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> Kinderbücher > Die Biedermanns und ihre Pferde
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Kinderbücher
Buch Leseprobe Die Biedermanns und ihre Pferde, Martina Sein
Martina Sein

Die Biedermanns und ihre Pferde


Auf der Neugeborenenstation

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Es war der erste richtige Frühlingstag. Seit Wochen, ja eigentlich sogar seit Monaten herrschte höchstens für zwei Tage am Stück trockenes Wetter vor, wobei es dann meistens dennoch kalt, windig oder zumindest bedeckt gewesen war. Die Koppeln der Biedermanns sahen aus, als hätte darauf die Weltmeisterschaft im Schlammcatchen stattgefunden, aber nicht, dass hier in absehbarer Zeit Pferde friedlich grasen konnten. Diesen Samstagnachmittag genoss Sandra ausnahmsweise nicht auf dem Rücken eines ihrer geliebten Pferde, sondern im Garten bei ihrer Tante Corinne. Deren Tochter Yvonne hatte es sich gemeinsam mit ihr und einer Cola auf den Liegen bequem gemacht. „Herrlich!“, seufzte Yvonne. „Endlich mal richtig faulenzen.“ Ausnahmsweise stimmte Sandra ihr zu. „Ja, die Pferde sind alle bewegt – zumindest soweit es uns beide betrifft – das Wetter ist herrlich und über die Schule müssen wir uns auch erst übermorgen wieder Gedanken machen. So kann man es doch wirklich einmal aushalten. Ist noch was von den leckeren Keksen da?“ Yvonne griff blind neben sich, doch auf dem Teller, der hier im Gras stand, welches sich vom Winter noch nicht erholt hatte, ertastete sie nur ein paar einsame Krümel. „Hier nicht.“ „Und drinnen?“ „Du verlangst jetzt nicht wirklich von mir, dass ich aufstehe und nachschaue, oder?“ „Na schön, diesmal gehe ich.“ Sandra wollte sich eigentlich gleich aufsetzen, aber irgendwie schien ihr der eigene Körper nicht so richtig gehorchen zu wollen. Nach etwa einer Minute stellte Yvonne fest: „Du wolltest Keksnachschub besorgen. Meine Cola ist übrigens auch leer. Da steht noch fast ein ganzer Kasten in der Speisekammer.“ „Mein Gehirn versucht gerade, den Befehl an meinen Körper weiterzuleiten“, gestand Sandra. „Irgendwie ist da gerade kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Da kam Conchita aus dem Haus. „Ihr seid faul“, stellte sie fest. „Stimmt“, gab Yvonne unumwunden zu. „Weißt du, in unserem Alter darf man das hin und wieder. Connie, magst du uns einen riesengroßen Gefallen tun?“ „Welchen denn?“ Die kleine Latina, welche als Pflegekind zu den Danningers gekommen war, legte den Kopf schief und schaute ihre ältere Schwester gespannt an. „Wir hätten so gerne noch ein paar Kekse und jede eine frische Cola“, orderte Yvonne nun. Conchita stemmte die Hände in die Hüften und polterte los: „Ich bin doch nicht eure Bedienung!“ „Wo hat sie das denn her?“, wollte Sandra wissen. „Mama“, erklärte Yvonne. „Ihr war das hier alles zu viel, als sie auch noch über den Frühlingsputz gegangen ist. Da hat sie Papa, Connie und mir einmal ordentlich die Meinung gesagt, von wegen, wir könnten ruhig auch mal was selber machen.“ „Wo sie recht hat …“ Nun versuchte Sandra es. „Connie, du sollst uns nicht bedienen, aber ich bin sicher, dass Yvonne die nächste Reitstunde ein bisschen länger macht, wenn du uns jetzt verpflegst.