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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Hadiya, Dieter Krause
Dieter Krause

Hadiya


Wächterin über die Pforten der Scheol

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Prolog Nujala konnte nicht mehr genau sagen, wie lange sie gebraucht hatte, um den geheimen Schließmechanismus der riesigen Pforte zu installieren. Nur eins blieb noch zu tun: die Verriegelung musste aktiviert werden, um sie zu versiegeln. Nujala riss mit aller Kraft an dem Ikosaeder, der bis zur Hälfte im harten Felsen steckte und ihn fest umschloss. Immer wieder rutschte sie von den glatten Flächen des Vielflächner-Steines ab, fasste erneut zu und riss sich die Finger an den scharfen Kanten auf. Blut tropfte von ihren Fingern auf den sandigen Boden und versickerte. Nujala verdrängte den Schmerz, riss und zerrte an dem Stein, bis es endlich laut knackte und sie den Ikosaeder in ihren blutverschmierten Händen hielt. Nujalas Blick wanderte zurück auf den geheimen Schließmechanismus, der gemächlich anfing, einen Schließbolzen nach dem anderen in seine endgültige Position zu schieben, um die Pforte der Scheol zu schließen. Die ganze Zeit schon hörte sie das Rauschen und Gurgeln, das aus den Tiefen der dunklen Gänge an ihre Ohren drang. Mittlerweile war es beängstigend laut geworden. Die Regenflut kam unaufhaltsam näher. Wie besessen rannte sie durch die schmalen Gänge und schaute sich dabei immer wieder ängstlich um. Eine letzte Sache hatte sie noch zu tun. Ihre Hände umschlossen den Ikosaeder, der in der Dunkelheit leuchtete. Ihr blieb keine Zeit mehr. Sie musste den Ikosaeder in Sicherheit bringen, bevor er seine phosphoreszierende Wirkung verlor und sie in der Finsternis der Gänge einschloss. Ihr gehetzter Blick richtete sich wieder nach hinten, aber sie konnte die drohende Gefahr, die auf sie zukam, nicht erkennen. Das Rauschen war inzwischen zu einem Dröhnen geworden und das Regenwasser füllte das Höhlenlabyrinth unaufhörlich. Die oberen Höhlenteile waren bereits durch die anschwellenden Wasserfälle verschlossen und machten ihr den Rückzug unmöglich. Nujala blieb stehen, lauschte und leuchtete auf den bedrohlich wirkenden Boden. Vorsichtig tastete sie sich weiter voran. Da war sie, die Kaverne, die aussah wie ein finsterer, abgrundtiefer Schlund. Behutsam legte sie den Ikosaeder auf dem Boden ab und zog sich ihre verschmutzte Kutte aus. Akribisch verknotete sie den Ikosaeder damit, formte eine Schlaufe und legte sich den so entstandenen Beutel um den Oberkörper. Sicher lag der verpackte Ikosaeder zwischen ihren weißen Brüsten. Ohne zu zögern sprang Nujala in den schwarzen Schlund der Kaverne und traf hart auf die unter ihr liegende Wasseroberfläche auf. Das eisige Wasser umschloss sie, hielt sie fest in seinen Klauen und schnitt ihr wie Rasierklingen in die Haut. Nujala keuchte, rang nach Luft und hielt ihren Kopf nur mit der Kraft ihrer Beine über der Wasseroberfläche. Sie umklammerte den Ikosaeder mit beiden Händen und drückte ihn noch fester an sich. Sie musste tiefer hinabtauchen, um die unten im Berg liegende Tropfsteinhöhle zu erreichen. Dort wollte sie den Ikosaeder in Sicherheit bringen und hoffte, dass er niemals in die falschen Hände geriet. Der Weg durch die überflutete Höhle war lang, das wusste sie, und sie würde beide Arme brauchen, um ihr Ziel zu erreichen. Widerwillig ließ Nujala den immer noch leuchtenden Ikosaeder los und holte mehrmals tief Luft, bevor sie in das eisige Dunkel hinabtauchte. Erster Armzug, zweiter Armzug, dann hatte sie den Schacht gefunden, der sie noch tiefer hinabführte. Vorsichtig glitt sie hinein. Fünfter Armzug, sechster Armzug, der Schacht machte einen Bogen nach oben. Nujalas Lunge verlangte nach Luft, doch ein Zurück gab es nicht mehr. Der Schacht war zu eng, um sich zu drehen. Nujala konzentrierte sich auf den sanften Lichtschein des Ikosaeders. Neunter Armzug, zehnter Armzug, ihre Lungen brannten wie Feuer und ihr wurde schwindelig. „Nein!“, schrie es in ihr auf. Noch einmal bäumte sich ihr Körper auf, ihre Finger verkrallten sich in die Höhlenwände und zogen ihn hektisch vorwärts. Zweimal, dreimal, Todesangst überkam sie und legte sich wie eine kalte Klaue um ihre Brust. Dann brach sie durch die Wasseroberfläche. Mit einem lauten pfeifenden Geräusch saugte Nujala gierig die abgestandene Luft in ihre Lungen ein. Immer wieder, bis sie sich langsam beruhigte. Ihr Körper zitterte vor Erschöpfung. Vorsichtig hob sie den Ikosaeder über ihren Kopf, um den Endversturz der Höhle auszuleuchten. Die Höhlendecke war vermutlich ein paar Meter über ihr. Genau konnte sie das nicht erkennen. Vor ihr lag der Endversturz aus Geröllmassen und bildete einen kleinen Absatz, der aus dem Wasser ragte. Hierauf rettete sie sich und blieb einfach reglos liegen. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Ihr nackter Körper schmerzte vor Kälte und das monotone Rauschen des Wassers ließ sie einnicken. Plötzlich zuckte sie hoch. Der Ikosaeder, sie musste ihn verstecken. Nujala packte ihn aus und sah, dass seine Leuchtkraft fast erloschen war. Sie hielt ihn noch einmal hoch, um ein geeignetes Versteck zu finden, doch der übrig gebliebene Lichtschein war zu schwach. Ein paar Meter neben sich erkannte sie ein schemenhaftes Steingebilde. Langsam kroch sie auf das Gebilde zu und realisierte jetzt, dass ein Stalaktit, der von der Höhlendecke direkt auf den Stalagmiten der vom Boden kam, zugewachsen war. Ein paar Zentimeter trennten sie noch voneinander. Nujala hatte das geeignete Versteck gefunden. Vorsichtig platzierte sie den Ikosaeder zwischen die Spitzen der Tropfsteine. Es knirschte, aber der Ikosaeder passte dazwischen. Zufrieden setzte sich Nujala auf ihre nasse Kutte und sah noch eine Weile zu, wie der Wasserspiegel langsam aber unaufhörlich anfing zu steigen. Mit einem Mal war es dunkel um sie herum, der Ikosaeder hatte seine Leuchtkraft endgültig verloren und war eins mit den Tropfsteinen geworden. Nujala schloss die Augen. Dunkelheit umschloss sie in ihrem feuchten, kalten Grab.


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