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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Taron der Bettler, Saskia V. Burmeister
Saskia V. Burmeister

Taron der Bettler



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Es ist noch gar nicht lange her,

da sich diese Ereignisse zugetragen.

In einer weit, weit, entfernten Galaxis,

die wohl niemals ein Mensch

zu Gesicht bekommen wird



In dieser Galaxie gibt es ein Planetensystem mit dreizehn Planeten, die um eine Sonne kreisen, die gut doppelt so groß ist wie die Sonne, um die die Erde kreist. Man nennt diesen Stern Taron, denn Taron bedeutet „Sonne" oder „aufgehender Stern" und zwar in der Sprache der Kaltani. Die Kaltani wohnen auf dem Planeten Arthanius. Dieser Planet ähnelt ein bisschen der Erde, er hat eine Atmosphäre und es gibt dort Land und Wasser.



Die Kaltani sehen entfernt aus wie Menschen. Doch es gibt auch ein paar markante Unterschiede: Die Kaltani haben im Gegensatz zu den Menschen nur vier Finger an jeder Hand, sie haben andere Augenfarben und die Farbe ihrer Haut schwankt zwischen blau, grün und gelb. Außerdem haben sie andere Ohren und nur am Kopf Haare. Und es gibt noch einen anderen Unterschied. Die Kaltani haben einen roten Fleck auf der Stirn. Mit diesem können sie die universelle Kraft, die Macht, die das Gleichgewicht im Universum schafft, spüren. Sie kennen keine Götter, sie glauben nur an diese Kraft, die Macht, die unsichtbar ist, aber doch immer um einen herum, die dafür sorgt, dass es ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Leben und Tod und Hell und Dunkel gibt.

Die Kaltani leben in Städten. Das gemeine Volk sind die Arbeiter, deren Haut blau ist. Sie leben meist in einfachen Hütten aus Lehm, Holz oder Stein. Die obere Gesellschaft, die Richter, Adligen und alle anderen zeichnen sich durch ihre gelbe Haut aus. Ihr Oberhaupt ist die strahlende Prinzessin, ihr allein ist es gestattet grün als Hautfarbe zu tragen. Das Leben ist in „Kasten" eingeteilt, jeder wird in seine „Kaste" hinein geboren, jeder weiß, was ihm im Leben beschert ist und im Allgemeinen ist jeder damit zufrieden, was er ist und was er hat. Denn auch wenn vielen dieses System seltsam vorkommt, die Kaltani werden damit groß, sie sind daran gewöhnt und sie sind zufrieden mit dem, was sie sind. Außerdem glauben sie, dass die universelle Kraft will, dass sie Arbeiter sind oder der höheren Gesellschaft angehören. Außerdem glauben sie an die Wiedergeburt und daran, dass sie im nächsten Leben in eine höhere Position geboren werden. Das Leben ist mehr oder weniger friedlich und man gibt sich mit dem zufrieden, was man ist und hat. Mit dieser Einstellung lässt es sich ganz gut leben. Zwar gibt es hier und da auch Neid, aber dieser „Teufel" wird einem Kind allgemein schon sehr früh ausgetrieben. Man kann nun einmal als normaler Arbeiter nicht als Richter arbeiten: Das ist so und das ist auch gut so. So sagen die Alten es jedenfalls.



1. Kapitel



Unglücksrabe Taron



Es war an einem brütend heißen Sommertag. Die Sonne stand bereits im Zenit und brannte herab auf die trockenen, staubigen Straßen der Hauptstadt. Wer nicht unbedingt draußen sein musste, war zuhause. Es war ohnehin die Zeit der „Siesta". Um diese Zeit war jeder arbeitende Bürger zuhause, aß erst zu Mittag und legte sich dann eine Stunde aufs Ohr, um anschließend zu seiner Arbeit zurück zukehren. Wer nicht zuhause war, der verbrachte diese heiße Stunde irgendwo in einem kühlen Keller, bei einem gut gekühlten Getränk, denn draußen auf der Straße waren die Temperaturen von fünfundvierzig Grad im Schatten kaum zu ertragen. Die Luft war trocken und staubig, kein Lüftchen regte sich, sie schien regelrecht zu stehen, undurchdringlich wie eine Mauer.



