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> Krimi Thriller > Fäuste aus Stahl, Herzen aus Asche
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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Fäuste aus Stahl, Herzen aus Asche, Nick Granit
Nick Granit

Fäuste aus Stahl, Herzen aus Asche


Private Dick Nick Granit

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Meine Rechte zertrümmerte Ricardos Nase. Sein griechisches Model-Profil war nun Vergangenheit. Trotzdem würde er noch jede Menge gelangweilter forty-something-Tinder-Divas finden, die sich gerne von einem italienischen Künstler und Freigeist in eine neue, befreite Lebensphase führen ließen. Mit einem gebrochenen Zinken vielleicht sogar noch mehr. Er war ein leichter Gegner. Ich spielte ein wenig den skrupellosen Bürgerwehr-Psychoten, um ihn einzuschüchtern und die anschließende Befragung effizienter zu gestalten. Ricardo war durchaus gut gebaut, aber kampftechnisch eine absolute Niete. Viermal die Woche ging er ins Fitnesscenter, aber er trainierte auf Aussehen und nicht um zu Überleben. Ihm fehlte die Kindheit auf der Straße. Sofort spürte ich, dass er Schlägereien nur aus dem Fernsehen kannte. Ein rechter Haken, ein Jab in die Rippen und eine Gerade beendeten das Gerangel. Am Vormittag hatte ich das Telefon von Frau Linsbichler ausgewertet und war auf einige interessante Informationen gestoßen. Wichtigste Erkenntnis: Blindes Vertrauen in der Beziehung kann was Wunderbares sein, oder einfach nur der Hinweis auf real existierenden Schwachsinn. Frau Linsbichler war sich dem Vertrauen ihres Gatten derart sicher, dass sie nicht die geringsten Anstalten machte, die Beweise für ihre Fick-Treffen auf ihrem Handy zu verstecken. Das Tinder-Icon sprang mir sofort ins Auge. Sehr interessant, was die agile Flirtministerin zu bieten hatte. Was auf Tinder seinen Anfang hatte, lieferte auf WhatsApp seine ansehnliche Fortsetzung. Die Unterhaltungen begannen mit Küsschen-Emojis und endeten mit Schwanz-Fotos und Verabredungen. Frau Linsbichler fackelte nicht lange. Sie ließ sich zwar gern umwerben und genoss zweideutige Schmeicheleien, drängte aber offensiv zu baldigen Treffen. Zum Beispiel mit Ricardo, Künstler, südländischer Typ, Lebenserfahrung, einfühlsam, gut gebaut. Die Fotos zeigten Ricardo im Atelier vor seinen Bildern, Ricardo vor einem Segelboot am Strand, Ricardo mit einer Hornbrille vor einem Bücherregal. Herta hatte seit mittlerweile sechs Wochen etwas mit Ricardo am Laufen, flirtete aber ungeniert mit jeder Menge anderer Werber neben ihm weiter. Eine Zeit lang traf sie sich parallel mit Ricardo und Horst, dem Fotografen, mittlerweile konzentrierte sie sich ausschließlich auf Ricardo. Es schien ernster zu werden. Er begehrte sie, drängte immer öfter zu Treffen in Hotels, konnte nicht mehr einschlafen, ohne sie zu riechen, zu spüren, oder sie atmen zu hören. Frau Linsbichler war offensichtlich von seinem Enthusiasmus angetan, aber es war deutlich, dass sie an ihrem Lebensstandard als Beamten-Gattin und Künstler-Geliebte nichts ändern wollte. Sie hielt ihn hin und bei Laune. Ihr letztes Treffen war bereits vier Tage her und die sehnsüchtigen Nachrichten vom notgeilen Ricardo wurden immer schwülstiger. Nicht auszuhalten. Also antwortete ich ihm in ihrem Namen und vereinbarte ein Date um 17 Uhr im Hotel Urania. Offensichtlich das geheime Liebesnest der beiden Turteltäubchen. Amüsiert buchte ich das Kaiserinnen-Zimmer. Der liebe Ricardo sollte sich den Spaß was kosten lassen. Gegenüber vom Hoteleingang wartete ich bis sich der liebeshungrige Gigolo einfand, geduldete mich noch ein paar Minuten und klopfte dann zaghaft an die Tür. Als er in seinem Tiger-Slip öffnete, war er von meinem Anblick derart überrascht, dass er meinen Haken nicht kommen sah. Mittlerweile saß er blutend auf dem Kaiser-Stuhl und jammerte um sein verloren gegangenes Antlitz. Folgende Erkenntnis zog ich aus dem Nachmittag im Liebeshotel mit Ricardo: Der Italian-Lover aus Sardinien heißt eigentlich Mirko Kovacevic und stammt aus Bosnien-Herzegowina, ist eher Möbel-Restaurator, als Künstler, hatte allerdings ein paar Bilder gemalt, die gut bei seinen Tinder-Bekanntschaften ankamen. Ein paar Yoga-Stunden und Veit Lindau-Videos öffneten die Schenkel und Portemonnaies liebeshungriger, verheirateter, finanziell gut positionierter Damen Mitte Fünfzig, die von so vielen Männern wie möglich sich bestätigen ließen, dass sie immer noch in der Blüte ihrer Fruchtbarkeit seien. Vom Ableben Herta Linsbichler war er sichtlich erstaunt und schockiert. Ihm war durchaus bewusst, dass er sich als Verfasser leidenschaftlicher Nachrichten in einer ziemlich verdächtigen Position befand, beteuerte aber, dass er mit dem Tod seiner Gönnerin nichts zu tun hatte. Wäre ja auch ziemlich blöd von ihm gewesen, schließlich war sie eine der fünf Säulen seines Finanzierungsplanes. Die Namen der verbliebenen vier Damen ließ ich mir sicherheitshalber geben. Falls eine von ihnen in nächster Zeit ebenfalls der Tod ereilen würde, wäre das ziemlich verdächtig. Es stellte sich heraus, dass er im Grunde ein recht netter Kerl war. Für die gebrochene Nase entschuldigte ich artig und zahlte sogar das Zimmer. Das würde ich Herrn Linsbichler auf die Spesenabrechnung setzen. In mir kam der Gedanke auf, Mia anzurufen. Das Zimmer war immerhin bezahlt und dieses exklusive Ambiente würde eine gelungene Abwechslung in unseren mittlerweile eingekehrten Alltag bringen. In letzter Zeit schien sie mir etwas abgelenkt und nicht mehr so enthusiastisch bei der Sache. Das nahm ich ihr nicht übel. Jeder wird mal müde und wer kann schon sagen, was in den Frauen vorgeht, wenn sie dir in die Augen blicken und sagen, dass sie verrückt nach dir sind. Ich bin jetzt 52 und hab gelernt, mich auf nichts zu verlassen, außer, dass alles irgendwann zu Ende geht. Auf die eine oder andere Art.


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