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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Schlangenfluch 1, S.B. Sasori
S.B. Sasori

Schlangenfluch 1


Samuels Versuchung

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Prolog „Da vorne, auf dem Felsen am Ufer!“ Kyle stieß Adam an, der im Halbschlaf über der Angel hing. „Da liegt einer drauf.“ Das Wasser umspülte den unteren Teil des Rückens, aber Schultern und Arme waren deutlich zu sehen. Sein Magen krampfte sich zusammen, er hatte noch nie eine Leiche gesehen und wer immer da hing, musste tot sein. Adam stemmte den Kopf hoch und stierte durchs Morgenlicht. „Das ist doch kein Mensch.“ Nebenbei setzte er den Flachmann an, ohne den Blick seiner rot geäderten Augen von dem Etwas zu nehmen. „Was ist das auf seinem Rücken?“ Er drückte Kyle die Angel in die Hand und tastete nach seinem Feldstecher. „Ein Fisch, sag ich doch. Da sind Zacken aber einen solchen Brocken habe ich hier noch nie gesehen.“ „Seit wann haben Fische Arme?“ Er riss Adam das Fernglas aus der Hand und stellte es scharf. Da schwappte ein Arm im Wasser, aber warum sah er dunkel aus? Faulte der schon? Sein Frühstück drückte an die Magenwand. Kyle schluckte und wischte sich über den Mund. Jetzt nur keine Krise kriegen, Adam war dabei, auch wenn er ständig besoffen war. Wenn er sagte, das Ding sei ein Fisch, war es ein Fisch. Und diese Knubbel am Rücken? Scheißegal. Und die Hand, die an dem gammligen Arm hing? Auch scheißegal. Ausgerechnet jetzt zog ein Nebelfetzen über den Loch Morar auf das Westufer zu. Ein Fisch. Kein Problem. Kein Mensch. Und wenn doch? Zum Teufel mit Adam. „Ich seh mir das jetzt an. Und wenn ich mir vor Angst in die Hosen pisse.“ Adam lachte, aber mit jedem Ruderschlag lachte er leiser. „Mach keinen Fehler, Junge.“ Er kroch zum Bug und kniff die Augen zusammen. „Nachher ist das eine Ausgeburt aus den Tiefen des Sees, die uns umschlingt und hinab zum Grund schleppt, um ihre Brut zu füttern.“ „Verdammt, Adam! Halt dein besoffenes Maul! Der ist tot, der umschlingt nichts mehr.“ Mhorag war eine Legende, ebenso wie Nessi. Trotzdem jagte ihm die Gänsehaut seines Lebens über den Rücken. Schuppen. Verdammt noch eins. Das Vieh hatte tatsächlich Schuppen. Je näher sie kamen, desto deutlicher sah er sie. Dicht an dicht, große auf dem Rücken und kleinere auf den Armen. „Stinkt's schon?“ Adam reckte den Hals. Der hatte Nerven! Kyle schnupperte, aber es war nichts Ungewöhnliches zu riechen. Er suchte Halt an dem Felsen und zog das Boot näher heran. „Ist mir egal, ob's stinkt oder nicht. Ich steig aus. Ich will wissen, was das ist.“ Das eisige Wasser nahm ihm den Atem, als er bis zur Hüfte darin eintauchte und um den Felsen herum watete. Das konnte es nicht geben, der Körper sah aus wie eine Mischung aus Fisch und Mensch. Der Schädel war kahl und von hornigen Schuppen überzogen. Kyle tippte vorsichtig mit dem Finger daran, aber nichts geschah, außer dass ihm vor Herzrasen schwindelig wurde. Aus der Schläfe rann Blut und zog sich auf dem nassen Gesicht zu dünnen Schlieren aus. Die Nase war abgeflacht, die Lippen voll und über die Wangenknochen und das Kinn zogen sich winzige Schuppen, ebenso auf dem Nasenrücken. Das Vieh war nicht mal hässlich, nur dunkelgrün. Eigentlich sogar ein sehr schönes Grün. Es gab Autos in der Farbe. „Komm aus dem Boot und hilf mir, Adam. Das blutet, das ist noch nicht lange tot.“ Er tastete sicherheitshalber nach dem Puls am Hals, aber durch die dicke, ledrige Haut fühlte er nichts. „Wo bleibst du?“ Bleich brabbelte Adam vor sich hin, schnappte sich ein Paddel und kletterte aus dem Boot. Er stakste durch das Wasser und stieß den Körper grob damit in die Seite, aber nichts geschah. Idiot! Kyle nahm ihm das Paddel aus der Hand. „Jetzt mach es nicht noch mehr kaputt.“ „Kaputter als tot geht nicht.“ Adam half ihm trotzdem, das Ding auf die Seite zu drehen. Gelbgrüne Augen. Die gehörten nie und nimmer zu einem Menschen. Adam keuchte auf, taumelte zurück und bekreuzigte sich. „Ein Wasserdämon. Ich habe es gewusst, die Sagen haben recht. Das da ist Mhorag.