Im Schatten eines einfachen, kleinen Hauses aus Steinen hockte jemand, an dem das Leben bis jetzt vorüber gegangen war wie ein eilender Wanderer. Für ihn schien das Leben bis jetzt nichts Gutes übrig gehabt zu haben und er fragte sich hin und wieder, was er nur immer Falsches tat, wofür ihn das Leben so hart bestrafte. Seine Eltern waren kurz nach seiner Geburt verschwunden, sie waren sicher längst tot. Mit diesem schwarzen Tag hatte der leidvolle Teil seines Lebens begonnen und dieser dauerte noch an. Sein Vater war angeblich Tischler gewesen und hatte mit dem Geld, das er damit verdient hatte, gut leben können. Er hätte damit auch leicht seine Frau und seinen Sohn durchbringen können, doch das hatte wohl nicht sein sollen. Der, der da im Schatten saß, hatte nie die Chance bekommen, den Beruf seines Vaters zu erlernen. Er hatte nicht die Schule besuchen dürfen. Denn nachdem seine Eltern tot waren, hatte ihn ein hartherziges Ehepaar aufgenommen, das ihn als Aushilfskraft ausgenutzt hatte, sobald er alt genug war. Er hatte mehrmals versucht zu fliehen, dafür hatte er immer mehr und länger arbeiten müssen und in die Schule hatte ihn das Ehepaar nicht gehen lassen. Aber auch ohne Schulabschluss hätte er später eine Chance gehabt, einen Beruf zu erlernen, wenn er nicht eines Nachts wieder versucht hätte zu fliehen. Auf seiner Flucht hatte er das ein oder andere aus dem Haus des Ehepaars mitgehen lassen. Man hatte ihn natürlich geschnappt, ein paar Tage ins Gefängnis gesteckt und dann hatte man ihn laufen lassen. Das Gestohlene hatte er natürlich zurückgeben müssen und außerdem hatte er, um seine Schuld zu begleichen, noch ein paar Wochen sozialnützliche Arbeit leisten müssen. Als er die Schuld beglichen hatte, war er wieder geflohen und seit diesem Tag lebte er in einer anderen Stadt auf der Straße, als Kastenloser, als einer der keine Arbeit hatte - als Bettler.

Traurig sah er auf den staubigen Boden und dann auf seinen Arm. Seine Haut war blau, so wie die aller Arbeiter und des Rests des „gemeinen Volkes". Doch nicht jeder Kaltani hatte blaue Haut, der Adel hatte gelbe Haut und besonders angesehene Leute wie Ärzte und Richter hatten meist auch gelbe Haut. Die verschiedenen Hautfarben kamen durch ein spezielles Serum zu Stande, das jedem bereits in sehr frühem Alter eingeflößt wurde. Viele andere Kulturen schüttelten über diese Sitte nur die Köpfe, aber bei den Kaltani war dieser Ritus Teil ihres Lebens und sie glaubten daran, dass es so und nicht anders von der universellen Kraft gewollt war.

Er sah weiter auf seinen Arm, dieser war zwar blau wie der von anderen Arbeitern, aber es war ein sehr helles blau, denn je weniger man trank oder aß und je besser oder schlechter es einem gesundheitlich ging, desto heller oder dunkler war die Haut. Bei Leuten, die besonders wohlgenährt und gesundheitlich in Topform waren, war die Haut dunkelblau und bei armen Bettlern wie er eben einer war, war die Haut sehr hell, fast ausgeblichen.