“ Das zog bei Conchita. Sie liebte es, wenn sie an der Longe auf dem Welsh Cob Daisy reiten durfte. Eigentlich gehörte die Stute Sandras älterem Bruder Josef. Der war allerdings zum Studium zur Bundeswehr nach Warendorf gegangen. Dort hatte er gerade seine Grundausbildung absolviert. Nun konnte er Studium und Reiten miteinander verbinden und sah auch einmal etwas anderes als den eigenen Stall. Außerdem war er eh längst zu groß für Daisy geworden. Daher stand sie Yvonne uneingeschränkt zur Verfügung. So schnell konnte man nun gar nicht gucken, wie Conchita sich die leeren Teller und Gläser schnappte und damit in Richtung Haus rannte. Yvonne knurrte: „Die Reitstunde kannst du geben.“ „Ach was!“, winkte Sandra ab. „Du machst das so toll. Dann hängst du halt mal fünf Minuten dran. Was ist schon dabei? Oder du leihst dir Galaxy aus und nimmst Daisy mit Connie als Handpferd. Was meinst du, wie die Kleine sich über einen Ausritt freuen würde.“ „Wir sollen Galaxy nicht mehr reiten“, warf Yvonne da ein. „Ina ist der Meinung, dass das Fohlen früher kommt, weil Galaxy so extrem zugelegt hat. Vier Wochen vor der Geburt soll man die Stuten ja dann eh nicht mehr reiten.“ Sandra schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Unglaublich, wie die Zeit verfliegt. Stimmt ja, dass Galaxy jetzt bald fohlen soll. Ich bin so gespannt. Sie ist ja nicht die Einzige, die das erste bekommt. Bei Brigade und Donna Luisa ist es das Gleiche. Das werden ein paar aufregende Wochen, bis der Nachwuchs wieder komplett ist.“ „Geht mir ähnlich“, erwiderte Yvonne. „Mama will ja ein etwas kleineres Pferd mit einem ausgeglichenerem Charakter, als ihn die meisten Warmblüter haben. Hoffentlich hat das bei der Kreuzung funktioniert.“ „Sie hat Galaxy doch von einem Haflinger decken lassen, oder?“ Yvonne nickte, was Sandra jedoch nicht sehen konnte, weil die am strahlend blauen Himmel nach Wölkchen suchte, wo gar keine waren. „Ja, auf dem Landgestüt hatten sie ein paar tolle Hengste im Angebot. Mama hat sich extra schlau gemacht, welcher vor allem solche Eigenschaften vererbt, wie wir sie haben möchten. Hoffentlich geht der Plan auf. Irgendetwas Durchgeknalltes wollten wir nicht gerade haben.“ „Wer schon?“ Sandra kicherte. Sie dachte an den eigenen Hengst der Biedermanns. Danny Boy war einst Mamas erfolgreichstes Dressurpferd gewesen. Er war mit so mancher Goldmedaille bei Championaten behängt worden. Sein Talent war außergewöhnlich. Dummerweise hatte er sich auch nur vom Mama reiten lassen. Dazu war er nun eh zu alt. Allein seine Koppel betreten durften nur wenige Menschen. Da war der große Schimmel absolut eigen. Daher warf Sandra ein: „Wie gut nur, dass Danny Boy nicht der Vater sein kann.“ „Der fehlt noch! Galaxy hat schon genug Power. Ich fürchte, wenn du die mit einem wie Danny Boy paarst, dann kommt eine Rakete raus.“ Yvonne drehte sich auf die Seite, um sehen zu können, wann Conchita mit der Verpflegung auftauchte. Auch sie hatte durchaus in ihrem Magen noch Platz für den einen oder anderen Keks. Da kam Conchita auch schon eifrig angelaufen. „Cori hat mir alles für euch gegeben.