“ „Es war Mhorag.“ In einer der großen Brustplatten war ein daumendickes Einschussloch. „Das Vieh ist gekillt worden, sauber von vorne erschossen.“ Wer wollte es dem Schützen übel nehmen? Bei dem Vieh hätte jeder abgedrückt. „Was machen wir jetzt? Gehen wir zur Polizei?“ Adam sah Kyle unglücklich an. „Ich war lange genug im Knast, um einen Bogen um alles zu machen, was ne Uniform trägt. Nachher glauben die, wir hätten das hier auf dem Gewissen.“ „Du willst ihn irgendwo verscharren und vergessen?“ Adam zuckte die Schultern. „So was bringt nur Unruhe hierher. Mit dem hier locken wir Fremde wie die Fliegen an. Wissenschaftler, Behörden, Typen mit dunklen Anzügen, komischen Ausweisen, die zu viele Fragen stellen. Ich will keine Fremden. Ich will überhaupt keinen, den ich nicht kenne.“ Dann blieb nur eins. „Benzin?“ Adam kratzte sich am schuppenflechtigen Bart, nahm noch einen Schluck aus seiner Notfallflasche und nickte endlich. „Benzin.“ „Und wenn es bis nach Morar rüber qualmt?“ „Ist egal, wir sagen, wir hätten einen morschen Kahn verbrannt.“ In der Brusttasche befand sich Kyles Handy. Hoffentlich war es nicht nass geworden, das Ding hatte ein Vermögen gekostet. „Nur für uns, zur Erinnerung. Sonst wachen wir eines Tages auf und denken, wir hätten uns das hier nur eingebildet.“ „Was willst du mit dem Ding?“ „Ein Foto schießen.“ „Mit einem Handy?“ Kyle musste lachen, als er Adams neidvollen Blick sah. „Das ist das Neueste vom Neuen, Adam.“ Leider hatte es keinen Blitz, hoffentlich genügte das diesige Tageslicht. Kyle ging einen Schritt zurück, um den ganzen Körper aufs Bild zu bekommen. Wahnsinn. Das hier würde ihm niemand glauben. * Das aufleuchtende Display des Handys war die einzige Lichtquelle im Raum. Raven rief an, mitten in der Nacht. Samuel hatte keine Lust, das Gespräch anzunehmen. Raven würde ihm Vorhaltungen machen, dass er nach Mhorags Manor gefahren war. Sein Bruder kam niemals heim. Er verabscheute den See mit derselben Intensität, mit der er ihren Stiefvater hasste. Samuel streckte sich auf dem Bett aus und fühlte über seine linke Körperhälfte, bis der Schauer, den diese Berührung auslöste, bis in sein Inneres drang. Was immer Raven von ihm wollte, er würde ihn nicht davon abhalten, durch den See zu tauchen, um nach einer Antwort auf ihre Herkunft zu suchen. Sie wartete in den Tiefen des Loch Morar und brauchte nur gefunden werden. Bis jetzt hatte er vergeblich nach ihr gesucht. Auf dem weißen Laken stachen seine dunklen Schuppen im Mondlicht ab. Samuel knöpfte sein Hemd zu. Heute Nacht konnte er seinen eigenen Anblick nicht ertragen. Vom linken Fuß bis zu den Fingerspitzen der linken Hand lagerten sich dicht an dicht graugrüne Schuppen, durchzogen von tiefschwarzen Maserungen. Eine Laune der Natur war gnädig gewesen und hatte sein Gesicht und seine rechte Körperhälfte verschont. Unterhalb des Schlüsselbeines dünnten die Verhornungen aus und nur dunkel verfärbte Haut zog sich bis hoch zum Kinn. Cooles Tattoo, hatte Tom gesagt und war zärtlich mit dem Finger darübergestrichen. Tom war fast noch ein Kind. Was wusste er schon? Das Display leuchtete wieder. Kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Samuel warf es neben sich. Es hörte nicht auf, ihn zu nerven. Raven ließ ihn nie in Ruhe. Mit einem Seufzen ging er ran. „Was ist?“ „Ich wusste, du bist noch wach.“ Der Singsang seines Bruders verlockte ihn, sich zu entspannen. Ein Fehler. Nur weil Raven säuselte, hieß das nicht, dass er harmlos war. „Ich brauche einen Beichtvater. Ich habe Darren gebissen. Er war überarbeitet und wollte einen Rausch, aber als ich sein Blut gekostet habe, hat es mich gepackt.“ Es war typisch für Raven, von Katastrophen zu flüstern, statt zu schreien. „Er hat eine ganze Menge meines Giftes abbekommen. Ich befürchte, in den nächsten Tagen zersetzt sich sein Körper.“ „Lebt er noch?“ Samuel schlug mit der Faust auf die Matratze und bildete sich ein, es wäre Ravens Kinn. „Eben ist er aufgewacht. Er redet wirr und hat Schmerzen. Ich wette, morgen hat er die ersten Ausfallerscheinungen.