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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Zeitgenossen, Hope Cavendish
Hope Cavendish

Zeitgenossen


Kampf gegen die Sybarites

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[...]


Am nächsten Morgen meldete Jean-Marc, mein Protegé und Diener, einen unerwarteten Besucher: den Viscount Arlington.


Ich wechselte einen kurzen Blick mit Maddy und atmete einmal tief durch.


»Schick ihn bitte herauf«, bat ich Jean-Marc.


Wenig später erschien Giles bei uns im Salon. Überraschenderweise hatte er auf seine extravaganten Accessoires vom Vorabend verzichtet. Er trug weder Lorgnon, noch Perücke oder gar Rouge, nur seine Kleidung war wie gewohnt tadellos. Als die große Gestalt mit spöttischem Lächeln das Zimmer betrat, kamen schlagartig alle Erinnerungen in mir hoch. Ich betrachtete seine markanten Gesichtszüge, die unverschämt langen Wimpern, das dunkle Haar, das sich nur schwerlich in einen Zopf bändigen ließ. Es war, als hätte die Vergangenheit mich eingeholt.


Ich räusperte mich. »Nun, Giles, was verschafft uns die Ehre deines Besuches?«


Er betrachtete mich mit blitzenden Augen. »Warum so förmlich, meine Teuerste? Schließlich sind wir doch alte Bekannte, nicht war? Ja, sogar sehr gute alte Bekannte«, fügte er anzüglich hinzu.


»Der Wert von Bekanntschaften wird oft überschätzt«, gab ich kühl zurück.


Sein Blick verfinsterte sich. »Möglicherweise haben sich deine Wertvorstellungen mittlerweile verändert? Immerhin hast du es jetzt ja zur Marquise gebracht. Wobei mir allerdings schleierhaft ist, wie du das bewerkstelligt hast, wenn du doch angeblich nie geheiratet hast.«


»Es geht dich zwar nichts an, aber ich wurde adoptiert«, zischte ich, »und es war mehr ein Freundschaftsdienst meinerseits, der für mich nun mal diesen Titel zur Folge hatte.«


»Apropos: Freundschaftsdienst«, Giles Blick schwenkte nachdenklich zu Maddy und er reichte ihr die Hand, »Ihr wurdet mir als Marquise de Fontainebleau vorgestellt, doch wenn mich nicht alles täuscht, müsstet Ihr außerdem auch Gemmas gute Freundin Maddy sein, nicht wahr? Ich habe schon viel von Euch gehört.«


»Das stimmt, Viscount«, gab Maddy lächelnd zurück. »Und Ihr seid mir ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt.«


»Tatsächlich?« Giles sah mich wieder nachdenklich an.


Ich verlor die Geduld. »Was willst du?«, fuhr ich Giles an.


»Mit dir reden«, antwortete er knapp.


Maddy legte mir ihre Hand auf den Arm. »Gemma, es ist vielleicht besser, wenn ich euch eine Weile alleine lasse.«


»Gut«, knurrte ich, ohne dabei Giles aus den Augen zu lassen, der gelangweilt ein paar wertvolle Porzellanstatuetten begutachtete. »Nun?«, fragte ich betont ruhig, nachdem Maddy die Tür hinter sich geschlossen hatte.


Giles wandte sich mir mit heiterem Lächeln zu. »Offengestanden hat es mich doch einigermaßen überrascht, dich hier gestern als ein Mitglied der Sybarites angetroffen zu haben.«


»Ach, und meinst du, mich etwa nicht?«, gab ich höhnisch zurück. »Was ist passiert? Bist du doch wieder auf den Genuss menschlichen Blutes gekommen? Oder hast du deine Meinung geändert und willst auf einmal doch etwas gegen die Sybarites unternehmen?«


»Und wenn es so wäre?«, fragte er ruhig.


Ich schnappte nach Luft. Dann spürte ich, wie mich eisiger Zorn überkam. Damals war er zu feige gewesen, die Sybarites zu bekämpfen und jetzt wollte er mir plötzlich weismachen, dass genau dies sein Plan war? »Und was hat diesen Sinneswandel bei dir ausgelöst?«, fragte ich hämisch.


