Suchbuch.de

Leseproben online - Schmökern in Büchern


Kategorien
> Kinderbücher > Wir Reiter vom Felderbrockhof
Belletristik
Bücher Erotik
Esoterik Bücher
Fantasy Bücher
Kinderbücher
Krimis & Thriller
Kultur Bücher
Lyrikbücher
Magazine
Politik, Gesellschaftskritik
Ratgeberbücher
regionale Bücher
Reiseberichte
Bücher Satire
Science Fiction
Technikbücher
Tierbücher
Wirtschaftbücher
Bücher Zeitzeugen

Login
Login

Newsletter
Name
eMail

Kinderbücher
Buch Leseprobe Wir Reiter vom Felderbrockhof, Martina Sein
Martina Sein

Wir Reiter vom Felderbrockhof


Lotta

Bewertung:
(22)Gefällt mir
Kommentare ansehen und verfassen

Aufrufe:
284
Dieses Buch jetzt kaufen bei:

oder bei:
Amazon
Drucken Empfehlen

An diesem Morgen wollten die Eltern von Svea und Finja zurückfahren. Sie hatten sich entschieden, den Schafhof von Maren zu übernehmen und in Felderbrockhof zu bleiben. Damit diese Pläne in die Tat umgesetzt werden konnten, mussten Herr und Frau Reinhardsen einiges erledigen. „Ihr seid mir brav, macht alles, was Maren sagt und bringt euch nicht in Gefahr!“, nahm Frau Reinhardsen ihren Töchtern ein Versprechen ab, bevor sie bereit war, in das Auto zu steigen. Maren lachte: „Mach dir keinen Kopf, Delia! Wir kriegen das hin. Ihr beiden seid im Moment die Verantwortung los und könnt euch um alles kümmern.“ Eine riesige Verabschiedung begann, bei der wir anderen Kinder aus Felderbrockhof im Hintergrund standen und innerlich mit den Füßen scharrten. Wir hatten große Pläne. Vor allem wollten wir ordentlich für unser Turnier trainieren. Da zählte langsam jede Minute, wollten wir nicht von den neuen Besitzern des Reiterhofs Dettmunder Land besiegt werden. Für gewöhnlich war uns Platz eins sicher, aber in diesem Jahr war die Konkurrenz ungewöhnlich stark geworden. Endlich schlugen die Autotüren zu, und der Wagen rollte rückwärts aus der Einfahrt. Wir winkten alle wie die Verrückten, bis die Reinhardsens nicht mehr zu sehen waren. „Auf gehts!“, forderte Norvid. „Wir müssen schließlich Hindernisse bauen.“ „Wo machen wir das eigentlich?“, wollte Finja wissen. Ich erklärte es unseren drei Neuen, zu denen auch Dana gehörte. Sie war erst vor Kurzem gemeinsam mit ihrem Vater nach Felderbrockhof gekommen und lebte nun in der Ferienwohnung der Familie Becker. Deren Kinder Agneta, Eltje und Erik waren genauso dick mit uns befreundet wie alle anderen. „Das machen wir einfach am Anfang von der großen Koppel. In der Nähe vom Stall sind die Pferde eh selten.“ „Ich bin so gespannt“, gestand Finja. „Hoffentlich springt Zuckerfee wirklich, wenn wir das ein bisschen geübt haben.“ Wir hatten unsere neue Freundin in dem Punkt ins Messer laufen lassen, weil wir wussten, dass ihr Pony bei Leuten, die es nicht so gut kennt, sich weigert zu springen. Das war aber Schnee von gestern. Deshalb winkte ich ab: „Logo klappt das. Du hast es doch schon allein geschafft.