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Kinderbücher
Buch Leseprobe Zigonien, unsichtbare Anderswelt, Monika Clemens
Monika Clemens

Zigonien, unsichtbare Anderswelt



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Im Zauberwald



Einige Tage waren inzwischen vergangen, seit Lana in die Anderswelt der Cessins gekommen war und sie fühlte sich bei ihnen schon wie zu Hause. Während dieser Zeit hatte sie viele neue Freunde kennen gelernt und unheimlich viel Spaß gehabt.  Wieder war ein neuer Tag angebrochen. Draußen stürmte es, dicke Regentropfen klopften laut auf das graue Schieferdach und flossen wasserfallartig an den kleinen Fensterscheiben herunter.  In der hell erleuchteten Halle - mindestens zehn Kronleuchter strahlten von der dunklen Holzdecke - ging es turbulent zu. Alle Cessins saßen am großen, ovalen Frühstückstisch, aßen und unterhielten sich dabei.



Lana schaute schmunzelnd in die Runde. Die farbigen Haare der anderen faszinierten sie immer noch. Lana saß zwischen Lillipink und Leogard, der seit einiger Zeit nicht mehr von ihrer Seite wich.  Leogard hatte sich richtig doll in Lana verknallt und auch sie mochte ihn unheimlich gern.



Schräg gegenüber saßen Lilanah, Orgrün, Carot und Popelmax, der immer noch regelmäßig seiner Lieblingsbeschäftigung nachging.  Orgrüns orangegrüne Haare sahen heute völlig ramponiert aus. Die eine Hälfte war hochgeschoben, stand senkrecht vom Kopf ab und wurde von einem fleischfarbenen Faden zusammengehalten. Die restlichen Haare hatten sich aus der Umklammerung des Bandes davongemacht und standen über den Ohren ab wie die Ruder einer Galeere.


 


Orgrün schaufelte gerade einen Esslöffel Müsli in seinen Mund, an dem Blaumilch heruntertropfte. Neben ihm saß Carot, dessen Haar heute Morgen bestimmt auch noch keine Bürste gesehen hatte. Es sah so strubbelig aus, als wenn ein Orkan hindurchgebraust wäre.  Aber das schien ihn nicht im Geringsten zu stören, denn wie es aussah war er fast am Verhungern. Herzhaft biss er in ein Brandblasenhörnchen, das mit Traubenmarmelade gefüllt war. Die Marmelade quoll aus dem Hörnchen und lief an seinem Kinn herunter. Eilig wischte er sie ab und leckte die klebrige Masse von seiner Hand.  Lilanah löffelte ein Gesundheitsmüsli, bestehend aus Zuckerbeeren, Schwarzbrotlinsen, Hafernüssen und Blaumilch.



Als Lana Popelmax ansah, überkam sie für einige Sekunden wieder dieses Igitt-Gefühl. Um seinen Mund herum klebten aufgeweichte Krümel. Er lutschte und matschte auf einem Toastbrot herum, schaute irgendwie blöd in die Gegend und popelte dabei in der Nase.  Lana schüttelte sich und guckte schnell wieder auf ihren Teller. Sie hatte sich von den Helfern ein Brötchen mit Nutella bringen lassen.  Ihr Freund Leogard war mit seinem Frühstück, ein Drachenspiegelei auf Toast, schon fast fertig und Lillipink schob sich gerade den Rest von ihrem Bockwurstkräcker in den Mund.



Bockwurstkräcker waren etwas ganz Besonderes: dreieckige Wurstscheiben, die mit farbigen kleinen Käsestangen gespickt und mit Schokoladensplitter bestreut waren.



Lana stieß Lillipink mit dem Ellbogen an und erkundigte sich:



„Was steht denn heute auf dem Plan. Ich meine, was machen wir heute so?" Aus dem vollgepfropften Kräckermund kam die Antwort: „Bir düssen deute in den Tauberwald tum endzwergen." Lillipink schluckte, ihr vollgestopfter Mund leerte sich um die Hälfte. Aber besser verstehen konnte man sie trotzdem nicht.  „Die diestigen Dollterge machen dort nur dunsinn." „Wie bitte, was hast du gesagt? Vielleicht könntest du mal dein Genatsche in deinem Mund herunterschlucken und mir dann noch einmal alles von vorne erzählen. Natürlich nur, wenn das nicht zu viel verlangt ist." Lana schaute zu ihrem Freund Leogard und fragte: „Oder hast du sie verstanden?" „Nö", erwiderte er kopfschüttelnd, stocherte in seinem Drachenspiegelei herum und angelte dabei ein Stück Eierschale heraus.



