»Das hier stammt vom Jaotar«, meinte Kantaro nach einer Weile. »Bis auf eine seiner Krallen lassen sich kaum verwert-bare Abdrücke finden. Ich verstehe nur nicht, warum die Bestie Beute reißt und dann den Großteil liegen lässt.«
Nairi sah sich nicht nach ihm um. Dabei erstaunte sie seine Erkenntnis gleichfalls. Ihre Erfahrung mit diesen Bestien tendierte gegen null. Aber sogar sie wusste, dass Jaotare nie grundlos Beute rissen. Nur zum Spaß würde kein Tier töten, schon alleine deshalb nicht, weil ein Kampf immer auch die Gefahr barg, selbst verletzt oder getötet zu werden.
»Wurde der Jaotar vielleicht selbst angegriffen?« Ein anderer Grund fiel Nairi nicht ein.
»Das lässt sich schwer sagen. Aber selbst wenn das so gewesen wäre«, Kantaro verstummte kurz, »erklärt das nicht dieses Gemetzel.«
»Hm«, gab Nairi leise von sich, »zum Glück ist der Jaotar nicht näher an Ilavarey herangekommen. Solch eine unberechenbare Kreatur hätte sehr, sehr viel Ärger bedeutet.«
Im selben Moment, wie Nairi weiter darüber nachdachte, fiel ihr ein seltsamer auf sie zutreibender Ast auf, der der Fließrichtung des Calyio trotzte. Zu allem Überfluss reflektierte die Wasseroberfläche das Tageslicht. Sie blinzelte. Wenige Schritte bevor der vermeintliche Ast das Ufer erreichte, erkannte Nairi die vielen kleinen Zacken und zugleich ihren Irrtum. Das war kein Ast.
»Meister Kantaro. Weg hier, schnell!«
Wie vom Blitz getroffen fuhr sie herum und rannte los. Geistesgegenwärtig erhob Kantaro sich und erblickte mit vor Schreck geweiteten Augen, was Nairi meinte. Sie dagegen hörte hinter sich nur noch das Geräusch aufstiebenden Wassers.
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