“ „Weil du und Cosima auf der anderen Seite gestanden habt“, gab Finja zu bedenken. Maren verabschiedete sich. Auf einem Hof gab es schließlich immer etwas zu tun. Zusätzlich hatte sie ihren eigenen Umzug zu organisieren, damit das Haus frei wurde. Durch die offenen Fenster hörte man laute Geräusche. Der Elektriker war dabei, im künftigen Zimmer von Svea die Leitungen neu zu verlegen. Alle zusammen machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause. Ich liebte unsere alte Mühle, die nach Aufgabe innen zu einer Wohnung ausgebaut worden war. Sie stand auf einem grünen Hügel und sah aus, als wäre sie einem Bilderbuch entsprungen. Ein sandiger Pfad führte außen herum. Über den gelangten wir zum Pferdestall. Ich ging meinen Freunden voraus zu dem Platz, auf dem wir jedes Jahr unser Training abhielten. Aus meiner Hosentasche zog ich ein Blatt Papier, auf dem ich mir notiert hatte, was mein Vater sich für den Wettkampf ausgedacht hatte. „Also, wir brauchen ein Labyrinth, einen Sattelbock und so etwas wie eine Tafel.“ „Wofür das denn?“, wollte Tarje, Norvids jüngerer Bruder wissen. Er sah aus wie die kleinere Kopie. Die beiden glichen sich beinahe bis auf die letzte Sommersprosse, von den roten Haaren ganz zu schweigen. Lediglich in der Größe unterschieden sie sich. „Na, für die Rechenaufgabe natürlich“, erklärte ich. Tarje stöhnte. „Da war ja was. Können wir die nicht weglassen?“ „Es geht um Geschicklichkeit und dass man mit Köpfchen an die Sache rangeht“, erinnerte Agneta. „Da finde ich es nicht schlecht, wenn du eins und eins zusammenzählen musst.“ „Wenn es so einfach ist, habe sogar ich kein Problem damit.“ Für den Moment schien Tarje damit ausgesöhnt, dass er bei dem Ponyturnier rechnen sollte. Dieses Fach scheute er in der Schule wie der Teufel das Weihwasser. Entsprechend sah seine Zeugnisnote jedes Mal aus, was seine Eltern in die Verzweiflung trieb. „Wir haben eine Tafel bei uns auf dem Dachboden“, warf Tomke ein. „Die habe ich einmal zu Weihnachten gekriegt, bevor ich in die Schule gekommen bin.“ Madita stimmte zu: „Richtig! Mit der haben wir immer zusammen Schule gespielt. Du bist die Lehrerin gewesen. Deshalb konnte ich lesen, schreiben und bis zwanzig rechnen, bevor ich in der ersten Klasse war.“ „Wir haben ein Genie unter uns!“, rief Tarje aus und verdrehte die Augen. „Und ich habe immer gedacht, du wärst bloß eine Streberin.“ „Klasse!“, freute ich mich. „Könnt ihr die holen, während wir uns um die anderen Sachen kümmern?“ Dana wollte wissen: „Wozu brauchen wir einen Sattelbock?“ „Bei der Aufgabe, die Papa stellt, ist dabei, dass man absatteln, ein bisschen was vom Parcours ohne Sattel bewältigen muss und danach wieder drauf mit dem Teil. Da kann man eine Menge Zeit gutmachen oder eben verlieren. Das muss bei uns im Schlaf sitzen, vor allem, wie wir auf unsere Ponys kommen.“ Norvid und Tarje grinsten sich gegenseitig an. „Darin sind wir eh Profis.“ Der eine ritt grundsätzlich ganz ohne alles, während Norvid lediglich ein Pad für Sola benutzte. Wir fanden einfach keinen Sattel, der bei ihr saß. Unsere dunkelbraune Stute passte jedoch so gut zu ihm; die beiden verstanden sich prima. Gemeinsam begannen wir damit, etwas aufzubauen, was ungefähr beim Turnier drankommen konnte. Ein Labyrinth aus Stangen zu legen, war einfach. Das Holz dafür stammte aus unserem eigenen Wald. Agnetas, Eltjes und Eriks Opa war damals so freundlich gewesen und hatte es für uns bearbeitet. Er war gelernter Schreiner, obwohl er zu gegebener Zeit den Geflügelhof von