Punkt rasch, aber kontrolliert, an Höhe. Möwengeschrei wurde von Rotorenlärm abgelöst. Vier Wissenschafter stiegen aus einem Hubschrauber und betraten ihren neuen Arbeitsplatz. Kaum aufgesetzt, war der Helikopter schon wieder unterwegs zum Festland, um weiteres Laborpersonal aufzunehmen. Unbemerkt von den Neuankömmlingen starrte ein schlanker Asiat mit breitem Kinn finster hinaus auf das Meer. Wir liegen hinter dem Zeitplan. Jeder Tag, den wir weiter zurückfallen, kostet mich ein Vermögen... Wie viele Männer muss ich denn noch abkommandieren, damit sie die Stromversorgung endlich in den Griff bekommen? Ich kann unsere Auftraggeber nicht ewig hinhalten – am allerwenigsten Shahid. Dieser Ägypter interessiert sich einen Dreck für unsere Stromprobleme. Wenn wir nicht bald mit seiner Analyse beginnen können... „Dr. Qian?“ Der Angesprochene drehte sich widerwillig um. „Ja?“ „Sie wollten informiert werden, sobald die Ladungen der beiden Transportschiffe gelöscht und eingelagert sind.“ Qian nickte und wandte seinen Blick wieder dem offenen Meer zu. „Wie kommen Sie mit den Arbeiten an der Stromversorgung voran?“ „Wir arbeiten daran, Dr. Qian.“ Qian holte deutlich hörbar Luft. Sein Gegenüber folgte der versteckten Aufforderung und setzte fort: „Die Verkabelung an Bord ist für unsere sensible Laborausrüstung in vielen Räumen unterdimensioniert. Einige der Analysegeräte ziehen weit mehr Strom, als der bestehende Kabelquerschnitt zulässt. Für die Notsysteme müssen wir außerdem komplett neue Leitungen verlegen.“ Der Doktor schwieg, als hätte er gar nicht zugehört. Aber wer Qian kannte, wusste, dass Meldungen über weitere Verzögerungen ihn nicht kalt ließen. Sein Mitarbeiter tat gut daran, eine Erfolgsmeldung anzuhängen: „Wir haben aber große Fortschritte bei den Lüftungsanlagen gemacht. Die Montageteams der unteren Decks haben aufgeholt und liegen wieder voll im Zeitplan.“ „Noch was?“ Ein eingehender Funkruf ersparte dem Mann, weiter über den Verlauf der Arbeiten zu berichten – vorläufig. „Ja? Ja, er steht neben mir. Für Sie.“ Er hielt Qian das Funkgerät hin. Dieser griff gereizt danach. „Qian hier. Reden Sie.“ Das Gespräch war kurz und verlief sehr einseitig, wenn man von einem zustimmenden Brummlaut des Doktors absah. Man musste kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass es keine guten Neuigkeiten waren, nahm der Asiat sie doch ohne den geringsten Ausdruck der Freude auf. „Begleiten Sie mich auf Ebene 4!“ Er gab das Funkgerät zurück. Ebene 4? Die Säureduschen, schoss es seinem Gegenüber durch den Kopf. Sein Gesicht verlor ein wenig von der Bräune, die es den vergangenen Tagen auf See zu verdanken hatte. „Klingelt da was bei Ihnen?“, ging Qian auf die sichtbare Reaktion seines Untergebenen ein. „Wir hatten vorige Woche kleinere Probleme mit den Einstellungen der automatischen Säureduschen auf Ebene 4. Die Säurekonzentration reichte nicht aus, um alle Anforderungen der Dekontaminationsprotokolle zu erfüllen.“ Qian setzte sich in Bewegung. „Darüber haben Sie mich gar nicht informiert.“ „Nur ein Programmfehler – wir haben umgehend ein Update eingespielt“, versuchte er den Doktor zu beruhigen. „Mussten Sie dazu nicht vorübergehend die Sicherheitsprotokolle außer Kraft setzen?“ „Ja, mussten wir. Aber die Anlage ist noch nicht in Betrieb. Außerdem wurde sie nur mit der vorgeschriebenen Testmenge des Herstellers befüllt.“ „Für den Elektriker hat diese Testmenge offensichtlich ausgereicht“, stellte Qian fest. „Wie meinen Sie das?“ „Er soll es Ihnen selbst erklären – falls er noch reden kann, bis wir bei ihm sind.“ Fassungslos schüttelte der Mann den Kopf. „Aber wir hatten die Anlage nach dem Test wieder vom Strom genommen. Sie sollte erst nächste Woche mit der neuen Verkabelung ans Netz gehen.“ „Nun, es sieht so aus, als hätte der Elektriker dies zuerst erledigt.“ *** „Natascha...