“ Verdammt noch mal, in dieser Gelassenheit über den bevorstehenden Tod eines Freundes zu reden war widerwärtig. „Du hast versprochen, dich zusammenzureißen. Wenn du dich ausleben willst, nimm mich. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“ „Du warst nicht da, Bruder, und du weißt, wie schwach mein Wille ist.“ Die Sehnsucht, seine Giftzähne in fremdes Fleisch zu schlagen, schwang in jedem von Ravens Worten. „Und Darren hat darum gebettelt, er wollte den Rausch und den hat er bekommen.“ „Wie lange wird er durchhalten?“ Es hatte keinen Zweck, zu trauern. Darren war ein Freund, aber was geschehen war, war geschehen und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, dass er der Sucht nach der berauschenden Wirkung von Ravens Gift erlag. „Wenn er mit Schmerzmitteln nicht geizt, könnte er sich noch eine Woche auf den Beinen halten, aber hübscher wird er in dieser Zeit nicht. Die ersten Hämatome bilden sich jetzt schon.“ Draußen zog ein Wolkenfetzen über den Mond. Samuel konzentrierte sich auf den Anblick, um seine Wut in den Griff zu bekommen. Vielleicht war es auch nur Enttäuschung, oder beides zusammen. „Samuel? Bist du noch dran?“ „In Augenblicken wie diesen würde ich dich gerne hassen, Raven.“ „Ich weiß. Komm nach London. Du hast in Morar nichts zu suchen.“ Oh doch. Das hatte er. Seine und Ravens Wurzeln steckten im Schlamm dieses Sees. „Nur heute Nacht noch. Morgen fahre ich ab.“ Raven zischte. Es passte ihm nicht. „Ist David da?“ Samuel riss sich von dem Anblick des Sees los, der ihn mit einer Intensität in seine Kühle lockte, die Raven niemals verstehen würde. „Nein. Er ist auf einer Geschäftsreise. Sonst wäre ich nicht hier.“ „Gut. Das beruhigt mich. Sag Mum eine schönen Gruß von mir und sie soll David mit einer von Finleys rostigen Äxten erschlagen. Ian wird nicht heulen, der Kleine hat ein Recht darauf, die Wahrheit über seinen Vater zu erfahren und er ist längst alt genug dafür.“ Ihr kleiner Bruder würde verzweifeln. Er liebte seinen Vater mehr als alles andere auf der Welt, und es gab Wahrheiten, für die er nie alt genug sein würde. Raven wusste das. „Du sagst Ian kein Wort. Du hast es mir geschworen.“ Raven schnaubte. „Und wenn David Ians Samthaut plötzlich deinen Schuppen vorzieht?“ Das durfte nie geschehen. Samuel schloss die Augen, aber die Erinnerungen fielen trotzdem über ihn her. Eines Nachts, vor zehn Jahren, hatte David auf dem Bootsteg gehockt, als er aus dem See auftauchte. David hatte sich an den Schuppen nicht gestört. Im Gegenteil, ihre eigenwillige Sensibilität hatte er während der Nacht erforscht und auf eine Weise genutzt, bei der Samuel fast den Verstand verloren hatte. Der Schmerz war unendlich gewesen, ebenso wie die Lust, die David geschürt und endlich dermaßen brachial gestillt hatte, dass Samuel zusammengebrochen war. Erst am nächsten Morgen war er in seinem Bett wieder zu sich gekommen. Das Spiel hatte David oft wiederholt. Dann war Samuel zusammen mit Raven nach London geflohen. Mia glaubte an einen Streit und akzeptierte, dass sich ihre ältesten Söhne mit ihrem Stiefvater überworfen hatten. Dabei ließ sie es bewenden. Er beendete das Gespräch, warf sich eine Jacke über und schlich die breite Treppe hinunter. Erin und Finley würden schlafen, Mia in verworrenen Träumen teilnahmslos vor sich hin vegetieren. Die Eingangstür knarrte, als er sie hinter sich zuzog. Im Haus rührte sich nichts. Warum auch? Es gab nichts besonderes, außer, dass ein Monster versuchte, seinen Vater zu finden. * Arschkalt! Vivienne trat die Steine weg, um keine Abdrücke in den Hintern zu bekommen. Sie knautschte die Isomatte zusammen und setzte sich drauf. Was hatte sie nur geritten, sich bei einer Exkursion einzutragen, die von dem Idioten Dr. Hendrik Johannson geleitet wurde? Johannson war ein Spinner, wie alle Kryptozoologen, sie nahm sich da nicht aus, aber bei ihm war es besonders schlimm. Dass er seine Assistenten nicht zum schnelleren Arbeiten peitschte, war ein Wunder. Dieser Mann war besessen von etwas, das es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht gab. Jedenfalls nicht, wie er es wollte. Sie zerrte ihren Rucksack näher und baute Thermoskanne und Infrarotkamera vor sich auf. Wehe, sie schoss heute Nacht nicht perfekte Fotos von irgendetwas, das spektakulärer als ein Biber war. Das wird spannend, hatte Johannson behauptet und ihr die Nachtsichtausrüstung ins Auto geladen. Blödsinn! Kalt und klamm war es. Sie konnte ihre Füße nicht mehr spüren, und der alte Drecksack saß im warmen Stübchen eines kuscheligen Hotels und gab vor, Bildmaterial auszuwerten, das aus der Steinzeit der Technik kam. Sie schob ihre Brille höher auf die Nase und verkniff sich ein Gähnen. Wäre Johannson dabei gewesen, hätte sie sich eher die Zunge abgebissen, als ihre Müdigkeit zuzugeben. Aber er war nicht hier und das war gut so. Trocken wie ein Furz war der Kerl, außer seiner Begeisterung für Seeungeheuer konnte ihn nichts aus der Reserve locken. Seeungeheuer? Pah! Wenn es das mal wäre. Was hatte sie sich die Zunge fransig geredet, um ihm in den Schädel zu hämmern, dass sie es bei dieser Spezies mit einem Plesiosaurier zu tun haben mussten. Das vermutete jeder, der nicht völlig den Geist aufgegeben hatte. Nessi, Mhorag, das waren Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten. Dr. Johannson hatte wirr gelacht und ihr ein mieses Foto gezeigt, auf dem ein Mann in einem ausgefransten Taucheranzug herumlag. Was anderes konnte das unmöglich sein. Mhorag hätte nichts mit einem Dinosaurier gemeinsam. Mhorag sei weder übermäßig groß, noch langhalsig, aber zweifellos ein Wasserwesen. Woher wollte der alte Knilch das wissen? Erst 1971 war Mhorag zum letzten Mal gesehen und fotografiert worden, wenn das Foto auch scheiße war, es zeigte Höcker, einen langen, schmalen Kopf und einen langen Hals. Basta! Vielleicht sei Mhorag menschlicher als sie alle, hatte Johannson mit geheimnisvollem Lächeln gemeint. Seeschlangen waren nicht menschlich. Dinosaurier auch nicht, aber Johannson am allerwenigsten. Er sah aus wie ein Golem, dem der Lehm faulig geworden war. Vivienne setzte sich in eine bequemere Lage und überschaute mit dem Nachtsichtgerät das Westufer. Durch den Restlichtverstärker wurde alles in schauriges Grün getaucht. Der See lag ruhig vor ihr. Hin und wieder huschte etwas Kleines, Flatterndes knapp über die Wasseroberfläche. Ein Fuchs schlich durchs Gras, tappte ans sandige Ufer. Sie wollte keine Füchse. Sie wollte Ungeheuer, vorzugsweise mit langen Hälsen und Höckern, weil sie sich dann besser in eine prähistorische Spezies einordnen ließen und sich Johannson endlich geschlagen geben musste. Plötzlich hob der Fuchs den Kopf, witterte und huschte davon. Da kam jemand den gewundenen Weg von diesem alten Gemäuer herunterspaziert. Mitten in der Nacht. Der Mann sah sich um und wandte sein Gesicht dem Mond zu. Vivienne zoomte ran. Auch wenn alles an ihm dank des Nachtsichtgerätes grün war, er war ein hübsches Exemplar seiner Art. Kannst du nicht schlafen? Ich auch nicht. Aber ich habe einen Grund, und der ist alt und schimpft sich Wissenschaftler. Offenbar hatte der Mann auch einen Grund, dem Bett fern zu bleiben. Er zog sich aus. Vivienne zoomte noch einmal. „Dreh dich zu mir, mein Hübscher.“ Sie biss sich auf die Lippe. So ein geiler Arsch! Wetten, der sah von vorn noch besser aus? Sah er. Vivienne fiel das Fernglas aus der Hand. Mist, verdammter! Er sah sich um, sie erstarrte zu Etwas, das schwieg und nicht atmete. War er ein Nachtschwimmer? Oder ein Konkurrent? Aber er hatte keine Tauchausrüstung dabei, als er endlich ins Wasser watete. Was lag da für ein dunkler Schatten auf seiner linken Seite? Da war kein Baum, kein Fels, nichts, was den Schatten im Mondlicht hätte werfen können. Lautlos glitt er ins Wasser und tauchte sofort unter. Vivienne sah auf die Uhr. Eine Minute, zwei, fünf. Nirgends tauchte sein Kopf wieder auf. Ein Selbstmörder mit massiver Disziplin? Wo blieb der Kerl? Sie hatte keine Lust, Zeugin eines persönlichen Dramas zu werden. In ihrem eigenen Leben gab es genug. Der Mann blieb weg. Das konnte nicht sein. Sie packte die Infrarotkamera, schlich sich