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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Ein mörderisches Geschenk, Betty Kay
Betty Kay

Ein mörderisches Geschenk


Mystic Wings: Erstes Buch

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Es war kurz vor neun, als es bei ihr klingelte. Misstrauisch ging Jordan Richtung Tür. Es konnte nicht ihr Verfolger sein, denn der würde wohl kaum läuten, wenn er käme, um sie zu töten. Oder wollte er sich unter einem Vorwand bei ihr einschleichen? Sie schob die kleine Klappe beiseite und blickte durch den Spion. Der Mann, der vor ihrer Tür stand, trug einen eleganten Anzug und einen langen, weißen Schal. Der wilde, unbezähmbarer Ausdruck in dem kantigen Gesicht, die kurzen schwarzen Haare und die dunklen Augen erinnerten an einen Südosteuropäer. Komisch. Und in diesem Aufzug hätte Jordan ihn sich auch gut in einer Zirkusmanege vorstellen können. Es fehlte nur mehr der Zylinder. „Ja, bitte?“ Sie würde auf jeden Fall vorsichtig sein. „Lieutenant Baxter.“ Er hielt seine Dienstmarke vor die Linse. „Das wurde auch Zeit“, murmelte sie, nachdem sie sich die Marke genau angesehen hatte. Sie kannte diese Dinger noch genau aus der Zeit, als sie für ihre Recherchen noch von Polizeistation zu Polizeistation getingelt war. Allerdings hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass heute noch jemand sie aufsuchen würde. Konnte sie diesem seltsam gekleideten Mann trauen? Wenn der Verrückte, der sie bedrohte, als Polizist bei ihr auftauchen würde, hätte er bestimmt eine andere Verkleidung gewählt. Paradoxerweise sprach gerade sein unglaubwürdiger Aufzug für seine Ehrlichkeit. Also schloss sie auf und öffnete die Tür. Verblüfft starrte ihr Gegenüber sie an, als wäre sie ein Wesen von einem anderen Stern. „Miss Hensen?“ „Ja, natürlich.“ Da erst wurde ihr bewusst, dass auch sie in ihrem Bademantel und mit der Gurkenmaske im Gesicht eine seltsame Erscheinung abgeben musste. Um sich abzuregen, hatte sie ihre normalerweise entspannend wirkenden Schönheitsrituale zelebriert. „Tut mir leid. Ich kann mir das Zeug erst in zehn Minuten abwaschen. Ich habe nicht erwartet, dass so spät noch jemand kommt. Aber bitte, treten Sie ein.“ Ihre Stimme klang schrill. Offenbar war der Versuch, sich zu entspannen, gescheitert. Unsicher nahm Charly Baxter seine große Tasche hoch, machte ein paar Schritte hinein und sah sich um. Von dem engen Vorraum mit der Treppe ins Obergeschoß waren sie in ein helles Wohnzimmer gelangt. Zu ihrer Linken führten zwei Türen in das angrenzende Esszimmer und die Küche. Direkt vor sich sah er hinter einer halb offenen Tür das Badezimmer. Die große Fensterfront in seinem Rücken ließ sicher eine Menge Tageslicht ein. Jetzt wirkte sie jedoch eher wie eine düstere Wand, hinter der die Straße vor dem Haus nicht mehr zu erkennen war. Auf dem hellen Parkettboden lagen zwei Teppiche. Das Zimmer wurde nur geringfügig optisch verkleinert, denn lediglich vereinzelte Schränke und Kommoden boten Stauraum. Alles in allem war das ein Raum, in dem er sich durchaus wohl fühlen könnte. „Nehmen Sie doch Platz.“ Jordan deutete auf eine gemütlich wirkende Sitzecke. „Entschuldigen Sie meinen Aufzug. Ich bin gerade auf dem Weg in die Oper. Außerdem war ich heute den ganzen Tag bei Gericht beschäftigt. Darum konnte ich erst spät an meinem Schreibtisch nach dem Rechten sehen. Detective Mannings hat mir eine Nachricht hinterlassen, dass Sie mich dringend sprechen wollten.“ „Da hat die Gute wohl etwas falsch verstanden“, antwortete sie spitz. „Ich habe nach dem besten Lieutenant verlangt, mit einem kleinen Büro und großem Ehrgeiz.