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Kinderbücher
Buch Leseprobe Wir Reiter vom Felderbrockhof, Martina Sein
Martina Sein

Wir Reiter vom Felderbrockhof


Finja

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Die ersten zehn Tage unseres Urlaubs in Felderbrockhof waren um. Die waren vergangen wie im Flug. Ich konnte mich nicht erinnern, dass die Zeit in Italien, wo wir bisher meistens unsere Ferien verbracht hatten, so gerast wäre. Beim Frühstück war sogar Marens Mann Gunnar dabei. Ansonsten war er unter der Woche meistens nach lediglich einer Tasse Kaffee in seine Firma gefahren. An diesem Tag schien er es seltsamerweise nicht besonders eilig zu haben. Da räusperte er sich und wollte von Svea und mir wissen: „Wann seid ihr mit den anderen Kindern verabredet?“ „Wie das klingt!“, begehrte Maren auf. „Als wenn die Kinder bei uns Geschäftsleute wären und einen Termin ausmachen würden! Die kommen alle ganz von alleine zusammen, sobald sie morgens auf den Höfen geholfen und gefrühstückt haben.“ „In Ordnung“, brummte Gunnar. Nach kurzem Nachdenken hakte er nach: „Und wann ist das in der Regel so?“ Svea stellte fest: „Warum habe ich das Gefühl, dass du uns loswerden willst?“ Entsetzt reagierte Gunnar: „Loswerden? Nein! Niemals! Es ist bloß so, dass Maren und ich etwas mit euren Eltern zu besprechen hätten.“ „Und da fragst du, wann die Kinder gehen.“ Maren schüttelte den Kopf. „Wie wäre es, wenn du dich erst einmal bei unseren Gästen erkundigen würdest, ob die heute Zeit für ein Gespräch haben. Delia und Imko sind nämlich bei uns im Urlaub, falls du das vergessen hast. Sie könnten etwas geplant haben.“ „Ach so, ja, entschuldigt bitte“, stotterte Gunnar ein wenig verlegen herum. Da kam ihm Papi zu Hilfe: „Keine Sorge, wir wollten vielleicht nach Bremerhaven und uns dort ein bisschen umschauen. Mittags schön Essen gehen. Das ist aber alles nichts, was nicht wann anders sein kann.“ „Und einmal steht Helgoland auf dem Plan“, erinnerte Mutti ihn. „Wenigstens da sollen die Kinder mitkommen.“ „Das ist echt schön“, warf Maren ein. „Keine Sorge! Die anderen und die Ponys werden es euch verzeihen, wenn ihr einen Tag nicht mit ihnen losziehen könnt.“ Da Gunnar so drängte, beeilten Svea und ich uns, mit dem Frühstück fertig zu werden. Der Höhepunkt war für mich damals immer die Tasse frische Milch. Die stammte von den Angusrindern, welche die Eltern von Tomke und Madita hielten. Sie gaben nicht so viel Milch wie Kuhrassen, die extra dafür gezüchtet waren. Dafür waren sie für ihr Fleisch bekannt. Dennoch fiel genug Milch für die Bewohner von Felderbrockhof und Felder ab. Die wurde damals vom Milchmann direkt ausgeliefert und nicht erst von einer Molkerei abgeholt, mit der von anderen Höfen vermischt und am Ende in Supermärkten verkauft. Ich liebte diesen cremigen Geschmack, den ich nie zuvor gekostet hatte. Bald darauf standen meine ältere Schwester und ich ein bisschen unschlüssig auf der Straße, die durch Felderbrockhof führte. Wir schauten uns um, ob wir von den anderen jemanden sehen würden. Statt eines Freundes kam uns Olaf, der Hund der Familie Becker, entgegen. „Hey Olaf!“, rief Svea fröhlich. Ich hatte nach wie vor Respekt vor den vielen Hunden in Felderbrockhof. Zu jedem Haus gehörten meistens mehrere. Deshalb war ich sehr dankbar, dass Jasper und Quack – so hießen die beiden von Maren – gemeinsam mit den Schafen tagsüber auf den Deich gingen und dort aufpassten. So hatte ich wenig Kontakt zu den beiden. Diese Vorsicht Hunden gegenüber sollte sich erst legen, als ich das erste Mal in meinem Leben Welpen sah, aber diese Geschichte ist an einer anderen Stelle an der Reihe. Wenn Olaf seinen Hof verließ, war Erik meistens nicht weit. Er war der Jüngste der drei Becker-Geschwister. Bevor er heute jedoch auftauchte, stakste einer der beiden Pfauen auf uns zu, die zu dem Geflügelhof gehörten. Es war das Männchen, das uns sein wunderschönes Rad vorführte. „Immer wieder der Hammer, wie die das können“, staunte Svea. Ich nickte nur. „Meine Güte!“, hörten wir da Maditas Stimme hinter uns. „Kaum plustert der Pfau sich auf, seid ihr beiden hin und weg oder wie?