Lana hatte wirklich nicht verstanden, wovon Lillipink geredet hatte.



Lillipink grinste, schluckte zweimal und erzählte nochmals.



„Also, heute ist Hilfsbereitschaft angesagt. Wir gehen in den Zauberwald.  Dort wohnt jemand, dem wir beim Entzwergen helfen müssen. Biestige Trollzwerge machen dort großen Unsinn. Kapisch?


Hast du mich nun verstanden?"



Ihr Mund bewegte sich dabei sonderbar und formte jedes Wort, das über ihre Lippen kam, so übertrieben klar und deutlich, dass Lana anfing zu kichern.



„Aha, entzwergen müssen wir. Und wie geht das?", wollte sie wissen.  „Entzwergen geht so", fing Lillipink an zu erklären, „du legst dich mit dem Bauch auf den Boden und hältst ein Ohr dicht über die Zauberwiese. In dein anderes Ohr steckst du deinen Zeigefinger und flüsterst vor dich hin: ‚Ich entzwerge jetzt, ich entzwerge jetzt.‘" Lillipink sah Lanas verdutzten Gesichtsausdruck und lachte prustend los. Auch Leogard musste lachen und verschluckte sich fast an seinem Oliventee.



„Kleiner, lustiger und effektvoller Scherz von mir, haha!", flachste Lillipink zwischen zwei Lachern.



„Aber im Ernst, das muss ich dir dann zeigen, wenn wir im Zauberwald sind, okay?" Lana gab sich damit zufrieden, dachte aber: „Was das nun wohl wieder wird?" Kurze Zeit später waren alle mit ihrem Frühstück fertig. Die Kinder standen nach und nach auf und verließen den Tisch. Wieder kamen die Helfer aus dem Zaubergemälde geflogen und räumten die Tische ab. Sie hatten riesige Tabletts in den Händen, auf die sie alles stellten, und verschwanden damit wieder in ihrem Gemälde. Lana ging zu einem Fenster und schaute hinaus.



Draußen hatte es aufgehört zu regnen und kleine Sonnenstrahlen versuchten den rotschwarzen Himmel zu erobern. Die Sonne bohrte sich langsam durch den farbigen, wolkenbehangenen Himmel der Anderswelt, drückte die dunkelroten Wolken auseinander und ließ ihre warmen Sonnenstrahlen auf das Haus der Fantasie fallen.  Ein kleiner, mopsiger Kobold im grünen Overall schleppte sich in seinen pitschnassen Schuhen und aufgequollener Kleidung mühsam über die nasse Wiese, suchte sich einen breiten Sonnenstrahl aus, der auf die Wiese schien, und legte sich zum Trocknen einfach in den warmen Lichtstrahl.



Lana lächelte über den niedlichen Gnom.



Sie drehte sich vom Fenster weg und sah vor sich einen interessanten Jungen. Seine langen, schwarzblauen Haare standen ihm wirklich gut. Er trug eine zur Seite gedrehte und übers Ohr gezogene gelbe Baseballmütze auf dem Kopf. Eine blaue Brille, die sonderbar dick aussehende Gläser hatte, zierte sein Gesicht. Besonders um den Mund herum war sein Gesicht voll von klebrigen roten und grünen Bonbonflecken. Er kaute mürrisch auf etwas herum, entweder auf seiner lebhaften Zunge oder auf einem halben Dutzend aneinander klebender Kaugummis. Irgendwie schaute er gelangweilt in die Gegend. Und irgendwie kam Lana der Junge bekannt vor.  Sie wusste, so einen Jungen mit schwarzblauen Haaren und solch einer witzigen Brille hatte sie schon einmal gesehen.