“ Sein Blick ruhte scheinbar emotionslos auf ihr. „Und das bin ich in Ihren Augen nicht?“ „Was?“ „Der beste Lieutenant.“ Provozierend zog sie die Augenbraue hoch und musterte ihn. „Ist es so offensichtlich, dass ich nicht unbedingt mit einem Bürohengst im Anzug gerechnet habe?“ Der noch dazu ein Faible für die Oper zu haben scheint, fügte sie in Gedanken hinzu. Verwirrt fragte sie sich, was mit ihr los war. Warum war sie so aggressiv? Irgendwas an diesem Mann ließ ihr das Messer in der Tasche aufgehen. Er wurde ärgerlich. „Ihre Aufmachung entspricht auch nicht meinen Vorstellungen von einem verängstigten Opfer.“ Hm, zumindest war er nicht auf den Mund gefallen. Neugier, Interesse und etwas anderes, etwas lang vergessen Geglaubtes - Vertrauen. Verblüfft registrierte sie, dass sie mehr über diesen Polizisten erfahren wollte. Das war ganz und gar nicht typisch für sie. „Touché“, erwiderte sie schließlich und sah auf die Uhr. „Entschuldigen Sie mich bitte. Die zehn Minuten sind fast vorbei.“ Sie verschwand im angrenzenden Badezimmer. Charly überlegte, ob er nicht einfach wieder gehen sollte. Doch hatte ihre Aussage auf dem Revier seine Neugier geweckt. Er arbeitete inzwischen seit zehn Jahre für die Polizei und war trotz seiner jungen Jahre nach und nach zum Spezialisten für die „etwas seltsamen Fälle“ geworden. Auch wenn er im Moment nicht so wirkte, so hielt er sich doch für einen engagierten Polizisten mit scharfen Verstand und Ausdauer. So sahen ihn auch seine Vorgesetzten, und darum landeten übernatürliche und unerklärliche Phänomene stets auf seinem Schreibtisch. Er hatte bereits viele Schwindler entlarvt, aber auch Etliches gesehen, das sich wissenschaftlich nicht erklären ließ. Jordan hatte immer noch die Gurkenmaske im Gesicht, als sie plötzlich nochmal durch die Tür linste. „Sind Sie sicher, dass Sie der Sache nachgehen wollen?“ Waren ihm seine Zweifel anzusehen? Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als vor dieser unverschämten Person irgendetwas zuzugeben. „Ja, das bin ich.“ „Gut. Dann werden wir wohl etwas länger brauchen. Ich hoffe, die Vorstellung, die Sie besuchen wollen, beginnt nicht allzu bald. Wenn Sie was trinken möchten, holen Sie sich etwas aus der Küche. Ich habe Orangensaft, Mineralwasser oder Wein im Kühlschrank.“ Sie verstummte nur kurz. „Entschuldigung. Das hätte ich nicht anbieten sollen. Sie müssen jetzt sagen, dass Sie noch im Dienst sind. Wissen Sie, wo die Küche ist?“ Diese Frau war wirklich seltsam. Ihre Fragen brachten ihn durcheinander und provozierten ihn, aber gleichzeitig plapperte sie viel wirres Zeug. Vielleicht nahm sie die Geschichte doch mehr mit, als sie sich anmerken lassen wollte. „Ja, ich weiß, wo sie ist. Soll ich Ihnen was bringen?“ „Ein Glas Orangensaft, bitte.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich bin gleich wieder da.“ Jordan hastete an ihm vorbei und lief in den ersten Stock. Sie würde das Badezimmer oben nehmen. Eigentlich sah er ja ganz ansehnlich aus. Es konnte nicht schaden, wenn sie sich etwas Ordentliches anzog. Charly ging in die Küche und entdeckte in einer Vitrine eine Anzahl bunt zusammen gewürfelter Gläser. Nicht eines hatte ein passendes Pendant. Sah aus, als würde die Dame des Hauses die Dinger sammeln. Charly entschied sich für zwei Gläser, die sich fast ähnlich sahen und holte den Orangensaft aus dem Kühlschrank. Sonst waren fast nur Obst und Gemüse da. Wenn auch sonst bisher nur wenig für sie sprach, so schien diese Miss Henson sich wenigstens gesund zu ernähren. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und betrachtete die Fotos an den Wänden und auf den Kommoden. Überall tauchten ein Mann und eine Frau auf, die Bilder zeigten Miss Hensen bei verschiedenen Gelegenheiten mit wenigstens einem der beiden. Waren das vielleicht ihre Geschwister? Die junge Frau selbst sah ohne die komische Maske im Gesicht sogar recht nett aus. Ob sie in natura wohl so hübsch war wie auf den Fotos? Langsam schlenderte er durch den Raum. Auf einem Bild stand Miss Hensen mit dem Mann seitlich zum Fotografen. Sie küsste den Mann genau auf den Mund, und er drückte sie ihre Taille umfassend leicht nach hinten. Also definitiv nicht ihr Bruder. Auf manchen Bildern waren auch andere Personen zu sehen, auffällig war allerdings, dass es keinerlei typische Familienbilder gab. Charly dachte an seine eigene Wohnung. Dort lag, hing oder stand in jeder Ecke irgendein Erinnerungsstück an ein Familientreffen. Seine Wände waren voller Schnappschüsse von seinen vier Schwestern samt deren Ehepartnern und Kindern. Allerdings war ihm klar, dass nicht jeder Mensch solche Familienbande dokumentieren konnte. Ungeduldig blickte er auf die Uhr. Wenn sich diese unmögliche Person nicht endlich beeilte, konnte er die Don-Giovanni-Vorstellung vergessen. Eine seiner Schwestern hatte ihm ein Blind Date für diesen Abend organisiert. Sie würde es sicher nicht schätzen, wenn er die Fremde versetzen würde. Dabei war er ja selbst schuld. Warum war er auch um diese Zeit noch hergekommen? Wenn er ehrlich war, war ihm die Arbeit sowieso wichtiger als sein Privatleben. Sollte diese Frau wirklich in Gefahr sein, würde er sich nie verzeihen, wenn er die Sache einfach auf sich beruhen lassen würde. Er setzte sich wieder auf die Couch, nippte an seinem Orangensaft und wartete. Beinahe wäre er erschrocken, als sie plötzlich lautlos neben ihm auftauchte. Irgendwie war er angenehm überrascht. Sie war attraktiv, aber kein Püppchen oder Model. Dafür trat sie zu burschikos auf. Das vorher noch zusammengebundene Haar umschmeichelte ihr Gesicht. Am auffälligsten waren ihre dunkelblauen Augen, die so ehrlich wirkten. Warum waren sie ihm vorher nicht aufgefallen? Da saß er nun, ein erfahrener Polizist, der diese Erscheinung im Geiste nicht mit dem Wesen vereinbaren konnte, mit dem er sich noch vor wenigen Minuten ein Wortgefecht geliefert hatte. „Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat.“ Sie ging an ihm vorbei und nahm auf dem einzelnen Sessel gegenüber Platz. Jordan hatte nicht nur die Gurkenmaske abgenommen, sondern war auch in Jeans und einen eng anliegenden Pullover geschlüpft. Wie hypnotisiert hatte er jede ihrer Bewegungen verfolgt und zwang sich nun, den Blick von ihrem Körper auf ihr Gesicht zu lenken. Es war Zeit, sich den Grund seines Besuches in Erinnerung zu rufen. „Ich würde Sie bitten, mir den Kopf zu zeigen, bevor wir darüber sprechen, wie er hier hergefunden hat.“ „Sie haben Recht. Es hat nicht viel Sinn, Ihnen das alles erklären zu wollen.“ Jordan ging ins Esszimmer und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Der Profi in ihm dachte daran, seine Tasche gleich mitzunehmen. Inzwischen verursachte der Anblick des Kartons ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend. „Das Paket war komplett in dieses Geschenkpapier eingewickelt. Ich habe versucht, es so wenig wie möglich zu berühren. Als ich den Deckel abgenommen hatte, dachte ich im ersten Moment noch, ich hätte es mit einem echten menschlichen Kopf zu tun. Das ganze Blut hat mir einen Heidenschreck eingejagt.“ „Durchaus verständlich.“ Charly war sich sicher, dass keine Fingerabdrücke außer denen von Jordan zu finden sein würden. Kein durchgeknallter Spinner würde einen solchen Aufwand betreiben und sich dann aufgrund der Fingerabdrücke überführen lassen. „Wo genau haben Sie das Paket gefunden?