Die Sonne brannte noch immer unbarmherzig vom Himmel, hier auf diesem Planeten war es eigentlich immer sehr warm. Ein Großteil des Planeten gehörte mehr oder weniger zu den Wüstenplaneten, nur in der Regenzeit, da verwandelte er sich in einen blühenden, grünenden Pflanzenteppich. Allerdings gab es auch Oasen, an denen Grundwasser aus dem Felsboden heraustrat. Diese Oasen waren das ganze Jahr über grün. Solch eine Oase gab es auch in dieser Stadt, der goldene Palast des Sonnenaufunduntergangs stand darin. In diesem prunkvollen Palast, der funkelte wie ein aufgehender Stern und strahlte wie eine untergehende Sonne, lebte das Oberhaupt des ganzen Planeten. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen, sie war die Hüterin des Planeten und sie allein hatte zu sagen, was getan werden sollte und was nicht und welche neuen Gesetze es gab und welche alten abgeschafft werden sollten. Sie war das sogenannte Kind von Sonne und Mond, sie war die Prinzessin, die Herrscherin vom Planeten Arthanius. Sie wurde von ihrem Volk geliebt, sie würde eines Tages einen Grafen aus den höchsten Kreisen heiraten und ihre erste Tochter würde die nächste Prinzessin werden. So war es immer und so sollte es auch immer sein.

Noch immer regte sich kein Lüftchen und auch der Schatten, in dem er saß, bot nicht besonders viel Kühlung. Traurig sah er noch immer ins Leere. Ihn interessierte die Prinzessin wenig, denn es war schon lange bekannt, dass heutzutage nicht nur die Prinzessin das Sagen hatte. Ihr standen zwar schon immer Berater zur Seite, aber schon seit längerer Zeit unterstand sie auch noch Einflüssen von außerhalb. Allerdings hatte sich das Leben auf diesem Planeten dadurch noch nicht wesentlich geändert. Es ging hier genauso zu wie vor hundert Jahren schon. Es gab kaum größere Technologien, die Bauern waren vom Regen abhängig und als Arbeiter ging man morgens zu seinem Arbeitsplatz, mittags nachhause, nachmittags wieder zur Arbeit und abends kehrte man dann wieder ins traute Heim zurück. So war es immer und so sollte es immer sein. Dennoch hatte sich so einiges getan, seitdem hier Raumfahrer aus anderen Sonnensystemen ein und aus gingen. Manchmal brachten sie neue Technologien mit. Das Leben war etwas einfacher geworden, aber dafür, dass es nicht länger solche gab wie ihn, dafür hatte man noch nicht gesorgt. Es war bedauerlich, aber nicht zu ändern und im Übrigen hatte er sich auch schon mehr oder weniger daran gewöhnt. Er war wohl zum Bettler geboren und er war sich sicher, dass sein Leben nicht sehr lang sein würde. Doch er glaubte wie alle anderen daran, dass er es im nächsten Leben besser haben würde, vielleicht würde er im nächsten Leben in der Kaste des Adels zuhause sein.

Er hob den Kopf, die Sonne blendete ihn, er musste aufwachen aus seinem Tagtraum. Noch war dieses Leben nicht vorbei, es war zu früh, um über das nächste Leben nachzudenken. Er sollte lieber über das Hier und Jetzt nachdenken. Denn es war nicht wichtig, was morgen, übermorgen, in einer Woche oder in zehn Jahren war. Nein, es war nur wichtig, was jetzt und heute war. Man musste jeden Augenblick genießen, denn es konnte sein, dass es einen nächsten Augenblick nicht mehr gab. Also riss er sich zusammen, klopfte sich den Staub von der zerschlissenen Kleidung und griff in die braune Umhängetasche, die er irgendwann gefunden hatte und seitdem bei sich trug. In ihr befand sich sein ganzes Hab und Gut, ein besonders schöner Stein, eine leere Dose für Wasser, ein wenig Geld, von dem man sich aber so gut wie nichts kaufen konnte, ein paar andere Kleinigkeiten und ein Stück hartes Brot, von dem er schon seit drei Tagen zehrte. Er holte das Brot heraus, steckte ein Stück in den Mund, kaute, schluckte und musste feststellen, dass dieses Brot genauso trocken war wie die staubigen Straßen. Er steckte den Rest des Brotes zurück in seine Tasche, erhob sich und ging zu einem öffentlichen Brunnen, der sich ganz in der Nähe befand. Immerhin musste er keinen Durst leiden. Denn so lange der Brunnen Wasser förderte, war das Wasser für alle da. Also trank er reichlich und ließ den Blick über den großen, leeren Platz schweifen. Danach wandte er sich etwas anderem zu, einem Anhänger, den er an einem Band schon seit Jahren um den Hals trug: Sein wertvollster Besitz. Er hatte den Anhänger von seiner Mutter, da war er sich sicher. Sie hatte ihm den Anhänger an dem Band wohl um den Hals gehängt, kurz nachdem er geboren war. Auf der Vorderseite des Anhängers war eine Sonne zu sehen und auf der Rückseite war ein Name eingraviert. Der Name war gleich der Sonne. „Taron" war dort zu lesen. Taron, so nannte man auch den Mittelpunkt des Planetensystems, den leuchtenden Stern. Er hieß also Taron: „Die Sonne" oder „Der Strahlende". Als seine Eltern ihm diesen Namen gaben, dachten sie sicher, dass ihm eine glorreiche Zukunft bevorstehen würde. Doch wie es schien, hatten sie sich geirrt, denn was war schon aus ihm geworden? Er war kein strahlender Stern, nein, er war nur ein Niemand, ein Nichts, ein Kastenloser, ein Bettler und schwach war er noch dazu. Denn von Wasser und Brot allein konnte keiner leben. Das wusste Taron auch selbst und so wandte er seinen Blick wieder in eine andere Richtung, in die Richtung, in der es einen grünen Hügel gab, eine Oase des Lebens, in deren Mitte der Palast der Prinzessin stand.