“, murmelte David Wilder und stellte das Foto seiner Frau zurück auf den Holztisch. Obwohl einige Zeit vergangen war, fiel es ihm noch immer schwer, seine Gedanken zu ordnen. Langsam strich er mit der Hand durch sein kurzes dunkelblondes Haar, das vor allem im Stirnbereich nicht mehr ganz so dicht war wie seine buschigen Augenbrauen. David stand auf und ging zum Fenster. Er konnte seinen Vorgarten gut einsehen, ohne den Vorhang bewegen zu müssen. Vorbei an dem herbstlich gefärbten Nussbaum wanderte sein Blick durch den grobmaschigen Zaun, über die wenig frequentierte Straße, bis hin zum gegenüberliegenden Gehweg. Ein dunkel gekleideter Motorradfahrer stellte gerade seine Maschine ab. Er erweckte nicht den Anschein, als hätte er es eilig, das abgedunkelte Visier zu öffnen oder gar den Helm abzunehmen. David fühlte sich unwohl. Es war dieses schwer zu beschreibende Gefühl, das einen beschleicht, wenn man, allen guten Vorbereitungen zum Trotz, letztlich doch auf dem falschen Fuß erwischt wird. Davids fast verheilte Wunde am Bein schmerzte noch ausreichend, um ihn den Moment seines Versagens nicht vergessen zu lassen. Er senkte den Blick und wollte gerade einen Schritt zurücktreten, da erinnerte ihn ein Zupfen an seinem Hosenbein an eine andere, viel erfreulichere Sache, die er tunlichst nicht vergessen sollte. Davids Gesichtszüge erhellten sich. „Goliath, wer hat dich denn rausgelassen?“ „Das war ich.“ Hiob betrat, gefolgt von Alon, den Raum. „Ich bin zwar kein Experte für Kaninchen, aber ich vermute, Ihr weißer Riese hat Hunger.“ Alon Kollek schob sich an dem zwei Meter großen Hiob vorbei in Richtung Kühlschrank. „Experten sind wir vielleicht nicht, aber wir wissen zumindest schon, dass er lieber frische Äpfel als eingelegte Zwiebeln mag.“ Seine Hand suchte in den Küchenschubladen nach einem Obstmesser. David hob Goliath hoch und nahm auf einem der Stühle Platz. „Ich hab’ euch gar nicht kommen gehört.“ „Warst wohl wieder in Gedanken versunken“, deutete Alon mit einer Kopfbewegung auf Nataschas Foto. David antwortete mit einem Achselzucken. „Wie lange willst du dir denn noch etwas vormachen, David?“ „Bis ich Gewissheit habe... bis ich...“ Der Rest des Satzes war ein unverständliches Gemurmel, das im aufgestellten Kragen seines beigefarbenen Trainingsanzugs verstummte. Alon nickte seufzend, als hätte er keine andere Antwort erwartet. Für ihn stand fest, dass David sich sein Leben unnötig schwerer machte, als es ohnehin schon war. Wenn ich nur wüsste, wie ich dir helfen kann, alter Freund. Alon hatte bereits Stunden damit zugebracht auf David einzureden, um ihm die Sinnlosigkeit seiner Selbstvorwürfe vor Augen zu führen. Aber David verhielt sich wie ein geprügelter Hund. „Chief Inspector Scowcroft von Scotland Yard hat dir einen zusätzlichen Mann als Abschreckung vor die Tür gestellt.“ „Schon gesehen“, erwiderte David mit farbloser Stimme. „Na, wenn du ihn bereits bemerkt hast, dürfte er der Aufmerksamkeit von Shahids Killern kaum entgehen“, grinste Alon boshaft und hoffte insgeheim auf eine Reaktion - irgendeine. Es hatte aber nicht den Anschein, als wollte David sich provozieren lassen. Stattdessen fütterte er gedankenversunken das weiße Riesenkaninchen auf seinem Schoß mit einem aufgeschnittenen Apfel. Hiob blickte demonstrativ auf die Uhr. „Wir müssen los. Sind Sie sicher, dass Sie beide nicht mit uns nach Jordanien kommen wollen, Wilder?“ David hob den Kopf, und für einen kurzen Augenblick meinte Hiob ein Lächeln zu erkennen. „Danke für die Einladung, Captain Hiob. Ich glaube, ich spreche für uns beide“, er streichelte Goliath über den Kopf, „wenn ich sage, dass wir sehr gerne mit Ihnen fliegen würden. Aber ich muss zunächst Antworten auf meine Fragen finden, bevor ich weiß, wohin uns der Weg führt.“ Alon ging auf David zu und streckte ihm seine Hand entgegen. „Ich lasse euch nur ungern allein zurück. Wann immer du soweit bist, sag Bescheid und ich schick’ Hiob, um euch abzuholen... Und du“, beugte er sich zu dem weißen Riesenkaninchen, „pass mir gut auf ihn auf, bis wir uns wiedersehen.“ Alon hatte den Raum bereits verlassen, da nutzte Hiob die Gelegenheit, um David eventuell doch noch umzustimmen. „Er macht sich wirklich große Sorgen um Sie, Wilder.“ „Ja, ich weiß.“ „Die vergangenen Wochen waren für uns alle sehr...“ „Aufregend?“, legte ihm David das Wort in den Mund. „Für mich waren sie weit mehr als das, Hiob. Ein international gesuchter Serienkiller hat meine Frau entführt, um mich dann – vermutlich sogar mit Nataschas Hilfe – in die Luft zu sprengen. Was den beiden aber nur deshalb nicht gelungen ist, weil Sie mir ins Bein geschossen haben, nachdem Alon mich in meinem eigenen Auto gegen den Baum gefahren hat.“ „Aufregend“, bestätigte Hiob mit gewohnter Sachlichkeit. „Sie lässt wohl alles kalt!