näher ans Ufer und stoppte die Zeit. Acht Minuten. Kein Mensch konnte so lange ohne Luft unter Wasser bleiben. Zehn Minuten. Würde es noch Sinn machen, wenn sie Hilfe holte? Sie selbst würde unter keinen Umständen in dieser Kälte nach einem Fremden tauchen. Fünfzehn Minuten. Der Kerl war ersoffen, wie eine Ratte. Krasse Art, sich aus dem Leben zu stehlen, untertauchen und nicht mehr nach oben zu schwimmen. Sie zitterte vor Kälte und Anspannung, aber fortgehen konnte sie nicht. Ab wann trieb eine Wasserleiche an die Oberfläche? Würde die Restluft in den abgestorbenen Lungen dafür ausreichen oder brauchte es dazu die Fäulnisgase, die sich erst nach Stunden entwickeln würden? Zischend öffnete sie eine Redbull Dose. Sie würde ausharren, und wenn es morgen würde. Da, mitten auf dem See bildeten sich Kreise. Ein Schopf sah kurz aus dem Wasser, um sofort wieder abzutauchen. Eine Stunde dreißig. Das konnte unmöglich derselbe Mann sein. Vivienne duckte sich tiefer hinter den Busch und schaltete die Infrarotvideokamera an. * Durch die Wasseroberfläche schimmerte Mondlicht. Samuel tauchte tiefer, strich über den Morast des Seegrundes und wirbelte schwarze Schlieren auf, die er sehen und schmecken konnte. Die sanfte Strömung streichelte seinen Körper und er ließ sich treiben. Hier unten war er geborgen. Am liebsten würde er nie wieder auftauchen, aber die Luft wurde langsam knapp und mittlerweile war es so dunkel, dass selbst er kaum noch etwas erkennen konnte. Hättest du nicht eine Flaschenpost deponieren können? Hallo Sohn. Ich bin dein Vater und aufgrund diverser Umstände leider nicht in der Lage, mich dir persönlich vorzustellen. Er wusste nicht einmal, ob sein Vater sprechen konnte. Vom Schreiben ganz abgesehen. Mias Berichte waren wirr, wie alles, was ihren Mund verließ. Samuel schraubte sich höher. Außerhalb des Sees warteten andere Probleme auf ihn. Darrens bevorstehender Tod war nur eines davon. Toms naives Buhlen ein anderes. Er wartete in London auf ihn. Wunderte sich, dass der Mann, den er begehrte, ständig vor ihm auswich und mitten im Sommer hochgeschlossene Kleidung trug. Er strich dicht über einem Felsen entlang. Der raue Stein schrammte über seine linke Körperhälfte, gerade fest genug, um zu stimulieren, und zart genug, um nicht zu schmerzen. Und wenn er Tom die Wahrheit über sich gestand? Vielleicht liebte er ihn dann trotzdem noch. Tom mit dem weichen Haar, dem glühenden Blick und dem Verlangen, Samuel viel näher zu kommen, als er es jemals zulassen konnte. Sein stummes Lachen klang fremd in seinem Kopf. In dieser Nacht würde er eine Entscheidung treffen. Er hatte Tom lange genug hingehalten und würde morgen nach London fahren, um Klarheit in eine unmögliche Verbindung zu bringen, indem er sie löste. Er tauchte aus dem Wasser auf und schwamm zum Ufer. Das fahle Licht glitt über den Bootsteg, und er streckte sich auf den morschen Planken aus. Der Nachtwind kühlte seinen nassen Körper, der immer schwerer wurde, bis er sich nicht mehr aufraffen konnte, hoch zum Haus zu gehen. Das lange Tauchen kostete Kraft, auch wenn er es genoss. Das für menschliche Augen kaum wahrnehmbare Licht verwandelte die Unterwasserwelt in einen verwunschenen Ort der Konturen und Silhouetten. Ein Paradies, das nur für ihn geschaffen war. Er hätte es gern geteilt, aber selbst Raven hielt es nicht lange genug im Wasser aus. Er besaß die Schuppen und die aufgefächerten Lungen, Raven die Giftzähne und den hypnotischen Blick einer Schlange. Sie hatten sich die Monstrosität ihres Vaters brüderlich geteilt. Schritte. Samuel setzte sich auf. Wer kam nachts in diese winzige Bucht? Das Geräusch knirschender Steine wurde lauter. Eine Gestalt näherte sich. Der Kragen der Barbourjacke war hochgestellt und über der Schulter lag das Jagdgewehr. David. Was zum Teufel machte er hier? Sein Magen krampfte sich zusammen, er musste weg. Seine Jeans und sein Hemd lagen am Anfang des Stegs. Samuel sprang auf. Nackt durfte David ihn auf keinen Fall vorfinden. Die Schritte wurden lauter, aber nicht lauter als sein Herz, das wie wild gegen seine Rippen schlug. Er war kein Teenager mehr, aber David überragte ihn immer noch. Samuel wurde schlecht, seine Hände flatterten und schafften es erst nach Ewigkeiten, den Gürtel zu schließen. „Lass das. Du wirst ihn doch wieder öffnen.