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Kinderbücher
Buch Leseprobe Wir Reiter vom Felderbrockhof, Martina Sein
Martina Sein

Wir Reiter vom Felderbrockhof


Madita

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Gestern hatten wir unser alljährliches Dorffest gefeiert. Das bedeutete, dass für heute das Aufräumen auf dem Programm stand. Wie beim Herrichten, halfen dabei alle zusammen; auch die Kinder. Nachdem sämtliche Tiere versorgt waren, traf sich ganz Felderbrockhof. Ein paar Leute sahen reichlich müde aus. Das war kein Wunder, denn der harte Kern war bis in die Nacht hinein gesessen. Da war das Bier vom Fass in Strömen geflossen. Trotz fortgeschrittenen Alters war mein Opa bester Dinge und voller Tatendrang. Er forderte die Bewohner unseres kleinen Ortes auf: „So, jetzt wird erst einmal ordentlich gefrühstückt, bevor wir an die Arbeit gehen. Es ist genug von gestern übrig.“ Er war eigentlich gelernter Koch. Ursprünglich hätte – wie es in der Landwirtschaft Tradition war – der älteste Sohn, also sein Bruder, den Hof übernehmen sollen. Der hatte sich allerdings entschieden, Pfarrer zu werden. Für Tomke und mich war das ein großes Glück. Ansonsten wären wir nicht in Felderbrockhof aufgewachsen. Auf ein paar Tabletts hatte Opa das restliche Fleisch – ein Ochse, den wir jährlich extra für die Feier aufzogen, und ein Schwein der Pfeifers – schön angerichtet. Von den Beilagen war ebenfalls genug da. Das wurde auf ein paar Tischen verteilt, an welchen wir alle Platz nahmen. Grundsätzlich wurden erst die Tiere versorgt, und anschließend gab es Frühstück. Das hielten wir alle gleich. Wer sich mit etwas verwundertem Gesichtsausdruck setzte, waren Delia und Imko Reinhardsen. Sie waren vor ein paar Wochen eigentlich nur zum Urlaub machen gekommen. Dazu hatten sie bei Frau Reinhardsens Schulfreundin Maren gewohnt. Nun war es so, dass Maren ihren Schafhof aufgeben und in guten Händen wissen wollte. Bisher hatte ihr Vater bei der Arbeit geholfen, aber der war vor einiger Zeit gestorben. Ihr Mann Gunnar hatte keinerlei Interesse an der Landwirtschaft. Ganz Felderbrockhof hatte den Verdacht gehabt, dass Maren alleine die Schafzucht nicht lange würde halten können. Da waren die wildesten Gerüchte herumgegangen, wer Haus und Grundstück kaufen könnte. Mit der Lösung, dass die Reinhardsens das übernahmen, waren wir alle überglücklich. Sie fügten sich wunderbar in unsere Gemeinschaft ein. Das Beste war jedoch, dass Svea und Finja mit ihren Eltern zu uns zogen. Wir hatten uns vom ersten Tag an wunderbar verstanden und verbrachten – solange Ferien waren – jede freie Stunde miteinander. Das bedeutete meistens, dass wir mit den Ponys von Richters unterwegs waren. Die züchteten die kleinen Pferde und hatten mit ein paar Kaltblütern zusätzlich ein Kutschunternehmen, welches der Vater führte. Frau Richter besaß eine Gärtnerei, und sie lebten in einer alten Windmühle. Natürlich hatten Svea und Finja erst einmal Reiten lernen müssen. Das war mit vielen Stürzen einhergegangen, aber es hatte schnell geklappt. Beim Turnier gestern hatten die beiden sich sehr geschickt angestellt und so manchen Punkt für Felderbrockhof geholt. Ebenfalls neu am Tisch war Dana. Sie war gemeinsam mit ihrem Vater in unser Dorf gezogen, nachdem ihre Mutter gestorben war. Zunächst war Herr Orlesund allerdings arbeits- und sogar obdachlos geworden. Zum Glück hatten die beiden bei den Beckers ein neues Zuhause gefunden. Herr Orlesund hatte sich gefangen, reparierte den Trecker und andere Gerätschaften und half ansonsten nach Können und Kräften auf dem Hof. Zu den Beckers gehörten ihre Kinder Agneta, Eltje und Erik sowie ein Haufen Geflügel. Prompt stolzierten die beiden Pfauen zwischen den leeren Bänken herum. Die durften sich meistens frei bewegen, ein Recht, welches sich die Gänse und Hühner zu gern selber erkämpften, indem sie einfach ausbrachen. Lediglich die Puten blieben in der Regel in ihrer Einfriedung. Die Beckers waren ein richtiger Vier-Generationen-Haushalt, in welchem die Urgroßeltern beide noch lebten. Die Runde komplett machten Norvid und Tarje Pfeifer mit ihren Eltern und Großeltern. Als wir alle saßen und etwas zu essen vor uns stehen hatten, wollte meine Mutter von Herrn und Frau Reinhardsen wissen: „Na, wie hat euch unser Dorffest gestern gefallen?