“ „Man gewöhnt sich an vieles. Wie es aussieht auch an Menschen, die so anders sind als wir selbst.“ David hob die linke Augenbraue, so wie er es immer tat, wenn er sich unsicher war. „Vermutlich haben Sie damit Recht, Hiob. Wieder einmal.“ „Sie wissen, wie Sie uns erreichen, wenn Sie Ihre Antworten beisammen haben.“ *** Vor dem Haus wartete das bestellte Taxi bereits mit laufendem Motor. Hiob zwängte seinen hünenhaften Körper auf die enge Rückbank. „Zum Flughafen“, wies Alon den Fahrer an und setzte sich neben seinen Freund. „Hat David noch etwas zu dir gesagt?“ „Er hat mir nicht verraten, ob und wann er sich bei uns meldet. Falls du das meinst.“ „Das war zu erwarten.“ Seine Stimme klang ein wenig enttäuscht. „Lass ihm Zeit, die Ereignisse zu verarbeiten. Die letzten Wochen haben sein Leben praktisch auf den Kopf gestellt.“ „Das ist es ja, was mir Sorgen macht. Sein Leben gerät aus den Fugen und er sitzt nur da und wartet auf...“, Alon überlegte, „ja, keine Ahnung, worauf er eigentlich wartet. Ich kenne David seit einer Ewigkeit. Er war nie aufbrausend oder gar rachsüchtig – aber nach allem, was passiert ist, muss er doch eine Riesenwut im Bauch haben.“ „In dem Punkt kann ich dich beruhigen“, scherzte Hiob. „Die Sache mit seinem Auto nimmt er dir nämlich wirklich übel.“ Alon schwankte kurz zwischen einem Lächeln und einem argwöhnischen Blick, entschied sich dann aber zu lächeln. Der Wagen hielt an einer roten Ampel. „Wir sollten hier umsteigen“, meinte Alon und zeigte auf eine Reihe wartender Taxis am Straßenrand. „Was schulden wir Ihnen, wenn Sie ohne uns zum Flughafen weiterfahren?“ „Wir haben kurzfristig umdisponiert“, erklärte Hiob dem überraschten Taxifahrer die Entscheidung. Alon beglich großzügig die Rechnung und noch ehe die Ampel auf Grün umsprang, stiegen die beiden Israelis bereits ins nächste Taxi. Einen vorbestellten Wagen so schnell wie möglich gegen einen zufällig ausgewählten zu tauschen, gehörte zu den ersten Dingen, die sie beim Mossad gelernt hatten. Auch wenn London grundsätzlich ein sicheres Pflaster war, legten Hiob und Alon alte Gewohnheiten nur ungern ab. „Auf dieser großen Rückbank haben wir auch mehr Platz.“ Hiob öffnete den dunklen Aktenkoffer auf seinen Oberschenkeln. Neugierig lugte Alon in Hiobs Koffer und entdeckte ein vertrautes Detail. „Du trägst sie also immer noch mit dir rum?“ „Klar“, schmunzelte Hiob. Alon schüttelte zweifelnd den Kopf. „Manchmal mach’ ich mir schon so meine Gedanken...“ „Das ist die Stelle, von der ich dir erzählt habe“, unterbrach Hiob seinen Freund und schlug ein altes Buch auf. Es war eine Kopie des Buchs der Gog und Magog, die Mönche vor hunderten von Jahren angefertigt hatten. Alon versuchte, Interesse an Hiobs vermeintlicher Entdeckung zu bekunden und beugte sich zu ihm hinüber. Das Buch war in Kufi, einer alten arabischen Schrift, verfasst, die jedem ungeschulten Auge wie Malerei vorkommen musste. „Siehst du den Unterschied zwischen diesen beiden Seiten?“, fragte Hiob. „Welchen genau?“ „Schon gut“, kürzte Hiob die Sache ab. „Die letzten Seiten in diesem Buch sind unleserlich. Genau ab hier.“ Er zeigte mit dem Finger auf ein Zeichen, das Alon an ein Fahrrad mit Schornstein erinnerte. „Dieses Zeichen ergibt keinen Sinn.“ Alon teilte Hiobs Schlussfolgerung, ohne genau zu wissen, was sein Freund damit eigentlich sagen wollte. „Du bist derjenige von uns, der Kufi lesen kann... lesen können sollte“, verbesserte sich Alon. „Kann ich auch – aber das ist kein Kufi.“ Hiob klopfte mit dem ausgestreckten Zeigefinger mehrfach auf das angesprochene Zeichen. „Woran erinnert dich das, Alon?“ Alon musste unweigerlich wieder an das Fahrrad denken. „Ich hab’ keine Ahnung!“ Hiob lehnte sich zurück in die schwarze Sitzbank des Taxis. „Also für mich sieht es aus wie ein Fahrrad mit Schornstein.“ Alon stutzte. „Hmmm... jetzt, wo du es sagst...“ „Das Zeichen ist absoluter Blödsinn“, setzte Hiob seine Erklärung fort. „Auf den letzten Seiten finden sich zahlreiche Symbole, die unmöglich Kufi sein können. Es gibt aber auch einzelne Phrasen dazwischen, die tatsächlich eine Bedeutung haben. Allerdings sind sie - so aus dem Zusammenhang gerissen – nutzlos.“ „Vielleicht ein anderer Dialekt oder ein anderer Autor?“ „Unwahrscheinlich. Aufgrund der wenigen Zeichen, die ich auf den letzten Seiten noch lesen kann, bin ich mir ziemlich sicher, dass es die gleiche Handschrift ist wie im Rest des Buchs.