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Inger Bengtsonsdotter


von Kira Silberstern

fantasy
ISBN13-Nummer:
9783942635110
Ausstattung:
Paperback, 196 Seiten
Preis:
10.80 €
Mehr Infos zum Buch:
Website
Verlag:
Candela Verlag
Kontakt zum Autor oder Verlag:
kira.silberstern@candelaverlag.de
Leseprobe

Es schien ein Handgemenge zu geben, meinte Inger

aus den Geräuschen zu schließen, die nun folgten. Sie

trat einen Schritt vor, um vielleicht etwas sehen zu können.

Dabei trat sie auf einen Ast, der unter ihrem Gewicht

vernehmlich knackte. Okban packte seine Keule

fester, und nach einer kurzen Stille kamen aus dem Gebüsch

zwei Männer hervor, dürre, etwas sehnige Männer

in heruntergekommener Kleidung, in deren einem

Inger den Kesselflicker zu erkennen meinte, der vor Monaten

Gutturä aufgesucht hatte.

Beide hatten lange Messer in der Hand. Der Kesselflicker

aber, als er Ingers ansichtig wurde, schien einen

hysterischen Anfall zu bekommen. Er brach in schrilles

Gelächter aus, lachte und lachte, dass er sich an dem anderen

Mann festhalten musste. Endlich jedoch gelang es

ihm, zwischen einzelnen Lachern einzelne Worte hervorzustoßen.

„Klar!", japste er. „Die Heldin kommt gar

nicht erst hierhin!", und „Die läppische Hoffnung!"

Er lachte und japste und hielt sich an dem anderen

fest, der nicht genau zu wissen schien, wie er sich nun

verhalten sollte. Schließlich jedoch machte der Kesselflicker

eine plötzliche Bewegung, schlug dem anderen die

Faust vor die Schläfe und war mit einem Mal ernst.

„Los! Lauft!", raunte er. „Gleich wacht mein Bruder

wieder auf. Und dann wird er einen Alarm auslösen. Einen

Alarm, dass hier das Tal bebt - vermutlich zumindest."

Da packte Okban Inger an der Hand. Während Inger

noch darüber nachdachte, was sie soeben gehört hatte,

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zog Okban sie weiter, immer weiter den Hang hinauf.

Es war eher ein Stürzen und Schleifen als ein Laufen.

Okban ließ Inger nicht los, sondern versuchte viel Raum

zwischen sich und die beiden Kampfhähne zu bringen.

Endlich blieb er stehen, jetzt selber keuchend.

Er schaute Inger unsicher an. „Hast du genau verstanden,

was die gesagt haben?"

Inger war verwundert. Wieso sollte sie es nicht genau

verstanden haben?

Etwas unglücklich meinte Okban: „Das ging mir zu

schnell."

Jetzt erst begriff Inger. Die Menschensprache war für

Okban eine Fremdsprache. Hastig gab sie ihm das Gespräch

wider.

Während sie noch sprach, hörte sie ein Knacken im

Gebüsch. Von oberhalb schien etwas zu kommen, eine

Gruppe von Leuten vermutlich, rennend und durch den

Wald brechend. Inger stand erstarrt. Okban stellte sich

mit erhobener Keule schützend vor sie, immer noch keuchend,

verbunden an Seite, Schulter und Bein. Aber er

stand vor ihr, wenn er auch gegen die Übermacht keine

Chance hatte.

Es war eine Übermacht, die da kam, soviel konnte

selbst Inger hören. Nun aber musste sie, die hinter Okban

stand, ihren Speer umklammernd, bemerken, dass

auch von unten etwas kam. Ja, auch von unten rannte

etwas heran. Inger drehte sich um, während sie schon

die ersten Rufe von oben hörte. „Da sind sie!", hörte sie.

Und: „Schlagt sie tot!"

Inger drehte sich um, und von unten sah sie den Kesselflicker

auf sich zurennen. Er hastete und rannte, und

in Händen schien er eine Art Knäuel zu halten. Ehe noch

einer begriff, was es mit diesem Knäuel auf sich hatte,

war das Netz schon über Okban und Inger. Inger taumelte

gegen Okban. Sie standen da, das Netz über ihnen

beiden, und Inger sah an dem breiten Rücken des Trolls

vorbei nach vorne.

Mittlerweile war vor ihnen eine ganze Gruppe aufgetaucht,

die im Lauf innehielt und reichlich verwirrt

aussah.

„Wo sind sie denn hin?", rief der Magier mit dem

Kristall.

„Eben waren sie noch da!", schrie einer der Kämpfer.

„Schlagt sie tot!", brüllte ein anderer.

Inger aber stand da, eng an Okban gedrückt, unter

dem Netz, und rührte sich nicht. Rührte sich nicht, während

die Wachen nach ihnen suchten. Rührte sich nicht,

als sie den Kesselflicker erblickten, der soeben versuchte,

im Unterholz zu verschwinden. Rührte sich nicht, als

der Kesselflicker sich ergab und unter wüsten Drohungen

gefangen genommen wurde. Rührte sich nicht, als

der Kesselflicker unter hämischem Lachen erklärte, er

selber sei die gesuchte Heldin in genialer Verkleidung.

Rührte sich nicht, als der Kesselflicker schließlich abgeführt

wurde, gefesselt, die Arme auf den Rücken gebunden.

Klappentext

Die Welt der Inger Bengtsonsdotter ist aus den Fugen geraten. Seltsame Fremde bringen beunruhigende Nachrichten. Das Versprechen von Macht und Reichtum verwandelt Ingers Freunde, ja sogar ihren Bruder, in erbarmungslose Handlanger einer fremden, kalten Macht. Liebe und Zuneigung sind Ausdruck von Schwäche; die alten Schutzgeister der Ahnen - Kinderkram.

Inger sieht die Veränderungen, doch ihre Warnungen finden kein Gehör. Diejenigen, die das Unheil ebenfalls erahnen oder erkennen, fühlen sich nicht in der Lage, sie bei ihrem Kampf zu unterstützen.

Hilfe kommt ausgerechnet aus einem Umfeld, das Inger bisher als gefährlich, ja feindlich gesinnt ansah. Doch wird sie noch rechtzeitig kommen, um das Schlimmste zu verhindern?

 

Der Roman spielt in einem sagenhaften Skandinavien, einer Welt fantastischer Wesen. Trolle und Elben, sprechende Tiere und vernunftbegabte Pflanzen geben der Geschichte einen mystischen Charakter.

 

Inger Bengtsonsdotter ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens, über die Überwindung überlieferter Vorurteile, den Kampf des Guten gegen das Böse und natürlich über die Liebe.

Rezension