»Nun, vielleicht haben sich die Umstände geändert«, antwortete er leichthin. »Damals habe ich keine Möglichkeiten gesehen, etwas gegen die Sybarites auszurichten. Inzwischen ist das ein wenig anders.«


»Und die Marquise d'Elineau hat nicht zufällig etwas mit diesen veränderten Umständen zu tun?«, fragte ich leise.


»Möglicherweise schon«, gab er zu, »aber wahrscheinlich auf andere Art und Weise, als du mir jetzt unterstellst. Sie ist tatsächlich eine sehr alte Freundin von mir. Und sie hat äußerst nützliche Kontakte.«


»Wie vorteilhaft für dich!«, höhnte ich. »So kannst Du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.«


Giles lächelte mich spöttisch an. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass du es dir weniger angenehm gemacht hättest, meine Teuerste. Allem Anschein nach ist dieser Alvarellos wohl ein sehr zuvorkommender Begleiter.«


»Was kümmert es dich, wie zuvorkommend er ist?«, fuhr ich ihn an.


Schlagartig wurde Giles ernst und packte mich an den Schultern. »Hör zu, Gemma! Ich kenne diesen Alvarellos zwar nicht näher, aber wenn er allen Ernstes zulässt, dass du dieses unkalkulierbare Risiko eingehst, dich bei den Sybarites einzuschleichen, dann kannst du ihm ja wohl nicht sehr viel bedeuten.«


Verächtlich schüttelte ich seinen Griff ab. »Unkalkulierbares Risiko! Unser Vorhaben ist sehr wohlüberlegt. Außerdem ist es jetzt ohnehin zu spät. Wie du seit gestern weißt, sind wir inzwischen alle hochgeschätzte Mitglieder der Sybarites.«


Verblüfft registrierte ich, wie Giles’ Blick einen kurzen Moment lang fast schmerzvoll erschien. »Bist du sicher, dass du einschätzen kannst, worauf du dich hier eingelassen hast?«, fragte er leise.


»Wenn man den Teufel bekämpfen will, muss man sich wohl oder übel mit ihm verbünden«, antwortete ich kühl.


Giles sah nachdenklich aus dem Fenster. »Aber man muss achtgeben, dass man dabei seine Seele nicht verliert«, entgegnete er.


Ich sah ihn schweigend an.


Nach einer Weile seufzte er und wandte sich mir wieder zu. »Hör zu, Gemma. Wir sind offenbar beide gerade ein wenig aufgebracht. Aber letztendlich verfolgen wir in dieser Angelegenheit doch dieselben Ziele. Also wäre es dumm von uns, wenn wir uns nicht zusammentun würden. Bei einem Gegner wie den Sybarites ist jeder Verbündete immens wichtig.«


»Du meinst, du willst Dich uns anschließen?«, fragte ich ungläubig.


»Ich meine, wir sollten eine Allianz bilden«, korrigierte Giles mich. »Die Marquise d'Elineau, ich, Alvarellos, Horcajo, du und Maddy. Wir sollten die Informationen austauschen, die jeder von uns bislang in Erfahrung bringen konnte, und gemeinsam besprechen, welchen Nutzen wir daraus ziehen können.«


Zögernd nickte ich. »Wahrscheinlich hast du recht. Francisco und Miguel wollen morgen Nachmittag sowieso zu einer Lagebesprechung zu uns kommen. Du könntest dich mit der Marquise d'Elineau dazugesellen.«


»Einverstanden.« Einen kurzen Moment sah Giles mich noch unschlüssig an, dann verbeugte er sich knapp und verabschiedete sich.


Kurz darauf kam Maddy ins Zimmer und sah mich fragend an. »Und?«, fragte sie besorgt.


Plötzlich brach ich in Tränen aus und Maddy nahm mich in den Arm. Ich ließ es schluchzend und verwirrt geschehen. Ich wusste selbst nicht, was mit mir los war.


[...]


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