“ „Erzählte der Mönch, der euch im Skriptorium zu diesem Buch geführt hat, nicht etwas von Illustratoren, die die Zeichen einfach nur stupide abgemalt haben, um eine Kopie des Originals zu erstellen? Das Buch der Gog und Magog hat also wahrscheinlich jemand nachgepinselt, der gar nicht wusste, was er da eigentlich kopiert.“ „Das ist schon richtig“, räumte Hiob ein. „Aber warum hat er sich so lange genau an die Vorlage gehalten und schmiert dann, kurz vor dem Ende, nur noch Unsinn in das Buch?“ Alon zuckte gelangweilt mit den Achseln. „Vielleicht hatte er es eilig? Oder der Obermönch ist übers Wochenende weggefahren. Und unser Illustrator hat die Zeit seiner Abwesenheit im Kloster verbummelt und musste sie dann wieder reinholen“, zog Alon die Sache ins Lächerliche. „Aber eigentlich spielt es auch gar keine Rolle. Wir haben die echten Kreuznägel gefunden und Shahid die falschen untergejubelt. Wen interessiert da noch, was irgendjemand ins Nachwort von dieser Kopie geschrieben hat?“ Hiobs Gesicht schrie förmlich hinaus, wie sehr es ihn interessierte. „Ich werde Chess fragen, was sie davon hält.“ *** Einige Tage darauf, es war kurz nach dem Mittagessen, saß ein Araber ungeduldig an seinem abgenutzten Schreibtisch. Der kraushaarige Alte wartete auf ein Fax aus Dr. Qians Labor. Wenige Minuten zuvor hatte ihm der Doktor das Ergebnis seiner Analyse telefonisch mitgeteilt. Die Schriftform erschien dem Alten jedoch geeigneter, Shahid über die Projektfortschritte zu informieren. Zigaretten halfen ihm, sich die Zeit zu vertreiben, bis das vergilbte Faxgerät sich einschalten würde. Ein staubgraues Fenster, das einzige des Raums, ließ sich wegen des abgebrochenen Griffs nicht mehr schließen. Dennoch fehlte es dem düsteren Kellerraum an Frischluft. Der Schimmelgeruch der feuchten Wände mischte sich mit dem Rauch einer weiteren Zigarette. „Schon wieder voll“, brummte er beim Anblick eines menschlichen Schädelknochens, der ihm als Aschenbecher diente. Behutsam, als würde es für den Raum einen Unterschied machen, ob er etwas davon verschüttete, hob er die mit Zigarettenresten gefüllte Schale an. Er drehte sich zu einem schwarzen Plastiksack und versenkte den Schädel darin, ohne seinen Bürosessel verlassen zu müssen. Dann suchten seine faltigen, vertrockneten Finger in einer Schreibtischschublade nach Ersatz. War ziemlich ruhig in den letzten Tagen, erklärte er sich seinen auf einen letzten Totenschädel zusammengeschrumpften Vorrat. Seine zittrige Hand steuerte die Zigarette geradewegs in eine der Augenhöhlen. Der Alte war kein Anhänger kleinkalibriger Waffen, da deren Einschusslöcher nicht ausreichten, um seine Glimmstängel darin abzulegen. Über den verklebten Tasten des Faxgeräts zeigte das Aufleuchten eines grünen Lämpchens eine eingehende Nachricht an. Er überflog die vom Labor übermittelte Analyse, faltete sie zusammen und steckte sie in ein Kuvert. Auf seinen krummen Stock gestützt, erreichte der Alte wenig später den Vorraum zum Treppenhaus im Erdgeschoss. Zwei Araber, sie waren Ende dreißig, standen unschlüssig herum, als würden sie etwas oder jemanden suchen. Der größere von beiden bemerkte den alten Mann zuerst. „Wir suchen Shahid.“ Ohne zu reagieren, hinkte der Alte mit seinem Stock an ihnen vorbei. Die beiden ihm Unbekannten sahen einander fragend an. „Hast du uns verstanden? Wir suchen Shahid!“, rief der kleinere der beiden, dessen dunkler Bart sein Gesicht fast vollständig verdeckte. „Ich bin es jedenfalls nicht“, murmelte der Alte und hinkte unbeirrt weiter. Mit seinem offen zur Schau gestellten Desinteresse zog er die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Ohne weitere Vorwarnung trat das gestreckte Bein des Bärtigen gegen den Stock, worauf der alte Mann zu Boden stürzte. „Möglicherweise überfordert es einen Krüppel wie dich ja, wenn er sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren muss.“ „Probieren wir es noch einmal. Wir suchen Shahid“, wiederholte der andere. Der Alte erkannte, dass es klüger war, den beiden zu antworten, ehe er einen Versuch unternehmen würde aufzustehen. „Was wollt ihr von ihm?“ „Du strapazierst meine Geduld, Alter! Wir sollen uns bei Shahid melden.“ „Sucht ihr einen Job?“ „Und wenn es so wäre?“ „Warum habt ihr das denn nicht gleich gesagt?