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Kinderbücher
Buch Leseprobe Die Märchenmühle, Angelika Pauly
Angelika Pauly

Die Märchenmühle



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Der kleine Büchergeist In einem sehr alten Märchenbuch lebte einmal ein kleiner Geist. Genau zwischen den Seiten 142 und 143 hatte er es sich gemütlich eingerichtet, links und rechts ein wenig von den Seiten geknabbert, damit er mehr Platz hatte, und verschlief fast den ganzen Tag. Die Größe von Geistern richtet sich nach dem Raum, in dem sie leben. So findet man im Meer wahre Ungeheuer von ihnen und in riesigen Höhlen ebenfalls riesige Exemplare, welche einen ausgewachsenen Menschen leicht auf ihre Schulter nehmen und bis ans Ende der Welt tragen können. Unser Geist aber lebte zwischen zwei Buchseiten und war daher sehr klein. Er reckte und streckte sich, versuchte die Blätter auseinander zu drücken, aber vergeblich, ihm fehlte die Kraft dazu. Zu gerne einmal hätte er frische Luft geschnuppert oder sich ein wenig die Beine vertreten, aber er kam aus dem alten Buch nicht heraus. Das Märchenbuch stand in einem Regal in einer Bibliothek. Neben ihm fand man neue und moderne Geschichtenbücher, die von Monstern und Außerirdischen erzählten, und so nahm es keines der Kinder, die Lesestoff suchten, in die Hand. An einem Tag geschah es, dass ein Mensch gegen das Regal stieß und das Buch mit dem kleinen Geist wackelte und auf den Boden fiel. „Nun werde ich befreit!“, jubelte er, doch der ordentliche Besucher der Bücherei hob den Märchenband auf und stellte ihn wieder zurück in die Reihe. Vor lauter Verlangen nach der Welt da draußen konnte der kleine Buchbewohner bald nachts nicht mehr schlafen. Ihm kam der Gedanke, ob er vielleicht nicht allein wäre und klopfte, wenn alle Besucher den Saal verlassen hatten und die Bibliothekare das große Deckenlicht gelöscht hatten, dreimal gegen die Papierwände seinen Zuhauses: Klopf, klopf, klopf ! Und noch einmal: Klopf, klopf, klopf ! Dann spitzte er die Ohren und lauschte, doch kein Zeichen kam zurück, er war wirklich allein. Traurig fiel er in einen traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde er durch eine laute Stimme geweckt: „So geht das nicht, diese alten Bücher verunstalten ja den ganzen Saal“, hörte er den Leiter der Bibliothek rufen, „Herr Möbius, Sie bringen sie sofort in den Keller!“, und der Bibliothekar klopfte gegen die alten Schätze und auch gegen das Buch, in dem der kleine Geist hockte. Herr Möbius folgte sogleich und schaffte zusammen mit seinem Lehrling die altertümlichen und bald auseinanderfallenden Kinder- und Märchenbücher in das unterste Stockwerk. Unser kleiner Geist war hellwach, hielt sich bei dem Transport an den großen Buchstaben seiner Seiten fest und hoffte, ja betete, sein Buch würde aufgeschlagen werden. Doch die Angestellten stapelten und schichteten nur die Bücher aufeinander und dachten nicht daran, einmal hineinzusehen. Nun war er also im Keller gelandet. Hier war es kalt und muffig und ein undichtes Heizungsrohr ließ braunes Wasser auf den Pappumschlag seiner Heimat tropfen. Tropf, tropf, tropf ... So ging es tagelang, wochenlang, monatelang – bis der Deckel ganz durchweicht war. Er zerfiel, bot den Seiten keinen Schutz mehr, diese wellten sich unter der Feuchtigkeit und der kleine Geist sah das fahle Licht der alten Glühlampe, die an der Kellerdecke hing. Ein wenig noch musste er mit seinen eigenen Kräften nachhelfen, sich gegen die Seiten 142 und 143 stemmen und er war frei. „Juchhu!“, jubelte er, sprang aus dem Buch hinunter auf den Boden und lief aufgeregt zur Türe, die zum Glück weit offen stand. Die Treppe hinauf und raus aus dem Gebäude, endlich frische Luft, Sonnenlicht, Wind und ... ja, Regen, denn es regnete in Strömen. Der kleine Geist wurde sofort pitschepatschenass, nieste, schniefte und hustete schließlich, fror und jammerte. Nein, das war keine Welt für ihn, er sehnte sich nach der Geborgenheit seines Märchenbuches zurück. Als der Regen gar in Schnee überging und ihm eine große Schneeflocke mit einem „Plingpling“ direkt auf den Kopf fiel, machte er kehrt, lief zur Bibliothek zurück, kletterte kurzerhand durchs Kellerfenster und landete auch glücklich im Raum für alte und ausgemusterte Bücher und sah sich suchend um. „Komm hierher!“, rief da ein Stimmchen. Es gehörte einem Bücherwurm, der fröhlich aus einem Kinderbuch hervorschaute. Der kleine Geist folgte der freundlichen Einladung, schlüpfte durch das Loch, welches der Wurm gebohrt hatte, zog zwei Seiten wie eine Wolldecke über sich zusammen und schlief selig ein. Er träumte von einem kleinen Mädchen oder Jungen, welches das Buch entdecken und mit nach Hause nehmen würde, und davon, dass er fortan in einem hübschen Kinderzimmer wohnen dürfte. Ob sein Traum in Erfüllung gegangen ist? Was meint ihr?

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