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> Fantasy Bücher > Der Nebel Notre Dames
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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Der Nebel Notre Dames, Fabienne Siegmund
Fabienne Siegmund

Der Nebel Notre Dames


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Sie hatte ihn gefunden. Lange hatte sie gesucht, aber schlussendlich – und das war, was zählte, hatte sie ihn gefunden – hoch über den Dächern von Paris. Reglos stand er da – einer der stummen Wächter Notre Dames war er geworden. Unter seinen wachsamen aber doch reglosen Steinaugen floss die Seine entlang, trug in ihren Wellen Geschick und Schicksal. Ob das ihre ebenfalls dabei war? Oder das seine? Stein kann nicht sprechen, wie sollte die Seine von ihm erfahren?, schoss es ihr durch den Kopf, während sie dichter zu ihm schwebte, über sein steinernes Antlitz strich. „Das hätte nicht passieren müssen“, flüsterte sie leise. Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit. Sie wusste, dass es hatte passieren müssen. Dass ihre Worte nur eine Lüge waren, die sie trösten sollten, aber auch ihre Worte hatten an Macht verloren. Das war der Preis gewesen. Eine Träne rollte über ihre Wange, seine Augen hingegen starrten nur reglos auf die schlafende Stadt. Sie straffte ihre Schultern, griff nach dem Tuch, das ihre nackte Haut unter einem dünnen Schleier verbarg und hinter ihr wie eine Nebelschwade durch die Luft wehte. Mit einer Bewegung ihrer Hände ließ sie das Tuch auf ihn zuschweben, umgarnte ihn damit, seinen nackten Oberkörper, seine Ohren, die so spitz waren wie die ihren – sein Gesicht mit dem Falkenschnabel, das nicht länger menschlich war. Aber all das rührte sich nicht – denn er war zu Stein geworden. Sie umarmte ihn, drückte ihren warmen Körper gegen seine Kälte, und ihre Tränen legten sich auf seine steinerne Stirn wie Regentropfen. Irgendwann drückte sie sich von ihm weg, versuchte ein Lächeln. „Ich werde dich befreien.“ In ihrem Kopf hörte sie die Stimmen der Geister, die sie immer begleiteten. „Er hat es nicht verdient. Er hat dich verletzt, hat dein Herz gebrochen.“ Sie schüttelte energisch den Kopf, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen. Ihre Haare, die die Farbe des Schleiers hatten, der sie umhüllte, wehten durch die Nacht. Die Geister, die die Vergangenheit waren, hatten recht, aber sie konnte nicht anders. Sie wusste, dass er Schmerz sein würde. Aber auch Liebe.


 


 


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