“ Stolz präsentierte sie ein kleines Tablett, auf dem die beiden gefüllten Gläser sowie der Teller mit den Keksen standen. Nun kam doch Bewegung in die beiden Mädchen. Sie hatten nämlich Angst, Conchita könnte ihre wertvolle Last auf den letzten Metern noch fallen lassen. Daher nahmen sie ihr das Tablett ab und stellten es zwischen sich auf den Boden. „Danke Connie, du hast echt was gut bei Yvonne“, freute Sandra sich. Yvonne zog die Augenbrauen nach oben. „Warum denn nur bei mir?“ „Weil ich mir das jetzt so ausgedacht habe.“ Sandra grinste ihre Cousine breit an. Als die beiden Mädchen sich noch einmal gestärkt hatten, beschlossen sie, dass sie nun genug gefaulenzt hatten. Sie wollten Uri einen Besuch abstatten. Die alte Frau, die mit riesigen Schritten auf ihren hundertsten Geburtstag zuging, lebte in einem betreuten Wohnen ganz in der Nähe. Eigentlich hatte Uri nach der langen Zeit mit dem schlechten Wetter jetzt wieder anfangen wollen, ihren täglichen Spaziergang mithilfe ihres Rollators zu machen. Dann hatte sie aber vor zwei Wochen eine Erkältung erwischt, von der sie sich noch nicht so richtig erholt hatte. Sandra und Yvonne ließen sich Zeit. Sie schlenderten ganz gemütlich zu der Anlage, in der auch Uris Wohnung untergebracht war. Die alte Frau freute sich sehr, als ihre beiden Urenkelinnen vor der Türe standen. „Das ist lieb von euch, dass ihr mich besuchen kommt. Mögt ihr einen Kuchen? Ich habe gestern ausprobiert, ob Backen wieder geht. Meinen Nusskuchen habt ihr schließlich noch nie verschmäht. Den Rest gebe ich euch nachher mit.“ „Die paar Kekse vorhin haben ja nicht wirklich satt gemacht“, stellte Sandra fest. „Und dein Nusskuchen geht wirklich immer, Uri.“ Zielsicher ging sie an den Hängeschrank, in welchem Uri ihre Teller aufbewahrte und deckte den Tisch auf der kleinen Terrasse, welche zu der Wohnung gehörte. „Was gibt es Neues bei euch?“, wollte Uri wissen. „Eigentlich nicht viel“, gestand Sandra. „Wir haben uns vorhin darüber unterhalten, dass bald die ersten Fohlen kommen. Wie das von Galaxy wohl aussehen wird?“ Uri lachte. Einst hatte sie den Reitstall zusammen mit ihrem Mann geführt. Dann hatten die beiden den Betrieb an Opa übergeben und der wiederum bereits vor Jahren an Mama und Papa. Sie hatte also auch immer mit Pferden zu tun gehabt und wusste, wie sehr man dem ersten Fohlen einer Stute entgegenfieberte. „Spätestens in ein paar Wochen werdet ihr es wissen“, meinte sie lachend. „Ich bin sicher, dass es ein Traumpferd werden wird.“ Nach einer Stunde verabschiedeten die Mädchen sich wieder. Der Weg zum Hof führte eh am Bungalow vorbei, wo Yvonne wohnte. Dort verabschiedete Sandra sich und ging die letzten Minuten alleine weiter. Auf dem Parkplatz saß Minka, Sandras Katze. Es war beinahe, als würde sie auf ihr Frauchen warten. Sandra wollte sich gerade bücken und Minka streicheln, als diese schrecklich zu maunzen anfing und über die Zufahrt davonlief. „Minka, was hast du denn?“, fragte Sandra, ging ihrer Katze jedoch hinterher. So hatte die sich ja noch nie benommen. Es kam ihr beinahe so vor, als wollte Minka ihr etwas zeigen. Tatsächlich sprang die Katze immer ein Stück weit und wartete dann auf Sandra. Es ging vorbei an der alten Halle und dem Springplatz, den Außenboxen, bei Felix, dem Hufschmied, und dem Sandplatz. Minka hielt direkt auf den Offenstall zu, in welchem auch Sandras eigene Pferde Momo und Gina untergebracht waren. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Daher wurde sie nun auch schneller. Ganz automatisch suchten Sandras Augen das Welsh Cob und die Rotfuchsstute. Sie standen am Rand des Paddocks und schienen zu dösen. Auffällig war an ihnen nichts. Minka schlug allerdings auch nicht den Weg zu den beiden Pferden ein, sondern hielt direkt auf die Hundehütte zu, die sich neben einem der Unterstände befand. Hier lebte Schlappi, Sandras Beagle. Den hatte sie zusammen mit Gina bekommen, weil die beiden unzertrennlich waren. Selbst nach anderthalb Jahren, welche die Tiere nun bereits auf dem Hof der Biedermanns lebten, konnte man mit Schlappi nicht einmal Gassi gehen, ohne dass Gina dabei war. Sie war einfach nicht von der Stute wegzubekommen. Ging Sandra auf einen Reitplatz oder in eine der Hallen, legte sich der Hund immer brav in einer Ecke hin und beobachtete ihre große Freundin. Aus der Hütte schaute nur der Hundeschwanz heraus. Das allein war schon seltsam. Normalerweise war Schlappi immer in Lauerstellung. Vorsichtig klappte Sandra das Dach hoch. Auf diese Weise reinigte sie täglich die Katzentoilette, die sie hier stehen hatte, damit Schlappi nicht auf den Paddock oder die Weiden machte. Für Pferde ist Hundekot nämlich hochgradig gesundheitsgefährdend. Sandra stockte der Atem. Schlappi lag da und hechelte stark. In diesem Ausmaß hatte Sandra das selbst nach einem scharfen Ritt, bei dem der Beagle sie begleitet hatte, noch nie erlebt. Außerdem winselte die Hündin. „Tut dir was weh, mein Schatz?“, fragte Sandra und streichelte vorsichtig den Tierkörper. Dabei bemerkte sie, dass der Bauch aufgebläht war. Hier stimmte etwas nicht, und Sandra sagte ihr Gefühl, dass es sich um keine Kleinigkeit handelte. Kurzerhand griff sie nach dem Hund, hob ihn hoch und trug ihn zum Stall. Hoffentlich fand sie schnell einen Erwachsenen, der wusste, was jetzt zu tun war. Bei den Notboxen des Offenstalls war niemand. Sandra drückte Schlappi an sich und rannte weiter. Normalerweise war doch ständig jemand auf dem Reitplatz oder so. Warum lag ausgerechnet heute die ganze Anlage wie ausgestorben da? Im Hauptstall hörte Sandra endlich Stimmen, als sie sich den Putzständen neben dem Tor zur Reithalle näherte. Da waren Mama und Opa zusammen mit einem von Mamas Problemkindern. Sie nahm immer wieder verdorbene Pferde auf, um sie zu korrigieren, wenn ihre Besitzer damit überfordert waren. „Sandy, was ist denn mit dir los?“, fragte Mama erstaunt. „Ich glaube, Schlappi ist krank. Irgendwas stimmt nicht mit ihr“, antwortete Sandra und legte den Hund vorsichtig ab. Opa kam näher und sah sich das Tier nun an. Dann nahm er sein Handy zur Hand und suchte im Internet nach den Symptomen, welche Schlappi zeigte. Er kontrollierte die Schleimhäute im Mund. Selbst Sandra fiel auf, dass sie deutlich zu blass waren und überhaupt nicht rosa, wie es sein sollte. „Hier steht, dass man bei diesen Symptomen sofort einen Tierarzt aufsuchen muss“, erklärte er. „Das könnte eine Magendrehung sein. Soll ich mit Sandy in die Tierklinik fahren?“ „Das wäre wirklich toll von dir“, gab Mama zurück. Nun bückte Opa sich und hob Schlappi auf seine Arme. „Sandy, hol meinen Autoschlüssel! Auf dem Schuhschrank liegt auch mein Geldbeutel. Wir fahren sofort los.“ 


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