“ „Moin“, grüßte Svea, während ich unserer Freundin winkte. Madita erklärte uns: „Ich wollte gerade zu euch rüber. Wie es aussieht, kriegen wir nämlich das nächste Kalb. Ihr wolltet doch so gerne dabei sein.“ „Oh“, machte Svea und bekam kugelrunde Augen. „Total gern, wenn das geht.“ „Also los!“ Wir folgten Madita zu ihrem Hof. Der lag von Maren aus gesehen links gegenüber. Die Fassaden im ganzen Dorf waren rot verklinkert. Überhaupt sahen sich die Gebäude alle sehr ähnlich. Teilweise war kaum zu unterscheiden, ob es sich um ein Wohnhaus oder einen Stall handelte. Allerdings kamen wir in einen leeren Stall. Lediglich der Stier, der den Bartelsens gehörte, war in seinem Verschlag, der einen Ausgang zu einer eigenen Weide hatte. Überall standen Warnschilder, dass es sich um einen Bullen handelte und niemand die Einfriedung betreten durfte. Das war schlichtweg gefährlich. Zu der Zeit, in der unsere Geschichte spielt, war die künstliche Besamung durch den Tierarzt nicht sonderlich weit verbreitet. „Aber wo ist denn die Kuh, die ihr Kalb bekommt?“, wollte ich von Madita wissen. „Auf der Weide“, antwortete die Freundin. „Wo sonst?“ Svea hakte an meiner Stelle nach: „Lasst ihr die dafür nicht im Stall?“ Lachend schüttelte Madita den Kopf. „Wozu? In der freien Wildbahn werden die Kälber auch in der Herde geboren. Unsere Rinder kennen das nicht anders; es sei denn, sie sind eh gerade drinnen. Kommt mit!“ Wir mussten ein Stückchen gehen, da die Kühe im Moment abseits vom Dorf weideten. Sobald die Koppel in Sicht kam, entdeckten wir eine rabenschwarze Kuh, die am Boden lag. Die anderen nahmen keine große Notiz von ihr und fraßen ringsum ihr Gras. Wir gingen langsam näher. Tatsächlich war unter dem Kuhschwanz etwas Rundes zu erkennen. Das war die Schnauze des Kälbchens. Stetig drückte das Muttertier ihr Junges nach draußen. Plötzlich war da der ganze Kopf. Es trug ebenso wie fast alle Tiere bei den Bartelsens kein Abzeichen. Plötzlich versuchte die Kuh aufzustehen. Ich erschrak. Es sah sehr mühsam aus. Von vorne hätte man glauben können, sie wäre verletzt oder etwas in der Art. In dem Moment, in dem sie die Hinterbeine streckte, rutschte ihr Kalb vollends heraus. Keine Sekunde lag es still. Die kleinen Klauen zerrissen die Hülle, in der es die letzten Monate gelegen hatte. Schon war die Mutter heran und begann damit, ihr Neugeborenes abzuschlecken. „Das ist der Wahnsinn!“, flüsterte Svea aufgeregt. „Woher weiß sie, was sie tun muss?“ Madita verdrehte die Augen. „Ich dachte, ihr kommt vom Land. Habt ihr nie gehört, dass Tiere einfach einen angeborenen Instinkt haben? Die wissen automatisch, wie das geht.“ Das Kleine hob seinen Kopf und schaute seiner Mutter zu. Da unternahm es bereits die ersten Versuche, auf die Beine zu kommen. „Du kriegst die Tür nicht zu!“, entfuhr es mir. „Mutti erzählt immer, wie lange wir gebraucht haben, um das Laufen zu lernen. Und so ein Tier steht einfach auf.“ „Wie sollten die sonst überleben können? Stell dir vor, ein Raubtier greift die Herde in einer halben Stunde an oder so. Da muss ein Kalb mit fliehen können. Sonst hat es keine Chance und die Mutter genauso wenig.“ Svea stimmte zu: „Das haben wir in Bio durchgenommen. Trotzdem glaube ich es kaum. Schaut nur! Es steht tatsächlich. Und wie es nach dem Euter sucht!“ In der Tat stakste das neugeborene Rind ein bisschen unsicher an seiner Mutter entlang, die wohl der Meinung war, Po und Hinterbeine des Nachwuchses ebenfalls trockenlecken zu müssen. Während sie damit beschäftigt war, fand das Kleine, wonach es suchte und schnappte nach einer der vier Zitzen. „Na?“, fragte Madita und schaute uns erwartungsvoll an. „Ist es so, wie ihr es euch gedacht habt?“ „Noch überwältigender“, hauchte Svea. „Einfach toll, wie sie das alleine gemacht hat.“ Langsam kamen die ersten Tiere der Herde heran, um an dem neuen Mitglied in ihrer Mitte zu schnuppern und es zu begrüßen. „So viele Tanten!“, schoss es mir durch den Kopf. Vom Hof näherten sich Tomke, Maditas ältere Schwester, und ihre Eltern. „Ach, es ist ja schon da“, stellte Herr Bartelsen fest. „Sehr gut. Na, bei der geht es jedes Mal schnell.