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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Ihre Schreie sind Musik, Dania Dicken
Dania Dicken

Ihre Schreie sind Musik


Libby Whitman 5

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Prolog


 


Die Lüftungsanlage rauschte ganz leise. Anfangs hatte sie es gar nicht gehört, aber mittlerweile erschien es ihr ohrenbetäubend laut. Ganz oft war dieses Rauschen alles, was man in diesem Keller hörte. 


Oder war es eher ein Kerker? 


Sie hatte die Beine angewinkelt und die Arme darum geschlungen. Zusammengekauert saß sie in der rechten hinteren Ecke ihrer Zelle auf der dünnen Isomatte und starrte auf den Lichtstreif am Boden unter ihrer Zellentür. Da waren bloß zwei kleine Lämpchen an dem Codeeingabefeld neben der Stahltür draußen, doch diese Lämpchen erhellten den ganzen Keller. Sie waren die einzige Lichtquelle. 


Mit der Zeit hatte sie sich an die Abwesenheit von Licht gewöhnt. Sie hatte sich auch daran gewöhnt, dass sie nicht mehr wusste, was Wärme war. 


Sollte das jetzt ihr Schicksal sein? Für immer? 


Manchmal fragte sie sich, ob sie überhaupt noch leben wollte. Das hier war ja kein Leben. Das war nichts weiter als Folter. 


Genau das wollte er, dessen war sie sich bewusst. Das war alles, worum es ihm ging. Immer. 


Sie spürte sich kaum noch. Bedingt durch die Dunkelheit fühlte sie sich fast schwerelos. Manchmal legte sie sich mit ausgebreiteten Armen auf den Boden und schloss die Augen, dann glaubte sie zu schweben. Sie dachte dann an ihren Freund und ihre Familie. Suchten sie überhaupt noch nach ihr? Würde sie sie je wiedersehen? 


In den benachbarten Zellen war es ebenfalls still. Manchmal sprachen sie, doch nicht jetzt. Oft gab es auch gar nichts zu sagen. Worüber sollten sie sprechen? Über die letzte Folter? Über die nicht enden wollenden Schmerzen? 


Sie konnte nicht fassen, dass er einfach damit durchkam. Schon so lange. Niemand war je gekommen, um ihn aufzuhalten. Um sie zu befreien und alldem ein Ende zu machen. 


Sie begann leise zu summen. Manchmal machte es das besser. Erst, als Dawn in der Zelle nebenan einstimmte und zu singen begann, begriff sie erst, was sie da eigentlich summte. Es war Amazing Grace


Nun sang sie auch. An den Text erinnerte sie sich noch, was geradezu an ein Wunder grenzte. Die Dunkelheit und Stille dieses Kellers lähmten alle Gedanken. 


Die anderen stimmten allmählich mit ein, bis ihre Stimmen die Finsternis ausfüllten. Direkt fühlte sich alles wärmer an – tröstlich. Hoffnungsvoll. 


Vielleicht würde man sie doch irgendwann finden und retten. Vielleicht kam sie hier doch raus, bevor er sie tötete. 


Sie sangen zusammen und fühlten sich in diesem Moment verbunden. Sie waren nicht allein. 


Sie sangen laut, doch nicht so laut, dass sie das Piepen der Sicherheitstür nicht gehört hätten. Schlagartig verstummte der Gesang und Adrenalin schoss ihr ins Blut. Ihr Puls schnellte in die Höhe und sie hielt die Luft an. Draußen flammte grelles Neonlicht auf. 


Wohin ging er? Welche Zelle würde er öffnen? 


Sie schloss die Augen und sandte ein Stoßgebet, dass es nicht ihre sein würde. Bitte nicht schon wieder. Das würde sie nicht ertragen. Unmöglich. Die blutigen Peitschenstriemen auf ihrem Rücken vom letzten Mal waren ja noch gar nicht verheilt. Weitere Folter ertrug sie nicht. Das konnte sie nicht. 


Schlüssel klimperten. War da ein Schatten vor der Tür? Konnte sie ihn sehen? 


Ja, da war ein Schatten. Sie wimmerte leise und betete, dass er vor der Nachbarzelle stand und nur einen Schatten bis zu ihrer warf. Bitte nicht … bitte, bitte nicht … 


„Singt ruhig weiter“, sagte er. „Das würde mir gefallen.“ 


Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Es war nicht ihre. Das war nebenan. 


„Komm mit“, sagte er. Nebenan bewegte sich etwas, sie hörte Schritte. 


Nicht sie. Es traf nicht sie. 


„Setz dich“, sagte er etwas weiter entfernt. War das gut? War das nicht gut? 


Sie hörte leises Schluchzen. Dann kam er zurück und öffnete noch eine Zelle. 


Ihr wurde kalt. Er holte sie alle. Drei von ihnen würden Zuschauer sein und eine … 


Nun betete sie, dass er als nächstes sie holte, denn er holte immer die Zuschauer zuerst. Zuletzt kam diejenige, die er foltern wollte. 


Sie biss sich fast die Lippen blutig, während sie angespannt lauschte. Stimmen, leises Weinen. Schritte. Hatte sie da noch eine Tür gehört? Oder doch nicht? 


Bitte nicht sie. Bitte. 


Ihr Herz raste und sie hätte vor Panik fast geschrien. Die Schritte kamen wieder näher und ein Schatten erschien vor ihrer Tür. Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht, die Tür schwang auf und das kalte Neonlicht blendete sie. Schemenhaft hoben sich seine Umrisse dagegen ab. Sie hob schützend die Hände und hätte fast geschrien. 


Sie rührte sich nicht. Bestimmt war sie nicht die letzte. Das durfte sie nicht sein. Nicht schon wieder. 


„Steh auf“, herrschte er sie an. Sie reagierte sofort und tat es. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass sie ihm besser gehorchte. 


Er ließ ihr keine Wahl. Ihr nicht und auch den anderen nicht. 


Als sie stand, packte er sie am Arm und zog sie aus ihrer kleinen Zelle. Die anderen drei Zellen standen bereits offen und waren leer. 


Sie begriff. Todesangst schnürte ihr die Kehle zu. Sie wimmerte und wollte sich losreißen, aber da krallte er sich nur noch fester in ihren Oberarm und zerrte sie in Richtung der Folterkammer. 


„Wenn du dich wehrst, wird es nur schlimmer für dich“, sagte er. Schluchzend stolperte sie hinter ihm her und betete, dass es nicht so schlimm werden würde. Nicht so schmerzhaft. Nicht so endlos … 


Dann hatte sie den anderen Raum erreicht. 


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