seinen Eltern übernommen hatte. Die lebten nach wie vor mit bei den Beckers. Manchmal bastelte er noch das eine oder andere Möbelstück, wenn gute Freunde ihn darum baten. Er baute sogar für Sveas und Finjas Familie alles, was die brauchten, wenn sie endgültig bei Maren einzogen. Die beiden durften sich über neue Kleiderschränke und Regale freuen. Sie hatten erzählt, dass es in dem Haus, in dem sie zurzeit wohnten, bloß winzige Zimmer gab. Umso toller würde es, wenn sie den vielen Platz bei Maren für sich alleine haben würden. Jetzt bin ich vom Thema abgeschweift. Die Stangen, die Opa Becker seiner Zeit für uns gemacht hat, haben wir mit viel Begeisterung selber bunt angemalt; und uns gleich mit, was unsere Eltern nicht so gut gefunden haben. Die meisten Kleidungsstücke konnten danach höchstens für Drecksarbeiten angezogen werden. Bis Tomke und Madita zurück waren, hatten wir schon ein bisschen etwas geschafft. Die beiden schauten sich um, und Madita freute sich: „Das wird wieder so super! Ich freue mich auf das Turnier.“ „Und vor allem auf das Buch der Pannen hinterher und die Präsentation“, ergänzte Tarje. „Wer sich in diesem Jahr wohl besonders dämlich anstellt?“ „Pass auf, dass du das nicht bist!“, wies Norvid seinen jüngeren Bruder zurecht. „Du hast da ein gewisses Talent dafür.“ „Na und?“ Tarje zuckte mit den Schultern. „Lachen ist gesund. Wenn ich wirklich dieses Jahr der Depp vom Dienst bin, ist das wie Medizin. Ich erweise ganz Felderbrockhof einen großen Gefallen.“ Ich musste lachen. „So kann man es sehen. Wir müssen ein paar Strohballen aus dem Stall holen.“ Das übernahmen Erik und Eltje sogleich. Eine Stunde später konnte sich unser Werk sehen lassen, fanden wir. „Okay, das probieren wir sofort aus“, forderte ich von den anderen. Die Ponys, welche wir für gewöhnlich ritten, hatten wir an diesem Morgen nicht auf die große Weide und damit in den Wald gelassen. Zusätzlich gab es zwei Koppeln, die direkt hinter dem Stall waren. Sogar die waren großzügiger, als es heutzutage in vielen Reitvereinen der Fall ist. Wir hätten einfach zu viel Zeit benötigt, die Bande zu suchen und einzufangen. Jeder holte sich ein Halfter und legte es seinem Pony an. Ich war jedes Mal begeistert, wie schnell Svea, Finja und Dana gelernt hatten, mit den Tieren umzugehen. Andere brauchten Monate dafür, so weit zu kommen, wie die drei es nach der kurzen Zeit waren. Im Stall wurde geputzt und gesattelt. Als wir zu unserem selbstgebauten Parcours kamen, erklärte Agneta: „Ich zeige euch das einmal. Lotta, lies du mir vor, wie die Aufgaben zu lösen sind!“ Das war typisch für Agneta. Sie war die Älteste von uns allen und vermutlich auch am ehrgeizigsten, wenn man von mir einmal absah. Immerhin war ich mit den Pferden aufgewachsen. Sollte sie ruhig ihre Genugtuung haben. Ich war mir sicher, dass Adelheid, ihr rotbraunes Pony mit der seidigen schwarzen Mähne, dafür sorgen würde, dass wir zum ersten Mal an diesem Tag etwas zu lachen bekamen. Sie war bekannt dafür, manchmal Gespenster zu sehen und ihre Reiter in dem Moment ziemlich zu verladen. Vielleicht war gerade das die Herausforderung, die Agneta beim Reiten haben wollte. Sie hätte mich schließlich jederzeit darum