Er musste an die vielen Obstbäume im Palastgarten denken und dabei lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Es war gefährlich, ohne Erlaubnis in den Palastgarten einzudringen und dort Obst zu stehlen, Taron wusste das sehr wohl. Doch wenn er nicht schon bald elendig zu Grunde gehen wollte, musste er es einfach riskieren. Er war schon zwei Mal dort eingedrungen und bis jetzt immer mit heiler Haut davon gekommen. Er konnte nur hoffen, dass die universelle Kraft ihm beistand und man ihn auch dieses Mal nicht erwischte.

Langsam schritt Taron in die Richtung, in der der Palast stand, er hatte nicht viel zu verlieren, also wollte er es wagen. Er atmete tief durch und ging dann langsam die staubige Straße zum Palast entlang.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er bei der Mauer ankam, die den Palast und den Palastgarten umgab. Er ging an der Mauer ein Stück entlang, bis er zu einer Stelle gelangte, an der sich ein kleines Loch befand. Er spähte durch das Loch und sah einen Teil des prächtigen Gartens. Er erblickte einen kleinen Bach, der sich graziös durch die grüne Landschaft hindurch schlängelte. Er sah Blumen, Sträucher und Bäume und an vielen hingen dicke, saftige Früchte: gelbe, rote, blaue und sogar violette. Taron lief wieder das Wasser im Mund zusammen, es war schon eine Weile her, dass er hier Obst stibitzt hatte. Doch Tarons Heißhunger schlug schnell in Enttäuschung um. Denn heute konnte er unmöglich in den Palastgarten eindringen, ohne gesehen und erwischt zu werden. Denn wo man nur hinsah, liefen Leute durch den Garten: Angestellte aus dem Palast, die damit beschäftigt waren, die Büsche zu schneiden, Bäume mit Schleifen zu verschönern und große Banner aufzuhängen. Taron konnte ja leider nicht lesen, was auf ihnen stand, aber ihm ging dennoch sehr schnell ein Licht auf. Er setzte sich neben die Mauer und seufzte leise. Nun war ihm eingefallen, warum dort solche Hektik herrschte. Die Prinzessin hatte morgen Geburtstag, kein Wunder also, dass die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen. Alles sollte schließlich perfekt werden, denn für die holde Prinzessin war das Beste vom Besten gerade gut genug.