“, wurde der Tonfall mit einem Mal fast freundlich. „Eine Menge Leute erkundigen sich nach Shahid – die wenigsten davon wollen nur einen Job von ihm. Ein Mann in seiner Position hat viele Feinde.“ „Mein Cousin hat gehört, dass in seiner Organisation kürzlich einige Stellen frei geworden sind und Shahid fähige Männer sucht.“ Der betagte Araber rappelte sich langsam wieder auf. „Ich verstehe. Ihr habt Glück, dass ihr mich getroffen habt.“ „Wir freuen uns auch riesig – und jetzt sag uns endlich, wo er steckt.“ „Er ist oben, in seinem Büro. Aber ihr könnt da nicht einfach hinaufgehen.“ „Wer soll uns aufhalten? Du etwa?“ „Nein“, schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Ihr wärt nicht die Ersten, die er abknallt, weil sie unangekündigt bei ihm auftauchen.“ In seine Stimme mischte sich Besorgnis. „Shahid hasst Überraschungen, müsst ihr wissen.“ Er führte die flache Hand ruckartig an seiner Kehle vorbei. Die eindeutige Geste, kombiniert mit der darauf folgenden Stille, betonte die warnende Wirkung seiner Worte. „Aber wenn ihr jungen Hitzköpfe das Haus unbedingt mit den Füßen voran verlassen wollt...“ Die Entschlossenheit in den Gesichtern der beiden Männer ließ merklich nach. „Ich denke, es ist besser, wenn du zuerst mit ihm redest“, überließ der größere seinem Begleiter den Vortritt. „Warum gehst du nicht?“, erwiderte der Bärtige ablehnend. „Weil ich keine Lust habe, mir eine verdammte Kugel einzufangen.“ „Und was willst...“ „Ich könnte euch Shahid vorstellen“, unterbrach sie der alte Mann lautstark. Die beiden drehten sich fast gleichzeitig zu ihm um. Er hatte ihre ganze Aufmerksamkeit. „Shahid erwartet mich ohnehin. Ich habe einen Bericht bei ihm abzugeben“, begann er seinen Vorschlag auszuführen, der ungeteilte Zustimmung finden sollte. Wenig später erreichte das ungleiche Trio die Tür zu Shahids Büro. Mit einem speziellen Klopfzeichen gab sich der Alte zu erkennen. Prompt folgte aus dem Inneren die Aufforderung einzutreten. „Die Analyseergebnisse sind endlich eingetroffen“, kam der alte Araber gleich zur Sache. „Und ich habe diese beiden Männer getroffen, die dir ihre Dienste anbieten wollen. Ich denke, sie werden uns von großem Nutzen sein.“ Demonstrativ drückte er dem größeren seiner beiden Begleiter das Kuvert mit den Analyseergebnissen in die Hand. „Viel Glück“, flüsterte er den Jobanwärtern noch zu und verließ, so schnell es ihm möglich war, den Raum. „Mein Cousin und ich...“, begann der Bärtige den Satz. „Zuerst das Kuvert!“, stellte Shahid seine Prioritäten klar. Erstaunlich schnell war der Alte zwischenzeitlich über die kurze Treppe ins Erdgeschoss gelangt. Er nahm sich einen Moment Zeit, um zu verschnaufen, da donnerten auch schon zwei Schüsse durch das Gebäude. Damit wäre die schlechte Nachricht dann wohl zugestellt, grinste der alte Mann überlegen. Er kannte Mustafa Shahid lange genug, um zu wissen, was Überbringer übler Nachrichten von ihm zu erwarten hatten. Die negativen Ergebnisse aus Dr. Qians Geheimlabor stellten zweifellos einen der größten Rückschläge für das Projekt dar. Wortlos legte Shahid seine rauchende Pistole neben den aufgefalteten Laborbericht: Auf den von Ihnen angelieferten Kreuznägeln finden sich keine verwertbaren DNA-Spuren. Wir bedauern darüber hinaus, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die von unserem Labor durchgeführten Analysen auch die Echtheit der Nägel NICHT bestätigen können. Sowohl deren Alter als auch die chemische Zusammensetzung widersprechen den historischen Fakten. Der Alte war derweilen wieder in seinem Kellerraum angelangt und hatte auf seinem Drehsessel Platz genommen. Ich dachte schon, mir würde nichts mehr einfallen, wie ich mich davor drücken könnte. Diese beiden Idioten hat mir Allah geschickt. Er zog genüsslich an seiner Zigarette und blickte auf seinen Aschenbecher. Ob er diesmal wohl die großkalibrige Pistole verwendet hat? *** Chess, eine Archäologin von internationaler Bekanntheit, wohnte im Osten Ammans. Eine schmale, staubige Straße verband ihr abseits gelegenes Grundstück mit der Hauptstadt Jordaniens. Hausnummern gab es hier ebenso wenig wie eine Straßenbeleuchtung. Mit einer guten Beschreibung war der Weg aber leicht zu finden. Seit vielen Jahren lag neben der einzigen Abzweigung, an der man falsch abbiegen konnte, deutlich sichtbar das Skelett eines Kamels. Chess’ Bruder hatte das tote Kamel früher sogar auf seinen Visitenkarten