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Kinderbücher
Buch Leseprobe Schloss Ahrenberg, Martina Sein
Martina Sein

Schloss Ahrenberg


Wir erben echt ein Schloss?

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es gegen halb acht. Ich wusste sofort, wo ich war. Nach unserem Umzug nach Frankreich hatte ich das Gefühl gehabt, mich wochenlang nicht zurechtzufinden. Hier war es ganz anders. Obwohl es meine erste Nacht auf Schloss Ahrenberg war, hatte ich das Gefühl, bereits unzählige erlebt zu haben. Leise stand ich auf. Meine Eltern waren bestimmt noch nicht wach. Papa hatte durch seinen Schichtdienst gelernt zu schlafen, wann immer er Zeit dazu fand. Mama arbeitete gerne bis spät in die Nacht und verbrachte dafür den halben Vormittag im Bett. Ich beschloss, die Umgebung des Schlosses auf eigene Faust zu erkunden. Auf dem Esstisch lag der Schlüsselbund. Mama hatte ihn dort gelassen, nachdem sie den Haupteingang wieder abgesperrt hatte. Seltsamerweise zog es mich in die andere Richtung. Gestern war mir eine schmale Treppe aufgefallen, die nach hinten führte. Vielleicht gab es dort eine Art Nebeneingang. Die Stufen waren ausgetreten. Ich musste aufpassen, nicht zu stolpern, aber mein Spürsinn hatte mich nicht getäuscht. Plötzlich stand ich vor einer schmalen Tür. Natürlich war sie verschlossen. Ich schaute auf die Schlüssel in meiner Hand und überlegte, welcher wohl passen würde. Beim dritten Versuch hatte ich Glück, und das Schloss drehte sich. Die Tür ließ sich jedoch nicht öffnen. Ich wollte schon enttäuscht umkehren, als mir der Gedanke kam, dass sie vielleicht bloß klemmte. Mit einem Ruck gab das Holz nach, und die Morgensonne schien mir direkt ins Gesicht. Das musste also die Ostseite der Burg sein. Ich stand oben an einer weiteren Treppe. Die Stufen waren aus Naturstein in den Hang gebaut. Durch die Ritzen drängte das Unkraut heraus. Auch in diesem Bereich war das Gras lange nicht gemäht worden und wucherte nur so. Meine Neugier trieb mich weiter. Am Fuße der Treppe stieß ich auf einen Weg. Zumindest war es wohl einmal einer gewesen. Daraus war im Laufe der Zeit eine Art Trampelpfad geworden. Ich folgte ihm. Es ging weiter bergab. Als ich um die erste Kurve kam, stockte mir der Atem. Ich schien die alten Ställe gefunden zu haben. Sie lagen direkt vor mir. Da konnte ich nicht anders, als meine Schritte zu beschleunigen. Warum hatte ich es so eilig, zu einem alten, leeren Stall zu kommen? Die Tür war lediglich angelehnt. Langsam schob ich sie einen Spalt auf und trat ein. Da hörte ich Geräusche - von Pferden! Mit einem Ruck öffnete ich die Tür ganz. Zwei Pferdeköpfe, die genauso überrascht aussahen wie ich, blickten mich an. „Was machst du hier? Raus! Das ist Privatbesitz!“, schimpfte eine alte Frau, die mein Kommen ebenfalls bemerkt hatte. „Wer sind Sie denn?“, fragte ich wenig geistreich. „Das geht dich nichts an. Verschwinde!“, schimpfte die Frau. So leicht ließ ich mich nicht einschüchtern. Ich nahm all meinen Mut zusammen und erklärte: „Meine Mutter hat das Schloss da oben geerbt. Wir haben in der alten Wohnung von Edith übernachtet.“ „Deine Mutter?“, fragte die Frau jetzt etwas weniger heftig und feindselig. Ich nickte. „Frau Edith hatte keine Kinder mehr“, sagte sie. „Edith war die Tante meiner Mutter“, fuhr ich fort. „Wie kommt es, dass in diesem Stall Pferde sind? Wir dachten, das wäre längst vorbei.“ „Hat man deiner Mutter nichts von dem Schloss erzählt?