Taron konnte sich heute keine Früchte beschaffen, das war einfach unmöglich, denn im Palastgarten wimmelte es nicht nur von Angestellten und Palastwächtern, sondern auch von den Haustieren Ihrer Majestät: einunddreißig prachtvolle Ratunde. Taron grauste es vor diesen riesigen Tieren. Sie waren gebaut wie schlanke Hunde. Sie hatten ungefähr eine Schulterhöhe von einem Meter achtzig und waren sicher auch ohne Schwanz so lang. Der Schwanz, der an den einer Ratte erinnerte, maß allein sicher schon zwei Meter. Aber es war nicht nur die Größe dieser Tiere, die Taron solche Angst machte. Diese Tiere waren nämlich auch noch mit tödlichen Waffen ausgestattet. Sie hatten kleine Pfoten mit vier Zehen und gewaltigen, einziehbaren Sichelkrallen. Ihre Köpfe waren mächtig und in ihrem Maul hatten sie große, scharfe Schneidezähne wie ein Nagetier, kombiniert mit mächtigen Backenzähnen, mit denen sie sogar Knochen knacken konnten, und mit riesigen, spitzen, dolchartigen Reißzähnen. Taron hatte schon einmal die Bekanntschaft mit den Klauen und Zähnen dieser Tiere gemacht. Man sah die tiefen Narben noch immer. Genau genommen hatte er damals großes Glück gehabt, denn für den wütenden Ratund wäre es nur zu leicht gewesen, ihn gänzlich auseinander zu nehmen.

„He, du!", tönte plötzlich eine laute Stimme neben Taron und dieser zuckte erschrocken zusammen. Neben ihm stand eine der Palastwachen, die ständig herum patrouillierte und nach Unregelmäßigkeiten, Eindringlingen und anderen unerwünschten Gästen Ausschau hielt. „Was tust du hier?", fragte die Palastwache mit strenger Stimme. Taron zuckte wieder zusammen und sah den Mann ängstlich an, es war eigentlich schon verboten, sich ohne Erlaubnis in der Nähe des Palastes aufzuhalten. Die Wache hätte ihn also ohne Probleme ergreifen und ins Gefängnis stecken können. Doch heute hatte der Wachmann seinen gnädigen Tag. „Geh zurück in die Stadt, Junge", brummte der Mann, packte Taron an der Schulter und richtete ihn auf, „morgen erst hat die strahlende Prinzessin Geburtstag! Komm morgen zurück, dann wird man, wie an jedem Geburtstag der Prinzessin, Obst, Backwaren und Geld verschenken und nun geh!" Taron nickte stumm und etwas verschreckt und machte sich dann so schnell er konnte aus dem Staub, nachdem ihn die Wache losgelassen hatte. Der Wachmann sah ihm noch eine Weile nach. In seinem Blick lag so etwas wie Mitleid. Dann wandte der Wachmann seinen Blick ab und patrouillierte weiter um den Palast herum, was sein Job war.

Taron lief ziellos durch enge Gassen und staubige Straßen und suchte nach etwas um seinen Hunger zu stillen. Er sah in einen Hof und blieb stehen. Auf dem Hof stand eine alte Frau. Sie bückte sich gerade und hob ein kleines Fladenbrot auf. Das hatte auf einem Fensterbrett gelegen, zum Abkühlen und nun war es heruntergefallen, im Staub gelandet und nicht mehr zu genießen. Die Frau begann leise zu schimpfen, so ein Ärger aber auch! Dann aber beruhigte sie sich langsam wieder und merkte, dass sie nicht allein war. Sie sah zur Seite und entdeckte Taron, der dort noch immer stand. Die Frau musterte den abgemagerten jungen Mann mit dem löchrigen Gewand. „Du hast Hunger, nicht wahr?", fragte die Frau leise und Taron nickte. „Und du würdest gerne dieses Brot haben, nicht wahr?" Wieder nickte Taron stumm. Langsam kam die Frau zu ihm heran. „Ich kann es nicht mehr gebrauchen", fand sie und drückte ihm das Brot in die Hand, „nimm es." Dann drehte sie sich um und verschwand in einem Hauseingang. „Warte ...", hörte Taron sie noch rufen. Also wartete er, auch wenn er nicht genau wusste, ob das gut war oder ob er lieber hätte weiter gehen sollen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Frau mit einer Papiertüte wiederkam. Diese drückte sie ihm nun auch noch in die Hand. „Ich will diese überreifen Früchte nicht mehr, iss sie, oder nicht." Dann verschwand die Dame und Taron sah ihr nur ungläubig nach. „Danke", murmelte er leise, so verdutzt war er. So etwas war ihm in seinem ganzen zwanzigjährigen Leben noch nicht passiert...


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