als Orientierungshilfe erwähnt. Wer das Gerippe links liegen ließ, musste zwangsläufig beim richtigen Grundstück landen. Der Abend war bereits angebrochen und im unteren Stockwerk von Chess’ Haus brannte Licht. „Sie haben wirklich eine Menge faszinierender Antiquitäten angehäuft“, sagte Alon anerkennend. Für seine 42 Jahre hatte er sich mehr als gut gehalten. Die Sommersprossen in seinem freundlichen Gesicht waren mit ein Grund, warum er immer jünger geschätzt wurde. Zwischen seinen schwarzen, dichten Haaren waren allerdings erste graue Strähnen auszumachen. Er drehte eine klobige Dämonenfigur in seiner Hand nach allen Seiten. „Die Oberfläche sieht aus wie grober Sand, doch wenn man sie berührt, ist sie glatt wie feinster Marmor.“ „Ali hat sie erst kürzlich nahe der irakischen Grenze gefunden“, erklärte Chess. „Mein Bruder war immer auf der Suche nach neuen Schätzen für unsere Sammlung und hat keine Höhle ausgelassen, an der er vorbeigekommen ist. Der Ausflug war einer seiner letzten.“ Man konnte nicht übersehen, wie sehr Chess an den Sachen ihres ermordeten Bruders hing. Alon fühlte sich geschmeichelt, dass die hübsche Archäologin ausgerechnet ihn gefragt hatte, ob er beim Sortieren der Fundstücke helfen wollte. „Ist das Ihr Bruder?“, Alon zeigte auf ein schwarz umrandetes Foto, das in einem Holzregal stand. Chess antwortete, ohne sich danach umzudrehen. „Ja. Ja, das ist... das war Ali, mein Bruder.“ „Wie alt ist das Foto?“ „Älter.“ Sie machte eine lange Pause und atmete tief ein. „Nach dem Tod unseres Vaters hat er sich um mich gekümmert.“ Chess kämpfte mit den Tränen. „Er war der beste Bruder, den ich mir wünschen konnte...“ Alon hatte das Gefühl, als würde Chess weiterreden wollen - aber sie tat es nicht. Für eine Weile starrten die beiden einander stumm an. Während er nach den richtigen Worten suchte, hatte sich die Palästinenserin wieder gesammelt und wechselte das Thema. „Wissen Sie, was das ist?“ Sie reichte ihm eine perfekt polierte schwarze Steinscheibe, die etwa handtellergroß war. „Ich bin mir nicht ganz sicher.“ Alon stand auf und hielt die Scheibe näher an den alten Leuchter, der mitten über dem riesigen Holztisch von der Decke hing. Erst bei ausreichendem Licht waren die unregelmäßigen Linien zu erkennen, die den Stein wie Flüsse durchzogen. „Eine Karte?“, fragte er vorsichtig. „Kalt“, antwortete Chess, „ganz kalt.“ Sie nahm den Stein wieder an sich und ging damit zu einer Gießkanne, die auf der Fensterbank stand. „Um das Geheimnis dieses Artefakts zu lüften, muss man seine Oberfläche mit Flüssigkeit benetzen. Sehen Sie...“ Das Wasser bildete eine hauchdünne Schicht auf der Scheibe. „Ein Spiegel!“ Alon bemerkte sein erstauntes Gesicht auf der glatten Oberfläche. Einige Kilometer entfernt fuhr unterdessen ein schwerer Jeep auf der Straße Richtung Osten. Keiner seiner Insassen hatte in der vergangenen Viertelstunde ein Wort verloren. Nur das Brummen des Dieselmotors mischte sich mit dem Geräusch, das die grobstolligen Räder auf dem Sandboden erzeugten. „Wir müssten jetzt gleich zur Abzweigung kommen“, unterbrach der Beifahrer die abgenutzte Stille. Und tatsächlich tauchte kurz darauf im schwachen Halogenlicht der Scheinwerfer eine Weggabelung auf. In der folgenden Linkskurve reflektierten ausgebleichte Kamelknochen das gelbliche Scheinwerferlicht. Die Dunkelheit ringsum unterstrich ihr gespenstisches Leuchten. Kaum an der Abzweigung vorbei, verringerte der Wagen merklich das Tempo. Der Fahrer betätigte den grün beleuchteten Schalter neben dem Lenkrad, worauf das Armaturenbrett dunkel wurde. Gleichzeitig erlosch auch die Außenbeleuchtung des Jeeps und die Nacht versteckte seine Konturen. Im ersten Stockwerk von Chess’ Haus befand sich eine kleine Essküche. Alon folgte seiner Gastgeberin über eine dunkel gebeizte Holztreppe nach oben. Sie hat wirklich eine gute Figur. Er hielt exakt vier Stufen Abstand – gerade genug, um die von schwarzen Jeans betonten Rundungen der Palästinenserin in Augenhöhe zu behalten. „Ich hoffe, Sie haben ordentlich Hunger mitgebracht.“ Mein Magenknurren war doch kaum zu überhören. „Was gibt es denn Gutes?“ „In Kräutersauce gekochtes Hühnchen mit Reis und Fladenbrot.