bitten können, ein anderes Pferd reiten zu dürfen. Oder es lag einfach daran, dass Adelheid – nach meiner Cosima natürlich – das hübscheste und nebenbei größte Pony unserer Herde war. Die meisten hatten buschiges Langhaar. Bei Adelheid fiel die Mähne in sanften Wellen lang über ihren Hals und bis über die Schulter. Wenn Agneta sich die Zeit nahm und Lust dazu hatte, konnte sie stundenlang Zöpfe hineinflechten und solche Sachen. Nun schlug ich vor: „Reite die Runde das erste Mal im Trab! So fangen wir alle mit dem Üben an. Galoppieren können wir, wenn wir den Ablauf ein bisschen gelernt haben.“ „Wenn du meinst“, gab Agneta gedehnt zurück. Mir war klar, dass sie vor unseren Neuzugängen zeigen wollte, wie gut sie das alles beherrschte. Also las ich: „Eine Runde außen herum gegen den Uhrzeigersinn.“ Agneta ließ Adelheid antraben. Diesen Teil hätte man wirklich leicht im Galopp machen können. „An Station eins einen Löffel mit Ball aufnehmen und bis zur Ablage transportieren.“ Logisch war, dass das Bällchen nicht herunterfallen durfte. Dieses erste Hindernis meisterten Agneta und Adelheid problemlos. „Durch das Labyrinth“, war die nächste Anweisung. So ging es weiter bis zum Absatteln. Elegant, wie sie es sich angewöhnt hatte, sprang Agneta ab, löste den Gurt und warf den Sattel auf den Bock, den wir extra aus dem Stall geholt hatten. An dieser Stelle wurde es allerdings für uns amüsant. Adelheid schien zu denken, sie wäre für heute fertig. Da wir uns auf einem Grasplatz aufhielten, war sie der Meinung, die Zeit wäre reif für einen kleinen Imbiss. So schnell konnte Agneta nicht reagieren, wie ihr Pony die Nase auf dem Boden hatte. „Halt, nein, nimm die Rübe hoch!“, rief sie und nahm Schwung, um zurück auf Adelheids Rücken zu gelangen. Die machte zwei Schritte zur Seite, und Agneta hing an ihr, verlor sogar das Gleichgewicht und kam statt auf ihren Beinen auf dem Hintern am Boden auf. Norvid grinste so breit, dass man Angst haben musste, seine Lippen könnten reißen, während Tomke trocken kommentierte: „Meine Güte, lasst den Quatsch! Das kostet doch viel zu viel Zeit.“ Man sah Agneta an, wie peinlich es ihr vor Svea, Finja und Dana war, dass sie nicht mehr auf ihr Pferd kam. Barsch wies sie Adelheid an, dass die nun stehen zu bleiben hatte. Da klappte es. Sie trabte an und sollte den bisherigen Parcours in der entgegengesetzten Richtung ein zweites Mal reiten. Als Agneta nach dem Löffel mit dem Ball griff, machte Adelheid einen Satz zur Seite. Auf diese Weise landete nicht nur das imitierte Ei auf dem Boden, sondern auch ihre Reiterin. Tarje erklärte: „Praktisch. So musst du nicht extra absteigen, um den Ball aufzuheben.“ „Mensch Adelheid!“, schimpfte Agneta. Eltje zuckte mit den Schultern. „Lieber macht ihr die Fehler jetzt als beim Turnier.“ „Mach du es erst einmal besser!“, maulte Agneta. Ihre gute Laune war für diesen Tag wohl im Eimer. Sie sattelte Adelheid erneut und stellte sich in unserer Reihe hinten an. An dieser Stelle ließ sie gerne allen anderen den Vortritt.


Für den Inhalt dieser Seite ist der jeweilige Inserent verantwortlich! Missbrauch melden



© 2008 - 2025 suchbuch.de - Leseproben online kostenlos!


ExecutionTime: 2 secs