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Kinderbücher
Buch Leseprobe WUZZI WÜHLMANN, R. H. H. Reineke
R. H. H. Reineke

WUZZI WÜHLMANN


Als Baron Hanni vom Himmel fiel

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Die Kröte aus dem Storchenschnabel


Meine Güte, ihr glaubt gar nicht wie langweilig es sein kann, eine Eule zu sein. Ich wohne hier nun schon seit einigen Monaten fast ganz alleine auf diesem verstaubten Dachboden dieses alten Bauernhofs, mitten im Wald und weit weg von der Autobahn und der lärmenden Großstadt. Hier wohne ich gerne, denn ich brauche diese ländliche Ruhe, und in der Stadt gibt es kaum noch Nahrung für so verfressene Eulen wie mich. Fünf Meter unter mir wedeln sich verträumte Kühe mit den Schwänzen die Fliegen aus den Augen, und gleich daneben im Stall grunzen sich unaufhörlich ein paar rosa Schweinchen an. Sie haben sich immer etwas zu erzählen. Bei Sonnenaufgang beginnen sie zu grunzen, und erst wenn die Sonne am Abend langsam untergeht, werden sie leiser. Irgendwann sollte dann Ruhe im Stall sein, aber genauso laut wie sie am Tag schwatzen, genauso laut schnarchen sie auch des Nachts. Die einzige Abwechslung für mich besteht darin, wenn die Bauersfrau mit ihren Blecheimern zum Melken der Kühe kommt. Dabei pfeift sie immer so ein schönes Lied, und wenn ich könnte, würde ich mitpfeifen, aber das funktioniert leider durch meinen krummen Schnabel nicht. Außerdem bin ich tagsüber sowieso meistens zu müde, um lustig zu sein. Direkt gegenüber von mir nistet noch ein verliebtes Taubenpärchen hier oben unter dem Dach. Wir sprechen kaum miteinander, halten aber ständigen Blickkontakt. Die beiden gehen mir mit ihrer dauernden Turtelei und dem Gegurre ganz schön auf die Nerven, fast noch mehr als die Schweineschnarcherei. Ganz gemein empfinde ich den Namen dieses hübschen Taubenweibchens. Er lautet doch tatsächlich „Jennifer Elisabeth Silberfeder“. Die meisten Tiere hier auf dem Bauernhof haben so schön klingende Namen. Selbst die fette Kakerlake, die ich mit meinen scharfen Augen von hier oben aus ganz unten am Stallboden erkennen kann, wird von allen „Benno“ gerufen. Nur mich nennen sie „Die Alte vom Dachboden“. Dabei haben mich meine Eltern „Edelguste“ getauft, was ich auch als einen wunderschönen Namen empfand. Aber das ist lange her und niemand nennt mich heute noch so. Ich glaube, ich bin ein wenig neidisch auf die Tiere, die so tolle Namen haben, wie diese Taube „Jennifer Elisabeth Silberfeder“. Dabei war ich doch auch mal ein ganz hübsches Mädchen, und ich finde mich auch immer noch schick mit meinem dichten hellbraunen Federkleid und meiner modischen moosgrünen Strubbelfrisur. Mit dieser Frisur könnte ich jeden Modellwettbewerb locker gewinnen. Außerdem habe ich mir letzte Woche erst meine Krallen glänzend lackieren lassen. Das sieht schon klasse aus, besonders wenn ich bei Sonnenuntergang zum Abendessen los fliege. Die Hühner haben mir erzählt, dass es von unten aussieht, als starte ein Flugzeug in der Nacht, so intensiv blinken meine scharfen Krallen. Einfach toll. Meistens verbringe ich die Tage damit, auf einem Balken unter der Decke zu hocken und mit geschlossenen Augen von allen möglichen Dingen zu träumen. Aber auch wenn meine Augen geschlossen sind, meine Ohren sind stets wachsam und offen. Mir entgeht kein Geräusch. Sogar wenn ein Ferkel im Stall nebenan mal pupst, höre ich das hier oben wie