Lanas Blick fiel auf seine ziemlich großen, tellerförmigen Hände, die ganz schön schmutzig waren. Jetzt pustete er gerade eine riesige Kaugummiblase auf, die dann plötzlich über seiner Nase und seinem Kinn zerplatzte. Flink zupfte er mit geübten Fingern das klebrige Zeug wieder von seinem Gesicht ab und schob es zurück in den Mund. Plötzlich musste er heftig niesen. Die Kaugummikugel schoss wie eine abgefeuerte Rakete aus seinem leicht geöffneten Mund heraus, flog haarscharf am Kopf eines Mädchens vorbei und landete auf einem Bild an der Wand gegenüber.



„Aua, du Idiot", schrie eine dicke Frau aus dem Bild und rieb sich ihren Popo. Erschrocken und mit hochrotem Kopf drehte sich der Junge schnell um und spazierte pfeifend weg. Jetzt wusste Lana, wer der Junge war: „Kappenpitti", rief sie hinter ihm her. Aber es war schon zu spät, er war verschwunden.



Im nächsten Augenblick zuckte Lana zusammen. Eine raue Stimme schallte durch die Halle.



„Achtung, Achtung. Zur Erinnerung! Zum Entzwergen finden sich bitte alle Mädchen um zehn Uhr dreißig auf dem blauen Teppich vor dem Wiesengemälde ein. Denkt daran, eure Nimmersattbeutel und den Kompassring mitzubringen." Ein lauter Gong dröhnte noch einmal durch die Halle, dann war es wieder still. Lana sah zu Lillipink rüber, die soeben zu der großen Standuhr links an der Wand schaute.



„Oh, wir haben nur noch fünf Minuten Zeit. Komm wir müssen unseren Nimmersattbeutel und den Ring holen", rief sie und schon setzten sich ihre Beine in Bewegung.



Bevor Lana auch losmarschierte, lief sie noch schnell zu Leogard und verabschiedete sich von ihm mit einem Kuss auf die Wange.  Dann lief sie schnell hinter Lillipink her.



Zurück blieb ein verträumter, verliebt lächelnder Leogard.  Lillipink marschierte auf eine ziemlich große, rote Glaskugel zu, hob den schweren gläsernen Deckel an und griff sich zwei von mindestens dreißig oder vierzig Nimmersattbeuteln, die übereinander gestapelt in dem Glasbehälter lagen. Der Glasdeckel fiel ihr aus der Hand, schlug mit einem lauten, klirrenden Geräusch auf den Boden und zersprang in tausend Splitter.



„Au backe, der ist hinüber", dachte Lana.



Doch dann sah sie, wie Lillipink einfach ihre Hand ausstreckte und flüsterte: „Deckel, glatt und fein, zack, zack, heil sollste wieder sein." Dabei schossen pinkfarbene Funken durch die Luft und rieselten auf die Splitter herab. Lana beobachtete, wie die Glassplitter vom Boden aufstiegen und sich wieder zu einem unversehrten Deckel zusammenfügten. Der schwebte auf seinen Platz zurück als wäre er nie kaputt gewesen.



„Voll cool, meine Liebe", bewunderte Lana Lillipinks Zauberaktion.  „War doch eine meiner leichtesten Übungen", erwiderte Lillipink schmunzelnd und stapfte schon vergnügt weiter zu einem Regal, das weiter hinten an der weißen Rauputzwand befestigt war.



Hier lagen in durchsichtigen, viereckigen Plastikschalen Dutzende von geheimnisvoll aussehenden Fingerringen. Mit ihrer freien Hand



griff sie zwei davon und ließ sie in ihrer Hosentasche verschwinden.  Dann ging sie zu Lana und drückte ihr einen Nimmersattbeutel in die Hand.



„Hier, du kannst selber einen nehmen, bin ja schließlich nicht dein Träger." Inzwischen hatten sich alle Mädchen auf einem langen, blauen Teppich vor einem großen, golden gerahmten Gemälde eingefunden.  Auch Lillipink und Lana standen jetzt auf dem schmalen Teppich. In einer langen, unruhigen Schlange standen sie alle dicht gedrängt hinter- und nebeneinander.