“ Chess betrat die Küche zuerst und bat Alon, sich an den gedeckten Tisch zu setzen, der zwei Erwachsenen bequem Platz bot. Die Einrichtung war nicht mehr neu, machte aber einen sehr gemütlichen Eindruck. Eine helle Steinplatte diente als Arbeitsfläche. Der Farbton war nahezu identisch mit den diagonal verlegten Bodenfliesen. „Was denken Sie über die letzten Seiten im Buch der Gog und Magog, die Hiob Ihnen am Nachmittag gezeigt hat?“ „Wie kommen Sie jetzt darauf?“, fragte Chess, die sich daran machte, die Teller zu füllen. „Ach, nur so.“ „Ich denke, dass Hiob mit seiner Vermutung Recht hat und die Eintragungen durchaus Sinn ergeben. Auch wenn der uns bisher verborgen bleibt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und Sie? Wie denken Sie darüber?“ „Ich bin noch unschlüssig, ob es solche Fahrräder mit Schornsteinen wohl wirklich gibt“, schmunzelte Alon. „Wenn an der Sache etwas dran ist, findet Hiob das bestimmt heraus.“ „Oh ja, das wird er“, nickte der Israeli. Chess war bereits mit dem Servieren des Essens beschäftigt. Von dem, was sich unter ihrem Küchenfenster abspielte, bekam sie nichts mit. Im Schutz der Dunkelheit erreichten zwei Schatten die Rückseite des Hauses. Während der eine begann, die Fensterflügel auf Schwachstellen abzutasten, bewegte sich der andere zielstrebig auf die Terrasse zu. Ihre Tarnanzüge hoben sich kaum von der dunklen Fassade ab. Der erste der beiden hatte das Glashaus erreicht, dessen Tür einen Spalt geöffnet war. Ohne zu zögern, nutzte er die sich bietende Möglichkeit, um geräuschlos ins Haus zu gelangen. „Es stört Sie doch nicht, wenn ich aus der Flasche trinke?“, zögerte Chess, bevor ihre Lippen die Bierflasche berührten. Alon schüttelte den Kopf. Seit er begonnen hatte, in Chess’ Kräutersauce nach dem Hühnchen zu stochern, war er erstaunlich ruhig geworden. Seine Mutter war nie auf die Idee gekommen, ein Huhn mit Haut zu kochen. Er war sich sicher, niemand, den er kannte, wäre auf diese Idee gekommen. Ausgesprochen widerwillig lösten sich die gummiartigen Hautfetzen vom Fleisch. Wie kann eine Frau, die so hübsch ist, nur so furchtbares Essen zubereiten? „Schmeckt es Ihnen etwa nicht?“ „Doch... doch.“ Alon war kein Freund von Lügen aber unter diesen Umständen erschien ihm eine Ausnahme mehr als angebracht. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas Vergleichbares gegessen zu haben.“ Ihre tiefgrünen Augen nahmen das Kompliment sichtlich erfreut auf, und ein Hauch von verlegener Röte erhellte ihre Wangen. „Ein altes Familienrezept.“ Es kostete Alon viel Überwindung, Chess anzulügen, aber er brachte es einfach nicht übers Herz, sie auf die Klumpen in der Sauce anzusprechen, die er wie Sedimentstücke zwischen seinen Zähnen zerrieb. Ob sie es in Wirklichkeit auch lieber wegschütten würde? Er blickte sorgenvoll auf das, was sein übervoller Teller noch für ihn vorrätig hatte. Sie traut sich vielleicht nur meinetwegen nicht zu sagen, dass bei dem Essen etwas schiefgegangen ist. „Wissen Sie, was ich mich frage?“ Alon dachte über eine Antwort nach, während er den Bissen hinunterwürgte. Das ist deine Chance! Sag ihr, dass du gegen Hühnchen allergisch bist. „Sie fragen sich bestimmt, was ich Ihnen servieren werde, wenn Sie meiner Gegeneinladung folgen.“ Chess neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Wenn ich ihr jemals folge. „Das auch“, räumte sie ein, „aber was mich im Moment viel mehr interessiert, ist, wer Ihnen den Jet zur Verfügung stellt, mit dem Sie und Hiob reisen.“ „Die Citation?“ „Die Citation.“ „Ich bin nur ein Passagier. Hiob ist der Pilot. Er genießt das volle Vertrauen der Eigentümerin.“ „Lenken Sie nicht ab, Alon. Außerdem habe ich Hiob bereits darauf angesprochen.“ „Und?“, fragte Alon, als ob er die Antwort nicht längst kennen würde. „Er hält sich genau an das, was Sie ihm eingebläut haben.“ Alons unschuldiger Blick wirkte wenig überzeugend – und er wusste das. „Wer ist diese millionenschwere Freundin, die Ihnen so selbstlos die Citation zur privaten Verwendung überlässt?“ Im Erdgeschoss läutete das Telefon. „Bitte entschuldigen Sie.“ Chess sprang auf. „Überlegen Sie sich schon mal eine überzeugende Antwort“, rief sie in Richtung Küche zurück, während sie bereits auf dem Weg nach unten war. „Da brauch’ ich nicht lange zu überlegen“, murmelte Alon. Hiob und ich bleiben bei unserer bisherigen Version. Sein geschultes Auge suchte nach einer unverdächtigen Möglichkeit, den Teller leer zu bekommen, ehe seine Gastgeberin zurückkommen würde. Chess beugte sich währenddessen über den kleinen Beistelltisch und griff nach dem Telefon. „Ja, bitte?