“ Hohn und Gier. Beides schwang in der verhassten Stimme. David stand hinter ihm. Zu nah. „Du warst lange weg. Wir haben viel nachzuholen.“ Gleich würde er sich übergeben müssen. Samuel atmete zischend ein und drehte sich um. David sollte sehen, dass er kein Kind mehr war. „Warum bist du früher als geplant zurückgekommen? Ein Zusammentreffen mit dir hätte ich mir gern erspart.“ Er zwang Gleichgültigkeit in seinen Blick. Sie wurde mit Davids Gier erwidert, der ihn in aller Ruhe betrachtete. „Wie ich sehe, haben sich deine Schuppen weiter verdunkelt. Sie stehen dir sehr gut, auch die silbernen Strähnen in deinem schwarzen Haar. Hast du sie mir zu verdanken?“ Ein Hauch Bedauern klang mit, doch schon verzog sich der schmale Mund zu einem Grinsen. „Ich kann einen Teil des Druckes, den du zweifellos empfindest, von dir nehmen. Jetzt gleich, wenn du willst.“ Bis zum Ufer war es nur ein Sprung. Sollte David ihn anrühren, würde er ihn in die Tiefe ziehen und ertränken. David musste seine Gedanken erraten haben, denn er nahm die Büchse von der Schulter und klemmte sie lässig unter den Arm. Als das metallische Ratschen erklang, hielt Samuel den Atem an. „Du willst einem Sohn den Vater nehmen?“ Mit gespieltem Entsetzen schüttelte David den Kopf. „Du weißt, wie sehr mich Ian liebt. Würdest du ihn über unser kleines Geheimnis aufklären, wem würde er dann glauben? Ist es nicht naheliegender, dass er dich für deine perversen Verleumdungen verachtet?“ Ian würde ihn hassen bis in die Ewigkeit, würde keine einzige Wahrheit über David akzeptieren. David leckte über seine Unterlippe, während sein Blick auf Samuels Brust hängen blieb. „Los, geh zu dem Schuppen.“ Er nickte zu dem Verschlag, in dem Finley Ersatzteile für die Motorboote aufbewahrte. „Ich will, dass du dich abstützen kannst.“ „Denkst du nicht, die Zeiten sind vorbei?“ Lustig, mit staubtrockener Kehle reden zu müssen, aber Samuel räusperte sich nicht. Das hätte zu viel seiner Angst verraten. David wedelte ihn mit dem Gewehrlauf rückwärts zum Bretterverschlag. Als er mit dem Rücken an die Holzbohlen stieß, bohrte sich gleichzeitig der Lauf in seinen Bauch. Nachlässig streifte er Samuels Hemd hoch und fuhr über die linke Leiste. Der Schauer ging durch und durch und David lächelte kalt. „Wie zu erwarten, quillst du über vor Lust und hast kein Ventil. Es ist wie damals, weißt du noch, wie du dich vor Ekstase gewunden hast? Oder war es der Schmerz, der dich flehen ließ?“ Er bohrte seine Fingernägel in die weiche Stelle unter seinem Brustbein, wo der Hornpanzer in Haut überging. Samuel biss sich auf die Zunge, bis er Blut schmeckte. Es würde wieder geschehen. Das Entsetzliche war, dass etwas in ihm genau das wollte. Die Nägel kratzten an Samuel hinab, und er unterdrückte ein Keuchen, als der Schmerz über seine Haut flirrte. Davids Augen wurden weit. „Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich es genieße, die Angst in deinen Augen zu sehen.“ „Ich könnte dich töten.“ Etwas an seiner Stimme ließ Davids Blick noch weiter werden. „Vielleicht ist mir egal, was Ian von mir denkt? “ David schüttelte entschieden den Kopf. „Ist es nicht. Du liebst deinen Bruder und seine Verachtung würdest du nicht aushalten. Ich bin vor dir sicher, Samuel. Nur du nicht vor mir.“ Mit einer langsamen Bewegung stellte er die Büchse aufrecht an die Bretterwand, gerade weit genug weg, dass Samuel sie nicht erreichen konnte. „Ich weiß, was du willst, mein Sohn.“ Samuel schlug Davids Hand weg. „Einen Dreck weißt du von mir.“ Sofort packte ihn David hart am Kinn. „Sieh mich mit diesen Honig-Augen nicht so an. Wir beide wissen, dass du jetzt schon bereust, meine Hand weggestoßen zu haben.