“ Maditas und Tomkes Mutter schaute uns an. „Ihr beiden seht aus, als hättet ihr ein Wunder erlebt.“ „Irgendwie ist es das auch“, entgegnete Svea. „Ich weiß, dass es bei euch ganz normal ist und ständig passiert, aber wir waren noch nie bei einer Geburt dabei. So richtig habe ich mir das einfach nicht vorstellen können.“ „Ihr gewöhnt euch mit der Zeit daran“, meinte Frau Bartelsen lachend. Ihr Mann ging auf das Neugeborene zu. „Wollen doch mal sehen, was wir da haben. Oh, ein kleiner Stier. Du bist aber ein schönes, kräftiges Kerlchen. Ja, sauf ordentlich bei deiner Mama, dass du bald groß und stark wirst.“ Frau Bartelsen hatte einen Eimer und einen Schemel dabei. Erstaunt wollte Svea wissen, was es damit auf sich hatte. Das erklärte uns Tomke: „Ganz einfach. Wenn wir ein Kalb haben, melken wir die erste Milch ab und frieren sie ein. Es kommt immer mal vor, das was schiefgeht. Dann brauchen wir die.“ „Und wir kriegen sie zu trinken, wenn wir krank sind“, ergänzte Madita. Bereitwillig fuhr Frau Bartelsen fort: „Die Biestmilch, wie das heißt, ist etwas ganz Besonderes. Die Kälber bekommen da alles mit, damit sie nicht krank werden. Für gewöhnlich haben die Kühe mehr, als die Kleinen brauchen.“ Zu unserem größten Erstaunen war die Milch, welche Frau Bartelsen per Hand molk, nicht weiß, sondern gelb wie Vanillesoße. So war sie nicht mit der normalen zu verwechseln, dachte ich bei mir. „Na kommt!“, forderte Frau Bartelsen uns auf. „Lassen wir die Herde allein! Die müssen sich jetzt kennenlernen.“ Nur zögernd folgten Svea und ich der Familie zurück zum Hof. Dort erklärte Tomke: „Wenn ihr uns nicht mehr braucht, ziehen wir eh los. Ist das in Ordnung?“ „Bis Mittag!“, verabschiedete Frau Bartelsen sich von ihren Töchtern. Gemeinsam traten wir den Weg zur Windmühle an. Wie fast immer trafen wir Lotta im Stall an. Sie war noch mit dem Misten von der Nacht beschäftigt. „Habt ihr schon gehört?“, empfing sie uns. „Wir sind heute Nachmittag für die Obst- und Gemüseernte verplant. Dabei hilft ganz Felderbrockhof zusammen.“ „Ob unsere Eltern da wohl auch mitmachen?“, dachte Svea laut nach. „Vielleicht ist es das, was Maren und Gunnar mit den beiden besprechen wollten. Ob sie im Urlaub bereit sind, bei solchen Sachen ein bisschen mit anzupacken.“ Ich wandte ein: „Aber warum ist das dann von Gunnar ausgegangen? Der hält sich aus dem Hof heraus, dachte ich.“ Svea zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wollte er Maren einen Gefallen tun, dass er einfach beim Reden mit dabei ist.“ Daraufhin lachte Lotta auf: „Nee, das könnt ihr bei Gunnar vergessen. Dem geht seine Firma über alles. Wenn er bereit ist, später zur Arbeit zu fahren, muss es definitiv etwas viel Wichtigeres sein, als die Ernte und der Markt.“ „Welcher Markt?“, hakte ich neugierig nach. „Je nachdem, wann wir zum Ernten kommen, gehen wir auf den Wochenmarkt und verkaufen dort“, klärte Lotta uns auf. „Das ist einer der Hauptgründe, warum wir neben der Landschaftsgärtnerei Schnittblumen haben. Die gehen da echt gut. Die Leute kaufen für ihre Essen ein und nehmen einen Strauß mit, den sie auf den Tisch stellen, dass es schöner aussieht und besser schmeckt.“ Selbst nach zehn Tagen in Felderbrockhof staunten wir ein weiteres Mal, wie anders wir doch zu Hause lebten. Dennoch gab mir Lottas Kommentar zu denken. Was konnten Gunnar und Maren mit Mutti und Papi besprochen haben? Insgeheim hofften Svea und ich sehr darauf, im nächsten Jahr erneut zu Besuch nach Felderbrockhof kommen zu können. Am liebsten würden wir unsere Ferien verlängern, aber unser Vater hatte nur drei Wochen Urlaub. Wir sollten bald erfahren, worum es gegangen war, aber zunächst wurden die Ponys von der kleinen Koppel geholt und für einen Ritt fertiggemacht. Nach und nach trudelten auch Norvid und sein Bruder Tarje sowie Erik mit seinen älteren Schwestern Agneta und Eltje ein. Sie hatten – wie meistens seit unserem ersten großen Abenteuer – Dana im Schlepptau.


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