“, wollte die Frau nun wissen. Sie stellte die Heugabel, die sie wie in Abwehrhaltung in der Hand gehalten hatte, vor sich ab und lehnte sich darauf. Ich schüttelte den Kopf. „Bis vor einem Jahr hat Frau Edith Reitunterricht gegeben und in den Ferien immer ein paar Kinder dagehabt“, erzählte die Frau. „Das ist mir neu“, stammelte ich. „Darf ich mich mal umsehen?“ „Wie heißt deine Mutter mit Mädchennamen?“, fragte die Frau. Ihr Misstrauen schien erneut aufgeflammt zu sein. „Meine Oma hat natürlich den Namen von Opa bei der Hochzeit angenommen“, antwortete ich. „Sie hat früher Ahrenberg geheißen.“ „Das ist nicht schwer zu erraten, bei dem Namen des Schlosses. Wie hieß sie mit Vornamen?“ „Meine Oma war die Schwester von Tante Edith und sie heißt Vroni, ich meine Veronika, aber alle nennen sie Vroni“, plapperte ich. „Na gut“, gab die Frau nach. „Du kannst dir die Pferde ansehen, aber dann möchte ich mit deiner Mutter sprechen.“ Wieder nickte ich und betrat endlich so richtig den Stall. Ich hatte nach wie vor in der offenen Tür gestanden. Was mir über die Boxentüren entgegenblickte, waren sowohl kleine als auch große Pferde. „Was sind das für Rassen?“, fragte ich. „Kennst du dich mit Pferden aus?“, antwortete die Frau, deren Namen ich immer noch nicht wusste. „Ich nehme seit Jahren Reitunterricht, aber eigentlich will ich viel lieber ausreiten. Das bieten sie dort, wo wir wohnen, nicht an“, erklärte ich und wurde ein bisschen traurig. „Wir haben bloß noch drei Deutsche Reitponys und zwei Warmblüter - einen Trakehner und einen Holsteiner“, erklärte die Frau. „Früher waren es mehr Pferde. Als die Kräfte von Frau Edith nachließen, wurden es immer weniger. Immer wenn eines gestorben ist, wurde kein neues gekauft.“ Ich ging das kurze Stück der Stallgasse entlang, das besetzt war. Der Stall sah tatsächlich etwas renovierungsbedürftig aus. An einigen Boxen war ein Brett lose, der Putz bröckelte von den Wänden und es schien kaum eine Stelle zu geben, an der sich nicht Spinnen mit ihren Netzen häuslich niedergelassen hatten. Ein Pferd - der Größe nach musste es ein Reitpony sein - kam näher und streckte mir den Kopf entgegen, obwohl es gerade erst sein Heu bekommen zu haben schien. „Goliath mag dich wohl“, stellte die Pferdepflegerin oder was auch immer sie war, fest. „Hallo Goliath“, sagte ich und streckte dem Fuchs meine Hand entgegen. „Du bist bestimmt ein ganz lieber Kerl, oder? Vielleicht darf ich bald mal auf dir reiten. Das wäre toll.“ „Die Gegend bietet sich an. Nur die Anlage ist in die Jahre gekommen und verfällt langsam“, seufzte die Frau. „Ich allein kann das nicht am Laufen halten. Ich muss die Tiere füttern und ausmisten. Allein das geht an manchen Tagen über meine Kräfte.“ „Ich bin mir sicher, dass meine Mutter eine Lösung weiß. Sie hat mir erzählt, dass sie als Kind oft in den Ferien hier war und viel geritten ist“, berichtete ich. „Wissen Sie was? Ich gehe jetzt zurück zum Schloss und wecke meine Eltern. Wenn wir gefrühstückt haben, kommen sie mit. Dann können Sie selbst mit Mama reden.“ „Mach das, Kind!“ „Doreen“, gab ich zurück. „Ich heiße Doreen.“ „Ich bin die alte Senta“, antwortete die Frau. „Bereite deine Mutter schonend darauf vor, dass es nicht so aussehen wird, wie es sollte. Es tut mir sehr leid, aber ich tu, was ich kann.“ Ich nickte Senta ein letztes Mal zu und verließ den Stall. So schnell mich meine Beine tragen konnten, rannte ich zum Schloss. Dort erwartete mich die nächste Überraschung des Tages: In der Küche war Oma damit beschäftigt, das Frühstück vorzubereiten. „Guten Morgen, Doreen“, sagte sie lächelnd. „Danke, dass du mir die Seitentür offen gelassen hast. Das warst also du.“


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