“ Eine zutiefst verhasste Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung: „Es war ein schwerer Fehler, die echten Kreuznägel hier im Haus zu behalten.“ Chess stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Währenddessen hatte Alon bei der Küchenspüle Maß genommen und zerteilte sein Essen hastig in abflussgerechte Stücke. Mit einem anständigen Messer könnte man dieses Hühnerleder sicher schneller schneiden. Er drehte sich immer wieder zur Tür um, weil er meinte, Chess’ Schritte auf der Treppe zu hören. In einer der Schubladen fand er ein Steakmesser. Hoffentlich hat sich nicht nur jemand verwählt. Doch der Anrufer hatte sich nicht verwählt. Er wusste ganz genau, wen er mit diesem Anruf in Panik versetzen wollte. „Shahid ist hier!“, schrie Chess. Ihre Stimme überschlug sich fast. Ausnahmesituationen wie diese waren für den Durchschnittsbürger in der Tat perfekt geeignet, um kopflos in Panik zu geraten. Für einen Agenten des Mossad allerdings liefen die nächsten, die entscheidenden, Sekunden streng nach Plan ab. Sich in solchen Momenten überhaupt noch an einen Plan zu erinnern, das war die eine Sache – sich dann aber auch daran zu halten, das war eine ganz andere. Was im Lehrbuch knochentrocken klang, war für die Agenten überlebenswichtig. Vorrangig sind präventive Gegenmaßnahmen einzuleiten, anschließend gilt es, die eigene Position an einem strategisch günstigen Punkt zu sichern. Erst dann ist an Hilfe für Dritte zu denken. Ein solcher Punkt musste nicht bloß einen guten Überblick bieten, vielmehr bedingte er auch einen leicht zu verteidigenden, sicheren Platz. Während der Ausbildung half den Agenten eine einfache Formel, die Zeit bis zum Erreichen des strategisch günstigsten Punktes abzuschätzen. Immer wenn Alon ein Gebäude zum ersten Mal betrat, suchte er nach solchen Punkten. Chess’ Haus bot mehrere Möglichkeiten. Alon entschied sich für das Zimmer neben dem Treppenabgang. Gemessen an der Strecke, die er bis dahin zurückzulegen hatte, gestand ihm die Formel sechs Sekunden zu. Anders als in anderen Lehrbüchern üblich, orientierte man sich beim Mossad an optimalen Reaktionszeiten und nicht an durchschnittlichen. Nach exakt sieben Sekunden erreichte Alon die Küchentür, wo sein rechter Unterarm völlig unerwartet Bekanntschaft mit einem Stiefel machte. Aus einer Drehung heraus traf ihn das gestreckte Bein eines versteckten Angreifers und trat seine Hand brutal gegen den Türrahmen. In hohem Bogen wurde Alons Dienstwaffe weggeschleudert. Das Überraschungsmoment war zweifellos nicht auf Seiten des Israelis. Die Faust eines zweiten Eindringlings tauchte wie aus dem Nichts auf und sauste auf Alons Gesicht zu. Doch Alon dachte gar nicht daran, den Schlag einzustecken. Stattdessen drehte er sich blitzschnell zur Seite und stach mit dem Steakmesser in seiner Linken zu. Nur unwesentlich länger als einen Wimpernschlag benötigte er, um zwei Treffer im Oberbauch seines Gegners zu landen, dann brach die Klinge. Bereits der erste Stich erwies sich als tödlich. Die Situation bot keinem der Beteiligten Zeit, über Strategien nachzudenken. Das Knie eines weiteren Angreifers verfehlte Alon nur knapp und durchschlug stattdessen die hölzerne Küchentür. Erst die dahinter befindliche Mauer vermochte die Wucht zu stoppen. Alons Handknöchel rasten unterdessen auf einen ganz speziellen Punkt im Körper seines nächsten Gegners zu. Als Agent des Mossad kannte er die wenigen Stellen, an denen ein einziger Treffer einen Kampf entscheiden konnte. Alon zielte auf den Vagusnerv in Höhe des Brustkorbs. Ein Schlag gegen den zehnten Hirnnerv stellte jeden ruhig – mitunter war er sogar tödlich. Soweit der Israeli die Lage richtig einschätzte, hatte er damit zwei von vier Feinden erledigt, ehe sein kräftiger Fußtritt die Kniescheibe des dritten Angreifers aus ihrer Verankerung löste. Alon tat sein Bestes, um möglichst schnell Herr der Lage zu werden, doch Shahid hatte nichts dem Zufall überlassen. Zu groß war die Übermacht, zu viele Männer hatte der Ägypter mit dem Überfall beauftragt. Ein letztes Mal konnte Alon einer Faustattacke ausweichen, musste sich dann aber endgültig einem Pistolengriff geschlagen geben, der seinen Hinterkopf traf.


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