einen Paukenschlag, und wenn ich zwischendurch etwas Außergewöhnliches höre, zum Beispiel so einen Ferkelpups, dann öffnet sich entweder mein linkes oder auch manchmal mein rechtes Auge. Beide zusammen zu öffnen ist mir tagsüber einfach zu anstrengend, da können die Ferkel noch so viel pupsen. Wir haben Hochsommer, es ist kurz vor dem Mittagsschlaf, gleich muss die einige Kilometer entfernte Uhr der Dorfkirche zwölf Uhr schlagen und es ist fürchterlich warm unter dem Dach. Wenigstens ist es schattig hier, ansonsten würde ich diese heißen Sommertage in meinem dicken Federkleid kaum aushalten. Diese Wärme hier oben ist auch ein Grund dafür, dass ich lieber am Abend oder sogar nachts erst so richtig munter werde. Dann fliege ich langsam und beinahe geräuschlos in die Dunkelheit, um Nahrung zu suchen. Ich sehe und höre nachts einfach alles, da entgeht mir nichts und niemand. Allzu viel brauche ich bei diesem warmen Wetter nicht zu fressen, da reichen schon ein paar Mäuse, Schnecken oder Würmer und außerdem, mit vollem Magen soll man ja auch nicht so gut fliegen und schlafen können. Das ist so ähnlich wie bei den Menschen. Stellt euch vor, trotz meines hohen Alters trage ich noch keine Brille, und ich bin in meinem ganzen Leben noch nie gegen eine rote Ampel geflogen, was mich ein wenig stolz macht. Jetzt, so kurz vor der Mittagsruhe, herrscht reges Treiben unten auf der Wiese vor dem Bauernhof und besonders viel Getümmel ist wie immer im Sommer an dem kleinen Teich, der trotz der Trockenheit an seinen Rändern immer noch ein wenig matschig ist und an dem sich unzählige Würmer tummeln. Ich habe heute bei der Hitze schon einige Enten beobachtet, von denen am Vormittag nur die Schwänze aus dem Wasser ragten. Solche Abkühlung würde mir jetzt auch gefallen, aber leider habe ich ja keinen Schwanz, der beim Schwimmen oben bleibt, und außerdem müsste ich mich ja dann auch bewegen. Nein danke, da schwitze ich doch lieber hier oben auf dem Dachboden einsam vor mich hin. Rechts vor dem Teich, an einem großen grauen Stein und gut geschützt vor fremden Blicken, findet fast täglich um diese Zeit eine Lesestunde für alle Wiesentiere statt, die hier wohnen. Jedes der Tiere darf im Laufe der Woche ein Erlebnis erzählen. Die besten Geschichten fallen allerdings immer der kleinen Feldmaus ein, sie hat am meisten Phantasie. Nicht nur die zehnköpfige Familie von Wuzzi Wühlmann, dieser ständig quasselnden und selbstverliebten Feldmaus, hat sich bereits zu der täglichen Redestunde um Vater Willy versammelt, sondern auch zwei Kaninchen mit den Namen „Lolli“ und „Keks“ sowie endlos viele Schnecken, die keinen Namen, sondern nur Nummern auf ihren Häusern haben, da man sie sonst ohne die Zahlen überhaupt nicht unterscheiden könnte. Sie strecken bereits ihre Fühler zum Himmel aus und sind gespannt, was Mäuserich Wuzzi heute zur Lesestunde für eine Geschichte zum Besten geben wird. Wenn Wuzzi Wühlmann etwas zu erzählen hat, lassen sich sogar einige Matschwürmer blicken. Ein Igel will sich aus der hinteren Reihe nach vorne drängeln, bleibt aber mit seinem Stachelkleid an einer Hecke hängen. Dumm gelaufen für ihn, und irgendwann im Laufe des Tages wird er sich schon wieder selbst aus dieser misslichen Situation befreien, denn Hilfe von anderen wird er kaum bekommen. Wer möchte schon gerne von seinen Stacheln gepiekst werden.


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