“ Samuel schloss die Augen. David durfte die aufflammende Erregung nicht sehen, die sich unter den Hass mischte. Sie würde siegen. Verdammt, sie würde wieder siegen. Sie sammelte sich unter der Schuppenhaut, wanderte die sensible Naht zwischen seinen Körperhälften entlang und wartete auf den Schmerz. Er würde in Lust enden. Gleißender, unerträglicher Lust. Davids Atem strich über sein Gesicht, seine Zunge leckte über Samuels Kinn, schob sich grob zwischen seine Lippen. Der Kuss war tief. Ließ ihn kaum noch atmen. Er hätte zubeißen können, stattdessen ließ er zu, dass sich David an ihn drängte und fest über Samuels Brustplatten strich. Zehn Jahre Sicherheit brachen zusammen und rissen zehn Jahre Mäßigung mit in den Abgrund. David biss ihn in die Lippe, leckte über die Wunde, biss erneut. „Los, Samuel. Worauf wartest du?“ Mit der freien Hand fuhr ihm David den Rücken hinab und krallte sich in menschliches Fleisch. „Du willst, was ich dir gebe. Nimm es endlich.“ Dem Schmerz konnte er nicht mehr ausweichen. Der Lust auch nicht. Samuel erwiderte den Kuss mit einer Heftigkeit, die David aufstöhnen ließ. „So ist es gut“, keuchte er, bevor er sich noch tiefer in ihn verbiss. „Und jetzt bitte mich.“ Niemals. „Sag es.“ Davids Hand legte sich um Samuels Kehle und drückte zu. „Sag: bitte David.“ Mit der freien Hand griff er Samuel zwischen die Beine. Was er dort fühlte, verschleierte seinen Blick. „Du willst es so dringend, Samuel. Hör auf, dich selbst zu belügen.“ Samuel wollte es, und er hasste es. Trotzdem stellte er sich breitbeiniger hin und David verstand die Geste sofort. Ausgiebig erforschte er Samuels Erregung, gierig und grob, während er mit breiter Zunge quer über Samuels Hals leckte. „Ich warte, Sohn.“ Sein Atem war kalt auf der nassen Haut. Samuel legte den Kopf in den Nacken, ertrug Davids Bisse an seinem Kehlkopf. Als er viel zu fest mit den Fingernägeln die Naht zwischen den Hornplatten entlang fuhr, keuchte Samuel auf. Es war vorbei. Er hatte verloren. „Bitte.“ David hielt inne, lächelte ihn mit soviel Lüsternheit im Blick an, dass sie Samuel auf seiner Zunge schmecken konnte. „Dreh dich um, Samuel. Du kennst das Spiel, das wir spielen werden.“ Wie zärtlich Davids Raunen klang, doch es war nur Tarnung. Samuel gehorchte und David streifte ihm das Hemd von den Schultern. „Ich bin nicht der Böse in diesem Spiel.“ Die Sanftheit in Davids Stimme ließ Samuel erschaudern. „Ich bin der, der dir Erleichterung verschafft.“ Mit festem Strich führte er seine Hand über Samuels linkes Schulterblatt den Rücken hinunter bis zu den Lendenwirbeln. Samuel stöhnte auf, als sich wilde Lust in seine Eingeweide krallte. Er durfte es nicht zulassen, aber alles in ihm wollte es. Die Ekstase, den Schmerz und die abgrundtiefe Scham, die folgen würde. Er lehnte sich zurück, um David an sich zu fühlen. Er würde seine Grausamkeiten nicht lange ertragen können, aber noch massierte er kraftvoll über Samuel Brust und Bauch und tat ihm damit unendlich gut. Beinahe zärtlich küsste sein Stiefvater über seinen Hals, wo die Schuppen in Haut übergingen. Samuel legte den Kopf zur Seite und versuchte, sich zu entspannen. „Sag mir, wie viel zu willst.“ David umfasste seine Hüfte, zog ihn dicht an sich und öffnete Samuels Gürtel, dann die Knöpfe der Jeans. Mit jedem Knopf atmete er lauter. Samuel tastete nach Davids Hand und führte sie dorthin, wo seine Erregung zu schmerzen begann. Er musste wahnsinnig sein, das hier zuzulassen. David stöhnte ekstatisch, als seine Finger über die viel flacheren und glatteren Schuppen glitten. Der Impuls seiner Berührungen schoss Samuel bis ins Rückenmark. „Ich würde alles dafür geben, um zu wissen, wie sich das hier für dich anfühlt.“ David kratzte mit den Nägeln über den Schaft. Samuel schrie auf. „Na, na, na. Ganz ruhig. Das hier ist erst der Anfang.“ Mit der freien Hand streifte David die Jeans weiter hinunter. Samuel brach der Schweiß aus. David rieb ihn so grob, dass er sich an der Bretterwand abstützen musste. Splitter bohrten sich in seine Handflächen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was David mit ihm machte. „Darf ich dein Keuchen als ‘Gib mir alles` werten?