Die eingebildete Jaulsuse war drei Meter hinter ihr. Sie schaute natürlich wieder wie eine hochnäsige, eingebildete Zicke in die Gegend. Jede ihrer farbigen Rastalocken hatte sie mit einer weißen Schleife dekoriert und um ihren Hals hatte sie sich Tonnen von Modeschmuck gehängt. Aufgestickte Seerosen, die sich ständig bewegten, verzierten ihr Kleid. Wie von Zauberhand öffneten und schlossen sich die Blüten.



„Hübsch", dachte Lana.



Neben Jaulsuse stand Meryblue in einem schicken langen, mit Silberfäden durchzogenen, taubenblauen Faltenrock. Dazu trug sie eine transparente himmelblaue Bluse, die ihr bis über den Po reichte. Ein wie Perlmutt schimmerndes Stirnband hielt ihre blauen Haare in Form.



Lilanah, Violetta und Zebrie standen dicht hinter Lana und Lillipink.



Zebrie hatte heute ihre Lippen passend zu ihren Haaren geschminkt:



abwechselnd schwarz und weiß.



Neben ihr stand ein auffälliges, pummeliges Mädchen. Es hatte milchreisblonde Haare und trug einen weißen Hosenanzug, der mit pinkfarbenen, glitzernden Schmetterlingsknöpfen verziert war. Dieses Mädchen hatte Lana noch nie gesehen. Irgendwie war es ihr aber gleich sympathisch. Ihre Blicke trafen sich und Lana schickte ihr ein Lächeln rüber. Schüchtern hob das Mädchen die Hand und winkte freundlich zurück.



Dann schaute Lana sich weiter um. Alle Cessins hatten diesen sonderbaren gelben Nimmersattbeutel in den Händen, der aussah wie ein langgezogener Frottestrumpf und oben mit einer schwarzen Kordel zugebunden war. An den Enden der Kordel glitzerten weiße Perlen.  Den Kompassring hatten auch alle dabei. Einige trugen ihn an der linken Hand, andere an der Rechten.



Ein Gong ertönte. Das Geplapper der Mädchen verstummte schlagartig und das riesengroße Gemälde, vor dem sie alle standen, fing plötzlich an sich zu verändern.



Lillipink stieß Lana leicht mit dem Ellbogen in die Rippen und flüsterte ihr zu: „Pass mal auf, was hier gleich passiert. Du erlebst nun feinstes Gemäldekino!" Dabei kicherte sie und kramte suchend in ihrer Hosentasche herum.  Gerade, als sie einen der grünen Zaubersteine in der Hand hielt, ging es auch schon los.



Der Rahmen des Wiesengemäldes erstrahlte plötzlich in hellblauer



Neonfarbe. Blaue Funkensterne schossen aus ihm heraus und das



Innenleben des Bildes verwandelte sich in ein dunkles Loch, in das man nun, wie in einen tiefen grauen Tunnel, hineinschauen konnte.In diesem gefährlich aussehenden Tunnel erschien eine schwarze, flatternde Gestalt, nicht größer als zehn Zentimeter. In ihrer Hand tauchte plötzlich eine blinkende blaue Kugel auf, aus der sie einen gelben Lichtstrahl und mindestens fünfzig knisternde, farbige Blitze schickte, die genau auf die wartenden Mädchen zuflogen.  Für einen kurzen Moment stand die Mädchengruppe in einem glühenden, gleißenden, leuchtenden Strahl. Wie auf Kommando streckten schnell alle Mädchen zusammen ihre Arme aus und hielten den heranzischenden Blitzen einen grünen, ovalen Zauberstein entgegen.  Lana tat es ihr nach.



Die Steine zogen sofort den hellen Strahl und die tobenden Blitze an und sogen sie mit schlürfenden Geräuschen vollständig in sich auf, ohne dass den Mädchen irgendetwas geschah.



Die blaue Kugel in der Hand der dunklen, unheimlichen Gestalt zerplatzte mit einem lauten, klirrenden Geräusch. Die Gestalt teilte sich mehrere Male, löste sich langsam auf und verschwand in einzelnen dunklen Fetzen im grauen Tunnel des Bildes.



Wie immer sollte verhindert werden, dass die Cessins den Zauberwald betraten.



Für Sekunden war der geheimnisvolle Tunnel wieder nur ein graues Loch. Dann aber schossen blitzartig drei, vier, dann fünf grüne Sterne aus dem wundersamen Tunnel heraus, kreisten kurz über den Köpfen der Mädchen, zerplatzten mit einem leisen „Ploff" und waren verschwunden.