“ „Viel zu gut“, antwortete Sveas und Finjas Mutter und lachte. „So ausgelassen habe ich Imko seit langem nicht mehr gesehen. Das mag wohl an eurem Bier gelegen haben.“ „Das gehört zum Fest wie der Ochse und die Sau“, warf Opa Becker ein. Er war gerade dabei, für unsere neue Familie im Dorf Möbel zu schreinern. Eigentlich war er in Rente und half ein bisschen auf dem Hof, wie Lust und Kraft es in seinem Alter zuließen. Hin und wieder verzog er sich allerdings sehr gerne in seine alte Werkstatt und arbeitete mit Holz, wie er es früher getan hatte. Svea und Finja hatten uns erzählt, dass die beiden neue Kleiderschränke bekamen. Außerdem brauchten sie sämtliche Möbel für die Küche und wollten sich obendrein eine Bibliothek einrichten. Die vielen Bücher benötigten in neuen Regalen ein Zuhause. Opa Becker war mit diesem Auftrag voll in seinem Element. Herr Reinhardsen ergänzte: „Dieses Fest allein ist Grund genug, nach Felderbrockhof zu ziehen, wenn das jedes Jahr stattfindet. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ „Vor allem das Ponyturnier“, rief Finja dazwischen. Sie hatte ihre Eltern wohl seit Jahren angebettelt, reiten lernen zu dürfen. Das hatten sie ihr jedoch nicht erlaubt, weil es zu teuer gewesen wäre. Bei uns kostete es gar nichts, denn die Ponys gehörten zu Felderbrockhof wie die Kühe, Schweine, Schafe und das Geflügel. Mein Blick fiel auf Lotta. Erst vor Kurzem hatte ihr Vater die Idee gehabt, eine Kaninchenzucht auf die Beine zu stellen. Die ersten Tiere hatten bei den Richters bereits Einzug gehalten. Wir wollten ihnen während der restlichen Ferien ein Außengehege bauen. Darauf freute ich mich sehr. Wir ließen es uns mit dem kalten Braten ein zweites Mal so richtig gut gehen. Als die Teller leer gegessen waren, klatschte mein Opa in die Hände. „Es hilft nichts. Gehen wir es an! Von alleine räumt es sich hier nicht auf.“ „Wer kommt mit, die Ponykutsche zu holen?“, fragte Lotta. Wie schon erwähnt, halfen wir Kinder bei solchen Arbeiten mit. Seit ein paar Jahren luden wir den Müll auf einen kleinen Gummiräderkarren und brachten ihn auf die Deponie, welche es im drei Kilometer entfernten Felder gab. Unsere paar Häuser gehörten eigentlich mit zu diesem Ort. Sogleich meldete Finja sich. Dana wollte ebenfalls helfen, und Erik schloss sich an. Das wunderte mich überhaupt nicht. Zwischen den beiden stimmte die Chemie einfach. Seit Dana zu unserer Gruppe gehörte, hatte Erik sich sehr zum Besseren verändert. Er war offener und lustiger geworden. Das stand ihm richtig gut. Während die vier zur Windmühle gingen, hinter der sich der Stall der Ponys befand, fingen wir anderen Kinder damit an, die Tische abzuräumen. Die Erwachsenen klappten sie anschließend zusammen und verstauten sie in der großen Scheune der Beckers. Dort lagerten wir sie, bis sie zum nächsten Mal benötigt wurden. Einmal die Woche wurde in Felderbrockhof geerntet und anschließend auf dem Markt in der Kreisstadt verkauft. Ich liebte diese Tage. War keine Schule, also während der Ferien, durften wir Kinder meistens mit. Was sage ich durften? Wir mussten. Es gab dabei stets viel zu tun. Da kam Lotta mit der Kutsche. Sie hatte die gescheckte Glory und ein rotbraunes Pony namens Poppy davor gespannt. Die ersten Säcke waren bereits mit Müll vollgestopft. Die luden wir auf den Wagen. Anschließend ging es der Dekoration an den Kragen. So dauerte es nicht lange, bis die Ladefläche voll war. „Fahr lieber einmal öfter, als dass du unterwegs die Hälfte verlierst!“, mahnte Herr Richter seine Tochter. Lotta nickte. „Ja, ich mache mich mal auf den Weg. Wer kommt mit zum Abladen?“ Sie schaute erwartungsvoll in die Runde. Ich war mir sicher, sie hoffte auf Norvid. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie mehr als Freundschaft für ihn empfand. Der Einzige, der es nicht zu bemerken schien, war Norvid selber. Sehr zu Lottas Leidwesen reagierte Norvid überhaupt nicht. Dafür bot Dana sich an. Sie setzte sich neben Lotta, und die beiden machten sich auf den Weg. Wir anderen sammelten alles ein, was bei der nächsten Fuhre mit sollte, und stopften es in blaue Säcke. Anschließend zogen wir in einer Traube um die Windmühle und den Pferdestall herum auf ein Stoppelfeld. Dort hatten die Wettkämpfe stattgefunden. Die einzelnen Aufgaben hatten wir nun abzubauen. Die waren mit bunten Wimpeln und solchen Sachen eingezäunt. Das alles musste entsorgt werden. Was ging, wurde zusammengerollt und -gefaltet und für das nächste Jahr aufbewahrt. Dennoch fiel genügend Müll an. Wir waren gerade dabei, die Stangen, welche für kleine Sprünge, ein Labyrinth und ähnliche einfache Aufgaben gewesen waren, einzusammeln, als Lotta und Dana zurückkehrten. „Boah!“, rief Lotta begeistert aus. „Ihr seid aber schon weit. So schnell waren wir bisher nie mit dem Aufräumen.“ „Wir sind in diesem Jahr ja auch drei Leute mehr“, gab Agneta zu bedenken. „Kommt mir ganz gelegen.“ „Warum?“, hakte Tomke nach. Ein wenig druckste Agneta herum. „Weil ich mich noch am Vormittag mit Joris treffen möchte, wenn wir fertig sind.“ Sie hatte seit einiger Zeit einen Freund. Den hatten wir anderen gestern zum ersten Mal gesehen. Ich musste zugeben, dass er ein netter Kerl war. Dummerweise hatten seine Eltern etwas gegen Agneta. Sie hatten nicht einmal gewusst, dass er gestern in Felderbrockhof war. Tomke schaute uns andere an. „Na, viel ist das nicht mehr. Ich glaube, da können wir Agneta guten Gewissens befreien, oder?“ „Echt?“ „Klar“, stimmte Tarje zu und ließ seinen rechten Bizeps spielen. „Hau ab! Hier sind zwei starke Männer am Werk.“ „Hey!“, begehrte Erik auf. Er fühlte sich von den Pfeifer-Brüdern des öfteren nicht so richtig ernst genommen. Das mochte daran liegen, dass er nicht nur der jüngste unter den Jungs war, sondern für sein Alter zusätzlich eher klein und schmächtig. Sie nahmen ihn einfach nicht für voll. Prompt foppte Norvid den Freund und wandte sich an Agneta: „Sogar zweieinhalb. Du kannst beruhigt gehen.“ Das ließ Agneta sich nicht zweimal sagen. Sie winkte uns gut gelaunt zu und lief davon, um sich ein wenig für Joris hübsch zu machen. „Wie lange das wohl gut geht?“, überlegte Tomke laut. Ich hatte damals schon eine große Klappe und antwortete: „Nicht lange.“ Lotta wollte von uns wissen: „Was stellen wir an, wenn wir fertig sind?“ Prüfend schaute sie zum Himmel. „In der Früh merkt man, dass es später hell wird und kälter ist. Der Herbst steht vor der Türe.“ Da hatte Norvid sofort einen Vorschlag: „Natürlich das Wetter ausnutzen und zum Baden reiten.“ Ein breites Grinsen zeigte sich auf Lottas Gesicht. „Das wollte ich hören. Also hauen wir rein, damit wir fertig werden! Den Müll scheinen wir zu haben, oder?“ „Am besten fahrt ihr gleich los“, forderte Tomke sie auf. Erneut machten sich Lotta und Dana auf den Weg. Wir anderen schleppten, zerlegten und verstauten. Immer zu zweit packten wir die Tische, an denen die Punkterichter gesessen hatten. Das waren natürlich keine offiziellen gewesen, sondern jeweils die Verantwortlichen der Reitvereine, die teilgenommen hatten, und Lottas Vater. Das alles musste zurück in die Gärtnerei. Für gewöhnlich hatte Lottas Mutter darauf ein bisschen Obst in Kisten, um es ihren Kunden schöner zu präsentieren. Jedes Jahr liehen wir uns die für die Wettkämpfe aus. Gerade traten Tomke und ich, die wir einen Tisch geschleppt hatten, aus der Gärtnerei, als wir die Kutsche bei der Mühle auftauchen sahen. „Sehr gut, die beiden sind wieder da“, stellte meine Schwester fest. Lotta lenkte die beiden Ponys direkt zur Scheune, in der sie die Kutschen aufbewahrten. Wir anderen folgten dorthin. Rasch waren die kleinen Pferde ausgeschirrt und freigelassen. Dafür fingen wir die Tiere ein, auf denen wir gewöhnlich ritten.


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