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> Krimi Thriller > Der überlistete Tod
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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Der überlistete Tod, Roland Zingerle
Roland Zingerle

Der überlistete Tod


Klagenfurter Kneipen-Krimi

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Verlag Johannes Heyn GesmbH & Co KG, Friedensgasse 23, 9020 Klagenfurt,%
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Was dann geschah, kann ich in der Nachbetrachtung nur als göttliche Fügung bezeichnen. Oder als Erscheinung. Es war, wie gesagt, ein Nachmittag ähnlich wie heute: grau und schmuddelig, dicke Flocken tanzten leise und in loser Formation vom Himmel. Da es ein schneereicher Winter war, waren die Gräber in dicke, weiße Polster eingepackt, und was noch hinzukam, war ein dichter Nebel, der mit den Grabsteinen und den Schneehäufen in nur wenigen Metern Entfernung zu einem breiigen Grau verschmolz. Und dieses breiige Grau verdichtete sich nun unmittelbar vor mir zu einer menschlichen Gestalt. Eine alte Frau trat daraus hervor, ein kleines, gebrechliches Weiblein, gewandet in die Kleider einer Klosterfrau. Ihre Gang war steif und wankend, ihre knochigen Hände vor dem Schoß gefaltet.


Die Nonne mochte Mitte siebzig sein, ihre Haut war faltig und wirkte dünn, doch ihre Augen waren wach und lebendig und ihr Lächeln offen.


‚Ich habe gehört, Sie interessieren sich für den Ogris, der da liegt', sagte sie zu mir.


Ich war fast ein bisschen peinlich berührt, doch da sie mich schon darauf ansprach, bejahte ich ihre Frage. Sie stellte sich als Schwester Anna vor und ihre Hand, die sie mir reichte, fühlte sich schwach und kalt an.


‚Ich habe gehört, wie Sie über den Volte, den Valentin Ogris gesprochen haben', erklärte sie. ,Wissen Sie, ich bin hier in Eisenkappel geboren und aufgewachsen. Von den älteren Leuten kenne ich alle.'


Dann erzählte mir die Klosterfrau von Valentin Ogris:


‚Der Volte Ogris, das ist einer von den Bauern hier gewesen. Der ist nach dem Krieg - Anfang der 50er-Jahre - aus Eisenkappel ausgezogen und nimmer zurückgekommen. Der Rudi war der letzte, der ihn noch angetroffen hat.'


Schwester Anna führte mich und meine Eltern zu einem anderen Grabstein, auf dem unter anderem der Name ‚Rudolf Stumpf' zu lesen war.


‚Das ist der Rudi, mein ältester Bruder', erzählte Schwester Anna. ‚Der ist nach dem Juliputsch im 35er-Jahr nach München geflüchtet. Dort hat er sich in die Maria verliebt und dann war's aus mit seinem Interesse an der Politik!'


Schwester Anna lachte herzlich. Dann erzählte sie uns die Kurzfassung der Lebensgeschichte ihres Bruders, der in München eine Familie gegründet und einen Tischlereibetrieb aufgezogen hatte und so weiter, bis dahin, wo er den Valentin Ogris eben zum letzten Mal angetroffen hatte:


‚Das war bei der Verkündung von der Unterzeichnung von unserem Staatsvertrag vor dem Schloss Belvedere in Wien. Dort hat er den Volte zufällig angetroffen und das war auch das letzte Lebenszeichen, das wir vom Volte bekommen haben.'


Ich fragte Schwester Anna, warum das so bedeutsam sei, und sie antwortete:


‚Weil ich mich noch genau daran erinnern kann, wie der Rudi mir davon erzählt hat. Er hat ja bis zu seiner Pensionierung Ende der 70er-Jahre in München gelebt und ist dann mit seiner Frau wieder nach Eisenkappel zurückgekommen. Als wir einmal gemeinsam hier am Friedhof gewesen sind, hat er das Grab vom Volte Ogris gesehen und da hat er mir dann diese Geschichte erzählt. Er hat gesagt:


‚Weißt, was sie im Fernsehen zeigen, ist falsch. Der Figl, der damals unser Außenminister gewesen ist, hat gar nicht vom Balkon herunter gerufen ‚Österreich ist frei'. Das hat er schon im Schloss Belvedere drinnen gesagt, gleich nachdem alle den Staatsvertrag unterschrieben haben.'


Das hab ich mir gemerkt und deshalb weiß ich auch noch, wann wir das letzte Mal etwas vom Volte Ogris gehört haben.'


Ich dachte mir nicht viel dabei, als die nette Schwester Anna uns dieses Stück Dorfgeschichte erzählte. Ich war in Weihnachtsstimmung, der Festtagsbraten lag angenehm in meinem Magen und eine träge Feiertagsschläfrigkeit machte mich unempfänglich für die unterschwelligen Signale, auf die mein scharfer Verstand sonst immer aufmerksam wird.


Das Einzige, was ich mir dachte, war, dass der Valentin Ogris nur zwei Tage nach seinem letzten Zusammentreffen mit Rudi Stumpf bei der Staatsvertragsunterzeichnung gestorben war.


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