“ „Es stand gestern in der Früh vor meiner Eingangstür.“ „Was haben Sie dann gemacht?“ Jordan setzte sich auf einen Stuhl an dem Tisch, möglichst weit weg von der Schachtel. „Eigentlich wirkte das Paket wie ein Geburtstagsgeschenk für ein kleines Mädchen. Aber natürlich war keine Adresse darauf. Darum habe ich es mir genauer angesehen und eine Karte gefunden.“ Sie deutete mit dem Kopf auf den Tisch. „Da liegt sie.“ Er las den Text. „Mit großer Verehrung für Ihren journalistischen Spürsinn an J.D. Hensen“. Die Formulierung war seltsam und irgendwie altmodisch. „Und dann?“ „Ich habe den Karton hier reingebracht, ihn geöffnet und den Kopf entdeckt. Vermutlich habe ich wie am Spieß geschrien. Doch dann gewann meine Neugier Oberhand, ich habe den Karton aufgeschnitten und blickte mir selbst ins Gesicht. Da wurde mir klar, dass das Ding nicht echt sein konnte.“ Ihre Augen waren bei dem knappen Bericht kalt geworden. Dieser Lieutenant Baxter gab ihr das Gefühl, sie nicht ernst zu nehmen. „Sie waren aber erst heute Nachmittag bei der Polizei.“ Diese Aussage implizierte einen Vorwurf, der sie ärgerte. „Hören Sie. Ich dachte erst, das wäre ein kleiner Scherz meiner Freunde.“ „Ist sowas in Ihrem Freundeskreis üblich?“ Wütend funkelte sie ihn an. „Nicht ich bin einer Ihrer Verbrecher, Lieutenant Baxter. Ich würde daher vorschlagen, dass Sie sich keine Gedanken über den Umgangston machen, der zwischen mir und meinen Freunden herrscht, sondern lieber nach dem Irren suchen, der mich umbringen will.“ „Woher wollen Sie wissen, dass er es auf Ihr Leben abgesehen hat?“ fragte er. Sie holte tief Luft. Nun kamen sie zum schwierigen Teil. „Weil ich es gefühlt habe. Der Mann, der das Paket vor meine Tür gelegt hat, ist nur ein Handlanger von jemand anderem, von jemandem, der Macht hat.“ Jordan betrachtete ihre Hände. „Und er hat den Auftrag, mich zu töten. Er ist ein Profi, ein Auftragsmörder oder etwas in der Art. Eigentlich wird er nur benutzt, auch wenn ihm die Sache eindeutig Spaß macht.“ „Aber er ist nicht der eigentliche Drahtzieher?“ „Nein.“ Entweder hatte er nicht richtig zugehört, oder er wartete einfach noch ab. „Meine Freundin und ich haben schon mal ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass es keinen einzigen Laden in ganz New York gibt, der solche Masken auf Bestellung produziert. Das bedeutet, dass der Absender - ich nehme mal an, es ist ein Mann, der es auf mich abgesehen hat - genügend Geld und ein eigenes Labor oder eine Werkstatt besitzt.“ Nachdenklich nickte er. „Können Sie mir sagen, was Sie damit gemeint haben als Sie sagten, Sie hätten es gefühlt?“ Jordan sah ihm fest in die Augen. „Das werden Sie mir nicht glauben.“ Plötzlich brandete Unruhe in ihr auf. Sie sprang auf und lief wie ein Tier im Käfig auf und ab. „Meine Freunde haben mich überredet, die Polizei einzuschalten, sonst hätte ich das bestimmt nicht getan. Dabei ist dieser Typ wirklich gefährlich.“ Mühsam beherrscht holte sie tief Luft. „Was ich Ihnen jetzt sagen werde, sage ich nur ein einziges Mal. Ich werde nichts wiederholen, und ich werde sogar abstreiten, jemals ein Wort darüber verloren zu haben.“ Zitternd blieb sie vor einem der drei Fenster stehen, schlang die Arme um den Oberkörper und blickte hinaus. Er sah, dass sie mit sich rang. Endlich war sie soweit und drehte sich zu ihm um. Bei ihren nächsten Worten sah sie ihm fest in die Augen. „Ich kann die Gedanken mancher Menschen lesen.“ [...]


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