“ David drängte sich an ihn. Noch fühlte Samuel den groben Stoff an seiner nackten Haut. Das würde sich ändern. „Du musst nur nicken, wenn du nicht sprechen kannst.“ Samuel nickte. Lass mich diese Nacht überstehen. Gleichmäßig strich David immer wieder über seine linke Brust. Die Nerven unter den Schuppen begannen zu vibrieren, nicht mehr lang und sie würden brennen vor Schmerz. Mit ungewohnter Sanftheit küsste David über Samuels Nacken. „Lass die Zügel fallen. Es wird dir gut tun, und der Schmerz wird erträglicher.“ „Sie werden mich hören, David. Erin, Mia und Finley.“ Vor Lust konnte er kaum die Worte formulieren. Der Bogen war überspannt. Er konnte nicht mehr zurück, und David wusste das. „Sie schlafen tief. Nur ich werde deinen Lustschrei hören, und ich werde ihn genießen, glaube mir.“ Samuel schnappte nach Luft, als sich David zu fest an den Rand des Schuppenpanzers krallte. Dafür erstarrte die Hand zwischen seinen Beinen. „Ich spüre seine Härte und sein Pulsieren trotz der Schuppen.“ Er biss ihn ins Genick und knurrte dabei wie ein Tier. „Vielleicht sollte ich mich zum krönenden Abschluss unseres Rendezvous von dir nehmen lassen. Ich bin sicher, es würde mir sehr gefallen.“ Die Vorstellung war krank, aber sie überschwemmte Samuel mit einer wilden Erregung. Warum rieb ihn David nicht weiter? Er presste sich gegen den Druck seiner Hand. „David, bitte.“ Sein Stiefvater lachte leise, aber auch er zitterte vor Erregung. Samuel fasste über seine Schulter, umschlang Davids Hals und hielt sich an ihm so fest, wie er konnte. Er wusste, was jetzt kam. David würde ihn schreien lassen. Er hatte es schon oft getan und Samuel über die Grenzen des Erträglichen hinausgeführt. David keuchte auf, schmiegte sich mit der Wange an Samuels Oberarm und setzte die Fingernägel unterhalb des Schlüsselbeins an. Samuel krallte sich im Kragen der Jacke fest. Ohne Halt würde er die nächsten Minuten nicht aufrecht überstehen. „Bist du bereit, Samuel?“ Er war bereit. Bereit für die Lust, bereit für den Schmerz und bereit für den Dank, den David danach einfordern würde. David kratzte langsam über den dünnen Grenzbereich, aus dem die Schuppen aus der Haut hervorgingen. Samuel bäumte sich auf, es half nichts. Der Schmerz fraß sich rasend schnell durch seinen Körper. David setzte wieder an, Samuel schrie. Heiße Wellen überzogen seinen Körper, er bebte, zitterte, wartete auf die Lust, die kommen musste, um ihn durchhalten zu lassen. Als sie ihn endlich ansprang, knickten seine Beine ein. David riss ihn wieder hoch, rieb ihn mit der einen Hand schneller, quälte ihn mit der anderen heftiger. Samuels Nerven standen in Flammen. Er hielt es nicht mehr aus. Sein Schrei brach sich an den Felswänden. David ließ nicht nach. Sein grausames Lachen streifte Samuels wunden Geist. Er griff tief in empfindliches Gewebe, kratzte über die Schuppen, aber seine Hand zwischen Samuels Beinen erstarrte von neuem. „David!“ Ohne Ekstase würde ihm der Schmerz den Verstand nehmen. Wieder das Lachen, das kein Erbarmen kannte. Samuel biss sich auf die Lippen, schmeckte seine Tränen und sein Blut. Kein klarer Gedanke war mehr möglich. Nur noch Schmerz und Lust, die einen Reigen tanzten, der ihn zerreißen würde. Er wollte David anflehen, aber er konnte kein Wort formulieren. Erst als er das Wimmern nicht mehr unterdrücken konnte, hatte sein Stiefvater Erbarmen. Zu schnell, zu fest. David rieb ihn, wie im Wahnsinn, brüllte heiser, als Samuel längst keinen Laut mehr ausstoßen konnte und er sich in seiner Hand ergoss. Zitternd sank er an David hinab. Er presste die Hände auf den Bauch und fühlte Blut. Sein Stiefvater kniete sich vor ihn, zog ihm mit einem heftigen Ruck die Jeans aus und spreizte seine Beine. „Es ist genug, David. Lass mich in Ruhe.“ Sein Mund war staubtrocken und ihm war schwindelig vor Schmerz und überstandener Lust. „Es ist dann genug, wenn dein letzter Tropfen mir gehört.“ Als er Davids Lippen an sich fühlte, schloss er die Augen. Er biss sich in den Handballen, um nicht wieder zu schreien. Eines Tages würde er diesen Mann töten und mit Ians Verachtung leben.


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