Lana war von all dem fasziniert.



Nun war es endlich so weit. Weißlichgrauer Nebel quoll aus dem inzwischen silberfarbenen Tunneleingang des Gemäldes heraus.  Mehrere staunende langgezogene „Ohs!" und „Ahs!" waren zu hören.  Dann rief das pummelige Mädchen aufgeregt: „Elfennebel! Schaut, der Elfennebel ist da!" Der weißgrau glitzernde Elfennebel breitete sich aus wie ein Schleier und legte sich über das ganze Gemälde.



Langsam kam Bewegung in die Schlange der wartenden Mädchen und die ersten gingen mutig durch den glitzernden Schleier des Elfennebels, in das Dunkel hinein.



Lana griff sich Lillipinks Hand und fragte leise: „Müssen wir da wirklich rein? Es ist doch bestimmt schrecklich dunkel da drin." „Keine Bange, es dauert nicht lange. Es wird ganz schnell wieder hell, wenn wir durch das Gemälde gegangen sind." Und schon zog Lillipink Lana mit in den wabernden Nebel. Plötzlich spürten sie, wie ihre Füße den Halt am Boden verloren, sie schwebten. Sie befanden sich in einem Korridor, der weder Decke noch Fußboden noch Wände hatte, sondern nur aus Licht bestand, in dem sie entlangschwammen. Es gab für einen kleinen Moment kein Anzeichen von Bewegung um sie herum, keine Geräusche, keine Gefühle von Leben, Zeit oder Raum, nur den Lichttunnel. Waren es zwei, drei oder zehn Sekunden, die sie in diesem zeitlosen Lichttunnel verbrachten? Sie wussten es nicht.



Dann löste sich der Tunnel plötzlich auf und sie standen in einem großen, perlmuttfarben schillernden Garten, der um ein Holzhaus herum angelegt war.



Zu welcher Seite man auch schaute, ringsherum sah man nur hohe, verschiedenfarbige Tannen. Eine Tanne strahlte in einem klaren lila Farbton, eine andere daneben in einem satten Blau. Diese beiden Farben wechselten sich immer wieder ab.



Eine weiße Taube flog flatternd zu einer nahen Gruppe von Bäumen, die aussahen wie zu klein geratene Eichen mit leuchtend blauen Blättern. Kleine Miniziegen, bunte Enten und getigerte Katzen liefen im Garten umher.



Ein Teich aus Schokoladensoße befand sich unter einem Schokoladenbaum.



Sandkuchenbüsche mit kleinen Sandkeksen und Lakritzsträucher



standen am Wegesrand. An einem größeren Strauch wuchsen



sogar rote Kissen und gelbe Wolldecken. Wenn man es sich also



auf der Wiese einmal gemütlich machen wollte, brauchte man sich



nur ein Kissen und eine Decke abzupflücken. Sogar für Getränke war



gesorgt. Es standen drei Brausebüsche zur Verfügung mit Waldmeister-,



Zitrone- und Himbeergeschmack. In den Büschen hingen lange Strohhalme, an denen man wohl nur saugen musste, um seinen Durst



zu stillen.



Es sah schon sehr geheimnisvoll aus in diesem Zauberwald. Obwohl es hier draußen heller Tag war, sah man am Himmel einige dunkle Flecken, auf denen eine Handvoll funkelnder Sterne glitzerten.  Zwischen ihnen erstrahlten drei Monde in hellem Glanz violett, rosarot und honiggelb.



Wenn man ganz angestrengt hinschaute, sah man viele kleine Waldelfen herumfliegen. Die elfenbeinfarbenen Gesichter waren zart und zerbrechlich. Ihre hellgrünen Haare schwebten in der Luft und berührten ab und zu ihre smaragdgrünen, durchsichtigen Libellenflügel.  Sie trugen dunkelgrüne Tüllkleider und sogar grüne Lackschuhe.  Ihre Augen funkelten und strahlten. Ihre Haltung war erhaben und überlegen, und ihre spitzen Ohren machten jedem klar, mit wem man es zu tun hatte. Von den Elfen ging ein geheimnisvoller Zauber aus......



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